Test + Video: Barrett MRAD in .338 LM & .300 WinMag im Long-Range-Versuch auf bis zu 500 Meter

Barrett MRAD auf einem Dreibein.
Das auf einem Dreibein montierte Barrett MRAD mit montiertem .300 WM-Upper in Marienberg.

Zunächst einmal gilt unser besonderer Dank einem langjährigen Freund des Hauses, Thomas Eckey von Gunworks. Er stellte uns sein persönliches, im Detail modifiziertes Barrett MRAD in .338 Lapua Magnum mit .300 Winchester Magnum-Wechselsystem zur Verfügung. Zu den bei der werksmäßigen Standardausführung nicht anzutreffenden Ausstattungsmerkmalen gehören standesgemäß natürlich seine hauseigenen, ebenso sauber verarbeiteten wie effektiven Gunworks-Mündungsbremsen oder auch ein praktischer Leichtmetalltragegriff an der Handschutzunterseite. Auf dem .338 Lapua Magnum-Lauf thront die Gunworks Thumb Vast 930- und auf dem .300 Winchester Magnum-Lauf die Gunworks Thumb Vault 762-Mündungsbremse. Zu dieser Topausstattung passen dann auch ERA-TAC-Blockmontagen mit integrierter Vorneigung sowie Schmidt & Bender PM II-Zielfernrohre aus deutschen Landen.

MRAD von Barrett: Eine kurze Retrospektive

Schmidt & Bender Zielfernrohr auf dem Barrett MRAD.
Die erstklassigen Schmidt & Bender PM II-Zielfernrohre erleichterten gerade auf der langen 500-Meter-Bahn die Präzisionsarbeit.

Wie eine ganze Reihe moderner, modularer Scharfschützengewehre mit Kaliber-/Laufwechselmöglichkeit von prominenten Herstellern entstand auch das Barrett MRAD aufgrund des Anfang 2009 gestarteten "Precision Sniper Rifle" (PSR)-Programms des United States Special Operations Command (SOCOM). Bekanntermaßen ging 2013 das Remington MSR (Modular Sniper Rifle) als Gewinner aus dieser Ausschreibung hervor. Nach PSR erschien 2016 die Nachfolgeausschreibung "Advanced Sniper Rifle" (ASR). Hierzu teilte das US-Verteidigungsministerium am 11. März 2019 mit, dass SOCOM mit dem speziellen Barrett MRAD MK 22 ASR in .338 Norma Magnum mit Wechselkits in .300 Norma Magnum und 7,62x51 mm NATO ein verbessertes Scharfschützengewehr im Rahmen der ASR-Ausschreibung beschafft. Für Barrett bedeutet der Zuschlag ein bis 2024 laufender Fünf-Jahres-Kontrakt im Wert von 49.936.300 US-Dollar. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auf dem Barrett MRAD MK 22 ein Leupold-Zielfernrohr Mark 5HD 5-25x56 mit Flat Dark Earth (FDE)-Oberflächenbeschichtung und patentiertem Mil-Grid-Absehen thront. Das von Chris Barrett entwickelte, 2011 erschienene MRAD basiert in der Technik auf dem 2008 eingeführten Barrett Modell 98B "Bravo" in .338 Lapua Magnum, das ausführlich in der caliber, Ausgabe 4/2016 vorgestellt wurde. Im Gegensatz zu diesem Vorgänger besitzt es jedoch eine klappbare Schulterstütze und ist hinsichtlich des Kalibers und der Lauflänge wandlungsfähig. Der Hersteller aus Murfreesboro, Tennessee, führt drei verschiedene MRAD-Gewehrmodelle im Programm. Neben dem klassischen MRAD gibt es das vereinfachte MRAD SMR (Single Mission Rifle) ohne klappbare Schulterstütze, Längenschnellverstellung und Kaliber-/Laufwechseloption, beide in den sieben Kalibern .338 Lapua Magnum, .338 Norma Magnum, .300 Norma Magnum, .300 PRC, .300 Winchester Magnum, .308 Winchester und 6,5 Creedmoor erhältlich, sowie das Modell MRAD MK 22, das dem militärischen ASR-Original weitgehend entspricht und nur in den Kalibern .338 Norma Magnum, .300 Norma Magnum und 7,62x51 offeriert wird. Das MRAD und MRAD SMR gibt es in den Lauflängen 17"/432 mm (nur .308 Win.), 24"/610 mm und 26"/660 mm. Das MRAD MK 22 ist hingegen in den Lauflängen 27"/686 mm (.338 NM), 26"/660 mm (.300 NM) sowie 20"/508 mm (7,62x51) erhältlich.

Barrett MRAD komplett von links.
Das Barrett MRAD mit .338 LM-Upper zeigt hier seine linke Schokoladenseite.

Das MRAD in monolithischer AR-Bauweise

Aufgeklapptes Barrett MRAD.
Im Prinzip ist das Barrett MRAD ähnlich einem AR-Selbstladegewehr aufgebaut und kann aufgeklappt werden. Dennoch gibt es beachtenswerte Unterschiede wie die robuste Verbindung zwischen Griffstück und Systemkasten mittels eines stählernen Keils.

Wie weitere bekannte Leichtmetallchassis-Präzisionsgewehre – wie beispielsweise Ruger Precision Rifle oder Unique Alpine UPG-1kann auch das Barrett MRAD mit geradlinigem "In-Line"-Design und zweiteiligem Systemgehäuse eine gewisse Verwandtschaft mit dem AR-10/AR-15 von Eugene Stoner nicht verleugnen. Das Griffstück und der obere Systemkasten mit Integralhandschutz aus nach militärischen Standards oberflächenveredeltem 7075er-Aluminium werden über einen vorderen Scharniersteckbolzen im Bereich des üppigen Magazinschachts miteinander verbunden, sodass sich das MRAD wie ein AR-Gewehr aufklappen lässt. Doch die Unterschiede liegen im Detail: Anstatt eines weiteren, einfachen Steckbolzens in der hinteren Partie des Griffstücks sorgt eine aufwändigere, keilförmige Riegelmechanik für eine solidere Verbindung zwischen beiden Hauptkomponenten, die angesichts des mächtigen Weitdistanzkalibers .338 Lapua Magnum auch die notwendige Schussfestigkeit im Dauergebrauch gewährleistet. Die Arretierung zwischen Griffstück und Systemgehäuse kann nur bei geöffnetem Zylinderverschluss mit einem Hebel auf der Griffstückunterseite gelöst werden. Bei geschlossenem System ist die Verbindungsmechanik der beiden Hauptbaugruppen blockiert.

Wechselsystem oder Wechsellauf

Barrett hat sich für die AR-inspirierte Konstruktionsweise entschieden, weil dadurch bei dem Repetierer eine Kaliberkonvertierung möglich ist, ohne dass man nur eine Schraube an dem Gewehr lösen muss. Verwendet man ein komplettes Wechselsystem mit darauf montierter und eingeschossener Optik, ist man nach einem Kaliberwechsel ohne erneutes Einschießen oder weiteren Aufwand unverzüglich einsatzbereit. Natürlich ist ein komplettes Barrett-MRAD-Wechselsystem, so wie es uns zur Verfügung stand, die kostspielige Luxuslösung. Günstiger geht es mit einem Laufwechsel, wozu nur zwei T30-Torx-Schrauben am Systemgehäuse/Handschutz gelöst werden müssen, um den Lauf nach vorne durch den Integralhandschutz heraus zu ziehen. Der Lauf mit einem sehr massiven Lauffortsatz ("Barrel Extension") mit einem Durchmesser von fast 38 Millimetern und AR-typischer Lauffixiermutter ("Barrel Nut") wird auf einer Klemmfläche von 87 Millimetern in dem Systemgehäuse arretiert. Diese solide Bauweise ist auch notwendig, um einerseits den satte 2,6 Kilogramm schweren Karbonstahllauf im Chassis zu lagern und andererseits um das Laufschwingungsverhalten positiv zu beeinflussen. Der sich von seiner Wurzel zur Mündung hin verjüngende Lauf besitzt acht Kannelierungen, die seine Oberfläche vergrößern. Das sorgt für eine bessere Wärmeableitung beziehungsweise ein schnelleres Abkühlen des heißgeschossenen Laufes. Durch die erhöhte Abstrahlfläche des Mantels setzt hier jedoch auch früher das Hitzeflimmern ein und erschwert die Sicht durch die Optik. Und das geht schnell, wenn bei jedem Schuss bis zu sechs Gramm Nitropulver abgefackelt werden, die dem Lauf einheizen. Der 26"/660-mm-Lauf in .338 LM besitzt einen Drall von 1-9,4" sowie ein ¾x24 UNEF-Mündungsgewinde, das gleichlange Rohr in .300 WM einen 1-8“-Drall und ein ⅝x24-Mündungsgewinde. Wie bereits erwähnt, wurden die originalen Barrett-Kompensatoren mit zwei Expansionskammern gegen Gunworks-Mündungsaufsätze ausgetauscht. Auch wenn am Systemkasten nicht direkt Löcher oder Flächen zur Gasentlastung zu erkennen sind, besitzt das MRAD trotzdem entsprechende Sicherheitsmerkmale. Nach der Laufdemontage entdeckt man im Gehäuse direkt hinter dem Patronenlager großzügig dimensionierte Einfräsungen, die im Falle eines Überdruckes das Gas vom Schützen weg nach unten leiten.

Verschluss des Barrett MRAD.
Im Systemkasten befindet sich der Zylinderverschluss, der in diesen beiden Kunststoffröhren geführt wird.

Verschlussführung des MRAD aus Polymer

Bei dem Zylinderverschluss, der mit neun Warzen in drei Ebenen im Lauffortsatz verriegelt, entdeckt man eine weitere konstruktive Besonderheit des Barrett-MRAD-Scharfschützengewehres. In dem übergroßen Bohrkanal des "monolithischen" Systemgehäuses (mit integralem, nicht angebautem Handschutz) befinden sich zwei Kunststoffhülsen. Diese als "Rear Bolt Guide" und "Front Bolt Guide" bezeichneten Hülsen dienen zum einen als Staubschutz und zum anderen als Führung für den Verschluss, dessen Verriegelungskopf durch Entfernen eines Zylinderstifts schnell ausgetauscht werden kann. Diese Baumaßnahmen unterstützen letztendlich auch eine rationellere Produktion angesichts der breitgefächerten Kaliberpalette.

Das MRAD-Chassis mit Komfort

Der Hinterschaft des Barrett MRAD im Detail.
Die klappbare Schulterstütze der Barrett MRAD besitzt solide, schussfeste Justiermechaniken für die schnelle Verstellung der Schaftlänge und der Schaftbackenhöhe.

Das aus einem Stück Leichtmetall bestehende Oberteil mit Systemkasten und Handschutz ist in seiner Grundkonstruktion auf maximale Stabilität ausgelegt. An dem Handschutz befinden sich weder KeyMod noch M-LOK-Schnittstellen, sondern ein hauseigenes System für die Anbringung von kurzen Montageschienen und Zusatzausrüstung. Die auf die rechte Waffenseite klappbare Schulterstütze besitzt nicht nur ein ultrarobustes Scharniergelenk, sondern glänzt auch durch Justiermechaniken für die individuelle Anpassung des MRAD an den jeweiligen Schützen. Löst man die rechtsseitige Sterngriffschraube, dann kann die Wangenauflage um bis zu 30 Millimeter in der Höhe variiert werden. Die Schaftkappe lässt sich mit einem Knopfdruck in sieben Stufen um bis zu 40 Millimeter in der Länge individuell einstellen. Die Rastflächen der Justiermechaniken sind großzügig dimensioniert und somit auch im Dauergebrauch schussfest. Eine höhenverstellbare Schaftkappe sucht man vergebens, was bei einem Gewehr in geradliniger AR-Bauweise aber auch bestens zu verschmerzen ist, weil der Hinterschaft ohnehin höher als bei einer konventionellen Repetierbüchse positioniert ist. So ergeben sich auch in liegenden und knienden Anschlägen keine Probleme, wenn man die Waffe in die Schulter einziehen möchte. Abgerundet wird die Schaftgarnitur durch einen frei stehenden Magpul MIAD-Pistolengriff. Im Griffstück unserer Testwaffe saß ein Barrett-Druckpunktabzug mit einem gemessenen Abzugsgewicht von 2.300 Gramm. Das hört sich gar nicht so niedrig an, doch der Abzug besaß eine perfekte Charakteristik und im Vorzugsweg wurden bereits rund 2.000 Gramm aufgebraucht, sodass für die eigentliche Schussauslösung nur etwa 300 Gramm übrig blieben. Die Bedienelemente am Griffstück können wahlweise auf der linken oder rechten Waffenseite montiert werden. Praktisch ist dies vor allem bei der 45-Grad-Drehhebelsicherung am Griffstück. Wenn man sie als Rechtshänder auf der linken Griffstückseite anbringt, kann man sie im Anschlag nicht nur bestens bedienen, sondern beim Schießen auch als Daumenauflage benutzen. Ziel ist es, die Kräfte, die in der rechten Hand entstehen, geradlinig nach hinten in die Waffe abzuleiten. Wenn der Daumen den Griff umschließt, wird er durch die Bewegung des Abzugsfingers unweigerlich nach rechts gedrückt und kaum wahrnehmbare Abzugsfehler entstehen. Aus diesem Grund wurde diese Sicherung auch mit einem übergroßen Flügel ausgestattet, der eine perfekte Auflage bietet. Gefüttert wird das Barrett MRAD mit doppelreihigen Kastenmagazinen aus Polymerkunststoff und einem Fassungsvermögen für 10 Patronen.

Exkurs: Indoor-Schießstand bis 500 Meter – Rosenberg 1

Eingang zum Schießstand Rosenberg 1.
Der außergewöhnliche Schießstollen  Rosenberg 1 in Marienberg, Sachsen.

Deutsche Long-Range-Schützen zieht es oft ins Ausland, weil bei uns für Zivilisten zugängliche Schießstände mit Schussentfernungen über 300 Meter hinaus dünn gesät sind. Bundeswehr-Schießanlagen sind, wenn überhaupt, nur unter strengsten Auflagen für zivile Sportschützen nutzbar. Umso erfreulicher, dass es einen 500-Meter-Schießstand in Deutschland gibt, der sogar witterungs- und windunabhängig ist. Die außergewöhnliche Pilgerstätte für Gewehrschützen befindet sich im sächsischen Marienberg im Erzgebirge, unweit von der tschechischen Grenze entfernt. Das Erzgebirge ist, seinem Namen gerecht werdend, für Vorkommen an Erzen wie Silber, Kupfer, Nickel, Zinn oder Uran bekannt und die Einheimischen können auf eine jahrhundertalte Bergwerkstradition zurückblicken. Der heutige Schießstand wurde ursprünglich in den 1960er Jahren als Teil einer Wasserführung von einer Talsperre nach Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) erbaut. Wie lange der Bergbau hier verankert ist, beweist die Tatsache, dass die Nebenstollen hier bereits schon 1332 errichtet wurden. Da das Projekt der Wasserführung aber aufgegeben wurde, lag der Stollen einige Jahrzehnte brach. Erst 2012 wurde der Stollen wieder geöffnet und damit keimte die Idee auf, einen Schießstand zu errichten. Das einst für die Wasserführung gedachte Gefälle von 0,5% kommt somit also auch dem Geschossabfall entgegen. Bis der Schießstand 2015 geöffnet werden konnte, mussten viele Arbeiten verrichtet werden. Mittlerweile sind einige Firmen und auch die Bundeswehr hier zu Gast, denn schließlich können hier Waffen bis 18.000 Joule geschossen werden und behördliche Anwender auch KWKG-Waffen/Munition testen. Auf dem Schießstand befindet sich eine elektronische Auswertungsanlage der Firma Silver Mountain Target, sodass die Trefferbilder als auch die Geschossgeschwindigkeiten auf 100, 300 und 500 Meter aufgezeichnet werden. Somit ist es dann möglich, auch einen Vergleich der Streukreise auf unterschiedlichen Entfernungen bei einer geschossenen Gruppe anzusehen. Das spart Zeit und Geld. In Verbindung mit der Geschossgeschwindigkeit auf unterschiedlichen Distanzen kann man hier also wissenschaftlich-analytisch arbeiten, was auch uns ins Erzgebirge zog. Skeptiker werden zu bedenken geben, dass die Windeinflüsse, die beim Long-Range-Schießen das sprichwörtliche Salz in der Suppe sind, hier gänzlich fehlen. Dennoch lässt sich hier bestens die Leistungsfähigkeit einer Waffen-/Munitionskombination testen. Wer als Einsteiger die "Wissenschaft des Windlesens" nicht beherrscht und trotzdem gerne mal ein bisschen Long-Range-Feeling verspüren möchte, sollte mal Rosenberg 1 besuchen. Die Schießstandkosten von 80 Euro pro Stunde und für bis zu zwei Schießbahnen kann man nur als fair bezeichnen. Schließlich müssen der Stollen und die Peripherie ständig gepfl egt und die Anlage wasserfrei gehalten werden. Ein Ausflug ins Erzgebirge lohnt sich allemal, da die Landschaft zu Outdoor- Aktivitäten wie Radfahren, Wandern oder auch Wintersport einlädt. Weitere Informationen erhält man beim Schützenverein Mittleres Erzgebirge e.V..

Video: Auf dem Long-Range-Schießstand Rosenberg 1 mit dem Barrett MRAD


Mit dem Scharfschützengewehr von Barrett auf dem Schießstand

Schussbild des Barrett MRAD auf 100 Meter.
Der auf 100 Meter erzielte Topstreukreis: 5 mm in .338 Lapua Magnum (mit RWS 250 Grains Target Eilte Plus Fabrik).

Der Praxistest wurde von uns in zwei Teile unterteilt. Beim ersten Test ging es darum, die ballistischen Daten der Patronen auf 100 Meter zu sammeln, um damit dann anschließend auf die 500-Meter-Anlage nach Marienberg fahren zu können. Voll ausgerüstet brachte das Barrett MRAD knapp 8,5 kg auf die Waage. Somit bringt das Gewehr im Schuss nichts aus der Ruhe und der Schütze muss sich einzig und allein auf die ruhige, wiederholgenaue Abzugsbetätigung konzentrieren. Davon zeugten schon die auf der 100-Meter-Bahn erzielten Ergebnisse, denn ein 5-Millimeter-Streukreis mit einer .338 Lapua Magnum spricht für sich. Realisiert wurde dieser Spitzenwert mit der RWS 250 Grains Target Elite Plus. Nach dem schnellen Wechsel des Oberteils ging es weiter im Kaliber .300 Winchester Magnum. Auch hier wurde als Topstreukreis ein einstelliger Wert realisiert, denn 9 Millimeter maß die mit der Hornady 178 Grains ELD Match Fabrikmunition produzierte Gruppe. Danach ging’s auf ins sächsische Marienberg, um dort vor Ort auf 500-Meter-Indoor das Potential des Barrett MRAD weiter auszutesten. Weil auf dieser Distanz die Ballistik beider Patronen relativ ähnlich ist, mussten wir bei beiden Systemen nur einen Höhenunterschied zwischen 2,6 und 3,0 mrad ausgleichen, um die 500 Meter entfernte Scheibe treffen zu können. Hier konnten wir den Vorteil ausspielen, dass beide Wechselsysteme über entsprechend eingeschossene Optiken verfügten, somit war ein Kaliberwechsel extrem schnell umgesetzt. Wie schon auf 100 Metern glänzte in .338 Lapua Magnum die RWS Target Elite Plus auch auf 500 Metern, denn der Beststreukreis maß 78 Millimeter. Mit unserer handgeladenen Patrone gelang uns sogar eine 44 Millimeter auf dieser Distanz, wobei die komplette 5er-Gruppe durch einen Ausreißer auf 109 Millimeter geöffnet wurde. Auch im Kaliber .300 Winchester Magnum schoss die beste 100-Meter-Patrone auch das beste 500-Meter-Resultat, was erfahrungsgemäß keinesfalls immer so sein muss. So können Patronen mit bescheidenen 100-Meter-Ergebnissen auf Langdistanzen zur Hochform auflaufen. Mit der auf der Kurzdistanz top schießenden Hornady 178 Grains ELD Match Fabrikmunition realisierten wir auf 500 Meter einen sehr ansehnlichen Streukreis von 86 Millimetern.

Alle Daten und Preis zum MRAD im Überblick

Modell:Barrett MRAD
System:Zylinderverschluss mit 9 Verriegelungswarzen auf 3 Ebenen, die im Lauffortsatz verriegeln
Lauf (.300 WM):660 mm langer, kannelierter Lauf mit 1-8"-Drall, 5/8 x24 UNEF-Mündungsgewinde und Gunworks Thumb 762 Vault-Kompensator (Extraausstattung, Standard mit Barrett- Kompensator)
Lauf (.338 LM):660 mm langer, kannelierter Lauf mit 1-9,4"-Drall, ¾x24 UNEF-Mündungsgewinde und Gunworks Thumb 930 Vast-Kompensator (Extraausstattung, Standard mit Barrett-Kompensator)
Schaft:Leichtmetallchassis mit klappbarer, vielseitig justierbarer Schulterstütze, freistehendem Magpul IAD-Pistolengriff und Integralhandschutz mit Befestigungsmöglichkeiten für Schnellwechsel-Riemenbügel und weiterer Zusatzausrüstung
Magazin:doppelreihiges Kastenmagazin aus Kunststoff mit Kapazität für 10 Patronen
Abzug:Barrett-Druckpunktabzug, gemessenes Abzugsgewicht 2.350 Gramm
Sicherung:Einseitige Zwei-Positionen-45-Grad-Sicherung am Griffstück, die beidseitig montiert werden kann und auf Abzug wirkt
Länge:125,5 cm - 105 cm (bei maximal ausgefahrener und eingeklappter Schulterstütze)
Gewicht:6.600 Gramm
Preis:7.449 Euro

Das Fazit zum Barrett MRAD

Das Multikaliber-Scharfschützengewehr Barrett MRAD kann in allen praxisrelevanten Bereichen voll punkten: Eine sehr durchdachte, robuste Konstruktion und ein hohes Verarbeitungsniveau gepaart mit bester Handhabung, Funktion sowie Präzision lassen keine Wünsche offen. Allerdings muss man für das Gewehr in der Standardausführung, das es mit schwarzer, grauer oder erdbrauner "Flat Dark Earth" (FDE)-Oberflächenbeschichtung gibt, stolze 7.449 Euro auf den Tisch des Hauses legen. Die Ausführung mit leichterem Karbonmantellauf kostet sogar 8.349 Euro. Nichtsdestotrotz: Leider geil und jeden Cent wert.

Das hat uns gut gefallen:

Das fanden wir weniger gut:

Universell durch Multikaliber-Fähigkeit
Sehr hoher Preis zwischen 7.449 und 8.349 Euro
Hohes Verarbeitungsniveau

Überragende Präzision

Durchdachtes Ausstattungskonzept


Text: Stefan Perey, Tino Schmidt und Michael Fischer

Dieser Beitrag stammt aus der caliber 5/2021. Dort sind auch die Schießergebnisse aller Patronen im Detail sowie unsere Ladedaten enthalten. Sie können das Heft – auch als Digitalausgabe – ganz bequem im VS Medien-Onlineshop bestellen.

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