Test: Spohr L562 Standard – was leistet der neue Match-Revolver des Büchsenmachers und Club-30-Mitglieds?

Spohr L562 Standard in rechter Seitenansicht
Uns gefiel der neue Spohr L562 Standard durch seine schlichte Eleganz.

Thomas Spohr dürfte einigen Lesern sicherlich unter anderem bekannt sein für seinen Multikaliber-Revolver BBFC (Barrel Bushing Fast Change; Laufmutter Schnellwechsel), den wir in caliber 2/2017 schon einmal vorstellten. Er ist aber auch die treibende Kraft im Club 30, wenn es um den neuen, deutschen Sportrevolver RL Range geht. Im hohen Westerwald fertigt er die einzelnen Teile, die dann an die Club 30-Händler gehen. Trotz Lohnfertigung in seinem Betrieb für andere Bereiche scheint er noch die Zeit zu finden, eigene Ideen umzusetzen. Der BBFC-Revolver ist sicherlich technisch interessant, möchte aber auch bezahlt sein, sodass der Büchsenmachermeister mit dem L562 Standard eine andere Käuferschicht ansprechen möchte. Dabei hat er es auch ganz klar auf die in einem ähnlichen Preissegment angesiedelten Smith & Wesson 686 Target Champion Sportrevolver abgesehen, mit denen er mit seinem L562 Standard in Konkurrenz tritt.

L562 Standard von Thomas Spohr im Detail:

Der L562 mit seiner klaren, schnörkellosen Linienführung wirkt auf den ersten Blick schlicht und modern. Auf eine Picatinny-Schiene auf der Laufober- oder -unterseite wurde verzichtet. Auch Hammer und Abzug sind nicht mit Ausnehmungen versehen, die vielleicht optisch Akzente setzen. Ein großer, gut positionierter Trommelschieber ist aber trotzdem zu finden und die einzelnen Kammern der kannelierten Trommel sind durchgehend nummeriert. Mit dem breiten Sporn lässt sich der Hammer für den Single-Action-Betrieb gut vorspannen. Das Timing war gut, die Trommel wies nur geringstes, seitliches Spiel auf, das gefühlsmäßig bei jedem Trommelstopp gleich ausfiel. In Längsrichtung war nur ein minimales Spiel von etwa 0,05 mm auszumachen. Der Trommelspalt belief sich auf 0,2 mm.

Trommelstern des Spohr L562 Standard
Der Trommelstern des L562 Standard ist fixiert, jede einzelne Kammer nummeriert.
Trommelschieber am Spohr L562 Standard
Großer und gut zu bedienender Trommelschieber am neuen Match-Revolver von Thomas Spohr.
Spohr L562 Standard in der Draufsicht
Ein breiter, bestens bedienbarer Hammer, eine LPA-Mikrometerkimme und leicht zu wechselnde Korne gehören zur L562 Standard-Ausstattung.

Beim Laufmaterial gibt es keine Kompromisse, hier wird konsequent auf die Club 30-Läufe mit 12-Flächen-Polygon gesetzt, die bei Merkel in Suhl nach eigenen Vorgaben gehämmert werden. Wie wir schon beim RLrange feststellen konnten, scheint der Lauf mit seinem 1-300-mm-Drall universell mit Munition mit Geschossen von 125 bis 180 Grains auf bis zu 50 Meter gute Ergebnisse zu liefern. Wer sich übrigens fragt, woher die nüchterne Modellbezeichnung herkommt, wird vermutlich lange raten. Das L steht dabei für die Rahmengröße des Smith & Wesson 686, mit dem sich der 562 die Form des Griffstücks teilt. Mit einem Punkt vor der 562 steht die Bezeichnung für den Durchmesser der Laufwurzel in Zoll im Rahmen. Keine sagenumwobenen Götter oder Krieger, dafür ein Ordnungssystem aus dem Maschinenbau.

Auf der Oberseite sitzt eine LPA-Mikrometerkimme, das hinterschnittene Scheibenkorn ist verschraubt und lässt sich somit leicht wechseln. Unser Modell kommt natürlich in .357 Magnum daher, es ist aber auch eine Wechseltrommel für die 9 mm Luger angedacht. Zukunftspläne gibt es aber auch schon für leistungsstärkere Kaliber. So soll bei gleicher Rahmengröße eine Ausführung in .44 Magnum erscheinen. Eine Trommel mit fünf Kammern in "Dirty Harry’s Dienstkaliber" konnten wir schon bei einem kurzen Werksbesuch in Händen halten. Ein Blick unter die Seitenplatte zeugt davon, dass MIM-Schlossteile hier nicht zu finden sind. Viele Teile kennt man bereits vom RLrange, wie beispielsweise die Gleitlagerbuchse aus Bronze, die für eine bewegliche Abstützung der Hahnstange sorgt.

Zum Schluss sollte noch der Triggerscan erfolgen, der den bereits positiven ersten Eindruck auch schwarz auf weiß festhält. Der saubere, ohne Kratzen auslösende Single-Action-Abzug brach bei rund 1.400 Gramm. Und auch der schön rollende Double-Action-Abzug löste bei ansehnlichen 4.200 Gramm aus. Ein einstellbarer Triggerstop gehört natürlich zum Standard. Übrigens werden auch die montierten Schichtholzgriffe im Westerwald in Eigenregie gefertigt. Zudem kann der L562 von allen Waffenhändlern bestellt und vertrieben werden, während die Club 30-Revolver nur über das Club 30-Netzwerk zu beziehen sind.

Technische Daten und Preis des Spohr L562 Standard:

Modell:Spohr L562 Standard
Preis:2.149,- Euro
Kaliber:.357 Magnum
Trommelkapazität:6 Patronen
Lauflänge/-profil:152 mm / 12-Flächen-Polygon
Dralllänge / Zug-Felddiameter:1-300 mm / keine Messung
Trommellänge / Durchmesser:41,4 mm / 39,7 mm
Trommelspalt:0,20 mm
Trommelausgang:9,12 mm
Kimme:3,05 mm LPA-Mikrometerkimme quergeriffelt
Korn:3,50 mm Targetkorn
Visierlänge:205 mm
Abzugssystem, -gewicht:
(Mittel aus 10 Messungen mit dem Trigger-Scan-System)
SA: 1.368-1.452 Gramm, Mittelwert: 1.409 Gramm,
DA: 4.123-4.298 Gramm, Mittelwert: 4.201Gramm
Zündverzugszeit:8 ms (SA)
Gesamtgewicht:1.436 Gramm
Maße (LxBxH):297x40x155 mm
Extras:Hartschalenkoffer

Was leistet der Spohr L562 auf dem Schießstand?

Spitzengruppe beim Schießtest des Spohr L562 Standard
Mit der Hornady American Gunner in .357 Mag. gelang uns diese 12-Schuss-Spitzengruppe, die sich fast mit einer 1-Euro-Münze abdecken lässt.
Innenleben des Spohr L562 Standard
Blick auf das sauber gefertigte Innenleben des L 562 Standard. Die Gleitlagerbuchse aus Bronze sorgt dafür, dass die Hahnstange beweglich bleibt.

Zur Schussleistungsüberprüfung wählten wir 12 Laborierungen aus, neun davon in .357 Magnum. Von 125 bis 180 Grains wurden fast das ganz Gewichtspektrum sowie viele unterschiedliche Geschossformen und -materialien abgedeckt. Die unangefochtene Spitze bildete die leichte, schnelle 125 Grains Hornady American Gunner im Kaliber .357 Magnum, mit der wir eine beachtliche 20-mm-Gruppe in die Zielscheibe stanzten. Auch Platz Zwei ging wiederum an das leichte Hornady XTP Hohlspitzprojektil, diesmal verladen in der milden Hornady American Gunner .38 Special, mit der die typischen zwölf Schuss auf 30 mm zusammenlagen. Den dritten Rang belegte unsere PPC/1500 Handladung mit dem 125 Grains H&N Wadcutter-Geschoss und 32 mm. Der Durchschnitt aller Laborierungen lag bei anständigen 39 mm. Alle weiteren Ergebnisse können wie immer der umfangreichen Tabelle in caliber 3/2021 entnommen werden. 10 von 12 Laborierungen lagen unter 50 mm und mit allen Munitionssorten hätte man die 10 der BDS/DSB Scheibe halten können.

Test-Fazit zum L562 Standard von Spohr:

Es gibt sie noch: Qualität aus Deutschland zum bezahlbaren Preis. Der L562 Standard überzeugt durch Materialauswahl, saubere Verarbeitung, Abzugsqualitäten und nicht zuletzt auch durch eine sehr gute Schussleistung. Da erscheint der Preis von 2.149,- Euro mehr als fair. Es drängt sich natürlich unweigerlich auch der preisliche Vergleich zum Smith & Wesson Target Champion auf, der mit 1.450,- Euro rund 700,- Euro weniger kostet. Abwägungssache, welchen Revolver man bevorzugt, wobei der Kundenservice rund um den deutschen Revolver unkomplizierter und schneller funktionieren dürfte.


Weitere Informationen zum L562 Standard finden Sie auf der Homepage der Spohr GmbH.

Auch andere Club-30-Mitglieder arbeiten an eigenen Projekten: Hier haben wir den Merkle T1 und hier den Smith & Wesson 686 KeyMod von Paul Frauenberg.

Hier finden Sie unseren Test des neuen Club-30-Konfigurators.