Janz-Selbstladepistole Alpha: Prototyp in 9 mm Luger mit Drehriegelverschluss, aber Hahnschloss wie beim Revolver

Umfassende Neuentwicklungen kommen in der Waffentechnik kaum noch vor. Im Vergleich zu bekannten Pistolen hat die Janz-Pistole Modell Alpha lediglich das Kaliber und ein Magazin im Griffstück gemein. Um beim Magazin zu bleiben: Es wird nicht via Drucktaste ausgelöst, sondern über eine radial, also als Kreissegment, ablaufende Sperre. Die dazu betätigte, goldfarbene Kugel wird Nutzern von Janz-Revolvern bekannt vorkommen. Bei näherem Hinsehen fällt sie wieder auf, am Schieber neben dem Hahn. Diese beim Revolver bekannte Technik dient dort der Trommelentriegelung. An der Pistole wird hingegen der Hahn entspannt, ohne dass der Finger den Abzug betätigen muss. So entfällt die ungewollte Deaktivierung der Schlagbolzensicherung. Kein gezogener Abzug, keine Freigabe des Schlagbolzens und keine ungewollte Schussabgabe. Zur Erklärung, warum eine Erklärung des Janz-Revolverschlosses in einem Pistolen-Testbericht steht – dieses Schloss wird in der Pistole verbaut!


Janz Alpha in 9 mm Para von hinten
An der Kimme der Janz-Alpha wird nur die Seite verstellt. Höhendifferenzen lassen sich vorne am Korn ausgleichen.

Die Janz Alpha: eine Selbstladepistole mit Hahnschloss

Altes Schloss ganz neu: Einer Selbstladepistole mit Hahnschloss, die primär sportlich eingesetzt wird, ein Top-Single-Action-Schloss einzubauen, ist quasi Ehrensache. Doch ein bestehendes Revolverschloss in die Pistole zu implementieren ist – neu! Und betriebswirtschaftlich ein Geniestreich. 

Davon abgesehen: Besseres, was Auslösecharakteristik und Einstellmöglichkeiten betrifft, ist kaum umzusetzen. Ein neu konfiguriertes Schloss hätte keine Vorteile gebracht. Das vorliegende Schloss gestattet dem Schützen die Justierung des Abzugsauslösewerts. Die Inbus-Schraube befindet sich im Griffstück oberhalb des Abzuges. Gleich vorweg: An der Testwaffe waren 1.200 Gramm Auslösegewicht eingestellt, ein Top-Wert. Sogar der Revolverhahn hätte an der Pistole Platz gefunden. Gewöhnungsbedürftig gerät lediglich die Einstellung des Triggerstops – von hinten längs durch das Griffstück. 

Der dazu nötige, lange Inbusschlüssel ist Bestandteil des hochwertigen Bordwerkzeugs. Mit diesem lassen sich alle Einstellarbeiten vornehmen und auch die Schrauben der Griffschalen ganz einfach lösen.


Janz Alpha Pistole 9 mm Para demontiert
Das unscheinbare, kleine Röllchen zwischen dem Schieber und der Schließfeder ist das Verriegelungs-Element des Drehriegel-Verschlusses der Alpha.

Mehr Sicherungen als beim Janz Alpha-Prototyp gehen nicht

Die manuelle Sicherung liegt in Schussrichtung rechts, direkt hinter dem Abzugsbügel. Deren Funktionselement ist kein Druckknopf oder Schwenkflügel, sondern ein vertikal im Rahmen gleitender Schieber. Dieser kann bequem mit dem Zeigefinger nach oben oder unten geschoben werden. Oben blockiert der Schieber nicht nur die Abzugsstange, auch der

Verschluss wird in seiner gesicherten Position gesperrt. Bei unvollständiger Verriegelung greift eine Unterbrecher-Funktion. In Summe der Sicherungen, auch in Bezug auf die Zugriffs-Möglichkeiten, dürfte mit der Janz-Alpha die sicherste Pistole auf den Markt kommen. Vor dem Schieber der manuellen Sicherung, etwa mittig über dem Abzugsbügel, befindet sich ein kleiner Hebel. Er sieht zu Recht wie der kleine Bruder des Verschlussfanghebels aus. Dieses, in der Bedienungsanleitung auch als „kleiner Verschlussfanghebel“ beschriebene Funktionselement blockiert und sichert den Verschlussrücklauf nach knapp einem Zentimeter. Die wegen einer Unsicherheit über den Ladezustand herausrepetierte Patrone ist damit Geschichte.


Janz-Pistole: warum der Drehriegelverschluss so wichtig ist

Das Herzstück der Janz-Pistole ist der Drehriegel-Verschluss und der dadurch ermöglichte, kurze und lineare Rohrrücklauf. Wenn der Verschluss öffnet, spannt der Schieber im Griffstück die Schließfeder und drückt dabei auf den Drehriegel. Dieser ist zu drei Vierteln seiner Fläche zu den Rohransätzen freigefräst. Rohr und Verschluss bilden auf dem Griffstück eine horizontal (linear) bewegliche Einheit. Der Schieber drückt das Drehriegel-Segment fünf Millimeter nach hinten, bis es um 90 Grad abläuft und nach unten ins Griffstück wegschwenkt. Hierdurch haben sich Rohr und Verschluss getrennt. Der gemeinsame Rücklaufweg von Rohr und Verschluss beträgt acht Millimeter. Den Rohrrücklauf begrenzt der Rohrhaltebolzen, er sitzt vorne im Schließfeder-Gehäuse des Griffstücks. Via Schließfeder läuft der Rest – Auswerfen der Hülse, Spannen des Hahns, Einschieben der Patrone ins Lager und Verriegeln – wie sonst auch

Video: Die Funktion des Drehriegel-Verschlusses der Janz-Pistole

Mit der Janz-Pistole Alpha auf dem Schießstand

Janz Alpha Pistole in der Hand
Eigentlich bedeutet eine hoch über der Hand verlaufende Laufachse ein Hochschlagen im Schuss. Das gilt nicht für die Janz Alpha.

Die Laufachse der Janz Pistole liegt ungewöhnlich hoch über der haltenden Hand. Doch mangels Hebel, also eines abkippenden Laufs, bleibt die erwartete Neigung zum Hochschlag aus. Der kurze, lineare Rohrrücklauf und die Masse der knapp unter 1.400 Gramm wiegenden Pistole puffern einiges ab. Versuchsweise schnelle Serien von fünf Schuss in zehn Sekunden führen nicht zu dem sonst üblichen, starken Aufschaukeln von langläufigen Pistolen mit abkippendem Lauf. Der gute Eindruck vom ersten Test setzte sich in der Schießmaschine fort – auch mit anderen Laborierungen und wiedergeladener Munition. Eine Vorliebe für Geschossformen, -materialien oder Herstellern zeigen die Maschinen-Schussbilder nicht. Die Visiereinstellung erfolgt getrennt. Zur Seite wird am Kimmenblatt, in der Höhe am Korn korrigiert. Der Kimmensattel kann nach Abschrauben der M3-Schlitzschraube nach oben aus dem Verschluss entnommen werden. Wird dann die Schlagbolzensicherung eingedrückt, kommt der Schlagbolzen aus seiner Führung, die Feder kann ebenfalls entnommen und die Führung mit Schlagbolzen und Feder gereinigt werden. Das Säubern des Griffstücks unter den Griffschalen erfordert Vorsicht. Die linke Griffschale deckt eine Fläche unter dem Verschlussfanghebel ab. Zur Demontage wird sie am Magazin-Einlass etwas angehoben, dann unter dem Fanghebel herausgezogen. Wer grobmotorisch daran reißt, riskiert eine geknackte Griffschale oder verbiegt den Fanghebel. Details wie dieses werden aber vielleicht noch geändert - es ist ja ein Prototyp!


Das Fazit: Lohnt sich der Kauf der Alpha-Pistole von Janz?

Ja, sie ist mit etwas 6.000,- Euro schon sehr teuer. Aber nicht teurer als andere, exklusive Kleinserien-Pistolen. Diese jedoch arbeiten fast allesamt mit altbekannten Verschlusssystemen, die maximaler Präzision nicht immer zuträglich sind. Zur Erinnerung: Auf militärischen oder behördlichen Forderungen basierende Entwicklungen müssen zwar gut, aber auch möglichst günstig sein, und immer wird die Funktion der maximal möglichen Präzision vorgezogen. Der gelungene Spagat zwischen Funktion und möglichster Präzision findet sich eher bei rein zivilen Produkten wie dieser Janz-Pistole. Dazu kommen technische Finessen und eine wohldosierte Detailverliebtheit, die in Summe diese Pistole aus der Masse zwar bestens verarbeiteter, aber bekannter Systeme hervorhebt.

Die technischen Daten der Janz Alpha Pistole

Modell:Janz-Pistole Modell Alpha (Prototyp)
Preis:
ca. 6.000 Euro
Kaliber:
9 mm Luger
Kapazität:8 (+ 1) Patronen
Maße (L x B x H):223 x 33 x 142 mm
Lauflänge:
133 mm
Visierlänge:
175 mm
Ausschnitt Kimme:
3,5 mm
Kornbreite:
4 mm
Abzugsgewicht:
ca. 1.250 g
Gewicht:
1.382 g
Ausstattung: Koffer mit Zahlenschloss, praxistaugliches Werkzeug für die Visier-Einstellung, das Abzugsgewicht und den Triggerstopp, ein Werks-Trefferbild