Heckler & Koch SP5 in 9mm − was leistet die Zivilversion der MP5 im Test?

Fraglos gehört sie zu den modernen Waffenklassikern – die Rede ist von der Heckler & Koch MP5. Anno 1964 eingeführt, legte diese als präzise, handlich und zuverlässig gepriesene Maschinenpistole mit dem aufschießenden Rückstoßladesystem und dem charakteristischen, beweglich abgestützten Rollenverschluss in zig Einsätzen gegen Terroristen und andere Gewaltkriminelle einen regelrechten Siegeszug in aller Welt hin. Mit der Folge, dass es auch eine Variantenvielfalt sondergleichen gibt. Fehlte lange nur eins – eine gesetzeskonforme Zivilausführung der MP5, sprich: So ausgestaltet, dass nur als Halbautomat zu benutzen und keinesfalls mit Ersatzteilen auf den nur Behörden und Militär vorbehaltenen Full-Auto-Betrieb umzurüsten.

HK SP5 komplett von rechts, mit festem Schaft.
Bei der HK SP5 handelt es sich um die zivile Ausführung der legendären MP5.

2018 war es dann soweit: Es kam eine von der HK MP5K abgeleitete Semi-Auto-Version namens SP5 – kurzes 115-mm-Rohr und ein über die Mündung reichender Handschutz mit integriertem Fingerstopp. Eine Version, die sich im Test störungsfrei und prima schoss, die allerdings auch durch einen recht hart stehenden Abzug und einen leicht klapprigen Vorderschaft auffiel. Nichts, was die Fans sonderlich schreckte. Auch wenn sich die potentiellen Abnehmer im Land der Dichter und Denker wohl auf Systemsammler und auf die Jäger beschränken, so begrüßten die Anhänger solcher Waffen die SP5K auf das Herzlichste – und verlangten direkt nach mehr. Genauer: Sie wollten die zivile Ausführung der standardmäßigen MP5. Und genau um die geht es nun im Folgenden, da Heckler & Koch im Frühjahr eine solche SP5 an das all4shooters-Team zum Test überstellt hat.

Die Testwaffe: SP5 von Heckler & Koch in 9 mm Luger

Als das gute Stück eintraf und es sich dann bei aufgeklapptem Koffer quasi im LED-Licht der Redaktionsräume sonnte, glaubte man im ersten Moment, eine MP5 vor sich zu sehen. Auch das erste Zurhandnehmen schien den Eindruck zu bestätigen. Alles passte, das Gewicht, die Balance (bei der MP5 noch immer vom Besten, was es im Maschinenpistolenfeld gibt) und das Arrangement der Bedienelemente. Das galt sogar für den von einem Teammitglied mehrfach beklagten Sitz der MP5-typischen Kimme, die ihm in Kombination mit zunehmender Alterssichtigkeit ein vernünftiges Zielen über die offene Visierung erschwert. Apropos Visierung: Der Prüfling präsentierte sich mit einer in 4 Positionen drehbaren Trommelkimme und dem jeher von der MP5 gewohnten Korntunnel samt dem entnehmbaren Einsatz.

 ½ x 28-UNEF-Gewinde der SP5.
Auf dem Lauf der SP5 von HK ein ½ x 28-UNEF-Gewinde, ganz oben der Korntunnel samt seinem Einsatz.

Der Hauptunterschied zur MP5 zeigte sich vor allem an den Bedienstellungen des beidseitig bedienbaren Sicherungshebels, gemäß entsprechender Piktogramme zu positionieren in Feuerbereit und Gesichert. Die MP5 wiederum hat an der Stelle natürlich einen Feuerwahlhebel mit den Positionen Einzelfeuer (E), Gesichert (S) und Feuerstoß (F). Ja, und dann offenbarte der vergleichende Blick auf eine HK MP5, dass hier 2 gleichgroße Haltebolzen Griffstück und Kolben mit dem System verbanden (deshalb gibt es im MP5-Kolben ja auch die 2 Bolzen-Verwahrungsaufnahmen). Bei der SP5 blieb davon nur ein Pin erhalten. Das Griffstück war unten vorn aufgeschoben und eingehakt; es kam frei, sobald man den Kolben-Bolzen löste und den Schaft abzog. Der 222 mm lange Lauf wiederum war vorbereitet für die Montage eines Schalldämpfers, es gab eine Drei-Punkt-Aufnahme und ein per Überwurfmutter gesichertes Mündungsgewinde, letzteres vom Typ ½x28 und damit gemäß des in den Staaten und in Kanada gebräuchlichen Gewindestandards Unified Thread Standard (UNEF): Ein Hinweis darauf, dass Heckler & Koch mit der SP5 auch klar den US-Markt anpeilt.

Ausstattung und Zubehör der HK SP5

Gehäuse der HK SP5 in 9mm.
Auf dem Gehäuse der HK SP5 lässt sich eine Picatinny-Schiene anbringen. Über dem Griff sieht man den Sicherungshebel.

Standardmäßig gibt es zur SP5 den Kunststoff-Festschaft und den (unter anderem) von der MP5 A3 bekannten, sich nach vorn verjüngenden Vorderschaft, ebenfalls aus Kunststoff (beides ab Werk montiert, laut Großhändler Waimex kostet die Waffe so 2.499,- Euro). Wer auf anderes sinnen und das passende Kleingeld fürs Zubehör parat haben sollte – na, der kann auf HK-eigenes Zubehör umsteigen (mehr Informationen dazu liefert die HK-Website). Das gilt etwa für den HK-hauseigenen Slim-Line-Handschutz mit HKey-Schnittstellen (320,- Euro) oder die Auszieh-Schulterstütze, per Schwenkhebel zu verlängern oder zu verkürzen und in drei Raststufen zu verstellen (648,- Euro). Und es betrifft das als "Spannschiene mit STANAG 4694 Profil" bezeichnete Element, also eine Picatinny-Montageschiene (331,- Euro), die man von der Seite her auf dem Systemgehäuse aufsetzt und mittels zweier Schnapphebel festsetzt, ehe man sie von oben per Drehmomentschraube sichert.

Des Weiteren lagen bei der Testwaffe noch eine weitere kurze HKey-Picatinny-Schiene (Länge: 54 mm, 65,70 Euro), ein Werkzeug zum Einstellen der Visierung (gehört dazu, kostet solo 85,10 Euro) und ein elastischer Trageriemen (67,50 Euro), der sich per Karabinerhaken an der SP5 anklinken ließ. (Befestigt am Bodenstück des Systemgehäuses, dient er bei der SP5K übrigens zur Anschlagstabilisierung, wenn man die Waffe mal ohne Schulterstütze nutzt.)

HK SP5 von der linken Waffenseite.
Die HK SP5 lässt sich auf einen Vorderschaft mit Hkey-Schnittstellen und einen dreistufigen Schubschaft umrüsten.

Handling und Fertigungszustand: Das macht die H&K SP5 aus

Das Handhaben war ein Fest für alle Spielkinder der Redaktion, da mit dem genannten Zubehör ja ein wahrer Bastelkasten einherging und da sich das Zerlegen und Montieren dank der (auch jedem G3-Benutzer bekannten) Stiftfederbolzen simpel erledigen ließ. Nahm man den vorderen Bolzen direkt hinter dem Laufband mit dem Kornträger raus, ließ sich der Handschutz etwas nachziehen, so das er aus seiner Halterille vorn am Systemgehäuse freikam. Nun einfach nach vorn abnehmen und infolgedessen auf den Lauf mit Modellbezeichnung und Beschuss blicken. Zog man den hinteren Haltebolzen ab, ließ sich der Kunststoff-Festschaft abnehmen und durch den zum Test mitgelieferten Ausziehschaft ersetzen. Zudem konnte man nun – wie erwähnt – das Griffstück der Waffe aushaken und abnehmen, um dann den HK-typischen Rollenverschluss samt der Schließfeder nach hinten ins Freie ziehen zu können.

Die HK SP5 in einzelne Baugruppen zerlegt.

Der Blick auf das Innenleben der Waffe und auf die Verschluss-Baugruppe zeigte dann auch die von HK gewohnte, erstklassige Qualität: Top-Passungen, minimale Werkspuren (und dort, wo unumgänglich, tadellos versäubert). Allein die Qualität der Blechprägung beim Systemgehäuse war dazu angetan, für Tränen der Rührung zu sorgen – diese Sorgfalt schien aus einer anderen Zeit zu stammen; derlei wird heute andernorts schmerzlich vermisst. Der Verschluss lief dank seiner Rollen zwar hörbar, aber butterweich und klar definiert. Und das Aufsetzen und das Abnehmen des ausziehbaren Schulterstützen-Elements erforderte Kraft und Präzision, weil gegen Federdruck und bei saugend engen Passungen zu bewerkstelligen, auch dies ein Qualitätsmerkmal. Etwas Feines war die Trageschlaufe, zusammengesetzt aus einem Stück Nylonband und einem elastischen, Nylon-ummantelten Teil und zudem längenjustierbar. Wer das gewollt hätte, hätte auch das auf Allround-Zwecke getrimmte R3/3-Tragesystem einsetzen können, das HK zu Anfang der 1970er Jahre für die MP5 vorgestellt hatte. Die entsprechenden Aufnahmen waren vorhanden.

Zerlegte Heckler & Koch SP5 in 9mm.
Verschlusssache H&K SP5: Verschlusskopf mit Rollen, Steuerstück, Schlagbolzen mit Feder, Verschlussträger mit Schließfedereinheit.

Also alles im Lot? Nicht ganz. Etwas Kritik handelte sich der Kunststoff-Vorderschaft ein. Dessen Montage per Haltebolzen und Eingriff am Systemgehäuse erfolgt zwar kinderleicht, sorgt aber naturgemäß für spürbares Klappern. Den Abzug beschrieb einer der Kollegen mit "interessant". Er kam zwar leichter eingestellt als bei der 2019 vorgestellten SP5K-Version mit ihren über dreieinhalb Kilo, aber man hatte den Eindruck, dass der Finger einen Hauch über den eigentlichen Druckpunkt hinaus zu gehen hatte, ehe der Schuss brach. Das klingt merkwürdiger, als es tatsächlich war. Insgesamt bot die HK SP5 einen sehr kultivierten, gleichmäßig aufbauenden Abzug, der sich ohne unangenehmes Knirschen oder Ähnliches angenehm auslösen ließ – und schnell dazu.

Was beim Handhaben noch auffiel: Praktisch die Wahlmöglichkeit, das Magazin (es gibt außer den in Deutschland für Langwaffen statthaften 10er noch 15er und 30er Versionen, jeweils à 70,- Euro) entweder per seitlichem Druckknopf oder per Paddle, also einem mittig stehenden, beiderseits bedienbaren Stück Metall auszulösen. Wie schon erwähnt, war die Kippsicherung dank zweier Hebel von beiden Seiten zu erreichen. Wollte man das auch knackig klar definierte, aber strammstehende Element mit dem Daumen der Schusshand zum Sichern aufwärts drücken, musste man diese freilich komplett vom Griff nehmen. Die Tester behalfen sich, indem sie das mit dem Daumengrundgelenk erledigten. Alles in allem: Die SP5 bot ein Fertigungsniveau, wie von HK seit jeher gewohnt und wie es auch dem Preis der Waffe angemessen erscheint.

Daten und Preis: Alle Details zur HK SP5

Modell:Heckler & Koch SP5
Preis:2.499,-* Euro
Kaliber:9 mm Luger
Kapazität:10 + 1 Patronen
Maße (LxBxH):688 x 61 x 214 mm
Lauflänge:222 mm
Visierlänge:336 mm
Ausschnitt Kimme:2,40 / 2,95 / 3,50 / 5,02 mm
Kornbreite:1,65 mm
Abzugsgewicht:3.250 g
Gewicht:3.291 g
Ausstattung:Selbstlader vom Typ Rückstoßlader mit Rollenverschluss, Kunststoff-Griffstück, Kunststoff-Schaftteile, lackiertes Blechprägegehäuse, Trommeldiopter mit vier Kimmenbohrungen,Korntunnel mit entnehmbarem Einsatz. Daumensicherung und Magazin-Release vonbeiden Seiten bedienbar. *Preis: Waffe inklusive Magazin, Visiersteller undBedienungsanleitung.

Die Zivilversion der MP5 auf dem Schießstand

Der vermaledeite Corona-Virus sorgte dafür, dass das all4shooters-Team sich beim Testschießen beschränken musste, doch erprobte das Team die SP5 auf einer 25-m-Bahn. Wir montierten mittels der anklickbaren Spannschiene ein leichtes Leupold-Zielfernrohr der Sorte VX5 HD 1-5x24. Und damit geriet das Schießen mit der SP5 zum Gedicht: Nicht nur, dass das frei von jeglichen Funktionsstörungen vonstatten ging und dass der Auszieher die leeren Hülsen mit viel Effekt nach rechts aus dem mit Gasentlastungsrillen versehenen Patronenlager an die frische Luft beförderte, sondern auch, dass die Waffe mehr als nur eine Loch-an-Loch-Gruppe produzierte.

Ihren besten Fünf-Schuss-Streukreis von 12 mm erreichte sie mit der Sellier & Bellot-Sorte 100 Grains Softpoint. Das Gros der übrigen Ergebnisse lag zwischen 17 und 29 mm. Klar, es gab mit der Fiocchi-Patrone (123 Grains Truncated Cone) auch eine Laborierung, die der SP5 nicht so behagte. Aber unterm Strich: Eine für Pistolenpatronen ausgelegte Waffe, die auf 25 Meter wiederholbar Gruppen im Segment von 10 bis 25 mm liefert, die taugt auch für die doppelte, ja auch für die vierfache Schussdistanz. Laut Auskunft von HK-Großhändler Waimex zählt die SP5 (anders als die SP5K) als Langwaffe: Jagdscheininhaber können sie demnach ohne Voreintrag erwerben, sofern sie die feste Schulterstütze dranlassen.

Das Fazit zur SP5 in 9mm Luger

"Der Waffe bin ich sehr gewogen", so formulierte es einer der Tester nach den Schießversuchen. Und dem Statement zur HK SP5 ist für das Test-Fazit nichts hinzuzufügen.


Dieser Test erschien zuerst in der VISIER 6/20. Diese Ausgabe ist im VS Medien-Shop zu erwerben und dort auch als digitale Version verfügbar.

Die kurze Variante, die SP5k, hat all4shooters.com schon einem ausführlichen Test unterzogen.

Weitere Informationen zu den Waffen von Heckler & Koch gibt es auf der Seite des Herstellers, sowie des Großhändlers.

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