Die preisgünstige sportliche Ganzstahlpistole Canik Arms TP9 SFx Rival-S in 9 mm Luger im ausführlichen Test

Das Unternehmen Canik Arms gehört zum Samsun Yurt Savunma Sanayi and Ticaret A.S. (SYS)-Konzern. Seit 1998 ist der Rüstungshersteller auch im Bereich der Faustfeuerwaffen tätig. Die 850 Mitarbeiter fertigen rund 450.000 Pistolen im Jahr, die in 68 Ländern der Welt exportiert werden, hauptsächlich in die USA. Als Behördenausrüster fertigt man jährlich auch 2.500 M2-Maschinengewehre im Kaliber .50 BMG (12,7x99 mm). Nach Herstellerangaben haben mittlerweile mehr als drei Millionen Pistolen die Produktionshallen verlassen. Aktuell besteht das Kurzwaffenprogramm ausschließlich aus Polymerrahmenpistolen mit Schlagbolzenschlössern (Striker Fire Action) in allen Formaten. Doch das war nicht immer so. Der Hersteller, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum der Kurzwaffenproduktion feiert, startete vor einem Vierteljahrhundert mit den P100- und P120-Modellen. Die P120 basierte dabei auf der bewährten Technik es tschechischen Klassikers CZ 75 und verfügte somit über einen Stahlrahmen. Jetzt schließt sich der Kreis wieder, denn auf der IWA 2023 präsentierte Canik die moderne Ganzstahlpistole Rival-S. Diese kommt wie alle anderen Canik-Pistolen auch über den deutschen Importeur und Großhändler Huntex GmbH in den deutschen Handel.

Neue S-Klasse: Die Ganzstahlpistole Rival-S von Canik

Ganzstahlpistole Canik Rival-S in 9 mm Luger mit Optik und Munition.
Die brandneue Ganzstahlpistole Canik Rival-S in 9 mm Luger.

2022 stellten wir mit der Rival SFx die erste Canik-Pistole vor, die wir erprobten. Diese attraktive Polymerpistole überzeugte durch ordentliche Qualität und ein üppiges Zubehörpaket, sodass sie mit einem Preis von 1.150,- Euro in einem soliden Preis-/Leistungsverhältnis steht. In Zeiten steigender Energiekosten und Inflation verwundert es schon nahezu, dass die ebenfalls mit reichlich Zubehör ausgelieferte Ganzstahlpistole Rival-S schon ab 1.499,- Euro den Besitzer wechselt. Die Rival-S wirft satte 1.200 Gramm in die Waagschale, das sind rund 400 Gramm mehr Gewicht als bei der Polymerpistole, die sich signifikant im Rückstoß- und Hochschlagverhalten bemerkbar machen. Ob man dabei die hartverchromte Ausführung für 1.549,- Euro oder die schlichtere, schwarze Variante mit Tenifer-Beschichtung für 1.499,- Euro bevorzugt, ist dabei mehr eine Geschmacks- denn Preissache. Das markante Erscheinungsbild erhält die Rival-S durch die Fenster in den Schlittenflanken sowie viele kosmetische Zierfräsungen an Verschluss und Lauf. Solcherart kunstvolles Pistolendesign kennt man vor allem von US-amerikanischen „tacticoolen“ GLOCK-Klonen von Firmen wie Shadow Systems oder ZEV Technologies, um nur zwei Beispiele zu nennen. 

Mündung der Canik Rival-S.
Das markante Erscheinungsbild der Canik Rival-S wird hauptsächlich durch die Zierfräsungen an Verschluss und Lauf bestimmt.

Die Montageschiene am Dust Cover des Griffstücks kann man beispielsweise für die Fixierung der hauseigenen Brückenmontage aus Aluminium nutzen. Die Montage in Blau oder Rot wechselt für gerade einmal 69,- Euro den Besitzer. Im ansehnlichen Zubehörprogramm entdeckt man beispielsweise auch eine optional erhältliche Daumenauflage für ebenfalls 69,- Euro, die für mehr Rückstoßkontrolle sorgt. Im Hartschalenkoffer der Rival-S befindet sich reichlich standardmäßig im Lieferumfang enthaltenes Zubehör. Dazu gehören ein Holster, ein Reservemagazin, Magazintrichter, zusätzliche Magazinböden, zwei leicht wechselbare Griffrücken in unterschiedlichen Größen, eine Ladehilfe sowie je ein Werkzeug- und Reinigungsset. Damit nicht genug, liegen auch sechs Adapterplatten bei, mit denen sich alle gängigen Minileuchtpunktvisiere auf der Schnittstelle im Verschluss montieren lassen. Da sparen andere Hersteller mittlerweile. Allerdings sind die Platten aus einer leichtgewichtigen Aluminiumlegierung mit einem Gewindeeinsatz aus Stahl versehen. Wie sich das bei häufigem Auf- und Abnehmen bewährt, muss die Zeit zeigen. Die Mikrometerkimme wird durch ein feines 3-mm-Korn mit roter Fiberstabeinlage ergänzt. Den permanenten Single-Action-Abzug des Schlagbolzenschlosses ohne außenliegendes Schlagstück maßen wir im Mittel mit rund 1.700 Gramm, wobei 950 Gramm schon auf den Vorzug entfallen. 

Brückenmontage am Griffstück der Canik Rival-S.
Mit der hauseigenen Brückenmontage lässt sich ein Leuchtpunktvisier alternativ auch am Griffstück der Canik Rival-S befestigen.

Das der Trigger sich subjektiv leichter anfühlt, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass die flache Abzugszunge mit rund 8 mm Breite viel Auflagefläche für den Finger bietet. Da werden Erinnerungen an alte KK-Sportpistolen wach. Der Rückstellweg (Reset) des Abzuges – also diejenige Strecke, die nötig ist, um den nächsten Schuss abzugeben – fällt mit rund einem Millimeter erfreulich kurz und gut wahrnehmbar aus. Etwas ungewohnt zeigt sich das Zerlegen der Pistole in ihre Hauptbestandteile. Die beidseitig am Verschluss angrenzenden Schieber sind zuerst nach unten zu ziehen, danach braucht man den Verschluss nur wenige Millimeter nach vorne zu schieben und nach oben abzunehmen. Dann offenbart sich das saubere Innenleben. Das Griffstück mit seiner feinporigen Oberfläche entsteht im Feingussverfahren. Der Verschlussfanghebel ist jederzeit beidseitig zu bedienen und auch von Schützen mit kurzem Daumen gut zu erreichen. 

Magazintrichter der Canik Rival-S.
Entfernt man den Magazintrichter, dann kann man mit der Canik Rival-S auch in den IPSC Production (Optics)-Klassen mitmischen.

Das trifft auch auf den vergrößerten und nach hinten verlängerten Magazinknopf zu. Die Waffe steht übrigens schon seit geraumer Zeit auf der IPSC Production (Optics)-Liste, natürlich ohne Magazintrichter und Daumenauflage. Als Ganzstahlwaffe mit gleichbleibendem Abzugsgewicht und -weg könnte sie da eine Alternative für Schützen darstellen, die sich mit den sonst meist vorherrschenden DA/SA-Abzugskombinationen schwertun. Dass sich mit dem klassischen Spannabzug (für den ersten Schuss, alle Folgeschüsse in Single Action) Spitzenergebnisse erzielen lassen steht außer Frage, allerdings verlangt das auch etwas Training. Die Stahlblechmagazine fassen 18 Patronen und rasten leicht und sauber − auch bei maximalem Füllstand − ein. Die Toleranzen zwischen Griffstück und Verschluss fielen erfreulich gering aus und auch der kannelierte Lauf saß ohne merkliches Spiel im Verschluss. 

Mit der Canik SFx Rival-S auf dem Schießstand

Checkering der Canik Rival-S an der Rahmenfront.
Blick auf das Checkering der Canik Rival-S an der Rahmenfront sowie auf die breite Abzugszunge mit integrierter Sicherung, die das Abzugsgewicht subjektiv reduziert.

In Ermangelung eines geeigneten Ransom-Rest-Adapters musste die Canik Rival-S frei Hand vom Sandsack geschossen werden. Dafür hätten wir auch die Brückenmontage aus dem gleichem Stall verwenden können, allerdings können hier die – wenn auch geringen – Toleranzen zwischen Griffstück und Verschluss die Ergebnisse negativ beeinflussen. Deshalb montierten wir ein Leupold DeltaPoint-Minileuchtpunktvisier, das uns treue Dienste leistet, auf den Verschluss. Wir testeten die hübsche Striker-Fire-Ganzstahlpistole mit zehn Fabrikmunitionssorten mit Geschossgewichten von 95 bis 140 Grains. Das beste Präzisionsergebnis aus zwei gemittelten 5-Schuss-Streukreisen erreichten wir mit der Hornady American Gunner 115 Grains XTP mit 32 mm. Ein sehr ordentliches Ergebnis. 

Canik Arms TP9 SFx Rival-S mit schlichter, schwarzer Tenifer-Beschichtung.
Die Rival-S bietet Canik auch mit schlichter, schwarzer Tenifer-Beschichtung.

Somit könnte man mit der Rival-S durchaus in Präzisionsdisziplinen mitmischen. Das BDS-Gewichtlimit für das Standardprogramm hält sie spielend ein, vom DSB mit 1.500 Gramm ganz zu schweigen. Funktionsstörungen gab es während der Erprobung nicht zu vermelden. Wie schon bei der Präzisionsüberprüfung fiel uns im dynamischen Teil die glatte Oberfläche der blauen Griffschalen und des Checkerings der hartverchromten Ausführung etwas negativ auf. Allerdings sind diese blauen Griffschalen in S/M oder L Bestandteil eines optional erhältlichen Sets, in dem auch ein verlängerter Magazinknopf, Schlittenfanghebel, Magazintrichter und zwei Magazinböden im gleichen Farbton für 189,- Euro Aufpreis enthalten sind. Dieses Set gibt es auch in den Farben Rot und Bronze. Da gefallen uns die schwarzen Standard-Griffschalen der Rival-S mit dunkler Tenifer- oder heller Hartchrombeschichtung in Sachen Beherrschbarkeit im Schuss wesentlich besser. Natürlich könnte hier durch simple, günstige Tuningmaßnahmen, wie die Anbringung von Skateboardtape, Abhilfe geschaffen werden. Uns persönlich störte etwas der zu große Magazinknopf, der sich regelrecht in den Handballen der Unterstützungshand bohrte. Im Zubehörprogramm entdeckt man auch Griffschalen aus verschiedenen Naturhölzern für 69,- Euro oder einen am Griffstück zu montierenden Kompensator für 298,- Euro.

Technische Daten und Preis der Canik SFx Rival-S in 9 mm Luger aus dem Sortiment von Huntex

Hersteller:
Canik
Modell:SFx Rival-S
Kaliber:
9 mm Luger
Magazinkapazität:
18 Patronen
Griffstück:
Stahl-Hartchrom (Tenifer) beschichtet
Verschluss:

Stahl-Hartchrom (Tenifer) beschichtet

Lauflänge, Laufprofil:

121 mm, 6x Feld-Zug

Kimme: Mikrometer, 3,85 mm
Korn:Rampenkorn mit roter Fibereinlage, 3,00 mm
Visierlänge:
197 mm
Sicherung:Abzugssicherung, automatisch wirkende Schlagbolzensicherung
Abzugssystem, Abzugsgewicht*:

Single Action, 1.702 g

Gesamtgewicht:
1.196 g mit Magazin
Abmessungen (LxBxH):
206 mm x 35 mm x 146 mm
Preis:

1.549,- Euro (1.499,- Euro in schwarz teniferiert)

Ausstattung: Hartschalenkoffer mit Reservemagazin, zusätzliche Magazinböden, Holster, Adapterplatten für MRDS sowie Werkzeug und Reinigungsset
* Mittel aus 10 Messungen mit dem Manthei Trigger Scan System, 

Testfazit zur Pistole Canik SFx Rival-S

Die Canik Rival-S in 9 mm Luger hat viel zu bieten: Eine solide Ganzstahlbauweise gepaart mit guten Abzugseigenschaften sowie hoher Funktionszuverlässigkeit und Eigenpräzision. Mit der Optikschnittstelle auf dem Verschluss kann sie zudem in vielen Disziplinen eingesetzt werden. Die schwarze Standardausführung kostet 1.499,- Euro und die hartverchromte Variante 1.549,- Euro. Das ist ein äußerst fairer Deal, sodass unserer Meinung nach die Rival-S eine echte Empfehlung ist.


Dieser Test erschien auch in der caliber 1/2024. Hier sind zusätzlich alle Schießergebnisse im Detail enthalten. Sie können das Heft im VS Medien-Onlineshop kaufen. Es steht auch eine digitale Ausgabe zur Verfügung.

Weitere Informationen zur SFx Rival-S gibt es beim Hersteller Canik und beim deutschen Importeur Huntex.