Schmeisser Straight Pull SP15: Die Geradzugrepetierer-Modelle Ultramatch und M4FL im Test

Schmeisser SP15 Ultramatch von vorne.
Die hier gezeigte SP15 Ultramatch rüsteten wir für den Schießstandbesuch ebenso wie die M4FL-Variante mit einem Falke 5-30x56-Zielfernrohr und UTG-Zweibein aus.

Die Grundidee, ein AR-15-Selbstladegewehr in eine für jeden Einzelschuss manuell zu bedienende Mehrlader-Repetierbüchse umzukonstruieren, ist nicht wirklich neu. So haben wird beispielsweise schon die PAR (Pump Action Rifle)-Gewehre des US-AR-15-Herstellers Troy Industries vorgestellt (siehe caliber 9/2016). Hierbei handelt es sich im AR-10/15-Gewehre mit Vorderschaftrepetiermechanismus. Das Unternehmen stellte zwei Jahre später auch die SAR (Side Action Rifle)-Modelle mit seitlichem Kammerstängel als Bedienelement fürs Durchrepetieren vor (siehe SHOT Show-Bericht in caliber 3/2018). Der deutsche AR-Hersteller HERA Arms kündigte in jüngster Vergangenheit übrigens ein AR-15 mit Unterhebelrepetiermechanismus an, aus dem letztendlich dann aber auch ein Pump-Action-Modell wurde. Doch bisher konnten sich solcherart AR-Vorderschaftrepetierer vor allem bei Sportschützen in statischen Präzisionsdisziplinen nicht wirklich durchsetzen, weil der Bewegungsablauf beim Durchladen beispielsweise im liegenden Anschlag einfach zu unkomfortabel und umständlich ist.

Innovation, für Großbritannien entwickelt

Die simpelste Form eines Geradezugrepetierers auf Basis der AR-Plattform sieht so aus, dass mit dem klassischen T-förmigen Ladehebel am Heck des oberen Systemkastens nachgeladen wird. Von diesen Ausführungen hat Schmeisser auch einige Exemplare nach England exportiert. Denn dort ist das Schießen mit solchen "Civilian Service Rifles" (CSR) sehr populär. Allerdings ist auch das Repetieren mit dem originalen T-Ladehebel in verschiedenen Anschlagarten nicht gerade ergonomisch und praktisch. Geschossen wird bei diesen Wettkämpfen auf der Insel bis 300 Meter unter engen Zeitvorgaben. Darum muss die Waffe schnell und unkompliziert im Anschlag zu bedienen sein und hier hat man mit einem AR, das über den originalen Ladehebel repetiert wird, keine Chance. Oftmals verwenden die britischen Schützen in Kleinserien modifizierte AR-Gewehre von lokalen Büchsenmachern, bei denen der Ladehebel direkt mit dem Verschlussträger verbunden und das obere Systemgehäuse dementsprechend ausgefräst ist. Um hier ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen, hat Schmeisser ein neues AR-Geradezuggewehr entwickelt, das schon auf der IWA 2019 präsentiert, nun aber nochmals grundlegend überarbeitet wurde.

Zerlegtes Modell SP 15 Ultramatch.
Die für die feldmäßige Reinigung in ihre Hauptbaugruppen zerlegte SP15 Ultramatch.

Video: So schießt sich die Schmeisser SP 15

Flotte Kammerstängel-Demontage beim Geradezugrepetierer

Bei den meisten AR-15-Geradezugrepetierern ist der Ladehebel/Kammerstängel mit dem Verschlussträger verschraubt, was in der Praxis zu einigen Problemen hinsichtlich Transport, Reinigung/Wartung und Aufbewahrung führen kann. Die Position des Kammerstängels ist bei derartigen Gewehren weit ausgelagert, da er weit genug von allen anderen Bedienelementen entfernt sein muss, um ein sicheres, schnelles Durchrepetieren gewährleisten zu können. Dadurch passt solch ein Exemplar mit montiertem Kammerstängel oftmals kaum in die üblichen Hartschalen-Transportkoffer aus Kunststoff oder Futterale aus Nylongewebe. Bei einer anstehenden Reinigung muss der Kammerstängel ebenfalls erst umständlich abgeschraubt werden, damit man den Verschluss entnehmen kann. Durch das weit zur Seite herausragende Bedienelement nimmt das Gewehr auch im Waffenschrank unnötig viel Platz ein.

Der Verschluss mit Kammerstengel der Schmeisser SP15-Serie.
Der klassische AR-15-Drehkopfverschluss in seiner modifizierten SP15-Ausführung
mit implantiertem Kammerstängel für das manuelle Repetieren.

Hier hat sich Schmeisser eine elegante Lösung einfallen lassen, denn der Kammerstängel ist lediglich mit einer Steckverbindung mit dem Verschlussträger vermählt. Um hier maximale Stabilität zu realisieren, lagert das Bedienelement in der Mitte des Verschlussträgers. Das einzig notwendige Werkzeug ist ein Gegenstand, mit dem der Stift des Kammerstängels heruntergedrückt werden kann, um ihn anschließend einfach herauszuziehen. Somit ist ein einfaches, schnelles Zerlegen in allen Situationen stets gewährleistet. Beim Verschlussträger haben sich die Konstrukteure auch viel Zeit genommen, um die Steuerkurve des Verschlusses neu auszulegen. Denn diese muss, um einen optimalen Ladevorgang von Hand garantieren zu können, modifiziert werden. Logisch, denn schließlich wurde dieses System nie von Eugene Stoner für den Handbetrieb ausgelegt. Durch die Gasansteuerung muss der Widerstandswert deutlich höher sein als beim Durchladen mit der Hand, weshalb hier die Steuerkurve verändert wurde. Während im Vorjahr noch Modelle auf Basis eines originalen "Upper Receivers" präsentiert wurden, bauen die hier erstmals vorgestellten Schmeisser SP15 Straight Pull-Gewehre auf einem eigenständigen, oberen Systemgehäuse auf. Alle anderen Bauteile sind dann wiederum mit denen der standardmäßigen Schmeisser AR-15-Halbautomaten identisch.

Verfeinerte, zweite Generation des Modells SP15

Schmeisser SP15 M4FL auf Rangebag.
Das Modell SP15 M4FL – hier mit Falke 1-8x26 bestückt – ist ein kompakter, führiger  Geradezugrepetierer, der in der Präzision aber nicht an die Möglichkeiten er schwereren Ultramatch-Ausführung heranreicht.

Alle Schmeisser-Gewehre und somit auch die SP15-Modelle haben ein Modernisierungsprogramm bei gleichbleibendem Preis erfahren. So wurde die klassische, beidseitige 90-Grad-Sicherung am Griffstück gegen eine 45-Grad-Sicherung ausgetauscht, was die Bedienung schneller und einfacher gestaltet. Gleichzeitig liegt der Sicherungsflügel auf der rechten Seite nicht mehr in der Nähe des Abzugsfingers, wodurch es keine eventuell störenden Berührungspunkte bei der sauberen Abzugsbetätigung gibt. Wer allerdings eine 90-Grad-Sicherung bevorzugt, der kann das Bedienelement problemlos umbauen, denn die Welle besitzt beide Einfräsungen für die 45-Grad- und für die 90-Grad-Position. Der klassische T-Ladehebel, auch noch bei den SP15-Modellen vorhanden aber ohne wirkliche Funktion als Bedienelement, wurde komplett verändert. Er ist nun leichter beidseitig bedienbar und das Gas wird vom Gesicht des Schützen besser weggeleitet, gerade bei Verwendung von Schalldämpfern. Dieses Ausstattungsdetail spielt ebenso wie die neue verstellbare Gasentnahmeeinheit bei den Protagonisten unseres Beitrages ohnehin keine Rolle, da hier kein Gas für die Waffenfunktion vonnöten ist. Last but not least, ist die auffälligste Veränderung an den aktuellen Schmeisser-Gewehren der Wechsel von KeyMod- auf M-LOK-Handschutzsysteme. Hier hat man sich dem Markt angepasst, der nach entsprechenden Vorderschäften verlangt hat. Ein Trend der eingesetzt hat, nachdem sich in Belastungstests das M-LOK-System als das stabilere durchgesetzt hat. Die Wandstärken zwischen den KeyMod- Ausschnitten sind deutlich geringer und können somit unter extremen Belastungen schneller brechen.

Auf dem Schießstand mit dem SP15 Ultramatch und M4FL in .223

Die Schmeisser SP15 Ultramatch und SP15 M4FL in .223 Remington wurden für die Präzisionsüberüberprüfung mit einem Falke Zielfernrohr 5-30x56 und einem UTG-Zweibein ausgerüstet. Weil die Vorwärtsbewegung des Verschlusses federgesteuert ist, lassen sich die Schmeisser Straight-Pull-Modelle schneller repetieren als eine konventionelle Repetierbüchse. Denn in der Zeit, wo bei letzteren die Hand noch den Kammerstängel wieder nach vorne führen muss, ist bei dem AR-Geradezugsystem die Hand schon längst wieder am Abzug. Somit dürften die Schmeisser SP15-Gewehre tatsächlich zu den schnellsten Repetierern auf dem Markt gehören. Im Rahmen der Erprobungen wurde somit mit den Federkräften der Buffer Spring etwas herumexperimentiert, denn je leichter die Schließfeder ausfällt, desto leichter und flotter lassen sich die SP15-Gewehre manuell repetieren. Doch auch hier gibt es Grenzen, denn die Federkraft einer zu leichten Schließfeder reicht dann nicht mehr aus, um die nächste Patrone aus dem Magazin ins Patronenlager zuzuführen. Kein Wunder, schließlich sind die kurzen 10er-Kastenmagazine auf Halbautomaten ausgelegt und besitzen für höchste Funktionszuverlässigkeit eine sehr harte Feder unter dem Zubringer. Bei klassischen Zylinderverschlussbüchsen kann hingegen mit weitaus weicheren Magazinfedern gearbeitet werden.

Streukreis der SP15 Ultramatch.
Vor allem die SP15 Ultramatch wusste in Sachen Präzision mit zwei Streukreisen unterhalb von 10 mm zu überzeugen.

Dass sich die Schmeisser SP15 Ultramatch mit 20"/510 mm langem schwerem Matchlauf hinsichtlich der realisierten Schussleistung besser schlug als die Schmeisser SP15 M4FL mit 14,5"/370 mm langem Lauf im AR-Standardprofil mit Mündungsfeuerdämpfer wurde von uns bereits im Vorfeld erwartet. So gelangen uns bei acht verschiedenen Munitionssorten, davon zwei Handlaborierungen, mit einem Geschossgewichtsspektrum von 40 bis 69 Grains, zwei Streukreise unter der 10-mm-Marke. Dabei schenkten sich die 55 Grains Hornady Frontier Match Fabrik und unsere Handladung, bestehend aus 26,0 Grains Lovex D073.5 und 52 Grains Sierra MatchKing-Geschoss1 nichts, denn der Streukreis betrug in beiden Fällen 8 mm. Der rechnerische Präzisionsdurchschnittswert der SP15 Ultramatch betrug somit ansprechende 15,75 mm. An diese Ergebnisse konnte die SP15 M4FL nicht anknüpfen. Mit diesem kompakten Geradezugrepetierer produzierten wir einen Beststreukreis von 15 mm mit der bereits erwähnten Handlaborierung. Der rechnerische Präzisionsdurchschnittswert lag hier bei bescheideneren 24,12 mm. Weil bei diesen Gewehren der Gasdruck konstruktionsbedingt keinen Einfluss auf die Waffenfunktion hat, kann beim Wiederladen natürlich weitaus mehr als bei den AR-Selbstladegewehren experimentiert und mit ganz anderen Treibladungsmitteln gearbeitet werden.

all4shooters-Fazit zum Schmeisser SP15 Geradezugrepetierer

Der manuelle Repetiervorgang ist bei den Schmeisser SP15-Geradezugrepetierern im Vergleich zu konventionellen Zylinderverschlussbüchsen enorm flott. Bei etwas Eingewöhnungszeit kann man diese Gewehre ohne Veränderung des stabilen Anschlags sehr zügig handhaben. Verarbeitung, Ausstattung und Funktion lassen keine Wünsche offen und vor allem die SP15 Ultramatch konnte auch hinsichtlich der Schussleistung überzeugen. Somit geht der Preis von 1.899,- Euro voll in Ordnung.


Text: Stefan Perey und Michael Fischer

Dieser Test ist zuerst in der caliber, Ausgabe 6/2020 erschienen. Das Heft ist noch im  VS Medien-Shop zu erwerben und auch  als digitale Ausgabe verfügbar.

1Alle Ladedaten ohne Gewähr! Jeder Widerlader handelt eigenverantwortlich!

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