Es ist noch gar nicht so lange her, da gaben 1 bis 6-fache Optiken mit 24-mm-Objektivlinse in Sachen Vergrößerung den Ton an, wenn es um Zielfernrohre für die Drückjagd ging. Vor rund 10 Jahren traten die ersten Gläser mit 8-fachem Zoom im Segment der Low-Power-Variable-Optics (LPVO) auf, wie die leistungsstarken variablen Zieloptiken mit geringer Minimalvergrößerung im taktischen Umfeld genannt werden. Kurze Zeit später tauchten auch die ersten 1-8x oder ähnlich gearteten Drückjagdgläser mit 8-fachem Zoomfaktor im Angebot der renommierten Jagdoptikhersteller auf. In diesem Jahr setzte der Bayreuther Optikhersteller Steiner noch einen drauf und stellte auf den Frühjahrsmessen 2024 ein Glas mit 1 bis 10-facher Vergrößerung für den Jäger vor, das wir für Sie hier einem kurzen aber knackigen Praxischeck im Revier unterzogen haben und das wir ausführlich im Schießkino bei der Drückjagdvorbereitung getestet haben.
Das neue Steiner 10 1-10x24 bringt als erstes Drückjagdglas im Premiumsegment einen echten 10-fachen Zoom mit.
Lichtstake HD-Glaslinsen mit entsprechender Vergütung gewährleisten eine Lichttransmission, die laut Steiner bei mehr als 92 Prozent liegt. In unserem Test lieferte das 500 g schwere und knapp 280 mm lange Steiner Ranger 10 ein farbgetreues, kontrastreiches und scharfes Bild bis in den Randbereich hinein. Dass das Zielfernrohr in unserem Test trotz des „kleinen“ 24-mm-Objektivs auch noch nach dem Einsetzen der Dämmerung vergleichsweise lange ein klares und farbgetreues Bild bot, spricht für die hohe Lichtstärke des von Steiner verwendeten HD-Linsensystems. Das Steiner Ranger 10 1-20x24 bringt bei kleinster - sprich der 1-fachen Vergrößerung - ein Sehfeld von 38 Metern auf 100 m Distanz mit. Bei maximaler Vergrößerung ist das Sehfeld dann immer noch 3,8 m auf 100 m breit. Zudem erlaubt die 1-fache Vergrößerung problemlos das Zielen und Schießen mit zwei geöffneten Augen, sodass hier auch das Auge, das sich nicht hinter dem Okular befindet, in dessen Gesichtsfeld anlaufendes Wild frühzeitig erkennen kann.
Die große Eye-Box des Steiner Ranger 10 hilft zudem bei der schnellen Zielerfassung – sogar schon während des In-Anschlaggehens. Das Stichwort Zielerfassung bringt uns im wahrsten Sinne des Wortes gleich zum nächsten Punkt.
Das 4-AI Faserpunkt-Absehen des Steiner Ranger 10 1-10x24
Steiner setzt im Ranger 10 1-10x24 das Absehen 4-Ai ein − ein klassisches 4er Absehen mit einem zentralen Fadenkreuz in der Mitte, dessen dünnen Fäden auf der 3- sowie 9- und 6 Uhr Position in gut erkennbare schwarze Balken münden. An der Schnittstelle der Fäden lässt sich bei Bedarf ein ebenso feiner Leuchtpunkt zuschalten. Das Einstellen der Beleuchtungsintensität erfolgt am linken Turm, in dem sich zugleich auch das Batteriefach für die 3-Volt-Knopfzelle des Typs CR2032 befindet.
Der Faserpunkt des Leuchtabsehens lässt sich in insgesamt 11 Stufen verstellen. Die sechs niedrigsten Stufen sind für den Nachteinsatz konzipiert und die fünf höchsten für den Tagesbetrieb. Zwischen jeder Stufe hat Steiner eine Off-Stellung integriert, sodass der Jäger zum Ausschalten des Punktes nicht jedes Mal zur Nullmarke zurückdrehen muss. So lässt sich auch schneller zur zuletzt genutzten Stufe zurückfinden. Dank einer deutlich fühlbaren und sehr leise hörbaren Rastung lässt sich auch im Dunkeln aus der Nullstellung heraus die angestrebte Position sehr einfach finden. Zudem lässt sich die Off-Stellung am Übergang zwischen den Nacht- und Tagstufen durch einen etwas längeren Drehweg aus beiden Richtungen fühlbar erkennen.
Die Absehenverstellung des Steiner Ranger 10 erfolgt wie üblich nach dem Abschrauben der Schutzkappen per Klickverstellung am Höhenturm für die Höhe und am rechten Turm für die Seite. Der maximale Verstellbereich beträgt jeweils +/- 200 cm in Höhe und Seite. Pro Klick an den jeweiligen Türmen verschiebt sich das Absehen um 1 cm auf 100 m Entfernung. Pro Umdrehung durchläuft die Verstellung jeweils 60 Klicks. Während die Seitenverstellung ohne Stopp arbeitet, verfügt der Verstellring am Höhenturm über einen Stopp, sodass hier (ohne den Ring abzunehmen) lediglich 56 Klicks gedreht werden können. Beide Verstelltürme lassen sich bei Bedarf nullen.
Die Dioptrieneinstellung erfolgt an dem mit einer Gummiarmierung versehenen Okular und reicht von -3 bis +3 Dioptrien. Der Zoom-Ring befindet sich unmittelbar vor dem Übergangskonus zum Mittelrohr am Okulargehäuse. Auch hier sorgt eine Gummiarmierung für einen sicheren Halt beim Wechseln der Vergrößerung. An diesem Ring befindet sich zur besseren Orientierung eine gut fühlbare Nase auf Höhe der dreifachen Vergrößerung. Befindet sich diese Markierung oben mittig in der 12-Uhr-Position auf dem Okulartubus, dann ist die dreifache Vergrößerung erreicht. Bei minimaler Vergrößerung steht sie auf 3 Uhr und bei maximaler auf 9 Uhr. Wer jetzt mitgedacht hat, weiß bereits, dass der Ring zum Vergrößern gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden muss.
Das Steiner Ranger 10 im Kältetest (12 Stunden bei -24 °C)
Alle hier genannten Verstellelemente des Steiner Ranger 10 ließen sich auch bei unserem Kältetest einwandfrei und ohne zu mucken drehen. Für diesen Test wurde das Steiner 10 über Nacht für exakt 12 Stunden im Gefrierschrank bei -24 °C gelagert, und die betreffenden Stellringe wurden, unmittelbar nachdem das Zielfernohr aus der „Kältekammer“ kam auf ihre Gängigkeit hin überprüft. Die Stickstofffüllung im Inneren des Gehäuses verhinderte hier freilich, dass sich Kondenswasser an den Innenseiten der Linsen niederschlagen konnte. Von außen schlug sich die Luftfeuchtigkeit als feiner Tau auf dem Gehäuse und den Linsen nieder, der die komplette Oberfläche dann für einige Minuten mit einer dünnen Reifschicht belegte. Obwohl diese nach dem Auftauen einen sehr feinen Wasserfilm hinterließ, hielten die O-Ringen in den Turmkappen und im Batteriefach die Nässe komplett draußen.
Auch den mechanischen Boxtest zur Überprüfung der Klickverstellung absolvierte unser Testglas anstandslos. Und landete nach dem Abdrehen des obligatorischen Quadrats mit dem Höhen – und Seitenverstellturm wieder auf dem Ausgangspunkt. Die praktische Schießprüfung musste das Glas dann im Schießkino auf einer Benelli Lupo ablegen − auch hier gab es nicht zu bemängeln. Wie von Steiner prognostiziert ließen sich die schnell über die Leinwand huschenden Schwarzkittel schnell im Zielfernohr auffassen und "virtuell" zur Strecke bringen.
Technische Daten und Preis: Steiner 10 1-10x24 – ein jagdliches extrem flexibel einsetzbares Zielfernrohr
Modell: | Ranger 10 1-10x24 |
Objektivdurchmesser: | 24 mm |
Austrittspupille: | 6,5 - 2,4 mm |
Vergrößerung: | 1-10 x |
Augenabstand: | 93 mm |
Mittelrohrdurchmesser: | 30mm (= Objektiv-Rohrkörper-Durchmesser) |
Sehfeld auf 100 m: | 38 - 3,8 m |
Absehen: | 4-AI Faserpunkt in der 2. Bildebene |
Verstellweg: | Höhe +/- 200 cm, Seite +/- 200 cm |
Verstellung pro Klick: | 1cm / 100m |
Parallaxefreiheit: | ab 100 m |
Dioptrienausgleich: | -3 bis +3 dpt |
Absehenbeleuchtung: | 11 Stufen (6 Nacht / 5 Tag), automatische Abschaltung nach 6h |
Batterie-Typ: | CR2032-Knopfzelle 3V |
Länge: | 279,5 mm |
Gewicht: | 500 g |
Preis (UVP): | 2.499,- Euro |
Steiner 10 1-10x24: Unser Testfazit zum neuen Vorreiter der flexiblen Nah- und Mitteldistanz-Zielfernrohre in der Premiumklasse
Mit dem Steiner Ranger 10 1-10x24 reserviert sich Steiner nun auch einen der vorderen Plätze bei den Drückjagd-Zielfernrohren mit 10-fachem Zoom im Premiumfeld. Die echte 10-fache Vergrößerung und ein weites Sehfeld von 38 m auf 100m prädestinieren das Ranger 10 zum Zielfernrohr für flüchtiges Schießen auf kurze und mittlere Distanzen. Seine HD-Optik sorgt dabei für lichtstarke, farbgetreue und kontrastreiche Bilder mit hoher Randschärfe und durch die hinreichend große Eyebox ist man bei Drückjagden besonders schnell im Anschlag und kann sein Ziel blitzschnell aufnehmen. Die bis zu 10-fache Vergrößerung bietet dem Jäger zudem die Möglichkeit auch weiter entfernt stehendes Wild klar zu identifizieren und darauf einen sicheren Schuss anzutragen − die entsprechenden schießtechnischen Fähigkeiten und das dafür taugliche Kaliber der Waffe natürlich vorausgesetzt. Diese Vergrößerung erlaubt auch den Einsatz als Pirschglas, an dem sich dank der kurzen Bauweise bei Bedarf beispielsweise auch sehr gut Wärmebildvorsatzgeräte (z.B. das Steiner C35) anbringen lassen. Nicht zuletzt bietet sich das Steiner Ranger 10 1-10x24 mit seinem 30-mm-Mitttelrohrdurchmesser für alle dynamischen Schießsituationen im Nah- und Mitteldistanzbereich bis jenseits der 200-m-Marke geradezu an und dürfte auch im Lager der in diesem Entfernungsbereich antretenden dynamischen Sportschützen − wie etwa den IPSC-Rifle-Schützen − seine Fans finden.
Bleibt abschließend zu sagen: Die erste 10-fache Vergrößerung im Premiumbereich macht das neue Steiner Ranger 10 wohl zu einem der vielseitigsten Zielfernrohre auf dem Markt. Gerade, wenn schnell Ziele in unterschiedlichen Entfernungen auftauchen, ist man dank der hohen Flexibilität des Ranger 10 in jeder Situation bestens ausgerüstet.
Mehr Informationen zum Steiner Ranger 10 gibt es auch auf der Produkt-Website des Herstellers.