Test des Voere-Repetierers V3 im Kaliber .308 Winchester mit Hera Arms-Schaft H7 und einem ZCO Zielfernrohr

Voere V3 von links
Mit dem drei Kilo schweren 602 Millimeter langen Match-Lauf verändert sich die Balance der Voere V3 derart, dass man lieber aufgelegt nach Benchrest-Art schießt.

Mit dem neuesten Spross namens Victor 3 führt Voere seine modulare Bauweise, bereits bekannt von den Modellen LBW-M2, X3, X4, X5 und M2 Police, konsequent weiter. Für den Nutzer ergeben sich damit eine Vielzahl von individuellen Anpassungsmöglichkeiten: an den Schützen selbst, an den Verwendungszweck und letztlich auch bezüglich des Budgets. Im Vergleich zu den vorgenannten Modellen, die alle auf einem größeren Systemgehäuse und somit auch auf größeren Kalibern bis teilweise zur .50 BMG beruhen, ist die Victor 3 als deutlich kompaktere Plattform konzipiert. Die neue Voere ist mit dem Short -Action-System der Remington 700 kompatibel und somit vorgesehen für kleinere Zentralfeuerkaliber bis in den Bereich der Kaliber .308 Winchester und 6,5 Creedmoor. Die Testwaffe bestückte Voere mit einem H7-Schaft von Hera Arms aus Triefenstein, der sich nach Aussagen des österreichischen Büchsenherstellers durch sein Gewichtsverhältnis und die Schaftgeometrie speziell für das dynamische Schießen eignet.  Was die Victor 3 in den beiden Ausführungen auf der Schießbahn zu leisten im Stande ist, wurde auf den Distanzen 100 und 300 Meter getestet. Zuvor sollen jedoch die Technik und Ausführungsvarianten der neuen Voere genauer betrachtet werden.

Voere V3 mit Wechselläufen
Der Match-Lauf wiegt als Einzelteil fast soviel wie die gesamte Victor 3, wenn man
die Voere stattdessen mit dem leichten Jagdlauf samt Integraldämpfer ausstattet.

Wie alle modular aufgebauten Voere-Büchsen ist auch bei der Victor 3 ein Lauf- oder Kaliberwechsel durch den Besitzer selbst möglich. Bei den Läufen stehen diverse Konturen, Längen und teilweise auch Dralllängen zur Verfügung. Die Läufe werden je nach Ausführung brüniert oder tragen eine Cerakote-Beschichtung und können auch mit einem Kohlefaserrohr ummantelt geordert werden. Geliefert wurde die Waffe mit zwei Rohren: Einmal einem gehämmerten, 29 mm dicken Match-Lauf sowie einem kurzen, schlanken Lauf samt integriertem Schalldämpfer für die Jagd. In der getesteten Jagd-Ausführung mit Integralschalldämpfer verbauen die Tiroler einen 426 Millimeter langen Lauf. Wird einmal ohne den Schalldämpfer geschossen, so lassen sich durch eine zum Lieferumfang gehörige Stahlhülse die Bohrungen der Lochbremse verschließen. Dies ist vor allem auf jenen Schießständen sinnvoll, auf denen Mündungsbremsen und Kompensatoren nicht zulässig sind. Hinter dem Mündungsgewinde beträgt der Laufdurchmesser lediglich schlanke 15 Millimeter. Der Durchmesser legt dann bis direkt vor der Laufwurzel sukzessive auf 21 mm zu. Die Laufoberfläche ist brüniert. Im Laufinneren des durch eine Brünierung vor Korrosion geschützten Rohres übernehmen vier Felder mit Rechtsdrall die Geschossrotation. Nach 305 Millimetern oder zwölf Zoll ist eine 360-Grad-Umdrehung des Geschosses abgeschlossen.

Mündungsbremse
Die effektive Mündungsbremse des massiven Match-Laufes der Voere Victor 3.

Die Victor 3 gibt es natürlich auch ohne Schalldämpfer: Bei dem mitgelieferten Wechsellauf handelt es sich um ein kaltgehämmertes Match-Rohr mit einem zylindrischen Außendurchmesser von 29 Millimetern. An der Laufmündung sitzt ein Feingewinde (M19 x 1), beim vorliegenden Lauf dient es der Aufnahme der von der Voere LBW-M2 bekannten Drei-Kammer-Mündungsbremse. Das Zug-Feld-Profil und die Dralllänge sind identisch mit dem kurzen Jagdlauf. Mit 602 Millimeter fällt der Match-Lauf jedoch 176 mm länger aus. Dies führte bei den Testlaborierungen zu einer durchschnittlich um 50 bis 60 Meter pro Sekunde höheren Mündungsgeschwindigkeit. Der allein für sich genommen über drei Kilogramm schwere Match-Lauf zeigte auf dem Schießstand eine hervorragende Präzision.

Dieser H7-Schaft von Hera Arms passt nicht nur für die Short Action der 700 von Remington. Dank gleichem System-Fußabdruck passt hier auch die Voere Victor 3.
Verschluss
Der beidseitig bedienbare Magazinauslöser liegt beim H7-Schaft von Hera Arms vorn im Abzugsbügel, direkt hinter dem auf AICS-Standard ausgelegten Magazinschacht.

Das Systemgehäuse fertigt Voere aus einer hochfesten Aluminium-Knetlegierung, seine Oberflächen schützt eine Harteloxierung. Auf der Oberseite der Verschlusshülse ist eine Picatinny Schiene nach Mil-Std-1913 mit einer Vorneigung von 20 Winkelminuten aus dem Leichtmetall des Gehäuses herausgearbeitet. Gegenüberliegend befindet sich die Abzugsgruppe. Das Abzugsgewicht des Druckpunktabzuges lässt sich zwischen 300 und 1300 Gramm justieren. Vom Kufsteiner Werk aus waren durchschnittlich 485 Gramm Abzugsgewicht eingestellt. Der Vorzugsweg sowie die Rast lassen sich ebenfalls einstellen. Das Abzugszüngel ist gerade, gebogen und gerade mit verstellbarem Abzugsschuh erhältlich. Parallel zum Züngel befindet sich die Zwei-Stellungs-Sicherung im Abzugsbügel. Diese lässt sich zwar für den jagdlichen Einsatz nahezu geräuschlos betätigen, dennoch störte die Tester deren Position direkt neben dem Abzugszüngel. Die Sicherung wirkt direkt auf den Abzug.Der Verschlusskopf trägt drei Warzen in einer 120-Grad-Anordnung und ist gemäß der Modularität auswechselbar. Ein standardmäßiger Auszieher und ein gegenüberliegender Ausstoßer übernehmen das Ausziehen und Auswerfen der Hülsen aus dem Patronenlager.

Der H7-Schaft von Hera Arms passt exakt auf Rem700-Systeme

Hera H7-Schaft
"7SIX2" auf dem Magazin deutet auf den für die NATO-Patrone 7,62 x 51 alias .308 Winchester ausgelegten Hera Arms-Schaft H7 hin, der sonst Remington 700-Systeme aufnimmt. Der Schaft besitzt innen ein orangerotes Mini-Chassis aus Alu. Auch der Handschutz mit M-Lok-Schnittstellen besteht aus Leichtmetall.

Die Anlehnung an das kurze Remington-System ermöglicht es der Victor 3, sich der gesamten Bandbreite an Aftermarket- Schäften für die beliebte 700er Short Action zu bedienen. Zusätzlich passen natürlich nicht nur Schäfte, sondern auch weiteres Zubehör wie AICS-Magazine oder Abzugsgruppen für das Remington-System. Für die Testwaffe verwendet Voere den H7-Schaft von Hera Arms. Dieser wird im Spritzgussverfahren aus glasfaserverstärktem und schlagfestem Polyamid hergestellt. Der gesamte Vorderschaft des H7 besteht aus Aluminium und trägt M-Lok-Aufnahmen für ansetzbare Zubehörteile. Die Verbindung zwischen Kunststoff- und Vorderschaft wird über die in das Hera-Element integrierte Systembettung aus gefrästem und eloxiertem Aluminium hergestellt. Der Schaftrücken nimmt das (nicht verstellbare) Wangenstück auf. Die Schaftlänge lässt sich mittels Spacer anpassen.

Praxistest von Büchse und Hera-Schaft auf dem Schießstand

Okular und Verschluss
Der Sicherungsschieber der Zwei-Stellungs-Sicherung des Voere V3  liegt im Abzugsbügel, hier„gesichert“ direkt vor dem Abzugszüngel. Das ZF: ein ZCO 527 von Zero Compromise.

Als Optik kam ein Zero Compromise Zielfernrohr ZCO 527 mit Target 1-Absehen zum Einsatz. Dieses ZF der noch jungen österreichischen Premium-Marke mit 5- bis 27-facher Vergrößerung und 56-mm-Objektiv ist nur 387 Millimeter (15,24 Zoll) lang und wiegt lediglich 1075 Gramm. Die Verbindung zur Waffe besorgte eine EraTac-Blockmontage mit verstellbarer Vorneigung. Die Tester schossen die Voere im Sitzen von einer zweiteiligen Benchrest-Auflage. Der breite Vorderschaft des H7-Schaftes begünstigt ein verkantungsfreies Betten im Schießbock. Alternativ lässt sich über die vorhandenen Schnittstellen auch ein Zweibein montieren. Durch den kurzen Lauf der Victor 3 mit Integralschalldämpfer werden durch die Lochbremse ein noch hoher Gasdruck und unverbrannte Pulverreste in den Schalldämpfer und den Zwischenraum um den Lauf eingeleitet. Dies führt zu einer raschen Erwärmung des ganzen Systems, so dass nach zirka zehn Schuss eine Abkühlpause eingelegt werden sollte. Für den gedachten jagdlichen Einsatz ist die Erwärmung jedoch unproblematisch.

Im Gegensatz zum dünnen Jagdlauf zeigte der mächtige Match-Lauf im Test bei langen Schussserien kaum ein Hitzeflimmern. Die Präzision kann als hervorragend bezeichnet werden: Zehn der zwölf Laborierungen lagen deutlich im Sub-MOA-Bereich, mit zweien konnten sogar Streukreise im Bereich von 0,2 Winkelminuten und besser erzielt werden (den ungekürzten Test, alle Schießergebnisse und Tabellen finden Sie im gedruckten Bericht in VISIER 4/2022 – das Heft können Sie hier bestellen). Diese hohe Präzision konnte auch auf der 300-Meter-Distanz bestätigt und wiederholt werden. Auch nach über 200 verschossenen Patronen zeigte die Victor 3 keinerlei Probleme bei der Zuführung, Zündung und dem Auswurf der Hülsen. Auch die schräg nach unten verlaufende Schaftkappe behielt im Schuss ihre Position in der Schulter.

Technische Daten und Preis der Voere V3/Hera Arms in .308 Win.

Modell:
Voere Victor 3 (Sport / Jagd)
Preis:
ab 2.721 Euro
Kaliber:
.308 Winchester
Kapazität:
5 + 1 Patronen
Länge:
1.156 mm
Lauflänge:
602 (Match-Lauf) / 426 mm (Jagdlauf) von Stoßboden bis Mündung
Dralllänge: 305 mm (1:12“), 4 Züge, Rechtsdrall
Abzugsgewicht:485 g, Druckpunktabzug
Ausstattung:Repetierbüchse basierend auf Remington 700 Short Action Footprint, Laufwechselmöglichkeit, gehämmerter Match-Lauf, Schaftwechselmöglichkeit (Testwaffe: Hera Arms H7-Schaft). Einstellbarer Druckpunktabzug, Zwei-Stellungs-Sicherung, Aluminium-System, vorgeneigte Picatinny Schiene.

Fazit der Tester: Keine Wünsche offen bei Voere V3 und Hera H7

Dank des modularen Aufbaus der Voere Victor 3 und der Kompatibilität zu Aftermarket-Zubehör für die Remington 700 lässt die Waffe in Sachen individueller Anpassung keine Wünsche offen. Der gehämmerte Match-Lauf zeigte ein sehr hohes Präzisionspotential, so dass sich die Waffe sehr gut für das dynamische und Long Range-Schießen eignet. Der H7-Schaft von Hera Arms bietet ein ansprechendes und modernes Design. Ab 2.721 Euro erhält der Käufer ein sehr leistungsfähiges und durchdachtes Waffensystem, das durch Lauf- und Kaliberwechsel der jeweiligen Verwendung optimal angepasst werden kann. Den H7-Schaft von Hera Arms allein kann man für 398 Euro im Fachhandel kaufen, lieferbar für Remington-, Bergara- und Howa-Systeme (weitere Infos und technische Daten auf der Hersteller-Website von Hera Arms).

 Das hat uns gefallen:

 Das fanden wir weniger gut:

Erstklassige Verarbeitung
Rasche Erwärmung bei schnelleren Serien mit dem Jagdlauf
Schwerer Matchlauf hochpräzise
Verschlussgang etwas rau
Mit Hera-Schaft ganze Bandbreite des Rem700-Zubehörs möglich
Sicherung direkt neben Abzugsbügel
Einfacher Laufwechsel

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