Flintenschießen mit Schrot und Slugs ist Leistungssport – daher müssen Waffe und Munition zueinander passen

Das dynamische Wettkampfschießen mit Flinten findet immer mehr Anhänger – man muss seine Sportwaffe wirklich beherrschen, um trotz kräftigem Rückstoß in schneller Folge seine Schrotladungen ins jeweilige Ziel zu bringen. Und dabei handelt es sich nicht um einfache Schrotladungen, sondern um präzise laborierte Spezialmunition, die im Schussverhalten, in der Mündungsgeschwindigkeit und im Trefferbild wiederholbare, enge Gruppen produziert – ja, so etwas gibt es tatsächlich auch bei Schrotmunition. Stefan Rumpler weiß das natürlich: der 33-jährige gebürtige Österreicher ist  Produktmanager beim Munitionshersteller RWS in Fürth, aber auch "nebenbei" einer der weltbesten und international erfolgreichsten deutschen Flintenschützen (hier geht's zu seinem Portrait bei all4shooters.com) – bei der IPSC-Flintenweltmeisterschaft 2023 in Pattaya/Thailand zum Beispiel wurde er sogar Vierter in der Klasse Open/Overall und unterlag im anschließenden Shoot-Off nur dem Weltmeister Scott Greene aus den USA knapp mit 1:2.

Beim dynamischen IPSC-Schießen gibt es vier Flinten-"Divisions"

Stellen wir zunächst die vier im IPSC-Verband ausgetragenen Disziplinen vor. Die IPSC-Wettkämpfe laufen in Deutschland nach dem Regelwerk des Bundes Deutscher Sportschützen (BDS) ab. Für alle vier Divisions gilt gemeinsam: Das Mindestkaliber ist 20 (für diejenigen, die nicht so bewandert in den Schrotkalibern sind: die Kaliber 16 oder das meist genutzte Kaliber 12 sind "größer" und damit zugelassen). Ebenso muss die Munition mindestens einen IPSC-Munitionsfaktor von 480 aufweisen. Der Faktor wird, basierend auf den US-Wurzeln des IPSC-Verbands, nach dieser Formel berechnet: Geschossgewicht in Grains (grs) mal Mündungsgeschwindigkeit in Feet per Second (fps), dann geteilt durch 1000. Dezimalstellen hinter dem Komma werden ignoriert: Faktor 479,999 ist also zu niedrig, da unter 480.

Bleischrot ist erlaubt, wenn es mit den örtlichen gesetzlichen Bedingungen vereinbar ist, Wismut ebenfalls, Wolfram- und Stahlschrot ist wegen der Abprallergefahr nur für Papierscheiben sowie synthetische und zerbrechliche Ziele zulässig.

Flinte offene Klasse (SHOTGUN OPEN DIVISION)

Die Wettkampfflinte von Stefan Rumpler für die Open Division IPSC: eine stark überarbeitete Selbstladeflinte des türkischen Herstellers Armsan RS-S1 auf technischer AK-47-Basis mit Kastenmagazinen. Hier werden diese mit den beschichteten Competition Slugs "Red" von GECO mit 28 Gramm Geschossgeweicht geladen.

In der offenen Klasse herrschen Selbstladeflinten in 12/70 und 12/76 mit Kasten- oder Röhrenmagazinen vor, die mit Leuchtpunktvisier und Kompensator ausgestattet sind. Sie dürfen eine Länge von 1.320 mm nicht überschreiten. Selbst drehbare und/ oder mehrere Magazinrohre sowie Gewichte und andere externe Anbauteile zur Rückstoßreduzierung sind erlaubt.

Flinte Standardklasse (SHOTGUN STANDARD DIVISION)

Der beschichtete Competition Slug "Black" von GECO mit einem 26 Gramm schweren Flintenlauf-Geschoss. Die Patrone hat das Kaliber 12/67,5

"Standard" bedeutet hier, dass es sich um serienmäßige Fabrikate handeln muss, die mindestens in 500 Exemplaren produziert wurden. Bei den in der Shotgun Standard Division vorwiegend eingesetzten Selbstladeflinten mit Röhrenmagazinen darf daher  auch kein Mündungsaufsatz vorhanden sein. Hinsichtlich des Verschlusssystems gibt es übrigens bei „Open“, „Modified“ und „Standard“ keine Vorgaben, sodass man auch mit der Repetierflinte mitmischen könnte, wobei man aber gegenüber den Schützen mit Selbstladeflinten dann von vornherein benachteiligt sein würde, weil die Halbautomatik der Selbstlader schneller nachlädt.

Flinte Modified (SHOTGUN MODIFIED DIVISION)

Das ebenfalls beschichtete Competition Slug "Red" von GECO mit einem 28 Gramm schweren Geschoss, als Packung mit 25 oder auch 100 Patronen erhältlich.

Diese Division ist die Klasse der Selbstladeflinten mit den überlangen Röhrenmagazinen (Kastenmagazine sind verboten), mit Kompensatoren und mechanischen Visierungen. Diese Waffen dürfen wie die Flinten der offenen Klasse maximal 1.320 mm lang sein. Während in der offenen Klasse fast alles erlaubt ist, gibt es im komplexen Regelwerk detaillierte Bestimmungen hinsichtlich der Waffentechnik. So dürfen auch bei „Modified Flinten“ Modifikationen oder Zusätze am Ladelöffel des Magazinrohrs durchgeführt oder angebracht werden, um den Ladevorgang zu erleichtern. Allerdings dürfen diese Modifikationen oder Zusätze eine Länge von 75 mm nicht überschreiten und nicht mehr als 32 mm in jeglicher Richtung vom standardmäßigen Rahmen der Flinte hervorragen.

Flinte Standardklasse Repetierer (SHOTGUN STANDARD MANUAL DIVISION)

Auch hier geht es um serienmäßige Flinten mit mindestens 500 Exemplaren Auflage, allerdings jetzt um Repetierflinten. Herrschen in der offenen Klasse Selbstladeflinten mit schnell wechselbaren Kastenmagazinen sowie in der Modified- und Standardklasse vor allem die Selbstladeflinten mit Röhrenmagazinen von Benelli vor, ist die „Shotgun Manual Division“ die Heimat der klassischen Vorderschaftrepetierflinten (Pump Action Shotguns), beispielsweise Mossberg 500, Remington 870 oder Winchester 1300. Wer Spaß daran hätte, könnte aber auch mit einer Kipplaufflinte, deren Lauf-Paar gerade einmal zwei Patronen aufnimmt, an den Start treten.


Die fünf aktuellen Varianten bei den GECO Schrotpatronen für IPSC

GECO Slug Star
Neuzugang im Portfolio der Sport-Schrotpatronen von GECO: Die GECO Slug Star, mit einem unbeschichteten Slug von 28 Gramm als günstige Trainingsmunition.

Je nach dem gewünschten Effekt am Ziel (und der Vorgabe für die jeweilige Stage) können beim IPSC-Flintenschießen verschiedene Patronen eingesetzt werden, die durch ihre jeweilige Ladung die Aufgabe am besten erfüllen. Denn geschossen wird im Parcours auf Papierscheiben mit unterschiedlich wertigen Zonen wie auch auf Klappziele, die umgeworfen werden müssen. Die Wahl besteht zunächst zwischen kompakten, beschichteten  Flintenlaufgeschossen, den sogenannten "Slugs", die GECO in zwei Gewichten anbietet: Als GECO Coated Competition Black mit 26 Gramm und das etwas schwerere GECO Coated Competition Slug Red mit einem 28-Gramm-Projektil. Zu den Unterschieden erklärt Stefan Rumpler: " In meiner Benelli M2 SP schießt der leichtere Slug Black 26g Loch in Loch und dasselbe tut der Red 28g in meiner Armsan RS-S1 Open Flinte. Beide funktionieren tadellosen in beiden Waffen, aber es gibt eben auf Grund der verschiedenen Laufgeometrien doch Unterschiede in der Schussleistung". Als Neuheit bietet GECO nun auch eine unbeschichtete und günstigere Trainingsversion an, den GECO Slug Star (siehe Tabelle).

GECO Buck Shot
Die vernickelten acht Bleikugeln in der Hülse der Patrone GECO Coated Competition Buck Shot ergeben ein Gesamt-Geschossgewicht von 27 Gramm. Die Beschichtung verhindert das Abscheren von Randschroten in engen Chokes.

Die auch den Jägern bekannte klassische Postenschrotpatrone taucht beim IPSC in moderner Form als GECO Coated Competition Buck Shot mit Puffer auf, mit einem Gesamtgeschossgewicht von 27 Gramm, bestehend aus acht Bleikugeln mit je 8,25 mm Durchmesser.  Stefan Rumpler dazu: "Eine enge und vor allem gleichmäßige und wiederholbare Garbe sind absolut unabdingbar, um für IPSC gute Ergebnisse während einer Stage zu erhalten. Die GECO Buck Shot liefert genau das: Absolut zuverlässig in der Funktion und eine berechenbare Garbe zeichnen diese Munition aus".

GECO Dynamic Bird Shot 28 g
Die optimierten Patronen GECO Dynamic Bird Shot: Kaliber 12/70 mit 28 Gramm 2,7 mm Bleischrot als Vorlage.

Auch auf den ersten Blick "normale", aber für IPSC optimierte Schrotpatronen gibt es in der Sportpatronen-Palette: die GECO Dynamic Bird Shot. Stefan Rumpler zur aktuell noch einmal modifizierten Patrone: "Unsere GECO Bird Shot Munition haben wir hauptsächlich für eine bessere Funktion in Selbstladeflinten mit Kastenmagazin optimiert, ohne die Verwendung in klassischen Flinten mit Röhrenmagazin zu beeinträchtigen. Die neuen Bird Shot Patronen sind nun im Kaliber 12/70, haben 28 Gramm 2,7 mm Bleischrot als Vorlage und einen entsprechenden Kunststoffbecher mit einer angepassten Pulverladung für ein sanftes Rückstoßverhalten. Die längere 12/70er Hülse (bisher 12/65) sorgt für bessere Zuführung in Kastenmagazinflinten und ermöglichen einen Kunststoffbecher, der die Garbe kontrolliert führen und den Rückstoßimpuls etwas besser abfedern kann. Die Ladung stellt den optimalen Kompromiss zwischen Deckung, Energie im Ziel und Rückstoßverhalten dar und eignet sich bestens für den Einsatz im IPSC Sport".

Die technischen Daten der GECO Schrotpatronen für IPSC

MunitionsbezeichnungGeschossgewicht Kaliberv 
Slug Star28 g12/67,5410 m/s
Coated Competition Slug Black 2626 g12/67,5455 m/s
Coated Competition Slug Red 28
28 g 12/67,5
420 m/s
Buck Shot mit 8 Bleikugeln zu je 8,25 mm27 g12/70395 m/s
Dynamic Bird Shot Schrot  2,7 mm28 g 12/70k.A.

GECO-Website mit vielen weiteren Munitions-Informationen über Schrotpatronen

Zwei Portraits von Stefan Rumpler bei all4shooters.com und in der GECO World

Das aktuelle Sporthandbuch Flinte des BDS (PDF)

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