Test GECO EXPRESS: Warum verringern sich mit den schnell und gestreckt fliegenden Teilzerlegungsgeschossen die Fluchtstrecken bei Schüssen auf weite Distanzen?

Im Grunde liegt die Antwort in der Konstruktion dieses Bleikerngeschosses von GECO. Denn beim GECO EXPRESS handelt es sich um ein modernes Teilzerlegungsgeschoss, dessen Hohlspitze zugunsten verbesserter aerodynamischer Eigenschaften durch eine sogenannte ballistische Haube, hier in Form einer roten Plastikspitze, optimiert wurde. Auch die Geschossform des GECO EXPRESS ist mit Blick auf den ballistischen Koeffizienten des Geschosses sehr speziell. Wir wollen das kurz erklären: Der ballistische Koeffizient (kurz BC) gibt die aus den Parametern Geschossgewicht, -durchmesser und -form resultierende Fähigkeit den Luftwiderstand zu überwinden in einem Zahlenwert wieder. Der BC ist also ein Maß dafür, wie sehr das Geschoss selbst durch den Luftwiderstand verzögert oder − vereinfacht gesagt − abgebremst wird. Je höher dieser BC-Wert ist, desto schneller ist das Projektil, desto weniger lässt es sich durch seitlich auftreffende Winde aus der Bahn bringen und desto mehr Energie kann es im Zielmedium abgeben. Geschosse mit einem hohen BC-Wert besitzen daher in der Regel eine lange schlanke, stromlinienförmige, nach vorne hin spitz zulaufende Form mit geringem Querschnitt und einem bootförmigen Heck.

So auch das GECO EXPRESS, das dank seines BC-Wertes eine hohe Geschwindigkeit mit wenig Geschwindigkeitsverlust und somit eine gestreckte Flugbahn ermöglicht. 

Wie funktioniert das GECO EXPRESS und für welche jagdlichen Anwendungsgebiete ist es besonders geeignet?

Die Hohlspitze sorgt in Verbindung mit der Plastikspitze beim Eindringen in den Wildkörper dafür, dass das Geschoss zunächst aufpilzt und seinen Querschnitt vergrößert und dabei im vorderen Bereich zugleich Geschossfragmente abgibt, die quasi als kleinere Sekundärgeschosse im Wildkörper wirken. Der hintere Geschossteil soll möglichst erhalten werden, um einen Ausschuss zu gewährleiten, der dem Jäger die gewünschten Pirschzeichen wie etwa Schweiß (aus dem Wildkörper ausgetretenes Blut) Schnitthaar, oder Knochensplitter liefert. Diese Pirschzeichen können für den Fall, dass das Wild noch eine größere Fluchtstrecke zurücklegt und nachgesucht werden muss – was durchaus auch bei sehr guten Treffern vorkommen kann − wichtige Anhaltspunkte liefern. Insbesondere der Schweiß spielt hier eine große Rolle, da er neben einer Wundfährte, oft auch aufgrund seiner Farbe und Beschaffenheit schon verrät, welche Organe verletzt wurden.

Konstruktionsprinzip und Wirkungsweise des GECO EXPRESS-Geschosses.
Das Schnittbild oben zeigt wie beim Teilzerlegungsgeschoss GECO EXPRESS der Mantel um den Bleikern konstruiert ist, damit er die geforderten außen- und zielballistischen Kriterien erfüllt − hohe Augenblickswirkung, geringer Luftwiderstand, Rassanz und Präzision. Die drei Projektile darunter, verdeutlichen wie sich der Querschnitt des Geschosses nach dem Eindringen beim Durchgang durch den Wildkörper  vergrößert.

Damit möglichst keine weiten Nachsuchen erforderlich sind, sind Geschosse mit einer hohen Augenblickswirkung gefragt. Das GECO EXPRESS-Geschoss wurde daher speziell so konstruiert, um möglichst viel Energie innerhalb kurzer Zeit im Wildkörper abzugeben. Entscheidend für die Wundballistik ist schließlich, wieviel Energie im Wildkörper abgegeben wird und nicht ausschließlich die Auftreffenergie. Dabei berechnet sich die angegebene Energie aus der Differenz der Geschwindigkeit beim Eintritt in den und beim Austritt aus dem Wildkörper. Damit der Vorgang über das Aufpilzen, Defragmentieren bis hin zum Ausschuss wie gewünscht abläuft, verjüngt sich der Geschossmantel, der den Bleikern umschließt beim GECO EXPRESS, zur Ogive hin, damit das Geschoss auch bei hohen Geschwindigkeiten sicher aufpilzt und die Defragmentierung eingeleitet wird. Auf der anderen Seite hält der stärkere Mantelteil im hinteren Bereich das restliche Geschoss möglichst kompakt zusammen, um den Ausschuss zu realisieren. Aufgrund der hohen Deformationsbereitschaft auf den ersten Metern kann es zu einer Überfragmetierung kommen. Dies gilt hauptsächlich für die Verwendung von Magnum-Kalibern. Der Jäger muss also aufpassen, dass Geschossgeschwindigkeit und Schussdistanz zueinander passen. Deshalb eignet sich das GECO EXPRESS auch nur bedingt für Drückjagden, bei denen meist auf relativ nah anlaufendes Wild geschossen wird. Besonders kritisch ist das wiederum bei sehr starken Kalibern wie etwa der .300 Winchester Magnum auf sehr kurze Entfernung. Der Jäger muss also darauf achten, dass sein Geschoss für die gewählte Distanz nicht zu schnell ist.

Das GECO EXPRESS-Geschoss spielt seine Vorteile insbesondere bei Schüssen über mittlere und weite Distanzen aus und bringt auch noch bei Distanzen weit jenseits der 100-Meter-Marke eine überaus hohe Augenblickswirkung mit. Was auch die Erfahrungen, die Jäger aus unserem Team mit dem fabriklaborierten GECO EXPRESS in puncto Fluchtstrecken gemacht haben, belegen.

Performance-Skala der GECO EXPRESS-Munition.
Das Leistungsprofil der GECO EXPRESS.

Damit eignet sich das GECO EXPRESS insbesondere dort, wo Wild an seinen Platz gebannt werden muss, um problematische Fluchtstrecken mit langen Nachsuchen zu vermeiden. Etwa beim Ansitz an der Kirrung, bei der Nachtjagd auf Schwarzwild oder Raubwild und natürlich auch bei Jagden nahe der Reviergrenze, denn in der Regel darf nur ein anerkannter Nachsuchenführer mit seinem Hund die Reviergrenze zu einer Nachsuche überschreiten. Dank seiner rasanten Eigenschaften und der gestreckten Flugbahn in Verbindung mit der hohen Augenblickswirkung auf weitere Distanzen erfreut sich die Patrone GECO EXPRESS im Kaliber 6,5 mm Creedmoor inzwischen auch bei der Bergjagd immer mehr an Beliebtheit. Nicht zuletzt auch wegen der hohen Eigenpräzision dieses Kalibers.

Aus der Schachtel genommene GECO EXPRESS-Patronen in .308 Winchester.
Die Büchsenpatronen aus der Linie GECO EXPRESS werden in Schachteln zu jeweils 20 Schuss geliefert. Die Patronen stecken in 10er Trays aus Kunststoff, die sich bei Bedarf in handlichere 5er Trays brechen lassen.

Alle derzeit verfügbaren Kaliber der Jagdmunition GECO EXPRESS mit ballistischen Daten und Preisen auf einen Blick

Kaliber:

Geschossgewicht:

v0

E0

Preis (UVP)
Packung mit 20 Patronen:

.223 Remington

56 gr (3,6 g)

1010 m/s

1836 J

34,- Euro

.243 Winchester

76 gr (4,9 g)

1020 m/s

2549 J

56,- Euro

6,5x55 SE

140 gr (9,1 g)

730 m/s

2425 J

57,- Euro

6,5 mm Creedmoor

140 (9,1 g)

807 m/s

2963 J

63,- Euro

.270 Winchester

130 gr (8,4 g)

940 m/s

3711 J

63,- Euro

7x64

155 gr (10,0 g)

880 m/s

3872 J

57,- Euro

7 mm Rem. Mag.

155 gr (10,0 g)

890 m/s

3961 J

83,- Euro

.308 Winchester

165 gr (10,7 g)

825 m/s

3641 J

57,- Euro

.30-06 Springfield

165 gr (10,7 g)

864 m/s

3994 J

57,- Euro

.300 Win. Mag.

165 gr (10,7 g)

970 m/s

5034 J

83,- Euro

8x57 IS

180 gr (11,7 g)

816 m/s

3492 J

57,- Euro

8x57 IRS

180 gr (11,7 g)

836 m/s

3634 J

63,- Euro

9,3x62

255 gr (16,5 g)

760 m/s

4765 J

90,- Euro

Anmerkungen:Bei den hier angegeben v0-Werten (Mündungsgeschwindigkeit) und E0-Werten (Geschossenergie beim Verlassen des Laufes) handelt es sich um Herstellerangaben, die sich jeweils auf eine Lauflänge von 60 cm beziehen, was der C.I.P.-typischen Messlauflänge entspricht.

Damit bietet die GECO EXPRESS eine breite Palette an gängigen Kalibern an, die laut Hersteller "jede Jagdsituation, bei der es auf Präzision und Wirksamkeit auf weite Distanz ankommt", abdeckt. Auch für jede hierzulande bejagbare Wildart ist das passende Kaliber zu finden. Das reicht vom leichten 56 gr Geschoss in der .223 Remington, die bestens auch auf leichtes Wild und Raubzeug eingesetzt werden kann, über die mit 165 gr mittelschweren Projektile der .30er Kaliber, die sich für leichtes, mittleres und schweres Wild anbieten, bis hin zum 255 gr schweren Geschoss in der 9,3x62, dass sich für mittleres bis schweres Wild empfiehlt.

Praxistest: GECO EXPRESS im Kaliber .308 Win. aus einer Benelli Lupo sowie einer Bergara BA 13 zusammen mit dem neuen Ranger 8 von Steiner und dem Whiskey4 von SIG Sauer Electro Optics

Auch die Bergara Kipplaufbüchse BA 13 TD kam im GECO EXPRESS-Test zum Einsatz.
Als eine der Testwaffen für GECO EXPRESS in .308 Winchester diente auch die Bergara BA 13 TD mit WHISKEY4 -ZF von SIG Sauer.

Für diesen Test, bei dem in erster Linie die Präzision der Munition im Fokus stand, haben wir uns die .308 Winchester heraus gegriffen, und wollten wissen, welche Leistung die GECO EXPRESS aus der neuen Repetierbüchse Benelli Lupo Be.S.T. Open Country mit 56 cm Lauf und einer bewährten Kipplaufbüchse Bergara BA 13 TD mit 46 cm kurzem Lauf bringt. Dazu haben wir die Benelli Lupo mit dem neuen Zielfernrohr Ranger 8 2-16x50 von STEINER und die Bergara mit einem aktuellen 3-12-fachen Glas aus der WHISKEY4-Reihe von SIG Sauer Electro Optics verheiratet und beide Waffen jeweils mit und ohne Schalldämpfer auf die 100-m-Bahn des SSZ Westerwald in Ransbach-Baumbach mitgenommen.

Test GECO EXPRESS: Warum verringern sich mit den schnell und gestreckt fliegende Teilzerlegungsgeschossen die Fluchtstrecken bei Schüssen auf weite Distanzen?
Die Patrone im Schusskanal (Kaverne) liegt mit der Spitze in Schussrichtung. Beim Betrachten der Kaverne in dem stark deformierten und hier längs aufgeschnittenen Seifenblock kann man sich vorstellen, welch enorme Wirkung das GECO EXPRESS Geschoss hier gleich nach dem Einschuss entfaltet hat.
Test GECO EXPRESS: Warum verringern sich mit den schnell und gestreckt fliegende Teilzerlegungsgeschossen die Fluchtstrecken bei Schüssen auf weite Distanzen?
Beim Blick durch das Einschussloch in den Schusskanal erkennt man die vielen "Sub-Projektile", die beim Fragmentieren des Teilzerlegungsgeschoss GECO EXPRESS entstanden sind. Die roten Fragmente stammen von der ballistischen Haube des GECO EXPRESS. Es sind auch noch Blei- und einige Tombaksplitter zu sehen.
Test GECO EXPRESS: Warum verringern sich mit den schnell und gestreckt fliegende Teilzerlegungsgeschossen die Fluchtstrecken bei Schüssen auf weite Distanzen?
Hier ist ein aus einem Block ballistischer Seife geborgenes Geschoss aus einer GECO EXPRESS in 308. Winchester zu sehen, das 100 Prozent seiner Energie im Block abgegeben hat, sonst wäre es ja aus dem Block ausgetreten.

Was bei unserem Test in Sachen Präzision und ballistischen Daten herausgekommen ist, verraten wir Ihnen im nächsten Abschnitt. Einen Eindruck von der Wirkung des Geschosses im Wildkörper vermitteln, neben dem in diesem Bericht verlinkten YouTube-Video des Herstellers auch die Fotos, die wir vor einiger Zeit im Rahmen einer Produktvorstellung der GECO EXPRESS machen konnten. Dort haben wir mit der GECO EXPRESS aus einer Sauer 202 ebenfalls in .308 Winchester auf einen in etwa 50 Meter Entfernung aufgestellten Seifenblock geschossen. Ballistische Seife verhält sich dem Geschoss gegenüber sehr ähnlich wie Körpergewebe, hat aber als Simulanz gegenüber Gelatine unter anderem den Vorteil, dass die durch den Geschossdurchgang verursachte Kaverne nicht wieder in sich zusammenfällt. So erhält man auch ohne bewegte Hochgeschwindigkeitsbilder oder ein nachträgliches Auswerten der Risslinien, ein sehr anschauliches Bild davon, was das Projektil im Zielmedium bewirkt hat.

VIDEO: Gelatinebeschuss mit dem Jagdgeschoss GECO EXPRESS


Das beste Schussbild der GECO EXPRESS in .308 Winchester erzielt mit einer Benelli Lupo Be.S.T.
Die beste 5-Schuss-Gruppe mit der GECO EXPRESS in .308 Winchester hätte auch auf ein 10-Cent-Stück gepasst. Der untere grüne Ring, in dem die Gruppe liegt, ist 20 mm breit. Da es hier um die Streukreise und nicht um die Trefferlage ging, wurde die Optik, im Test nicht nachjustiert, sonst lägen die Treffer alle in dem schwarzen Kreis im Zentrum des Ringes.

Zurück zu unserem Präzisionstest: Auf 100 Meter lieferte die GECO Express aus der Benelli Lupo eine ausgezeichnete Präzision. Und auch aus der Bergara mit 46-cm-Lauf war die Präzision jagdlich allemal sehr brauchbar. Mit der Benelli-Repetierbüchse gelang uns ohne Schalldämpfer eine 5-Schuss-Gruppe mit sehr guten 23 mm Durchmesser. Mit dem Mehl BMC19 maßen wir eine Geschossgeschwindigkeit (v2), die im Mittel bei rund 776 m/s lag, was bei dem 165 gr schweren Geschoss einer Energie von 3.219 Joule entspricht. Mit Schalldämpfer verringerte sich der Streukreis der Lupo auf hervorragende 17 mm Durchmesser, die v2 betrug im Schnitt 789 m/s, die E2 somit 3328 Joule. Die kurzläufige Bergara performte, wie bereits erwähnt, logischer Weise nicht ganz so gut: ohne Schalldämpfer lieferte sie eine 33 mm durchmessende 5er Gruppe ab, die gemessen v2 war mit 779 m/s (∼ E2 von 3244 Joule) unerwartet hoch und ging mit dem überlangen Schalldämpfer wie die Gruppe, die auf 42 mm anwuchs, auch noch leicht nach oben und betrug schließlich 784 m/s (∼ E2 von 3286 Joule). 

Das all4hunters Test-Fazit zur GECO Express in .308 Winchester

Die GECO EXPRESS hat damit die ihr nachgesagte sehr gute Präzision auch in diesem Test einmal mehr unter Beweis gestellt. Sie war schließlich bei uns und den Kollegen aus den Print Redaktionen, caliber und VISIER schon öfter in Büchsentests mit von der Partie und lieferte auch dort einwandfreie Ergebnisse. Wer also für die Jagd, bei der es auf eine hohe Augenblickswirkung mit starkem Knock-down-Effekt aus größere Entfernungen ankommt sucht, dem können wir die GECO Express reinen Herzens empfehlen. Vom Preis her betrachtet gibt es am Markt deutlich teurere Patronen, die weitaus weniger leisten als die GECO-Patrone mit ihrem sehr rasanten und wirkungsvollen Teilzerlegungsgeschoss.


Weitere Informationen finden Sie auch hier auf der Herstellerwebseite zum GECO EXPRESS.

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