Richtiges Zurückziehen des Pistolen-Schlittens

Es mag wie die Suche nach dem Haar in der Suppe erscheinen, aber auch scheinbar einfache und selbstverständliche Handgriffe im Umgang mit der Waffe sollten überprüft werden, wenn es mehrere Methoden gibt, um das gleiche Ergebnis zu erzielen: Das Zurückziehen des Verschlusses einer halbautomatischen Pistole und das Lösen eines steckengebliebenen Schlittens bilden da keine Ausnahme. Dieser Handgriff wird verwendet, um vor einer kritischen Situation die Patrone in den Lauf zu heben oder während einer solchen eine Ladehemmung der Waffe zu beheben.

Verschiedene Methoden, um den Schlitten zurückzuziehen 
"Under" Technik: Bei einigen Pistolen ist es möglich, den Schlitten zurückzuziehen, indem man ihn frontal erfasst. Zu beachten ist aber die Position des Zeigefingers, der der Mündung gefährlich nahe kommt.

Wer keine schussbereite Waffe tragen und daher die Kammer leer lassen will, dem bleibt im Bedarfsfall nichts anderes übrig, als durchzuladen und die Patrone in die Kammer zu geben, wobei der Verschluss zurückgezogen und wieder losgelassen wird. Dieses Manöver ist unserer Meinung nach beim Schießen mit einer kurzen Bedenkzeit möglich, im Fall der schnellen Schussbereitschaft aber oft nicht durchführbar, wenn man z.B. einer Blitzattacke auf Armlänge ausgesetzt ist. In diesen Fällen wird der  Mangel an Zeit dadurch verschlimmert, dass man unnütze, weil vermeidbare, zusätzliche Bewegungen machen muss, wie zum Beispiel: die Schnalle von einem veralteten Holster öffnen, entsichern oder eben den Verschluss zurückzuziehen. Ein Handgriff, der für Ungeübte technisch nicht ganz einfach ist und den Einsatz beider Hände verlangt.

Verschiedene Methoden, um den Schlitten zurückzuziehen 
"Behind" Technik: Das Zurückziehen im Zangengriff ist vielleicht die bekannteste Methode, kann aber in Situationen der Selbstverteidigung nicht am geeignetsten sein.

Im Falle einer Auseinandersetzung sollten Sie immer auf eine Technik setzen, die Sicherheit über Geschwindigkeit stellt. Es soll noch einmal daran erinnert werden, dass alles, was bei Wettkämpfen einen Zeitvorteil bringen kann, bei einem tatsächlichen Feuergefecht nicht genauso effektiv ist. 

 

Es gibt drei Techniken, mit denen man den Verschluss zurückzieht, ohne etwaige Ausnahmefälle zu berücksichtigen, wie zum Beispiel eine Armverletzung. Der Schlitten kann vorne, von hinten oder von oben umfasst werden. 

Die erste Technik wird in Englisch als "under" bezeichnet und auch für die Kontrolle der Kammer verwendet. Sie funktioniert besonders gut bei Pistolen, die mit einer leicht einsehbaren Kammer ausgestattet sind. Ehrlich gesagt finden wir dieses System nicht sehr zweckmäßig und raten eindringlich davon ab, da die Hand, die den Verschluss zurückzieht, gefährlich nahe an der Laufmündung ist. Wenn viel Adrenalin im Spiel ist, kann es sehr leicht passieren, dass man sich mit einem zu früh abgegebenen Schuss selbst die Hand verletzt.

Die zweite Methode, die wir als "behind" bezeichnen, besteht darin, dass man den Schlitten mit Daumen und Zeigefinger hinten umfasst, was sicherlich die am weitesten verbreitete Methode ist.

Verschiedene Methoden, um den Schlitten zurückzuziehen 
"Mit Hilfe des Holsters": Eine fortgeschrittene Technik, die verwendet wird, um den Schlitten nach hinten zu ziehen, falls die schwache Hand nicht verwendet werden kann. Dazu braucht man spezielle Waffen und Halfter, aber vor allem in realen Situationen eine Handfertigkeit, über die nicht jedermann verfügt.

Wir verwenden für diese Technik auch den Ausdruck "Zangengriff". Auch diese Handhabung hat ihre Vor- und Nachteile. Mit ihrer hohen Geschwindigkeit erlaubt sie extrem schnell mit beiden Händen die Waffe zu greifen. Bei der Behind-Methode hält man die Waffe nahe am Körper und richtet sie gegen die Gefahrenquelle. Die Hand, die die Waffe hält, drückt die Pistole vor, während die Hand, die den Verschluss hält, im Wesentlichen ruhig bleibt. Diese Bewegung, bei der die nicht gut festgehaltene Waffe in Richtung Gegner bewegt wird, erleichtert aber das Entreißen der Pistole. Wenn der Schlitten klemmt, ist es sehr schwierig, ihn mit zwei Fingern und der Muskulatur des Unterarms zu lösen.

Die antrainierten Abläufe und das durch den Stress beanspruchte Gehirn machen die dritte Technik, die als "Over" oder "Saddle Grip" bezeichnet wird, etwas schwierig umzusetzen und etwas langsamer – dennoch empfehlen wir sie, weil sie absolut sicher funktioniert. Zu sehen ist die Handstellung in unserem ersten Bild ganz oben.

Verschiedene Methoden, um den Schlitten zurückzuziehen 
Technische Tücken: Der Hold-Open-Hebel dieser Pistole ist klein dimensioniert, um ein ungewolltes Durchladen der Patrone zu vermeiden. Also kann es schwierig sein, unter Stress den Hold-Open-Hebel bewusst zu betätigen.

Wir nennen es auf deutsch den "Sattelgriff". 

Unserer Meinung nach ist die letzte Methode taktisch am besten, und obwohl sie geringfügig langsamer als die Behind-Methode ist, bietet sie einige Vorteile.

Beim Sattelgriff werden die stärksten Arm- und Brustmuskeln aktiviert. Er erlaubt mit Leichtigkeit Fehler zu korrigieren, vor allem wenn das Geschoss in der Ladekammer stecken bleibt. Die vollständig eingesetzte Handmuskulatur ermöglicht es auch Schwächeren, den Widerstand der Rückholfeder ohne große Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn diese Technik während eines Handgemenges angewandt wird, schützt sie auch nicht vor einem möglichen Entreißen der Waffe, aber da die Hand auf den Verschluss gedrückt wird, ist der Griff fester.


Unser Sicherheits-Tipp im Umgang mit Pistolen:

Egal welche Technik man wählt: Man darf nie dem Schlitten folgen, wenn er in den Verschluss schnappt. Wenn der Schlitten hingegen in der offenen Position blockiert ist, ist es nicht ratsam, den Fanghebel zu betätigen, der auch Hold Open, Slide Stop oder Slide Lock genannt wird. In Gefahrensituationen kommt immer der Stressfaktor ins Spiel, der das Blut in die großen Muskeln des Körpers pumpt und die weiter entfernten Teile nicht gut versorgt. Dadurch wird der Tastsinn geschwächt. In dieser brenzligen Situation ist es sehr schwierig, mit dem Daumen den kleinen Hebel zu finden und den Schlitten zu lösen. Ein anderer Grund, dieses sehr rasche Vorgehen – das nur am Schießstand gut gelingt – zu vermeiden, ist die Wahrscheinlichkeit einer Ladehemmung. Die vom Hebelzahn erzeugte Reibung könnte die Kraft der Rückholfeder verringern, die in diesem Zustand nicht vollkommen entspannt ist.


Hier geht es zur informativen Bildergalerie zum richtigen Zurückziehen des Pistolen-Schlittens.