ECHA auf der falschen Fährte: Warum der EU-Vorschlag für ein Bleiverbot in Munition ein Problem ist

Das Wichtigste zuerst: Das Thema geplantes "Bleiverbot in Munition" betrifft alle Jäger und Sportschützen! Als Leser von all4shooters.com sollten Sie über das EU-"Bleiverbot" und den Beschränkungsvorschlag der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) (aktuell in der Konsultationsphase), gut informiert sein. Und entsprechend ist auch bekannt, dass es sich um einen verkappten, ideologischen Kreuzzug gegen alle Jäger und Sportschützen handelt – und ganz allgemein gegen legale Waffenbesitzer. Falls Sie immer noch Zweifel hegen: Euractiv hat im Namen des Europäischen Schießsportforums (ESSF) einen Artikel veröffentlicht, der die wichtigsten im Beschränkungsvorschlag enthaltenen, methodischen Fehler der ECHA in ihrer Risikobewertung für Umwelt und menschliche Gesundheit hervorhebt.

Euractiv ist ein unabhängiges paneuropäisches auf Angelegenheiten der EU spezialisiertes Mediennetzwerk, das 1999 gegründet wurde. Der Artikel ist Teil einer Kampagne der ESSF. Wir haben die Fakten für Sie zusammengefasst.

ECHA's Risikobewertung "wissenschaftlich nicht stichhaltig"

"Der neue Verbotsvorschlag führt auf die falsche Fährte und die Geschichte scheint dazu verdammt, sich zu wiederholen. Bei näherer Betrachtung enthält der ECHA-Beschränkungsbericht verschiedene Fehler", schreibt das ESSF in der Einleitung. Im weiteren Verlauf des Artikels werden die Risikobewertungen der ECHA für die menschliche Gesundheit und die Umwelt untersucht.

Als Erstes stellt die ESSF fest, dass "die Risikobewertung für die menschliche Gesundheit der ECHA fehlerhaft ist, weil sie auf willkürlich ausgewählten Parameterwerten basiert, die nicht die Realität widerspiegeln und die bestehende wissenschaftliche Literatur missachten". Tatsächlich schätzt die ECHA, dass ein durchschnittlicher Erwachsener (mit einem Gewicht von 70 Kilogramm) 80,89 kg Wildfleisch pro Jahr verzehrt. Eine Zahl, die vier- bis achtmal höher ist als selbst die extremsten Verzehrsraten jedes öffentlich zugänglichen Berichts der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) oder einer anderen nationalen Lebensmittelbehörde. "Infolgedessen werden noch nie dagewesene Bleiexpositionswerte so dargestellt, als wären sie die Norm."

Außerdem scheint der Parameter, der sich auf die durchschnittliche Bleikonzentration in Wildfleisch bezieht, nicht durch die verfügbaren wissenschaftlichen Beweise gestützt zu werden: "Zunächst stellt die ECHA fest, dass die Bleikonzentration in Wild, das durch einen Büchsenschuss getötet wurde, fast siebenmal höher ist als in Wild, das durch Schrotschuss erlegt wurde. Dies ist kontraintuitiv, da die Bleikonzentrationen in Kleinwild, wie Fasanen und Rebhühnern, die mit Flinten gejagt werden, höher sein sollten als in Großwild, wie Elchen." Die ECHA schätzte die Bleikonzentrationen zudem an Fleischproben, die nur um den Wundkanal herum entnommen wurden, und ignorierte den größten Teil des Fleisches, der weit vom Geschoss entfernt und nicht kontaminiert war. Und selbst die von der ECHA verwendeten Durchschnittswerte für die Bleikonzentration (0,366 mg/kg für mit Bleischrot geschossenes Wild und 2,515 mg/kg für mit Bleigeschossen erlegtes Wild) "stehen nicht im Einklang mit den verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen, die von den nationalen Lebensmittelagenturen in der EU vorgelegt wurden."

Was die Bewertung des Umweltrisikos betrifft, so scheinen die Schätzungen der jährlichen Freisetzung von Bleischrot in die Umwelt sowohl für die Jagd als auch für das Sportschießen extrem übertrieben. "Die Freisetzung von 14.000 Tonnen Blei pro Jahr (tpa) durch die Jagd mit Flinten, deren Patronen 34g Bleischrote enthalten, würde bedeuten, dass jeder Jäger in der EU durchschnittlich 67 Schüsse pro Jahr abgibt (404,6 Millionen Patronen / 6 Millionen Jäger in der EU), was offen gesagt ein hoher Durchschnittswert ist." Das Gleiche gilt für die Emission von Blei in die Umwelt, die aus dem Wurfscheibenschießen resultiert: "Die ECHA-Annahme von 10.000 kg/Jahr Blei, die 'auf einer typischen Wurfscheibenanlage im Freien verwendet werden, bezieht sich auf ein Worst-Case-Szenario, das auf einem Probenstandort basiert, der nicht als 'typisch' betrachtet werden sollte, da die Werte nicht als 'repräsentativ' vorgesehen waren." Der resultierende Wert des in die Umwelt freigesetzten Bleis, 35.000 tpa, "entspricht nicht der Realität, da genauere Schätzungen weniger als die Hälfte dieser Menge betragen."

Der Artikel betont auch, wie die Untersuchung der primären Vergiftung von Bodenvögeln die Tatsache übersieht, dass viele Vogelarten entweder nicht speziell untersucht wurden oder die Annahme, dass sie ähnliche Nahrungsökologien und Expositionswahrscheinlichkeiten haben. Selbst wenn sie in völlig anderen Ökosystemen leben. Hinzu kommt, dass die Bewertung "andere Wege der Bleiaufnahme aus Umweltquellen, wie z. B. Nahrung oder Vergiftungen, die aufgrund der Exposition gegenüber erhöhten Bleikonzentrationen in der Nähe von Minen, Abfalldeponien und Industriegeländen auftreten, völlig außer Acht lässt. Einfach ausgedrückt: Die Sterblichkeit durch Bleivergiftung ist ein Bruchteil der Gesamtsterblichkeit."

Keine wissenschaftlichen Beweise oder verlässliche Daten für Bleivergiftungen durch Munition

Nicht einmal eine groteske Anmerkung fehlt: "Die ECHA schätzt, dass 135.429.204 Vögel (kein einziger Vogel mehr und keiner weniger) durch Bleimunition vergiftet werden und 1.354.292 Vögel tatsächlich jedes Jahr an einer Bleivergiftung sterben (unter Berücksichtigung einer Sterblichkeitsrate von 1%): Sehr präzise Zahlen, wenn man bedenkt, dass man nicht weiß, wie sie berechnet wurden."

Wie all4shooters.com bereits mehrfach angemerkt hat, basiert der ECHA-Bericht schlicht auf willkürlich gewählten Parameterwerten, einer Missachtung der vorhandenen, wissenschaftlichen Literatur zum Thema, in einigen Zusammenhängen dem Fehlen geeigneter wissenschaftlicher Belege und der Verwendung von statistisch unzuverlässigen Daten. "Wenn dies tatsächlich das Dokument ist, auf dessen Grundlage die Kommission einen Vorschlag ausarbeitet, der sich auf das Leben von Millionen von europäischen Bürgern auswirken wird, befürchten wir, dass die Aussichten für künftige Entscheidungen eher düster sind", schließt das ESSF. 

Wir stimmen mit dieser Einschätzung voll überein und geben zu bedenken, dass die ECHA bereits heute auch das Alternativ-Material Kupfer auf der Watchlist hat. Dann verstehen Sie, dass Sie vom "Bleiverbot" auch dann als Jäger betroffen sind, wenn Sie heute "bleifrei" schießen. Das führt und dann zum eingangs erwähnten Satz: Ein politisch motivierter Kreuzzug der EU-Kommission und der ECHA gegen Jäger und Sportschützen. Erst Blei, dann Kupfer, dann die Passion...

Hier ist ein weiterer interessanter Artikel über die Auswirkungen von Blei in Munition: Der Mythos vom "giftigen" Blei in Munition. Er ist lesenswert.