
Die 2014 gestartete, mittlerweile vierteilige Actionfilmreihe "John Wick" mit Keanu Reeves in der Hauptrolle war äußerst erfolgreich und hat auch zum über die Waffenwelt hinausreichenden Ruhm von Taran Butler von Taran Tactical Innovations (TTI) beigetragen. Warum? Im weltweiten Netz und auf der TTI-Homepage kursieren Videos, in denen man sieht, wie gekonnt Keanu Reeves und viele andere Schauspieler und Prominente, wie beispielsweise Halle Berry, im "echten Leben" mit Waffen umgehen können. Beigebracht hat ihnen diese Schießfertigkeiten kein Geringerer als Taran Butler, der in der US-Waffenindustrie als Schießausbilder der Hollywoodstars gilt. Neben der Schießausbildung offeriert TTI aus Simi Valley in Kalifornien aber auch Custom Guns, allen voran die sogenannten "Movie Firearms" mit den an die John Wick-Filmserie angelehnten Modellbezeichnungen wie "JW2 Combat Master", "JW3 Combat Master" oder "JW4 Pit Viper". All diese Selbstladepistolen (auf GLOCK und 1911/2011-Basis), Selbstladegewehre (auf AR-15- und SIG Sauer MPX-Basis) und Selbstladeflinten (auf Benelli M2/M4- und Genesis Arms Gen 12-Basis) wurden in den Kinostreifen genutzt (wer mehr über die in den John-Wick-Filmen eingesetzten Waffen oder auch über Filmwaffen generell wissen möchte, dem sei die International Movie Firearms Database ans Herz gelegt, die sehr zuverlässige Informationen liefert).

Übrigens offeriert in Deutschland Sven Schlegel von 3GunSports die TTI Custom Guns, die aber nicht lagernd vorhanden sind, sondern nur auf Festbestellung besorgt werden können. Die Hollywood-Exklusivität hat aber auch ihren Preis: So kostet eine JW4 Combat Master auf GLOCK G34-Basis 3.790,- Euro, eine JW3 Combat Master und JW4 Pit Viper auf 2011-Basis gar 7.990,- Euro oder 9.100,- Euro, während die JW 3 Benelli M2/JW 2 Benelli M4-Flinten für 3.950,- Euro und 4.650,- Euro über die Ladentheke gehen.
Da ist die hier vorgestellte Canik TTI Combat mit dem speziellen Hollywood-Flair für 1.299,- Euro ein echtes Schnäppchen! Der in Hollywood geborene Taran Butler wuchs auf einer Pferderanch in Südkalifornien auf und schoss sein erstes Southwest Pistol League-Match im Januar 1995, wobei er auf Anhieb den 7. Platz von 118 Startern belegte. In nur rund einem Jahr erreichte er mit seiner GLOCK-Pistole in der USPSA als beginnender "Unclassified"-Schütze den begehrten, höchsten "Grand Master"-Status. Heute gehört er zu den weltweit besten und hochdekorierten IPSC/Action-Schützen mit unzähligen Trophäen. Bekannt ist er auch für sein Allroundtalent im Umgang mit allen Waffenarten, sodass er unzählige "Multi-Gun"- und "3-Gun"-Titel mit Gewehr, Flinte und Pistole abgeräumt hat.
Die 9-mm-Pistole Canik TTI Combat im Detail

Die im Erscheinungsbild gefällige Pistole basiert auf der Technik der hunderttausendfach bewährten Canik TP-9/Mete-Modelle (hier geht's zum Test bei all4shooters.com). Diese Baureihen bestehen aus Polymerrahmen-Schlagbolzenschloss-Pistolen mit vollvorgespannten Single-Action-Abzügen und konstanter Abzugscharakteristik vom ersten bis zum letzten Schuss. Übrigens versteht sich der türkische Hersteller nicht nur auf den Bau von "Plastikpistolen", was die günstige Ganzstahlpistole Rival-S eindeutig bewiesen hat (siehe Testbericht). Dieses Modell und die neue TTI Combat stellen die derzeitigen Flaggschiffe von Canik dar. Schon auf den ersten Blick fällt die TTI Combat durch ihr "Burnt Bronze"-Cerakote-Finish auf, mit dem der Verschluss, die Bedienelemente, der Magazintrichter, die Magazinböden sowie der Griffrücken des ansonsten schwarzen Polymergriffstücks versehen sind. Ein weiterer Blickfang ist der kompakte Kompensator mit einer Expansionskammer, der den Coolness-Faktor unterstreicht. In den USA sind selbst bei subkompakten Defensivpistolen für das tägliche verdeckte Führen Kompensatoren groß im Mode. Ein Trend, über den man trefflich streiten kann.

Der Mündungsaufsatz wird übrigens nicht auf ein Laufgewinde aufgeschraubt und zusätzlich gesichert, sondern mit einer formschlüssige Steckverbindung und einer federbelasteten Klinke auf dem Lauf fixiert. Somit lässt sich der Kompensator nach der Herausnahme der gekapselten Schließfeder im wahrsten Sinne des Wortes im Handumdrehen abnehmen. Im Gegensatz zu manch anderen Kompensatoren wirkt diese Variante aus Stahl wie eine verlängerte Verschlussführung – elegant umgesetzt! Typische Canik-Designmerkmale sind der mit Fensterausschnitten und großzügigen Greifrillen verzierte Verschluss sowie die markanten Kannelierungen am Lauf. Die gelungene Optik des 120 mm langen Laufes mit eckigem Patronenlager/Riegelblock und offener Steuerkulisse bleibt aber zumeist unter dem Verschluss verborgen. Die gerade Abzugszunge weist mit rund acht Millimeter Breite eine üppige, zudem fein geriffelte Auflagefläche auf. Somit kommen einem subjektiv die rund 1.800 Gramm-Abzugsgewicht sehr viel leichter vor. Weitere Ausstattungsmerkmale sind ein beidseitiger, langer und in der Ausführung bei der TTI Combat modifizierter Verschlussfanghebel, eine Spannanzeige des Schlagbolzens sowie ein sicht- und fühlbarer Ladestandanzeiger auf der Verschlussoberseite. Apropos Verschlussoberseite: Hier befindet sich auch die Schnittstelle für die Montage eines Minileuchtpunktvisiers, wobei einige Adapterplatten für verschiedene Optiken im Lieferumfang enthalten sind.

Die starre mechanische HIVIZ-Visierung besteht aus einer erhöhten, quergeriffelten Kimme und einem für die schnelle Zielerfassung optimierten Korn mit grüner Fiberstabeinlage. Die beiden im Lieferumfang enthaltenen Stahlblechmagazine sind mit Magazinböden von TTI ausgestattet und weisen eine Magazinkapazität von 18 Patronen auf. Sie lassen sich auch bei maximalem Füllstand und geschlossenem Verschluss sauber einrasten, wobei der leicht demontierbare, umlaufende Magazintrichter dynamische Magazinwechsel erleichtert. Die aggressive Oberflächenstruktur des Griffstücks vermittelt auch bei feuchten Händen einen sehr guten Grip und viel Schusskontrolle. Lediglich der leicht hervorstehende Magazinknopf bohrte sich bei uns etwas unangenehm in die Unterstützungshand, was aber ein individuelles Problem aufgrund von "Händen wie Baggerschaufeln" sein dürfte.
Ein weiteres Standardmerkmal des türkischen Herstellers ist der stets sehr üppige Gesamtlieferumfang. Bei der Canik TTI Combat enthält der schön gemachte, robuste Hartschalentransportkoffer mit eingelegtem TTI-Logo unter anderem ein formgespritztes, im Winkel und Ziehwiderstand stufenlos verstellbares Kunststoffholster, zwei Magazine, Optikadapterplatten, Werkzeug und Reinigungsutensilien.
Die technischen Daten der Canik TTI Combat in 9 mm Luger
Modell: | Canik TTI Combat |
Kaliber: | 9 mm Luger |
Magazinkapazität: | 18 Patronen |
Griffstück: | Polymer mit Stahleinlagen |
Verschluss: | Stahl, Burnt Bronze Cerakotebeschichtet |
Lauflänge/-profil: | 120 mm/6x Feld-Zug |
Kimme: | starr, quergeriffelt, 3,05 mm |
Korn: | Targetkorn mit grüner Fiberstabeinlage, 2,6 mm |
Visierlänge: | 173 mm |
Sicherung: | Abzugssicherung, abzugsgesteuerte Schlagbolzensicherung |
Abzugssystem, -gewicht*: | SA, 1.871 Gramm |
Gesamtgewicht**: | 832 Gramm |
Maße (LxBxH): | 200 x 41 x 158 mm |
Extras: | Hartschalenkoffer mit 2 Magazinen, Adapterplatten für MRDS, Holster, Reinigungsutensilien |
Preis: | 1.299,- Euro |
* Mittel aus 10 Messungen mit dem Manthei Trigger Scan System ** incl. Magazin |
Auf dem Schießstand mit der Canik TTI Combat in 9 mm Luger

Zur Schussleistungsüberprüfung montierten wir kurzerhand ein wettkampferprobtes Holosun HS507 Competition-Leuchtpunktvisier, das mit extragroßem Fenster auch sportlichsten Ansprüchen gerecht wird. Sieben Laborierungen von 95 bis 147 Grains sollten zeigen, ob die rassige Pistole auch so gut schießt, wie sie aussieht. Wir staunten nicht schlecht, als die neue GECO UTHP (Ultra Target Hollow Point) eine 23- und eine 24-mm-Gruppe auf der 25-Meter-Distanz lieferte. Danach folgte die knackig geladene CCI 147 Grains FMJ mit 40 mm, die es mit 316 m/s auf einen satten Faktor von 152 bringt.
Auf Platz Drei rangierte unsere Handladung mit dem 145 Grains H&N High-Speed-Geschoss und einem 50 mm messenden Streukreis. Alle weiteren Ergebnisse findet man nur in der gedruckten Ausgabe caliber 1/2025 (hier bequem bestellbar). Blieb nur noch die Frage zu klären, in welchem Umfang der Kompensator seine Wirkung entfalten kann. Da sich dieser leicht und ohne Werkzeug abnehmen lässt, konnten schnell einige Drills mit und ohne Mündungsaufsatz erfolgen. Nicht überraschend war, dass der Hochschlag nur minimalst und nicht signifikant gedämpft wurde.
Wieviel von dieser Wirkung dann auch noch auf die 54 Gramm Eigengewicht des Kompensators am längsten Hebelschwerpunkt entfallen, lässt sich schwer nachvollziehen. Ein sanfteres Schussverhalten lässt sich hier besser mit weichen Laborierungen wie die im Test verwendet S&B 140 Grains oder unserer Handladung mit dem 145 Grains H&N-Geschoss erreichen. Funktionsstörungen gab es während der rund 300 abgefeuerten Schüsse keine zu verzeichnen. Selbst mit den zwei schwächsten Laborierungen wies die kompensierte Pistole genug Funktionsreserven auf.
Unser Fazit: Was kann die Pistole Canik TTI Combat wirklich?
Die Canik TTI Combat ist eine moderne Polymerrahmen-Schlagbolzenschloss-Pistole mit auffälligem Erscheinungsbild, coolen Features und einem gewissen Hollywood-Flair. Die Komplettausstattung, Funktionstüchtigkeit und Präzision überzeugen, sodass man der Pistole mit einem Preis von 1.299,- Euro nur ein ausgesprochen gutes Preis-/Leistungsverhältnis bescheinigen kann.
Weitere Informationen gibt es auf der Canik-Website sowie über den Großhändler Huntex, der die Canik-Pistolen an den deutschen Fachhandel vertreibt.