Die “Double-Tap Tactical Pocket Pistol (DTTPP)” zeigt sich als Kind der heutigen Zeit: Immer kleiner sollen die Waffen ausfallen, sich immer besser verbergen lassen und trotzdem im Notfall gehörig Feuerpower liefern. „Notfall“ - das Stichwort bei der Double-Tap. Denn aus den zwei Läufen feuert die kleine Pistole zwei Schuss, dann muss man nachladen. Die zwei Drei-Zoll-Läufe liegen übereinander. Zudem verfügen beide über Kompensatorbohrungen an den oberen Flanken. Die Testwaffe kam in .45 ACP. Ausführungen in 9 mm Para, .40 S & W sowie .45 Colt/.410 Bore befinden sich seit Kurzem ebenfalls auf dem Markt.
Positiv: Für einen Kaliberwechsel benötigt man bloß ein Austausch-Laufpaket, das Griffstück bleibt dasselbe.
Dem Namen nach ...
Bekannt wurde die Waffe unter dem Namen der Firma HEIZER DEFENSE aus St. Louis (Missouri). Die aber hat seit 2012 nichts mehr mit der Produktion zu tun. Die kleine Waffe entsteht bei AZIMUTH TECHNOLOGY in Naples (Florida) im Auftrag von DoubleTap Defense, ebenfalls mit Sitz in St. Louis. Die korrekte Werks- und Waffenbezeichnung lautet daher „DoubleTap Defense LLC Double-Tap“. Längst aber kennt die Szene den Zweiläufer als „HEIZER Double-Tap“. Daher blieb auch VISIER bei dem Namen.
Black is beautiful
Das Testexemplar der Double-Tap kam mit schwarz anodisiertem Aluminium-Griffstück; die Läufe aus Stainless-Steel färbte man ebenfalls schwarz ein. Als erstes fällt auf, wie leicht die kleine Pistole in der Hand liegt: Nur 368 Gramm bringt sie mit Alu-Griffstück auf die Waage. Die ebenfalls erhältliche Titan-Variante wiegt noch einmal gut 50 Gramm weniger. Das Äußere der 139 mm langen DTTPP zeigt sich schnörkellos und ohne Ecken und Kanten. Ganz, wie man es von einer Waffe erwartet, die im Notfall in der Socke Platz finden muss. Die Visierung besteht aus einem kleinen Rampenkorn auf dem oberen Lauf und einer langen Kimmen-Schiene auf der Oberseite des Griffstücks. Das Visierbild zeigt sich bei gutem Umgebungslicht kontrastreich. Allerdings hätten sich die Tester zumindest einen weißen Punkt im Korn gewünscht. Gerade bei trübem Licht lässt sich die Visierung nur schwer erfassen.
Ein angenehm rutschfestes Waffelmuster überzieht die Flanken des Griffs. Das Griffstück selbst verfügt am unteren Ende über eine Fangriemenöse und ist innen hohl. An der Unterseite befindet sich eine Klappe. Dahinter verbirgt sich Platz für zwei Extra-Patronen in einem Speed-Stripper aus Gummi. Von diesen Patronenhaltern gehören zwei zum Lieferumfang: einer für zwei, einer für sechs Patronen. Zum Laden schiebt man den beidseitig vorhandenen Schieber der Laufentriegelung nach hinten. Die Rohre klappen dann um 45 Grad ab, und man kann die Patronen ins Lager stecken. Das hintere Ende beider Läufe schnitt der Hersteller an den Seiten ein. So lässt sich auf einen Blick feststellen, ob die Waffe geladen ist. Neben den Seiten des Griffs überziehen die Konstrukteure auch dessen Vorderfront sowie den Abzugsbügel mit weiteren Rillen. Die Griffrückseite beließ man hingegen glatt.
Fertig geladen feuert die Waffe über einen Doppel-Hahn, der im DAO-Modus arbeitet und die Läufe nacheinander auslöst. In der Bedienungsanleitung gibt das Werk „mehr als zehn Pounds“ (= 4,5 kg) Abzugsgewicht an. Die VISIER-Tester prüften nach und kamen auf stattliche sieben Kilo. Das Laden bei kalter Waffe ging problemlos vonstatten. Allerdings zeigte sich, dass das Bestücken mit weiteren Patronen zur Fummelarbeit ausarten kann. Die Double-Tap besitzt keinen Ejektor, man muss also die Patronenhülsen mit den Fingernägeln aus dem Lager ziehen. Das wird spätestens dann zum Problem, wenn sich mal eine Hülse ernsthaft verklemmt hat.
Auf dem Schießstand mit der HEIZER Double-Tap:
Hier holten sich die Tester ein wenig Verstärkung in Form von anwesenden Schützen. Vor allem wollte man auf diesem Weg herausfinden, wie sich die dicke 45er Patrone in Kombination mit der kleinen leichten Double-Tap auf die Schützenhand auswirkt. Mit im Koffer: Packungen mit WINCHESTER 185-Grains-SWC Match, BLACK HILLS 230 Grains JRN und REMINGTON 230 Grains JRN. In Erwartung eines herben Rückstoßes streiften sich die Prüfer vorsichtshalber noch Schießhandschuhe der Marke UNCLE MIKE’s über.
Die Double-Tap wurde als Verteidungswaffe für den Notfall konzipiert. Daher stellte das VISIER-Team die Glow-Shot-Zielscheiben in sechs Metern Distanz auf und verschoss die beiden Patronen schnell nacheinander, wobei man über die Visierung zielte. Dabei lagen die Einschläge bei allen Munitionssorten um rund 30 Zentimeter zu hoch. Danach gingen die Tester dazu über, nur noch grob über den Lauf zu peilen. Mit der Deutschusstechnik lagen die Treffer schon dichter an der Mitte der Scheibe. Bei allen Schützen kam die Double-Tap mit den schweren Geschossen besser zurecht: Die besten Streukreise maßen 25 mm im Durchmesser. Bei schnellem Feuern vergrößerten sie sich aber leicht auf das Vierfache.
Technische Daten der HEIZER Double-Tap
| Modell | HEIZER Double-Tap |
| Preis: | $ 360,- |
| Kapazität: | 2 Patronen |
| Maße in mm (L/B/H): | 139 x 17 x 99 mm |
| Läuflänge: | 76,2 mm |
| Abzugsgewicht: | 7.000 g |
| Gewicht: | 368 g |
Ausführung: Double-Action-Only-Derringer (DAO) mit Aluminium-Griffstück. Beide Läufe mit Kompensator-Bohrungen. Hohler Griff mit Platz für zwei Reserve-Patronen.
Fazit
Die Double-Tap ist eine Waffe für „Deep Cover“, also für besonders verdecktes Führen und den Schuss in Notfallsituationen als Zweit- oder sogar Drittwaffe. Diesen Job erledigt sie zur völligen Zufriedenheit. Der Double-Action-Abzug verhindert präzisere Treffergebnisse, aber er unterbindet auch „Angstschießen“. Bei nur zwei Schuss Kapazität kann das lebensrettend sein. Bis auf die zu rudimentäre und vor allem zu tief eingestellte Visierung waren die VISIER-Tester vollauf zufrieden: Double Tap Defense / HEIZER Defense haben den Derringer erfolgreich ins 21. Jahrhundert gebracht.
