Die neue Wettkampf-Flinte Benelli Nova Speed in Kaliber 12/76 im Test - mit Vergleich zu den Modellen Nova und Supernova

Benelli aus Urbino in Italien bietet mit den Modellen Nova und Supernova seit Jahren zwei überaus erfolgreiche Repetierflinten im Kaliber 12/89 an. Beide Modelle haben sich sowohl bei Jägern als auch bei Sportschützen weltweit gleichermaßen hervorragend bewährt und erfreuen sich größter Beliebtheit. Ganz besonders bei dynamischen Disziplinen wie Sportliche Flinte im BDMP, aber auch im IPSC-Sport finden sich auffallend viele Schützen mit diesen Benelli-Repetierern auf den vorderen Rängen.

Wozu dann noch eine weitere sportliche Nova-Variante? Dies wird klar, wenn man sich ein wenig mit Benellis Pump Actions beschäftigt. Das ursprüngliche Modell Nova wird zwar weiter produziert, aber in Deutschland nicht mehr offiziell vertrieben. Der deutsche Importeur Manfred Alberts GmbH hat die Benelli Nova jedenfalls nicht mehr im Programm. Wer sich also für eine der bisher erhältlichen Nova-Varianten interessiert, der muss sich nun unter den verschiedenen Ausführungen der Supernova umsehen. Aber kann die brandneue Nova Speed tatsächlich die alte Nova ersetzen? Dazu später mehr.

Benelli Nova Speed komplett von links.
Benelli spendierte der Nova Speed nicht nur ein verlängertes Magazin. Das Alu-Gehäuse ist komplett neu, ebenso die BE.S.T.-Beschichtung.

Im Lieferumfang der Nova Speed sind diverse mündungslange Wechselchoke-Einsätze enthalten, sowie zwei verlängerte Chokes: Ampliator Short Shot und Ampliator Long Shot. Außerdem mit dabei: ein Choke-Schlüssel und diverse Zwischenstücke zur Schaftanpassung (Shims) sowie eine ausführliche Bedienungsanleitung. Die Nova Speed hat einen Stahlschrot-Beschuss, allerdings sind von den mitgelieferten Würgebohrungen nur der ½-Choke und der ¼-Choke für die Verwendung von Stahlschrot zugelassen. Der ¾-Choke und die beiden langen Ampliator-Chokes dürfen nur mit Blei-Schrot verwendet werden. Bitte unbedingt beachten! Da das neue Nova-Modell wie auch schon das Modell Supernova  IPSC offensichtlich überwiegend für IPSC-Wettkämpfe gedacht ist, fehlen auch der Nova Speed Gehäusebohrungen für eine Montageschiene. Für IPSC kein Problem: Alle mit optischen Visierung ausgerüsteten Flinten starten dort in der Open Division oder in der Modified Division. Da es in diesen Klassen aber keine Differenzierung zwischen Repetierern und Selbstladern gibt, müsste man mit einer derart ausgerüsteten Pump Action auch gegen entsprechend modifizierte Selbstlader antreten, ein Wettkampfnachteil. Deshalb sind viele für den IPSC-Einsatz gedachte Repetierflinten vom Hersteller erst gar nicht für die Ausrüstung mit einem Red Dot vorgesehen. Für Interessenten anderer Wettkampf-Disziplinen als IPSC ist das leider weniger erfreulich. Nachträgliche Bohrungen durch einen Büchsenmacher wären hier kein Problem, verursachen aber Extrakosten. Einen deutlichen Hinweis auf den angedachten IPSC-Einsatz gibt auch das besonders lange Magazinrohr für zehn Patronen, das den 61-cm-Lauf um rund vier Zentimeter überragt. 

Benelli Nova Speed - technische Details und Unterschiede zu den Modellen Nova und Supernova. Vertrieb: Manfred Alberts GmbH 

Die Benelli Nova Speed unterscheidet sich optisch und technisch deutlich von den bekannten Modellen Nova und Supernova. Das maximal verwendbare Kaliber des neuen Modells beträgt 12/76 und nicht mehr 12/89 wie bei Nova und Supernova. Aufgrund des kürzeren Kalibers kann auch der Repetierweg des Vorderschafts kürzer ausfallen, was für schnellere Schusszeiten sorgen soll. Unterschiede gibt es auch bei Material und Konstruktion: Bei der Nova bilden Hinterschaft und Systemgehäuse eine Einheit aus Technopolymer-Kunststoff, im Gehäuse-Inneren ist das Modell mit Metall verstärkt. Auch der Vorderschaft wird aus Technopolymer hergestellt. Das Systemgehäuse der Supernova fertigt Benelli dagegen aus mit Kunststoff beschichtetem Stahl.

In die Laufschiene eingelassene Kimme der Benelli-Flinten.
Wenn es besonders fix gehen muss mit der Aufnahme des Zieles, kann man die tief in die ventilierte Laufschiene eingelassene Kimme einfach umklappen und nutzt dann bei der Benelli Nova Speed nur Schiene und Leuchtkorn als Zielhilfe.

Der abnehmbare und mittels Shims in Schränkung und Senkung anpassbare Comfortech-Hinterschaft sowie der Vorderschaft bestehen dagegen weiterhin aus Technopolymer. Die Benelli Nova Speed bricht mit dem bewährten Einsatz von Kunststoff beim Gehäuse: Hier kommt jetzt grau eloxiertes Leichtmetall zum Einsatz, während der neu gestaltete, ebenfalls mittels Shims anpassbare Comfortech-Hinterschaft und der komplett neu designte Vorderschaft aus Technopolymer gefertigt werden. Vorder- und Hinterschaft weisen im Griffbereich eine überaus griffige Oberflächenstruktur auf. In Verbindung mit der rutschfesten Schaftkappe ergibt sich ein erstklassiger und extrem stabiler Anschlag. Der abnehmbare und mittels Shims anpassbare Hinterschaft der Supernova und Nova Speed ist ein wichtiges Feature, da sich die üblichen offenen Flinten-Visierungen in Form eines Leuchtkornes oder einer Kombination aus Korn und Klappkimme meist nicht verstellen lassen. Durch die Anpassung des Schafts an den Schützen lässt sich die Treffpunktlage jedoch entsprechend beeinflussen. Hier ist die alte, "einteilige" Nova klar im Nachteil. Der Lauf, der Verschluss und das Innere des Systemgehäuses der Nova Speed beschichtet Benelli mit der neuen, besonders hochwertigen Oberflächenbeschichtung BE.S.T. (Benelli Surface Treatment). Diese Beschichtung soll den damit behandelten Metallteilen langfristigen Schutz gegen Korrosion, Kratzer und Abnutzung verleihen. Der Lauf trägt eine stabile Laufschiene mit integrierter Klappkimme und einem Leuchtkorn, eine sehr gute und kontrastreiche Flinten-Visierung. Lauf und Magazinrohr verbindet eine auffällige, X-förmige Halteklammer.

Benelli Nova, Supernova und Nova Speed im Vergleich.
Benellis Vorderschaft-Repetierer im Vergleich: Oben eine Nova, darunter Supernova und Nova Speed, letztere mit Sicherung hinten im Abzugsbügel.

Die Abzugsgruppe der neuen Benelli Nova Speed wurde komplett überarbeitet. Die Druckknopf-Sicherung sitzt jetzt nicht mehr vor dem Abzug wie bei Nova und Supernova, sondern hinter dem Abzug, wie bei den Selbstladeflinten von Benelli schon lange üblich. Auch der Vorderschaft wurde völlig neu gestaltet. Bei Nova und der Supernova ist er außergewöhnlich lang, was gerade bei kleinen Schützen mit entsprechend kurzer Armlänge ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. Der Vorderschaft der Nova Speed fällt erheblich kürzer aus. Dadurch entfällt jetzt ein kleiner Kritikpunkt der älteren Modelle. Bei unachtsamer Bedienung führte der lange Vorderschaft in seltenen Fällen dazu, dass man sich beim Repetieren die Finger zwischen Vorderschaft und Gehäuse einklemmen konnte. Das kann mit dem neuen, kürzeren Vorderschaft nicht mehr passieren.

Ladeöffnung der Benelli Nova Speed.
Die Ladeöffnung der Benelli Nova Speed ist einseitig extrem tief ausgefräst, dies erleichtert das Laden ungemein. Einmal angetippt, verharrt der Ladelöffel bei allen Pump Actions von Benelli im Gehäuse.

Die Ladeöffnung der Nova Speed unterscheidet sich ebenfalls deutlich von der Nova und der Supernova. Die Öffnung ist trotz des kleineren Kalibers gleich lang geblieben, allerdings wurde das Systemgehäuse in diesem Bereich sehr stark ausgefräst, um den Ladevorgang zu erleichtern. Wie schon bei den älteren Modellen klappt auch bei der Nova Speed der Ladelöffel bereits beim leichten Antippen nach innen weg und gibt die Öffnung zum Magazinrohr komplett und ohne Gegendruck frei. So lässt sich die Nova Speed extrem schnell und leicht laden. Egal ob man einzelne Patronen, per Double Load oder per Quad Load-Technik lädt, die Patronen finden ihren Weg fast schon von allein ins Röhrenmagazin  -  Hut ab! Auch wenn die beiden älteren Benellis hier nicht wirklich schlechter waren, so zeigt dies doch den besonders sportlichen Ansatz bei der Konstruktion der neuen Repetierflinte. Die Voraussetzungen für den Einsatz der Nova Speed bei Dynamischen Wettbewerben scheinen also durchaus gegeben. Doch wie schlägt sie sich im Vergleich zu den älteren Modellen Nova und Supernova auf dem Schießstand? Dazu brachte Tester Frank Flumm seine in vielen Wettkämpfen bewährte Benelli Nova mit und Co-Tester Jan Böhringer stellte zum Vergleich seine Benelli Supernova zur Verfügung. Natürlich ist der Vergleich einer fabrikneuen Repetierflinte mit einer nach zigtausend Schuss inzwischen sehr leichtgängigen Wettkampf-Waffe nicht ganz fair. Aber die Tester wollten wissen, ob die  Nova Speed als möglicher Ersatz ihrer eigenen, bewährten Flinten in Frage kommen würde. Out oft the Box kann man sich bei der Nova Speed jedenfalls nicht über Schwergängigkeit beklagen. Das Repetieren geht sehr leicht von der Hand, wobei  auch der kürzere Repetierweg seinen Beitrag leisten dürfte. Auch der Abzug kann sich sehen lassen – trocken auslösend, ohne spürbaren Vorzugsweg und bei einem Abzugsgewicht von nur 1.400 Gramm  –  Respekt!

Praxis-Test: Mit der sportlichen Pump-Flinte Benelli Nova Speed auf dem Schießstand - ist sie besser als die Nova und Supernova?

Benelli Nova Speed in ihre Einzelteile zerlegt.
Das Magazin der Benelli Nova Speed ist deutlich länger als bei einer herkömmlichen Nova/Supernova, der neue Vorderschaft dafür erheblich kürzer.

Selbstverständlich ging auch die Benelli Nova Speed beim Schießstand-Test durch die Hände mehrerer Schützenkollegen. Dabei wurde sie dann jeweils auch gleich mit den Modellen Nova und Supernova verglichen. Wir wollten wissen: Gibt es einen klaren Sieger unter den Benelli Repetierflinten? Wie bereits erwähnt, fällt bei der Nova Speed der deutlich verkürzte Repetierweg positiv auf. Zudem öffnet der Rückstoß nach dem Schuss den Verschluss zumindest teilweise. Wenn man den Vorderschaft loslässt, reicht der Rückstoß ab Kaliber 12/67,5 aufwärts sogar aus, um den Verschluss vollständig zu öffnen und gleichzeitig die abgeschossene Patronenhülse selbsttätig auszuwerfen. Der Rückstoß unterstützt somit aktiv die Repetierbewegung, was sich entsprechend positiv auf die Repetier-Schnelligkeit auswirkt. Bei dynamischen Disziplinen ein besonders wichtiges Argument. Allerdings sind die beiden altbewährten Modelle Nova und Supernova ja auch nicht gerade als lahme Enten bekannt. Ganz im Gegenteil: Eine gut eingelaufene Nova oder Supernova kann trotz des etwas längeren Repetierwegs in Bezug auf Schnelligkeit durchaus noch mithalten. Die neue Benelli Nova Speed lässt sich allerdings schon ab Werk extrem schnell repetieren und bei längerem Einsatz dürfte sie wohl eher noch schneller werden. Wie nicht anders zu erwarten, gab es im Testbetrieb keine Störungen. Die Patronen wurden problemlos zugeführt, abgeschossen und ausgeworfen, völlig unabhängig von Patronenlänge und/oder -ladung. Egal ob man schwache Slugs im Kaliber 12/60 und 12/63,5, oder harte Magnum-Ladungen im Kaliber 12/76 verwendet, die Nova Speed funktioniert wie ein Uhrwerk. Dies gilt auch für die Verwendung von Schrot in den unterschiedlichsten Ausführungen. Wie immer wurde der Präzisionstest von mehreren Schützen durchgeführt. Erneut erwiesen sich auch hier die sehr starken Brenneke Super Magnum Slugs mit einem Fünf-Schuss-Streukreis von 55  mm wieder einmal als besonders präzise, dicht gefolgt von den GECO Competition Slugs Black im Kaliber 12/67,5 mit 60  mm-Streukreis. Kleiner Wermutstropfen: Das überlange Magazinrohr zeigte vorn starke Schmauchspuren und auch bereits erste Abnutzungserscheinungen. Schade, denn die Nova Speed ist optisch eine Augenweide. Hier empfiehlt sich möglicherweise ein Kunstgriff, den Tester Frank Flumm schon bei seiner Benelli Nova praktiziert: einfach den überstehenden Bereich des Magazinrohrs mit schwarzem Gewebeband abdecken. Wenn das Band nach einiger Zeit unansehnlich wird, kann man es ganz einfach ersetzen.

Benelli Nova Speed Sportflinte: Technische Daten und Preis

Modell:Benelli Nova Speed
Preis:1.625,- Euro
Kaliber:12/76
Kapazität:10 + 1 Patronen
Länge:1.180 mm
Lauflänge:610 mm
Schaftlänge:340 mm
Abzugsgewicht:1.400g
Gewicht:3.300g
Links-/Rechts-Ausführung:rechts

Test-Fazit zum Vorderschaftrepetierer Benelli Nova Speed

Die Benelli Nova Speed ist eine technisch hervorragende Repetierflinte und macht auch optisch sehr viel her. Das neue Nova-Konzept ist sehr gut durchdacht und qualitativ hochwertig ausgeführt. Bei einer Repetierflinte eines namhaften Herstellers zum stolzen Preis von 1.625,- Euro sollte man dies natürlich auch erwarten können. Aufgrund des hohen konstruktiven Aufwands und der hervorragenden Eigenschaften dieser Finte ist der Preis aber durchaus gerechtfertigt und wir sprechen eine klare Kaufempfehlung aus. Ob die Nova Speed besser ist als die jahrelang bewährten Modelle Nova und Supernova liegt allerdings allein im Auge des Betrachters. Hier spielen auch die persönlichen Präferenzen und Ansprüche an eine Flinte eine große Rolle. Im Großen und Ganzen schenken sich die drei Benelli-Repetiermodelle jedenfalls nicht allzu viel.

 Das hat uns gut gefallen: Das fanden wir weniger gut:

- Leichtes, extrem schnelles Laden, perfekt für IPSC

- Schmauchspuren am Magazinrohr

- Verkürzter Repetierweg
- Keine Bohrungen für Montageschiene
- Hervorragender Abzug

- Sehr gute, kontrastreiche Visierung


Diesen Test finden Sie auch in der VISIER 2/2023. Dort ist eine ausführliche Schießtabelle mit 7 verschiedenen Fabrikpatronen von Flintenlaufgeschossen enthalten. Das Heft ist sowohl in gedruckter, wie auch in digitaler Form im VS Medien-Onlineshop verfügbar.

Die Testwaffe lieferte der Importeur Manfred Alberts GmbH, (Verkauf nur über den Fachhandel), dort gibt es auch mehr Informationen zur neuen Benelli Nova Speed und all den anderen Modellen.

Danke auch an Jan Böhringer, Michael Griesinger und an Ralf Kunzmann für die Unterstützung beim Test.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: