Highlight: Unsere Kollegin Danielle Valkyrie zu Besuch in der Beretta Fabrik in Gardone Val Trompia / Italien

Es ist ein großes Privileg für mich gewesen, nach Brescia in Italien zu reisen, um die einzigartige Beretta Fabrik in Gardone Val Trompia zu besuchen. Wobei der Begriff "Fabrik" einem als letztes in den Sinn kommt, bei dem Anblick, der sich schon am Eingangstor bietet. Ein elegantes, stählernes Tor, das den Blick auf die Beretta Villa freigibt. Das gesamte Areal ist mit der Natur verschmolzen und die Fabrikgebäude sind in die hügelige Landschaft hineingebaut und integrieren sich perfekt.

Werksführung bei Beretta –  was in den in den "heiligen Hallen" produziert wird

Das Eingangstor von Beretta
Willkommen: Das Eingangstor zu den heiligen Hallen von Beretta.

Dieses wunderschöne Gebäude ist seit 15 Generationen in Besitz der Familie Beretta, wobei sich die Betriebsfläche von anfänglichen 10.000 auf mittlerweile 110.000 Quadratmeter erstreckt. Täglich werden heute bis zu 1.500 Pistolen in dieser Fabrik gefertigt - also circa 45.000 im Monat. Fast 800 Mitarbeiter sind in der Fabrik beschäftigt, wobei viele davon sogar erst während der Corona Pandemie eingestellt wurden. Beretta hat für seine Mitarbeiter sogar ein eigenes Programm ins Leben gerufen: Beretta BWE. Ein Programm für gratis Gesundheitschecks, Interaktion unter Mitarbeitern, sowie Sportveranstaltungen. Dies soll das Zugehörigkeitsgefühl und Wohlbefinden am Arbeitsplatz verstärken und die Work-Life-Balance im Gleichgewicht halten.

Danielle Valkyrie im Museum von Beretta
Die Autorin Danielle Valkyrie im Museum von Beretta in Gardone di Val Trompia in Norditalien in der Provinz Brescia.

Der erste Stopp der Führung führt an einem großen Bild an der Wand vorbei, auf dem man den kleinen Verkaufsraum sieht, in dem die Familie Beretta einst ihre Waffen verkaufte.  Viele Jahre später, kommt in diesem Museum die familieneigene, private Waffensammlung unter. Mindestens 1.000 Exponate aus der Produktion von Beretta findet man hier. Neben unzähligen seltenen und antiken Stücken findet man im Museum ein paar der seltenen Waffen-Kits bestehend aus jeweils 2 Waffen, Reinigungsmaterialien und Schießpulver. Komplette Kollektionen bekommt man heute nur mehr selten zu sehen.

Ganz besonders edel ist die über und über mit Diamanten besetzte Pistole, die heute einen Wert von ca. 360.000 Euro haben dürfte. Oder eine mit echtem Gold überzogene PM12 Maschinenpistole, die für einen Saudi-Arabischen Sultan gefertigt wurde. Besonders faszinierend aber, ist auch der handgemachte Waffenkoffer aus Holz, der die Beretta Fabrik abbildet. Darin liegen zwei nahezu identische Schrotflinten - SO10 Zwillinge aus der Premium Schrotflinten Luxuslinie von Beretta - die beide aus dem ein und selben Stück Holz gefertigt wurden. Der Wert dieser Kollektion ist laut Beretta von "unschätzbarem Wert".

Die Anfänge von Beretta – vom Familienunternehmen zum Weltkonzern

Museum von Beretta
Lange Geschichte: Die Vitrinen voller Belegstücke aus der Historie des Hauses Beretta.

Das Unternehmen wurde von vielen Persönlichkeiten geprägt: So z.B. vom legendären Bartolomeo (1498-1565) oder Pietro (1791-1853), dem ersten Träger des Familiennamens, der die Firmenexpansion in Gang setzte. Oder von dessen Sohn Giuseppe (1840-1903), der die Internationalisierung vorantrieb, bis hin zu Pietro (1870-1957), der das Handwerk in ein Industrieunternehmen umformte, es erweiterte und modernere Verarbeitungsprozesse einführte. Unter der klugen Führung dessen Söhne Giuseppe (1906-1993) und Carlo (1908-1984) erlangte das Unternehmen Weltruhm und verzeichnete herausragende Erfolge im militärischen und sportlichen Bereich. All die Jahrhunderte hindurch hat sich Beretta der Waffenproduktion gewidmet. Hinsichtlich der Unternehmensstruktur gehört die Waffenfabrik Pietro Beretta S.p.A. heute zur Beretta Holding S.p.A., die große Fabriken für Sportwaffen und optische Geräte sowie Handels- und Vertriebsgesellschaften sowohl in Italien als auch in anderen Ländern umfasst. Das Unternehmen wird aktuell von Ugo Gussalli Beretta gemeinsam mit seinen Söhnen Pietro und Franco geleitet. Und der Konzern mit organisatorischem Sitz in Luxemburg wächst weiter. Im März 2022 wurde bekannt, dass Beretta, unter Vorbehalt der regulatorischen Genehmigungen, RUAG Ammotec übernehmen wird. 
Doch zurück zu meinem Besuch in der Fabrik:

Eine goldene Maschienenpistole von Beretta
Goldene Maschienenpistole: Auch außergewöhnliche Stücke sind im Museum von Beretta zu entdecken.

In der weiteren Tour kommen wir immer öfter auf die SO10 Linie von Beretta zu sprechen – den Klassiker schlechthin. Bestellt ein Kunde ein Exemplar der Flinten-Luxus-Linie, so kann dieser fast das komplette Design der Flinte selbst wählen. Natürlich ist die Produktion der Flinten-Läufe komplett industrialisiert, um einen konstanten Qualitätsstandard zu gewährleisten. Ein besonders spannender Bereich der Führung ist jener, in dem das Holz für die Schäfte dieser Waffen ausgewählt wird. Unterschiedlichste Holzarten stehen zur Auswahl. Ausgestellt und gelagert in einem abgegrenzten Raum, in dem Luftfeuchtigkeit und Temperatur angepasst sind. Sobald die Kolben in Form gebracht wurden, geht es weiter zur Ölung. Für ein besonders hochglänzendes Finish, werden bis zu 60 Schichten Öl aufgetragen. Jedoch nur 2x täglich, denn dazwischen muss wieder bearbeitet und poliert werden. Die ganze Prozedur dauert ungefähr 30 Tage. Ein weiterer interessanter Teil der Führung, ist das Atelier der Waffenkoffer. Hier entwerfen die hochqualifizierten Handwerker/innen aus Rohmaterialien wie Leder und Holz, einzigartige Waffenkoffer. Farben sowie Material können vom Kunden komplett frei gewählt werden.

Bei der Luxuslinie an Schrotflinten von Beretta ist kaum etwas maschinengefertigt. Jede einzelne wird manuell auf Fehler getestet. Des Weiteren kann sich der Kunde auch die Gravur auf der Schrotflinte aussuchen. Eine Handvoll Künstler/innen arbeiten an den wunderschönen Gravuren. Wahlweise sogar mit den Haustieren, dem Gesicht der Ehepartner oder den Initialen der zukünftigen Besitzer versehen. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Bis die gesamte Waffe, inklusive Waffenkoffer auslieferbar ist, können 12-16 Monate vergehen. Für spezielle high-end Projekte, werden 800/1.000 Arbeitsstunden veranschlagt, um auch die außergewöhnlichsten Wünsche zu erfüllen. 

Einmalig: Werksbesichtigung bei Beretta mit der Möglichkeit die Waffen vor Ort sogar auszuprobieren 

Die Werkshalle von Beretta
Einblicke in die Produktion: Blick in eine der Werkshallen von Beretta.

Nicht nur die Besichtigung des Werks steht bei dieser Tour auf dem Programm, sondern auch das Ausprobieren und Schießen ausgewählter Beretta-Exemplare im Sala Azzura – der hauseigenen Schießhalle ist möglich. Hier kann man alles testen, was das Herz begehrt, unter anderem die beiden kürzlich präsentieren, neuen Pistolen: Beretta 92X Optic Ready und die APX A1, die mit einigen technischen Besonderheiten kommt, verglichen mit dem Vorgängermodell. all4shooters.com hat darüber bereits berichtet. 

Das Programm in der Beretta Fabrikbesichtigung ist unheimlich spannend und es bleibt kein Wunsch offen. Am meisten hat mich überrascht, wie viele detaillierte Einblicke man als Besucher hier bekommt. Jeder Schritt in der Produktion wird durchlaufen und beschrieben. So findet man auch ein Labor vor, in dem nicht nur beispielsweise die chemische Zusammensetzung einzelner Komponenten der Waffen betrachtet werden, sondern auch Prototypen ihre Basis finden.

Ein weiteres Highlight war der Espresso mit Franco und Carlo Gussalli Beretta persönlich. Dies lässt eine allgemein familiäre und nahbare Atmosphäre entstehen. Mit wunderbaren Eindrücken findet die Tour ihr Ende im wunderschönen Garten mit Blick auf die Gemäuer der Fabrikvilla.

Die Beretta 92 FS Diamond - ein besonders wertvolles Stück aus der Sammlung des Beretta Museums

Mein Tipp: Eine Werksbesichtigung ist auch virtuell möglich: 

Für eine Besichtigung ist eine persönliche Einladung nötig, jedoch sind alle Produktionsschritte auch auf dem YouTube-Kanal und dem LinkedIn-Channel von Beretta veröffentlicht. So kann sich jeder Interessierte ganz einfach einen ersten Eindruck verschaffen. 

Und nun noch ein kleiner Exkurs und die Antwort auf die Frage: Woher kommen eigentlich die drei Pfeile im Beretta Logo?
Dieser Schritt auf dem Gebiet der Unternehmensikonographie erfolgte wohl Ende der 1920er Jahre, als der junge Giuseppe Beretta (1906-1993), Sohn von Pietro, den Dichter Gabriele D’Annunzio traf. Er schlug dem jungen Giuseppe vor, eines seiner Lieblingsmottos „Dare in brocca“ (deutsch: „Das Ziel treffen“) zu verwenden, das durch drei Pfeile dargestellt wird, die drei verschiedene Ziele „treffen“. Ein unmittelbarer visueller Verweis der absoluten Präzision, mit der die Waffen des Unternehmens hergestellt wurden. Die Registrierung dieser Wort-/Bildmarke erfolgte erst deutlich später, nämlich am 16. März 1950. Sie hat Bestand bis zum heutigen Tage.

Weitere Informationen über den Beretta Konzern und das Produktangebot gibt es unter: www.beretta.com