So unterschiedlich die Testwaffen auch sind, sie teilen sich viel Gemeinsames. Jede hat ein Polymer-Griffstück. Und jede auch einen „OR Cut“, wie die zur Aufnahme von Rotpunktvisieren im Verschluss angebrachte Ausfräsung bezeichnet wird. Auch über eine Picatinny-Schiene zur Aufnahme von „elektronischen oder optischen Zielhilfsmitteln“, dies in Behördendeutsch, verfügt jede Testwaffe. Diese Schiene nimmt also Laser-Licht-Module, aber auch eine simple Lampe auf. An jeder Testwaffe kann die Magazinauslösetaste zur dominierenden Hand umgesteckt werden. Und alle haben einen beidseitigen Verschlussfanghebel. Letztlich teilen sich alle drei Fabrikate beeindruckende Anteile behördlicher oder militärischer Marktsegmente. Und alle verfügen auch über die beachtliche Magazinkapazität von 15 Patronen. Doch nun zu den Unterschieden.

Die GLOCK 20 in 10 mm Auto im Detail:
Sie sieht erst mal nicht anders aus als die Ikone mit der laufenden Nummer 17. Gut, diese GLOCK G20 (Deutschland-Importeur: RWS GmbH) ist grün und nennt sich in dieser Version „Hunter“. Auch in der fünften Generation bleibt die Nummer 20 in 10 mm Auto der Familientradition treu: Kein Gramm zu viel und nicht einen Millimeter mehr als unbedingt nötig wird da verbaut. Und auch sämtliche Bedienelemente wurden im Vergleich zur Urahnin zwar zielführend, aber eher im kosmetischen Bereich als massiv in materiellen Details verändert. Die „Hunter“ hat ein Magazin mehr und Fluoreszenz-Einlagen in der Visierung, sonst das, was GLOCK immer an Dreingaben beisteuert.
Die SIG Sauer P320 XTEN Comp in 10 mm Auto im Detail:

SIG Sauer bezeichnet diese Variante als „kompakt“. Das mag im Vergleich zu den anderen Testwaffen angehen oder sich auf den relativ kurzen Lauf beziehen. Nur für sich genommen ist die Bezeichnung eher grenzwertig, sowohl was die Masse als auch die Dimensionen angeht. So misst die GLOCK zwischen der Oberkante des Verschlusses, hinter dem Korn gemessen, bis zur Unterkante der Picatinny-Schiene nicht mal 39 mm in der Höhe. Die Smith & Wesson kommt hier auf rund 40 Millimeter. Die satten 47 Millimeter Höhe an dieser Stelle lassen dadurch die SIG Sauer im Vergleich der vorderen Verschlusskonturen optisch wesentlich wuchtiger wirken. Der Inhalt der SIG Sauer-Box wirkt sehr aufgeräumt, da im Gegensatz zu den anderen Modellen keine Griffrückenadapter beiliegen. Bei SIG Sauer wird, als nicht erwerbsscheinpflichtiges freies Teil, gleich das ganze Griffmodul getauscht, letzteres kostet um 75 Euro. Der erwerbsscheinpflichtige „Innenrahmen“ der Basiswaffe wird jeweils umgesteckt. SIG Sauer kommt in Deutschland über Importeur German Sport Guns (GSG).

Die S&W M & P 2.0 in 10 mm Auto im Detail:
Die größte Pistole dieses Test-Trios ist auch Ausstattungssieger. Statt wie üblich drei liegen der Smith & Wesson M&P 2.0 vier Griffrückenadapter bei. Die Waffen kommen in Deutschland über Importeur Waimex in den Fachhandel. Die lästige und kostspielige Fahndung nach Visierungs-Adapterplatten entfällt, eine Palette unterschiedlicher Platten deckt das Spektrum an relevanten Marken und deren Modellen ab. Dazu kommt eine extrahohe Visierung.

Auf dem Schießstand: 10 mm Auto aus GLOCK, Smith & Wesson sowie SIG Sauer in der Praxis

Die Testpistolen differieren weder von der Masse noch von den Dimensionen her dramatisch. So fragte kein Tester, ob es heftig werden könnte, denn eine SIG Sauer in diesem Kaliber hatte sich vor einiger Zeit als absolut beherrschbar eingeführt. Zuerst interessierte die Handlage. Das Horn am Griff als Maßstab genommen, liegen GLOCK und Smith & Wesson über fünf Millimeter tiefer in der Hand als die höher bauende SIG Sauer. Gemessen zwischen Hinterkante Abzugsbügel und dem Griffrücken kommen bei GLOCK 53 mm, bei Smith & Wesson 55 und bei SIG Sauer (wegen einer deutlichen Kehlung) nur 47 mm Abstand heraus. Daher ist das Griffstück der SIG Sauer für kleine und mittelgroße Hände topp, benötigt danach aber eher eine größere Variante. Die vormontierten „M“-Adapter der anderen Testwaffen lassen bei größeren Händen einige Freiheitsgrade mehr zu und sind bei Bedarf schnell getauscht. Das GLOCK- wie auch das SIG Sauer-Griffstück vermittelt einen etwas „eckigen“ Eindruck, der sich aber im Schuss kaum nachteilig bemerkbar macht. Bei der Smith & Wesson sorgt der ballige Griffrücken auch für ein entsprechendes Griffgefühl. Dies und die sehr raue Oberfläche liefern den überzeugendsten haptischen Eindruck. Dafür fehlt der S & W der geradlinige vordere Verlauf am Abzugsbügel, der manchen zur Unterstützung des Zeigefingers der Nichtschusshand dient und einen wirksamen Ansatzpunkt gegen den Mündungsanstieg im Schuss abbildet.

Eindrücke im Schuss: Wesentlich zahmer als Energiewerte zwischen rund 750 bis 900 Joule erwarten lassen. Störungen gab es keine, außer dass in Clear Ballistics die aus der S&W verschossene schwere Hornady-Laborierung auch im Nachschuss Mantelpeller und Fragmentation aufwies. Vermutlich vertrug sich diese Geschosskonstruktion nicht mit den Port-Schlitzen im Lauf. Die überzeugten aber, was die gesteigerte Beherrschbarkeit bei den starken Laborierungen angeht. So auch der „Comp“ der SIG Sauer. Doch sorgt die sehr niedrig über der Hand liegende Seelenachse der GLOCK für nur geringe Unterschiede.
Modell: | GLOCK G20 Hunter MOS | SIG Sauer P320 Comp XTEN | Smith & Wesson M&P 2.0 (LS TS NS) |
Kaliber: | 10 mm Auto | 10 mm Auto | 10 mm Auto |
Kapazität: | 15 + 1 Patronen | 15 + 1 Patronen | 15 + 1 Patronen |
L x B x H: | 205 x 32 x 140 mm | 193 x 31 x 145 mm | 221 x 32 x 148 mm |
Lauflänge: | 117 mm (4,6“) | 96 mm (3,8“) | 142 mm (5,6“) |
Drall: | ca. 1:380 mm, 6 r. | ca. 1:380 mm,(1:15“) 6 l. | ca. 1:380 mm,(1:15) 6 r. |
Abzugsgewicht: | rund 2.600 g | rund 2.150 g | rund 2.100 g |
Gewicht: | 865 g | 915 g | 890 g |
Ausführung: | Rechts-Linksausführung* | Rechts-Linksausführung* | Rechts-Linksausführung* |
Preis: | 1.069,- Euro | 1.739,- Euro | 1.243,- Euro |
Ausstattung: | Grünes Polymer-Griffstück, OR- Ausführung, Abzug mit Sicherheitsklinke. Seitlich driftbare Kimme mit Fluoreszens-Umrandung, Korn mit Fluoreszens-Punkt. Zwei Ersatzmagazine, Ladehilfe, drei Griffrücken-Adapter, Kunststoffkoffer, gedruckte deutsche Bedienungsanleitung. | Polymer-Griffstück, OR-Ausführung, Port im Verschluss. Kimme und Korn seitlich driftbar mit weißen Lackpunkten, Ersatzmagazin, Kunststoffkoffer, Kabelschloss, keine gedruckte Bedienungsanleitung, QR-Code. | Polymer-Griffstück, OR-Ausführung, Ports in Lauf und Verschluss. Abzug mit Sicherheitsklinke. Kimme und Korn seitlich driftbar, mit Fluoreszens-Punkten. Ersatzmagazin, vier Griffrückenadapter, Sammlung von Adapterplatten und Schrauben, Kunststoffkoffer. Gedruckte englische Bedienungsanleitung. |
* = Nach dem Umstecken des Magazinauslösers. |

Fazit: GLOCK 20, SIG Sauer P320 XTEN oder S&W M&P 2.0 – welche Pistole in 10 mm Auto?
Wer auf die Handhabungssicherheit eines Revolvers verzichten kann – braucht keinen. Pistolen in 10 mm Auto können bei gegebener Beherrschbarkeit mehr. Nüchtern rechnende Anwender dürften zur im System seit Jahrzehnten ausgereiften GLOCK greifen. Eher technoid denkende Naturen sind mit der S & W, auch vom Zubehör her, bestens bedient. Wem die Länge wichtig ist, der wird die (knapp) kürzeste SIG Sauer wählen. Eine Kaufempfehlung verdienen alle drei.
Dieser Artikel erschien auch in der VISIER, Ausgabe 8/2025. Dort sind zusätzlich die Ergebnisse des Schieß- und Ballistiktests zu jeder Waffe mit jeweils 5 Laborierungen enthalten. Das Heft können Sie im VS Medien-Shop online kaufen. Dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.
Weitere Informationen zu den Pistolen von GLOCK gibt es auf der Website des Herstellers sowie bei Importeur RWS. Mehr zu SIG Sauer auch direkt dort und bei German Sport Guns. Mehr zur M&P 2.0 erfahren Sie bei Smith & Wesson sowie bei Waimex. Bezug jeweils über den Fachhandel.
Wie zu Beginn erwähnt, haben wir uns auch schon weitergehend mit der Patrone 10 mm Auto beschäftigt.