Rheinmetall will seine Munitionssparte erweitern und kauft spanisches Rüstungsunternehmen Expal Systems

Der Vollzug der Akquisition steht allerdings noch unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher und sonstiger regulatorischer Prüfungen. Dem zwischen Rheinmetall und Maxam vereinbarten Kaufpreis für Expal Systems liegt laut Rheinmetall ein Unternehmenswert von 1,2 Milliarden Euro zugrunde. Dieser wird aber erst nach erfolgtem Closing fällig.

Die Übernahme von Expal soll das Kerngeschäft von Rheinmetall langfristig absichern und neue Optionen bei Munition öffnen

Das Konzernemblem der Rheinmetall AG.
Das Logo von Rheinmetall. Unter dem Dach des deutschen Konzerns soll sich bis zum Sommer 2023 auch die spanische Expal Systems befinden.

Mit der Übernahme will Rheinmetall eine nachhaltige Absicherung seines Kerngeschäfts im Bereich Waffen, Munition und Antriebe anstreben, wobei die Ausweitung der verfügbaren Produktionskapazitäten und die Erweiterung des Produktportfolios um militärische Munition dabei offenbar im Mittelpunkt stehen.

In einer Pressemitteilung aus der Düsseldorfer Konzernzentrale von Rheinmetall heißt es dazu: „In einer dynamischen Marktsituation, die durch die weiter steigende Nachfrage nach militärischer Ausrüstung in vielen Ländern getrieben ist, sichert sich Rheinmetall mit dem Zukauf schnellstmöglichen Zugriff auf signifikante Kapazitäten. Angesichts des absehbar großen Bedarfs in vielen Ländern will sich Rheinmetall für erwartete Neuausschreibungen zur Munitionsbeschaffung bestmöglich aufstellen. Von strategischer Bedeutung ist dabei auch der für Rheinmetall entstehende Zugriff auf Produktionskapazitäten von Munitionspulver, bei dem in Europa mittlerweile Engpässe entstanden sind“.

Da sich die Produktpaletten beider Unternehmen großflächig ergänzten, stärke die Akquisition das bestehende Angebot von Rheinmetall substantiell, insbesondere auch im stark wachsenden Marktsegment der Artillerie- und Mörsermunition sowie der Mörserwaffen. Rheinmetall wolle mit der Übernahme sein Portfolio in der Breite komplettieren, etwa mit Zündern und Raketenantrieben sowie Mittelkalibermunition und Flugzeugbewaffnung. Gleichzeitig möchte sich Rheinmetall dadurch unabhängiger von Zulieferern machen und durch Synergien positive Kosteneffekte erzielen.

Expal Systems firmiert aktuell unter diesem Logo.
Das Logo von Expal Systems. Das spanische Rüstungsunternehmen wurde beim Verkauf mit einem Wert 1,2 Milliarden Euro beziffert.

Zudem will sich der Rüstungskonzern durch die Akquise eine Dependenz in Spanien und damit einen direkten Zugang zum dortigen Markt schaffen. Der Erhalt der bei Expal Systems vorhandenen Technologie und der Arbeitsplätze in dem Unternehmen sei für Rheinmetall essentiell, hieß es weiter. Alle sechs operativen Standorte in Spanien und auch die US-Niederlassung sollen erhalten bleiben.

Das sagt das spanische Unternehmen auf seiner Website über seine Munitionssparte: "Wir bieten eine breite Palette von Hochleistungsmunition nach NATO-Qualitätsstandards an, darunter Klein-, Mittel- und Großkaliber, Feld- und Marineartillerie sowie Mörserbomben und Luftwaffen. Wir arbeiten mit über 60 Ländern zusammen. Mit unserer mehr als 100-jährigen Erfahrung und unseren Fähigkeiten können wir das gesamte Spektrum von 5,56 mm bis 155 mm abdecken und diese Produkte ständig verbessern, um alle Arten von Einsätzen zu erfüllen".

Das spanische Rüstungsunternehmen mit mehr als 100-jähriger Geschichte beschäftigt ca. 1.300 Mitarbeitende auf fünf Kontinenten. Rheinmetall teilte außerdem mit, dass alle sieben operativen Standorte (Trubia, Burgos, Navalmoral, El Gordo, Albacete und Murcia in Spanien sowie Texarkana in den USA) erhalten bleiben sollen. Dasselbe gelte für die vorhandene Technologie und die Arbeitsplätze. Expal Systems soll für das Geschäftsjahr 2022/23 einen Jahresumsatz von rund 400 Millionen Euro erwarten, wobei sich die Gesamtkapazität des Unternehmens laut Rheinmetall auf einen möglichen rund doppelt so hohen Jahresumsatz belaufen könnte. Rheinmetall erweitert durch diesen Zukauf das eigene Portfolio und erhält so Zugriff auf zusätzliche Produktionskapazitäten. Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass Rheinmetall den umsatzstarken Munitionssektor ausbauen möchte. Dabei geht es wohl primär um den stark wachsenden Markt der Artillerie- und Mörsermunition sowie der Mörserwaffen. Welche Rolle kleinkalibrige Militärmunition dabei spielen könnte, ist aktuell nicht bekannt. Aber auch bei Pulver herrschten in Europa zuletzt spürbare Engpässe in der der Munitionsproduktion. Der Zukauf schafft für Rheinmetall auch hier neue Potenziale und zusätzliche Quellen. 

Allein mit Waffen und militärischer Munition erzielte Rheinmetall in den ersten drei Quartalen 2022 einen Umsatz von 849 Millionen Euro. Das sind 21,4 Prozent mehr als 2021. Der Auftragseingang stieg in den ersten drei Quartalen 2022 auf einen Rekordwert von rund 2 Milliarden Euro (Vorjahr: 752 Millionen Euro) an. Das Unternehmen produziert keine zivile Munition.


Weitere Informationen zur Rheinmetall AG finden sie auf deren Internetseite.

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