Neue Serie - Teil 2: Jungjäger schützt Eure Ohren! Auswahl des richtigen Schalldämpfers und Gehörschutzes

Das Thema "Gehörschutz" sollte eigentlich in jedem Jagdkurs behandelt worden sein. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Jägerschaft sich nicht oder unzureichend dem Thema Schutz des Gehörs widmete. Sicherlich kennt jeder den einen oder anderen Waidmann, der nach Jahrzehnten des Schießens unter Schwerhörigkeit leidet. Denn die akustischen Impulse sind zwar kurz, dafür aber umso heftiger. So können die empfindlichen Nerven im Ohr nachhaltig geschädigt werden. Wäre der Hörverlust sofort bemerkbar, würden sicherlich viele Jäger von vornherein anders denken, doch die Probleme mit den Ohren stellen sich mitunter eben erst mit den Jahren ein.

Aus unsere Sicht hat sich das Bild aber speziell in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Der Jäger achtet mehr auf sich und seine Umwelt und der Markt bietet einiges an Produkten, mit dem sich effektiv die eigene Gesundheit im Ohr schützen lässt.

Nie mehr ohne Schalldämpfer auf die Jagd. Warum?

Schalldämpferreiniger und drei verschiedene Schalldämpfer nebeneinander.
Auch Schalldämpfer brauchen Reinigung: Links: Fluna Tec Silencer Cleaning Kit. Schalldämpfer (v.l.): Steyr OSD, Hausken SK 156 XTRM, Hausken JD 151 XTRM.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich den Schalldämpfer auf meiner Waffe nicht mehr missen möchte. Meinen ersten Jagdschalldämpfer musste ich noch mit Ausnahmegenehmigung beantragen. Das hat sich glücklicherweise geändert. Nun sind Schalldämpfer den Gewehren gleichgestellt (müssen ebenso verwahrt werden) und können vom Jäger wie Waffen mit einem gültigen Jagdschein erworben werden. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Geringere Lärmemission (und damit auch der Schutz des eigenen Gehörs)
  • Geringerer Rückstoß
  • Weniger Mündungsfeuer

Und das sind nur die wichtigsten Vorteile, wenn man mit Schalldämpfer auf die Jagd geht. Aktuell gibt es eine ganze Reihe von teils doch sehr interessanten Schalldämpfern von verschiedenen Herstellern mit unterschiedlichen Eigenschaften. Hier bei all4shooters.com finden Sie eine aktuelle Übersicht über mehr als 80 Schalldämpfer für die Jagd.

Die Bauform des Schalldämpfers: Overbarrel oder On-Top? Wir erklären den Unterschied am Beispiel von Hausken

Der Markt hat sich mittlerweile stark gefüllt mit verschiedenen Schalldämpfern, die alle um die Gunst der potenziellen Käufer buhlen. Klar, dass hier auch Jungjäger im Visier der Hersteller sind. Bei Schalldämpfern unterscheidet man vor allem zwei Kategorien, nämlich jene Dämpfer, die über einen Teil des Laufes montiert werden (overbarrel) oder diejenigen, die einfach vorne aufgeschraubt werden und die Waffe entsprechend verlängern. Hier kommt es dann auf die jeweilige Waffe an und was der Jäger bevorzugt, um zu beurteilen, was einem besser gefällt.

Vergleich zweiter Schalldämpfer von der Hinterseite.
Im Vergleich: Links ein Overbarrel-Schalldämpfer, rechts ein On-Top-Modell.

Zu den Marktführern im Bereich der Schalldämpfer zählt die Firma Hausken, die etwa mit ihren Modellen SK 156 XTRM oder JD 151 XTRM beide Segmente bedient und auch bei der Dämpfungsleistung weit vorne zu finden ist. Einige Modelle des Herstellers haben wir bei all4hunters.com auch schon getestet und gemessen.

Worauf man achten sollte ist aber, dass die Waffe das passende Gewinde aufweist. Davon gibt es viele wie 14x1, 15x1 oder 18x1. Der Schalli sollte entsprechend das passende Gewinde haben. Adapter gibt es zwar auch, aber hier ist weniger mehr und jedes Teil, auf das verzichtet werden kann, ist gut für die Führigkeit der Waffe.

Viel wird auch darüber diskutiert, wie kopflastig Waffen werden bei einem langen Lauf und dem Schalldämpfer. Das spielt auch eine Rolle, jedoch nur marginal, wenn sie mich fragen. Vom Ansitz aus oder bei der Pirsch angestrichen oder auf dem Pirschstock aufliegend, fällt diese Gewichtsverteilung nicht so sehr ins Gewicht, weswegen der Jungjäger sich an erster Stelle an der Dämpfungsleistung orientieren sollte. Hier sollte es aus meiner Erfahrung dann aber durchaus ein gutes Markenprodukt sein, um später im Revier nicht enttäuscht zu werden.

Flinten nicht vergessen: Manchmal sollte es auch hier ein guter Gehörschutz sein!

Der Sordin Supreme Blaze pro wird vom Ausbilder dem Jungjäger erklärt.
Jagdausbilder und all4hunters.com-Autor Alexander Losert erläutert Jungjäger Boris Kammer den aktiven Gehörschutz Sordin Supreme Blaze Pro.

Also nur noch mit dem Schalldämpfer für die Jagd? Wenn es nur um die Büchse geht, dann aus unserer Sicht: ja. Aber es gibt noch andere Jagdarten, wie mit der Flinte. Dafür gibt es keine Schalldämpfer und es ist auch laut bei der Schussabgabe aus einer Jagdflinte. Deswegen muss auch hier bitte das Gehör geschützt werden. Dazu bieten sich beispielsweise Kapselgehörschützer z.B. von renommierten Spezialisten wie Sordin an. Dabei handelt es sich um aktive Gehörschützer, die nur die hohen Pegel – wie bei einem Schuss – herausfiltern. So kann man sich nach wie vor mit seinen Jagdkollegen unterhalten. Es gibt sogar noch Sondermodelle, wie den Sordin Supreme Blaze Pro, der mit einer LED-Lampe aufwartet. Wir haben die Produkte des schwedischen Herstellers schon in einem eigenen Artikel vorgestellt.

Wenn es "nur mal schnell auf den Stand" gehen soll oder man keine Kapselgehörschützer mag, kann man zu kleinen In-Ear-Gehörschützern greifen. Diese gibt es sowohl als aktive als auch passive Version. Vom Munitionshersteller RWS gibt es ein ganz interessantes, passives Produkt, den RWS Impuls-Gehörschutz, den Sie super günstig für knappe 20,.- € online bestellen können. Dabei handelt es sich um zwei Earplugs, die je nach Bedarf entweder 15 oder 33 dB dämpfen. Diese sind platzsparend und eine wirkliche Alternative zu den großen Modellen.

Fazit: So sollte der Jungjäger sein Gehör schützen

Eine der besten Neuerungen im Bereich des Waffenrechts waren die Erleichterungen für den jagdlichen Einsatz von Schalldämpfern. Man kann jedem Jungjäger nur raten, sich eine solche "Flüstertüte" anzuschaffen. Die Vorteile sind wirklich mannigfach. Dennoch sollte zusätzlich ein aktiver oder passiver Gehörschutz gewählt werden – allein schon um bei der Jagd mit der Flinte das Gehör zu schützen. Selbst wenn es für den Moment nicht so scheinen mag, doch die Langzeitfolgen des Schießens für die Ohren können damit absolut minimiert werden.

Als Jungjäger sollte man sich in jedem Fall einen Kapselgehörschutz und einen Schalldämpfer gönnen. Bei Letzterem sollte es zuerst einmal nach der Dämpfungsleistung gehen, anstatt auf die Länge zu achten und vor allem auch, ob die Waffe mit dem Dämpfer harmoniert. Dann steht einem ungetrübten Jagderlebnis nichts mehr im Wege.


Unsere neue Jungjäger-Serie von all4hunters.com geht wöchentlich jeweils am Sonntag online. Unsere Themen sind:

  • Teil 1: Die Auswahl des richtigen Kalibers
  • Teil 2: Gehörschutz und Schalldämpfer
  • Teil 3: Zubehör: Messer, Taschenlampen & Co.
  • Teil 4: Wie kommt das Zielfernrohr auf die Büchse? Die richtige Montage
  • Teil 5: Die Wahl der richtigen Flinte
  • Teil 6: Wärmebild- und Nachtsichttechnik
  • Teil 7: Waffenreinigung
  • Teil 8: Die Wahl der richtigen Büchse