Jungjäger-Serie, Teil 8: Die Wahl der ersten Büchse – darauf sollten Sie bei einer Einsteigerwaffe achten

Vorbei sind die Zeiten, in denen nur derjenige eine gute Waffe bekam, der tief in die Tasche griff. Heute teilt sich der Markt in drei Segmente auf. Hochpreisig – hier finden sich dann Modelle wie die Blaser R8, Steyr Monobloc oder Krieghoff-Waffen – auf das dann das mittelpreisige Segment folgt und an das sich das niedrigpreisige Sortiment anschließt. Aber was kann der Jungjäger erwarten für sein Geld? Ist günstig schlecht und teuer unumstößlich gut? Aber für was sollte man sich bei seiner ersten Repetierbüchse entscheiden, denn das Angebot ist gigantisch groß und der Markt eher unübersichtlich.

Die Qual der Wahl gilt bei Jagdbüchsen auch für Jungjäger: Die Frage ist also Standard oder Luxus?

Krieghoff Semprio komplett von rechts. Im Hintergrund Laub und Gehölz.
Premium-Segment: Der In-Line-Repetierer Semprio von Krieghoff gehört zu den Büchsen im hochpreisigen Bereich.

Das Budget entscheidet über die Anschaffung der Büchse. Nicht jeder kann einen hohen vierstelligen Betrag ausgeben, um sich seine erste Büchse zu kaufen – zumal ja der Rest der Ausrüstung (Optik, Montage, Fernglas, Munition, Kleidung, Messer usw.) auch gestemmt werden will.

Aber niemand muss verzagen, denn auch für vergleichsweise wenig Geld, lässt sich sicher und preiswert jagen. Viele Hersteller, wie CZ, Mauser, Bergara, Franchi, Mossberg, Brenner oder Sabatti (in Deutschland über Frankonia: Mercury) bieten Büchsen für unter 1.000,- Euro an. Und da alle Waffen in Deutschland durch den entsprechenden Beschuss müssen, braucht man sich hinsichtlich der Sicherheit keine Gedanken zu machen. Lediglich was die Variationen (etwa beim Schaft) oder in den Kalibern (die Standardkaliber gibt es aber) angeht, muss man hier Abstriche machen. Zudem haben die Hersteller der günstigen Büchsen häufig auch schon mitgedacht und moderne Features wie ein Mündungsgewinde (für den Schalldämpfer) und eine Picatinnyschiene (für die günstige Montage der Optik) bereits mit an Bord.

Sabatti Rover
Eine Büchse wie die neue Sabatti Rover Hunter Classic kann der Jungjäger schon für unter 1.000,- Euro kaufen. Wichtige Features wie ein Mündungsgewinde und eine Picatinny-Schiene bringt sie dennoch mit. Den Jungjäger freut das!

Was nun das obere Segment angeht, so dürfte jedem klar sein, dass man hier aus dem Vollen schöpfen kann. Unterschiedliche Schaftvarianten, Kaliber, Einlagen, Montagen und noch vieles mehr bieten die Hersteller an, um die ausgewählte Waffe nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten – natürlich für einen entsprechend höheren Preis.

Rößler Titan mit Swarovski-ZF dS
Die Rößler Titan 6 kommt aus dem mittelpreisigen Segment. Hier bestückt mit einem Zielfernrohr dS 5-25x52 PS RII von Swarovski und Hausken-Schalldämpfer JD151.

Besonders interessant zeigt sich aber das mittlere und manchmal etwas vernachlässigte Segment. Hier finden sich dann gleich mehrere Hersteller, die gekonnt den Spagat schaffen zwischen hoher Qualität sowie Strahlkraft der Marke und dabei "viel Gewehr für vergleichsweise wenig Geld" bieten. Ein Beispiel dafür ist die Firma Rößler. Ein bewährtes System in Form der Titan 6, das dann in verschiedenen Schaftvariationen (wie Carbon, Holz oder Kunststoff) zum Einbau kommt. Hier hat der Jäger ein zuverlässiges System als Standard und kann die Range von 1.500,- Euro bis hoch über die 4.000,- Euro auswählen – je nach Version und Ausstattung.

Die erste Jagdbüchse: Trend zu Geradezug und Handspanner

Zwei Dinge haben sich in den letzten Jahren zum Trend entwickelt: Der Geradezugrepetierer und der Handspanner. Ersterer erlaubt es, sehr schnell nachzuladen und in der Regel auch im Ziel zu bleiben, wodurch schnelle Schussfolgen möglich sind. Gerade auf Drückjagden ein großer Vorteil, wenn mehrere Stücke gleichzeitig anwechseln. Doch nicht nur für die Bewegungsjagd können diese Waffen für Jungjäger interessant sein, sondern ebenso für die normale Ansitzjagd.

Die beiden neuesten Vertreter aus dieser Klasse sind die Beretta BRX 1 und die Haenel Jaeger NXT. Die italienische Waffe gibt es in vielen Standardkalibern und kostet gerade einmal etwas über 1.500,- Euro – also eine lohnende Alternative, für die, die eine Allroundbüchse suchen. Die Haenel fällt teurer aus, hat aber neben dem hochwertigen und nachhaltigen Holzschaft noch einen Handspanner an Bord.

Was das Feature des Handspanners angeht, so ist es eine lohnende Sicherheitseinrichtung. Jede normale Büchse verfügt jedoch über eine ausreichende Sicherung. Handspannersysteme sind in der Regel teurer. Wenn es das Budget nicht hergibt, dann kann man hier durchaus sparen und das übrige Geld in Optik, Montage oder andere nützliche Dinge für die Jagd investieren.

Haenel Jaeger NXT komplett von rechts.
Bei der Haenel Jaeger NXT handelt es sich um eine top-aktuelle Repetierbüchse mit Geradezugsystem und Handspanner.
Schütze mit Unterhebelrepetierbüchse von Pedersoli.
Etwa bei Unterhebelrepetierern (hier: Pedersoli Boarbuster Mark II in .45-70) handelt es sich eher um Drückjagdspezialisten denn um Generalisten für den Jungjäger.

Sonderformen der Büchse – das ist eher nichts für den Jungjäger, aber dennoch interessant

Neben den normalen Repetierern und Geradzugrepetierern existieren noch viele andere Formen von Büchsen. Sei es der Unterhebelrepetierer, die Doppelbüchse, der Selbstlader oder andere Variationen. Diese sind aber als Erstanschaffung für den Jungjäger ziemlich uninteressant, weil meist zu speziell – dennoch werden wird uns in einem späteren Text genau dieser anderen Formen und zeigen, wo jagdlich ihre Stärken und Schwächen liegen.

Darauf sollte der Jungjäger bei seiner ersten Büchse achten:

Der wichtigste Punkt ist sicherlich das Budget. Man sollte sich einen Plan zurechtlegen, der aber auch alle anderen Kosten mit einschließt – der Waffenschrank etwa ist eine unbedingte Voraussetzung und schlägt zusätzlich zur Jagsausrüstung mit 500 bis 600 Euro (in der günstigen Variante) zu Buche. Und nein: Jagen ist kein günstiges Hobby - das geht schon bei den Kosten für den Jagdschein los. Und genau deshalb ist eine solide Budgetplanung, so theoretisch das für den ein oder anderen klingen mag, eine ziemlich gute Idee.

Hat der Jungjäger nur ein begrenztes Budget, kann er auch erstmal mit einer preiswerten Waffe starten. Natürlich muss man hier einige Abstriche bei Ausstattung, Technik und Material machen. Aber bitte unbedingt darauf achten, dass eine Picatinnyschiene und das Mündungsgewinden dabei sind. Ansonsten muss das später noch dazugekauft oder geschnitten werden, was das Budget schnell sprengt. Das Wichtigste: die Waffe muss zum Jäger oder der Jägerin passen. Vor allem die Schaftlänge ist entscheidend, um die Büchse sauber bedienen zu können. 

Viele Jäger haben früher oder später mehrere Waffen. Denn sowohl der Einsatzzweck als auch die persönlichen Vorlieben sind nicht immer gleichbleibend. So hat der Jungjäger künftig „Luft nach oben“, was seine Waffe und die gesamte Ausrüstung angeht. In Bezug auf die Auswahl des richtigen Kalibers hatten wir in Teil 1 unserer Serie schon etwas geschrieben (alle Links siehe unten in der Übersicht). Das Thema "Optik" für den Jungjäger werden wir dann zu einem späteren Zeitpunkt separat und ausführlich behandeln.

Hiermit endet die erste Staffel unserer Jungjäger-Serie in 2021. Es bleibt aber spannend: Eine zweite Staffel mit nun tiefer gehenden Themen sind bereits in Arbeit!