Beretta 92X Performance: Die Defensive-Variante der sportlichen 9mm-Selbstladepistole im Test

Beretta 92X Performance Optic auf der Messe EOS 2022.
Familienzuwachs auf der EOS 2022: Die Beretta 92X Performance Optic.

Auf der EOS 2022 (European Outdoor Show) in Verona stellte Beretta eine Erweiterung ihrer 92X Performance Serie vor. Die 92X Performance Optic kommt vorbereitet mit allerlei aktuellen Features: Neben der namensgebenden Optikvorbereitung verfügt sie unter anderem über einen geraden Griffrücken, das Extreme-S Abzugssystem, einen skelettierten Hahn, einen vergrößerten Magazinlöser und ein vergrößerten Beavertail. Eine ganz ähnliche Pistole ist die ebenfalls aus der Serie stammende, auf die eher amerikanischen Disziplinen abgestimmte Variante 92X Performance Defensive. Ihr Hauptmerkmal ist eine Gewichtsverringerung, um dem Reglement der IDPA zu entsprechen. Dafür fehlt ihr etwa die bei der 92X Performance Optic vorhandene Picatinny-Schiene an der Vorderseite des Griffstücks. Was sie kann, haben wir uns bei all4shooters.com einmal genauer angeschaut:

Das Defensive macht den Unterschied: Die Beretta 92X Performance von Manfred Alberts im Detail

Silhouette der Beretta 92.
Die Beretta 92 besitzt ähnlich wie eine P08 oder Desert Eagle eine ganz unverwechselbare Silhouette, so dass sogar Laien sie auf Anhieb erkennen können.

Die uns von der Manfred Alberts GmbH zum Test zur Verfügung gestellte Beretta 92X Performance Defensive wurde wie erwähnt speziell auf das Regelwerk der IDPA (International Defensive Pistol Association) zugeschnitten. Die IDPA wurde 1996 gegründet, um mit praxisnah gestalteten Übungen einen Konterpart zum dynamischen IPSC (International Practical Shooting Confederation)-Schießsport zu bilden. Dies alleine ist der beste Beweis dafür, dass der IPSC-Schießsport nichts mit "Combat Shooting" zu tun hat. Bei uns in Europa gibt es nur sehr wenige Länder, die diese Disziplin überhaupt ihren Waffenbesitzern erlauben. Wer hätte es gedacht? In Deutschland ist das IDPA- Schießen für Sportschützen und generell Zivilisten nicht zulässig. Um in den Klassen Stock Service Pistol (SSP), Enhanced Service Pistol (ESP) als auch Carry Optic (CO) regelkonform zu sein, muss das obere Gewichtslimit von 1.220 Gramm (43 Ounces) eingehalten werden. Deshalb dürfte die 92X Performance Defensive eben auch das Stahlgriffstück ohne eine Picatinnyschiene erhalten haben. Optisch finden wir das wie bei der SIG Sauer P226 oder Glock 17 etwas ursprünglicher und damit klassischer, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Eine weitere wichtige Neuerung steht mit der Optic-Ready-Ausführung an. Bei der Beretta 92A4 mit Leichtmetallgriffstück gab es schon die Möglichkeit, ein Minileuchtpunktvisier zu montieren, was nun beim neuen Ganzstahl-Sportmodell Beretta 92X Performance Defensive übernommen wurde. Die Adapterplatten sitzen stramm und somit formschlüssig im Verschluss, so dass ein Absatz die Beschleunigungskräfte gut abfangen dürfte. Vielleicht reichen deshalb auch schon zwei M3 Zylinderkopfschrauben für den festen Halt aus.

Double Action Deluxe: Der Abzug der Beretta 92X Performance Defensive

Verschluss der Beretta 92X Performance.
Der Verschluss der Beretta 92X Performance wurde entsprechend ausgenommen und mit einem Absatz versehen, sodass die Kräfte beim Beschleunigen und Abbremsen formschlüssig übertragen werden können.

Deluxe: So lässt sich der Spannabzug mit wenigen Worten vortrefflich beschreiben. Mit angenehm rollender Charakteristik und nur 3.400 Gramm Abzugsgewicht bei 16 mm Weg richtig gut gelungen! Solch ein Abzug dürfte einigen den Schrecken vor schweren, harten Double Action-Abzügen nehmen, gerade, wenn man ihn benutzen muss, wie beispielsweise in der IPSC-Production Division. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis Berettas heißestes Eisen auf der IPSC Production- und Production Optics-Liste zu finden sein wird. Nur schade, dass der Single-Action mit rund 2.000 Gramm bei 800 Gramm Vorzug nicht so toll ausfällt, hier könnten es auch einige hundert Gramm weniger sein. Der Resetweg des Single-Action fiel dafür mit rund einem Millimeter angenehm kurz aus. Übrigens lässt sich das Abzugssystem im Vorzug und Resetweg mittels Innensechskantschrauben einstellen. Seine persönlicheren Präferenzen sollte man dann aber mit Schraubensicherungslack verewigen. Greifrillen zum Durchladen finden sich sowohl vorne als auch hinten am Verschluss, sie könnten aber etwas griffiger ausfallen. Vielleicht liegt dies auch an der etwas glatt erscheinenden Nickel-Beschichtung, die Beretta Nistan nennt. Der innen hartverchromte Lauf kommt mit recht weitem Zugprofil von 9,10 mm daher, was aber der Präzision keinen Abbruch tun muss, was die SIG P 210 schon zu beweisen wusste. Vier verschiedene Adapterplatten bietet der italienische Traditionshersteller übrigens für das neueste Zugpferd an. Montiert werden können somit Optiken wie Burris Fast Fire/Docter bzw. Noblex, Leupold Delta Point, Trijicon RMR/SRO sowie C More RTS und alle, die sich den Fußabdruck (engl. Footprint) mit den vorher Genannten teilen. Die Adapterplatte muss zusätzlich erworben werden und geht für 50 Euro über die Ladentheke.

Mit der Beretta 92X Performance Defensive auf dem Schießstand

Freiliegender Lauf an der Beretta 92X.
Der freiliegende Lauf und die Aussparung für den Schwenkriegel an der Beretta 92X Performance Defensive lassen sich von oben gut erkennen.

Zur Schussleistungsüberprüfung wählten wir zehn Laborierungen von 95 bis 147 Grains aus. Große Hoffnung auf kleine Streukreise machten wir uns keine, denn wie bei allen anderen 92er Modellen wird der Lauf im vorderen Mündungsbereich nicht geführt. Somit lässt er sich um wenige Zehntel Millimeter aus seiner ursprünglichen Lage drücken. Möglicherweise stammt dies noch aus der Grundkonstruktion, die als ein aufschraubbares Nasenstück (Nosepiece) entwickelt worden war. Wie dem auch sei, das beste Ergebnis mit 62 mm erreichte die Hornady American Gunner mit dem 115 Grains XTP-Defensivgeschoss. Kaum schlechter, aber wesentlich günstiger, geht es mit der Fiocchi 115 Grains FMJ und 64 mm weiter. Den dritten Rang mit 66 mm teilten sich die GECO 124 Grains Hexagon und die Magtech 147 Grains JHP. Mit dem Burris Fast Fire IV wollten wir aber auch noch einmal testen, was bei drei Laborierungen von der Sandsackauflage möglich ist. Während sich die GECO 124 Grains Hexagon mit 57 mm bei 5 Schuss ungefähr im Bereich der Maschinenresultate bei 10 Schuss bewegte, gelang uns mit der aus gleichem Hause stammenden FMJ 37 mm und mit der Fiocchi 115 Grains FMJ sogar eine 33-mm-Gruppe. Wie dem auch sei, für den eigentlich angedachten Zweck als IDPA-Pistole ausreichend genau, denn hier misst die kreisrunde Trefferzone rund 20 cm. Sonst gab es auch während den dynamischen Drills keine Beanstandungen Das Schussverhalten bleibt trotz des Gewichtsverlust zur Performance mit rund 180 Gramm schön angenehm. Gerade der schöne Double-Action-Abzug blieb uns vom Schießstandbesuch in Erinnerung.

Simon „J.J.“ Racaza auf dem Schießstand.
Top-Schützen wie Simon „J.J.“ Racaza zeigen auf dynamischen Wettkämpfen eindrucksvoll, was für ein Potential in der Beretta 92 steckt.

Exkurs: Das Red-Dot Burris Fast Fire IV

Burris Fast Fire IV.
Testoptik: Für unseren Praxis-Check kam das Burris Fast Fire IV zum Einsatz,

Zur Testwaffe entlieh uns die Manfred Alberts GmbH auch eine Optik: Das Burris Fast Fire IV. Das ist nun schon rund ein Jahr auf dem Markt und folgt mit einer größeren Linse dem Trend im sportlichen Bereich. Die Glaslinse hat nun die Maße von 30 Millimetern Breite und 20 Millimetern in der Höhe. Der 3-MOA-Punkt erschien uns sehr rund und hatte auf 25 Meter nur geringfügige seitliche Parallaxeabweichungen aufzuweisen. Gute Voraussetzungen also für das Präzisionsschießen. Wem der 3-MOA-Punkt nicht genug ist, der kann drei weitere kreisförmige Absehen wählen. Die Helligkeit des Absehens wird den Lichtverhältnissen der Umgebung automatisch angepasst, lässt sich aber auch manuell einstellen. Die Veränderung der Treffpunktlage erfolgt über eine feine Klickverstellung. Die Batterie kann von oben, ohne Abnahme des eigentlichen Gerätes, gewechselt werden. Nach Angabe des Herstellers soll ihre Haltbarkeit 5 Jahre betragen. Zum Lieferumfang gehört auch noch eine Montage für Weaverschienen. Der Preis für das Burris Fast Fire IV ist mit 399,- Euro recht attraktiv.

Absehen der Burris FastFire iV.

Die technischen Daten und Preis der Beretta 92X Performance

Modell:Beretta 92X Performance Defensive
Kaliber:9 mm Luger
Magazinkapazität:15 Patronen
Griffstück:Stahl, Nistan beschichtet
Verschluss:Stahl, Nistan beschichtet
Lauflänge, Laufprofil:127 mm, 6xF-Z
Zug-Felddiameter/Dralllänge:8,84-9,10 mm/k.A.
Kimme:3,0 mm/LPA-Mikrometerkimme
Korn:2,9 mm, mit rotem Fiberstabeinsatz
Visierlänge:184 mm
Sicherung:beidseitige Drehhebelsicherung am Griffstück, abzugsgesteuerte Schlagbolzensicherung
Abzugssystem, Abzugsgewicht*:DA: Mittelwert 3.364 Gramm, Spannweite 97 Gramm; SA: Mittelwert 1.986 Gramm Spannweite 72 Gramm
Zündverzugszeit*:8 ms (SA)
Einschlagtiefe Kupferstauchzylinder:0,32 mm (DA/SA)
Gesamtgewicht (incl. Magazin):1.197 Gramm
Maße (LxBxH):222 x 48 x147 mm
Extras:Reservemagazin, Kabelschloss, Wechselgriffschalen, Hartschalenkoffer
Preis:1.760,- Euro (UVP in DE  inkl. MWSt.)

* Mittel aus 10 Messungen mit dem Trigger Scan System

Zerlegt: Die Beretta 92X Performance Defensive.
Die Beretta 92X Performance Defensive in ihre Hauptbestandteile zerlegt.

Fazit: Das kann die Beretta 92X Performance Defensive von der Manfred Alberts GmbH

Mit der Defensive Ausführung der Beretta 92X Performance können nun auch Rotpunktschützen die ehemalige US-Army Dienstpistole nutzen. Die Gewichtserleichterung, die das IDPA-Regelwerk verlangt, hätte man für andere Disziplinen nicht unbedingt gebraucht, sie gehört aber zwangsweise zum Angebot. Hier käme dann die eingangs erwähnte, neue 92X Performance Optic ins Spiel. Zu leicht wirkt die Defensive trotzdem nicht und sie ist durch die Montage des Leuchtpunktes ebenso universeller nutzbar. Mit einem Preis von 1.760,- Euro wirkt die Beretta 92X Performance Defensive preislich attraktiv und bewegt sich damit etwa auf dem gleichen Niveau wie die CZ Shadow 2 OR

 Das hat uns gut gefallen:

 Das fanden wir weniger gut:

- Top DA-Abzug
- Gute Ausstattung
- Durch Optikvorbereitung universell einsetzbar
- Attraktiver Preis
- Konstruktionsbedingt keine Top-Präzision, aber für den vorgesehenen Zweck mehr als ausreichend 

Weitere Informationen zur 92X Performance Defensive und Optic finden Sie auf den Seiten von Beretta, außerdem auf den Seiten der Deutschland-Vertretung, der Manfred Alberts GmbH.

Der Test stammt aus caliber 4/2022.

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