Manurhin MR 73 in .357 Magnum: Der französische Revolver-Klassiker von der Manfred Alberts GmbH im Test

Wenn neue Revolver auf dem Markt erscheinen, dann sind sie meist mehr oder weniger speziell auf sportliche Disziplinen zugeschnitten. Massige Laufkonturen, die mehr Vorderlastigkeit bringen, überarbeitete Abzüge und Picatinny-Schienen für die Anbringung von Leuchtpunktvisieren stehen da meist auf dem Programm. Auch wenn das sicherlich für den sportlichen Bereich Sinn macht, ist es doch schön anzusehen, wenn bewährte Klassiker in ihrer unveränderten Form auftauchen. Das trifft auf den hier vorgestellten Manurhin MR 73 zu, der viele Jahre von der Bildfläche verschwunden war. Kenner wissen, dass er über eine gute Präzision und nicht zuletzt für eine Serienwaffe über einen exzellenten Abzug verfügte. Wir wollten wissen, ob der in der Grundkonstruktion fast 50 Jahre alte Franzose auch heute noch mithalten kann.

Der MR 73: Das Testmodell von der Manfred Alberts GmbH

Manurhin MR 73 komplett von rechts.
Der MR 73 ist eine elegante Erscheinung mit vergleichsweise kleinem Rahmen. Trotzdem scheint er auch Dauerbelastungen in .357 Magnum gut zu verkraften.

Vom Importeur Manfred Alberts erhielten wir das einzig gerade verfügbare Modell, den MR 73 in .357 Magnum mit 6"/152 mm Lauflänge. Die Sportausführungen gibt es zudem noch in den Lauflängen 5,25"/133 mm sowie 4"/102 mm. Die einst existierende 8"/203 mm lange Ausführung ist mittlerweile aus dem Programm verschwunden; die war aber ohnehin nur etwas für Spezialisten. Dieses Modell, bestückt mit 2,5fachem Bushnell-Zielfernrohr und Harris-Zweibein, nutzte – ebenso wie auch die kürzeren Varianten – die französische Spezialeinheit GIGN (Groupe d’intervention de la Gendarmerie nationale). Mindestens genauso speziell war der nun ebenfalls nicht wieder aufgelegte MR 73 Silhouette mit 10,75"/273 mm langem Lauf, der seiner Modellbezeichnung entsprechend von den Schützen genutzt wurde, die mit der Faustfeuerwaffe die schweren Stahltiere auf weite Entfernungen fällten. Lieferbar sind hingegen die Matchrevolver in .38 Special mit 5,25"/133 mm- sowie in .32 S&W mit 6"/152-mm-Lauf. Von den Gendarmerie-Modellen mit 2,5"/63 mm, 3"/76 mm und 4"/102 mm im Kaliber .357 Magnum sind zumindest die letzten beiden Dienstrevolver geblieben. Die 9 mm Luger Wechseltrommel findet sich leider nicht mehr im Programm, obwohl sie vielleicht durch den günstigeren 9x19 Munitionspreis im Vergleich zu .357 Magnum/.38 Special heute auch schon wieder interessant sein könnte. Bekannt ist aber auch, dass die Präzision von Revolvern in 9 mm Luger aufgrund des langen Geschossfreiflugweges oftmals eher bescheiden ist. Heutzutage werden Manurhin-Revolver nicht mehr von dem gleichnamigen Produzenten sondern von Chapuis Armes gefertigt. Die in erster Linie auf Jagdwaffen spezialisierte Firma aus St Bonnet le Château, ganz in der Nähe der klassischen, französischen Büchsenmacherregion St Étienne, kann auf eine rund 100-jährige Tradition als System-, Lauf- und später Komplettwaffenhersteller zurückblicken. Bei Chapuis Armes entstehen die aktuellen Manurhin-Revolver in einem Maschinenpark mit fünfachsigen CNC-Fräszentren, durchlaufen verschiedene Kontrollstationen und werden auf der hauseigenen Schießanlage auf Präzision überprüft.

Manurhin MR73 im Detail - ein handlicher und eleganter Revolver

Geöffneter Manurhin MR 73 von rechts.
Ein Blick unter die Seitenplatte offenbart das saubere Schlosswerk des Manurhin MR 73, das durch geringe Abzugsgewichte und feine Charakteristik überzeugt.

Wer den MR 73 kennt weiß, dass es sich um einen sehr eleganten, handlichen Revolver handelt. In der Rahmengröße ist er mit einem Smith & Wesson K-Frame-Revolver Modell 19/66 vergleichbar. So bringt der Sportrevolver mit 6"/152 mm Lauflänge auch nur rund 1.083 Gramm auf die Waage. Zum Vergleich hat ein S&W L-Frame-Revolver 586/686 bei identischer Lauflänge rund 200 Gramm mehr zu bieten. Das hat sicherlich etwas mit der Geschichte des MR 73 zu tun, der in den frühen 1970er entstand und als Dienstwaffe für Frankreichs Exekutive und somit zum ständigen Führen gedacht war. Trotzdem scheint der Rahmen des MR 73 ausreichend stabil für Magnumladungen zu sein. Wenn man der internationalen Fachpresse Glauben schenken darf, hat die GIGN schon Modelle mit 90.000 Schuss .357 Magnum unbeschadet belastet.

Auch wenn moderne und pflegeunempfindliche Beschichtungen sicherlich ihre Rechtfertigung haben, muss man doch der makellosen, tiefschwarzen Brünierung einen gewissen Reiz aussprechen. Dazu würde optisch natürlich auch ein schöner Holzgriff passen, der Kunststoffgriff von Trausch mit Griffsporn ist dagegen in Sachen Rückstoßdämpfung und Griffigkeit weit überlegen. Die sechs Züge/Felder des Laufes winden sich mit einem eher ungewöhnlichen Drall von 1-400 Millimeter durch den Lauf. Das Timing war klasse, die Trommel wurde weit vor dem Einrasten des Hammers fixiert. Das Längsspiel der Trommel war minimal und den Trommelspalt maßen wir mit 0,1 Millimeter. Alle Trommelausgänge maßen 9,11 Millimeter. Leider verbieten sich durch die CIP engere Bohrungen, die sicherlich in Sachen Geschwindigkeit und Präzision nicht abträglich wären. Das Scheibenkorn ist hinterschnitten, die Mikrometerkimme weist zwei weiße Zielleitpunkte auf, auf die man aber auch hätte getrost verzichten können. Wer das auch so sieht, greift einfach zum schwarzen, nicht glänzenden Filzstift.

Manurhin MR 73: Die technischen Details und Preis im Überblick

Modell:Manurhin MR 73
Kaliber:.357 Magnum
Trommelkapazität:6 Patronen
Lauflänge/-profil:152 mm/6x F-Z
Dralllänge/Zug-Felddiameter:1-400 mm/8,79-9,05 mm
Trommellänge/ Trommeldurchmesser:38 mm/40 mm
Trommelspalt:0,1 mm
Trommelausgang:9,11 mm
Kimme:3,5 mm Mikrometervisier
Korn:3,45 mm, hinterschnittenes Scheibenkorn
Visierlänge:205 mm
Abzugssystem/-gewicht* (in Gramm):DA 2.778-2.873, Mittelwert 2.830, SA 1.484-1.512, Mittelwert 1.500
Gesamtgewicht:1.083 Gramm
Maße (HxBxL):292 x 38 x 140 mm
Extras:Hartschalenkoffer
Preis:2.400,- Euro (UVP in Deutschland)

Double-Action de luxe: Abzug des MR 73

Detail des Abzugs vom MR 73.
Der Manurhin MR 73 besitzt einen Triggerstop, um den Durchfallweg des Abzuges nach der
Schussauslösung zu begrenzen.

Bekannt ist der MR 73 besonders für seinen weichen Double-Action-Schlossgang. Nicht nur das sehr niedrige Abzugsgewicht von rund 2.800 Gramm sondern auch die geschmeidige Charakteristik ist nach wie vor erstklassig. Für so etwas müssen Büchsenmacher bei amerikanischen Standardrevolvern schon einige Arbeitsstunden investieren. Moderne Matchrevolver können da natürlich mithalten, aber dahinter verstecken muss sich der MR 73 unserer Meinung nach trotzdem nicht. Viele Revolverschützen bevorzugen beim Schießen mit Spannabzug eine zweistufige Technik. Zuerst wird bei der Abzugsbetätigung der Hammer in seine hintere Endstellung befördert und dort verharrt, um in der zweiten Phase bei verringertem Abzugsgewicht und minimalem Abzugsweg den Schuss letztendlich auszulösen. Diese Technik ist beim Manurhin MR 73 schwerer auszuführen, weil man den mechanischen Übergang von Stufe 1 zu 2 nicht so deutlich wahrnehmen kann. Beim Franzosen zieht man den leichtgängigen Abzug bis zum Auslösen ohne merklichen Stopp in einer einzigen, fließenden Bewegung einfach durch. Damit erfolgt dann die Schussabgabe unbewusst. Dieser "Modus Operandi" wird vor allen Dingen gerne bei reinrassigen DA-Revolvern angewandt. Schlussendlich aber auch etwas Geschmacks- und Glaubenssache.

Ins Rollen gebracht: Besondere Konstruktion im MR 73

Die Rollen im Rahmen des MR 73.
Konstruktives Alleinstellungsmerkmal des Manurhin MR 73: Der Rückstellschlitten läuft auf zwei Rollen im Rahmen.

Wenn man die Seitenplatte des MR 73 abnimmt, erkennt man ein konstruktives Alleinstellungsmerkmal, das seit jeher das Gesicht des Klassikers prägte. Der mit zwei Rollen versehene Rückstellschlitten (englisch: "Rebound Slide") sorgt für weniger Reibung an der korrespondierenden Auflagefläche im Rahmen. Statt der üblichen Schraubenfeder kommt hier eine Blattfeder zum Einsatz, die immer auf der Außenseite der hintersten Rolle anliegt. Diese Rückstellfeder, die den Abzug wieder in seine vordere Ausgangsposition für die nächste Schussauslösung befördert, lässt sich über eine Schraube unten im Rahmen verstellen. Das wirkt sich natürlich auch auf das Abzugsgewicht nach oben oder unten aus, sodass wir im Mittel übrigens ein Single-Action-Abzugsgewicht von 1.500 Gramm maßen. Wer die Schraube außerhalb der Werkseinstellung nach unten bewegt, läuft aber Gefahr, dass der Abzug dann nicht mehr nach vorne gedrückt wird, insbesondere wenn der Finger im ständigen Kontakt mit dem Abzug bleibt. So lässt sich hier auch noch ein kleines Plus generieren, wenn eine positive, gut fühlbare Rückstellung des Abzuges bevorzugt wird. Die Abzugszunge ist übrigens mit einer Längsriffelung und einem einstellbaren Triggerstop versehen. Die Schlagfeder ist ebenfalls als Blattfeder ausgelegt und kann mit einer weiteren Schraube im Rahmen weiter nach unten oder oben reguliert werden. Mit der Werkseinstellung wurden aber schon alle verwendeten Laborierungen sauber gezündet. Wer wiederlädt, sollte bedenken, dass die Trommellänge mit rund 40 mm rund 1,5 mm kürzer ausfällt als etwa bei dem dominierenden Sportrevolver in Gestalt des Smith & Wesson 686/586. Bei Verwendung von Fabrikpatronen stellt das kein Problem dar, aber bei Handladungen mit 180-Grains-Geschossen kann man hier schon mal an die Grenzen geraten. Da können dann Geschosse, wie beispielsweise das H&N High Speed, das über keine Crimprille verfügt, hinsichtlich der Patronengesamtlänge besser anpasst werden.

Mit dem französischen Revolver auf dem Schießstand

Trommelkranz des MR 73 im Detail.
Der Trommelstern des MR 73 wurde zusätzlich verstiftet, was den Double-Action-Abzug im Dauergebrauch hinsichtlich Abzugsgewicht und Charakteristik konstanter macht.

Nachdem sich der Manurhin MR 73 unserer persönlichen Meinung nach bisher in Sachen Verarbeitung und Schlossgang nicht hinter modernen Sportrevolvern wie beispielsweise dem neuen Club 30 RLrange verstecken muss, sollte noch der Schießstandtest folgen. Immer wieder kursieren Gerüchte, dass der MR 73 Streukreise von 20 mm auf 25 Meter liefern kann. Das wären natürlich fabelhafte Gegebenheiten, denen wir auf den Grund gehen wollten. Wir wählten dazu zehn Laborierungen, darunter vier .38-Special und sechs .357-Magnum-Ladungen, mit einem breiten Geschossgewichtsspektrum von 110 bis 180 Grains aus. Das beste Ergebnis bei typischen 12 Schuss auf 25 Meter aus der Ransom Rest Schießmaschine brachte dabei die 180 Grains Federal JHP mit 22 mm. Insgesamt zeigt sich, dass jede Munitionssorte die 10 der BDS/DSB Scheibe hätte halten können. Somit kann man der Testwaffe eine sehr gute Munitionsverträglichkeit bei einer Vielzahl an unterschiedlichen Laborierungen bescheinigen. Sicherlich respektabel, wenn man sich zudem noch vor Augen hält, was der nur gerade knapp 17 mm dünne Lauf für Schwingungsamplituden über sich ergehen lassen muss. Wir zogen abschließend noch auf die 50-Meter-Distanz. Das beste Ergebnis lag diesmal bei 51 mm. Die anderen Ergebnisse von rund 70 bis 90 mm passten in Relation nicht so recht zu den guten Ergebnissen auf der 25-Meter-Distanz. Vielleicht hat daran auch der etwas ungewöhnliche 1-400 mm Drall seinen Anteil. Zumindest konnten wir mit dem kürzeren 1-300 mm Drall auf der weiten Distanz bessere Ergebnisse erzielen. Frei Hand zeigt sich aber das leichte Gewicht des MR 73 von seiner unschönen Seite. Gerade die kernigen .357 Magnum Laborierungen à la Remington marschieren im Schuss schon recht knackig in die Hand.

Deshalb lautet unsere Empfehlung, wenn es denn überhaupt .357 Magnum sein muss, die softe GECO 180 Grains Hexagon oder eine vergleichbare Handlaborierung zu verwenden. Aber gerade die .38 Special Ladungen, die wir in einigen Dot-Drills verfeuerten, bereiteten mit dem feinen Double-Action-Abzug so richtig Spaß.

all4shooters-Fazit: Das kann der Manurhin MR 73

Der hochglanzbrünierte Manurhin MR 73 in .357 Magnum ist ein wiederbelebter Klassiker, der in Sachen Verarbeitung, Schlossgang und Schussleistung keinen Vergleich zu scheuen braucht. Lediglich beim Verfeuern von harten .357-Magnum-Laborierungen fällt sein leichtes Gewicht etwas negativ auf. Der französische Leckerbissen ist nicht für kleines Geld zu haben. Dennoch ist der Preis von 2.400,- Euro nach den von uns gesammelten Erfahrungen durchaus angemessen.


Dieser Testbericht erschien zuerst in der caliber, Ausgabe 02/2021. Dort sind auch die detaillierten Schießergebnisse und Ladedaten enthalten. Das Heft können sie im VS Medien-Onlineshop erwerben, dort ist es auch als Digitalausgabe verfügbar.

Weitere Informationen zum Manurhin MR 73 bekommen Sie auf den Seiten von Chapuis Armes. Außerdem beim deutschen Importeur, der Manfred Alberts GmbH.

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