HECKLER & KOCH 2014 Neue Modelle im Portrait:

Die Gründe für den Weltruf des Unternehmens sind vielschichtig. Begründet wurde er vor einem halben Jahrhundert durch waffengeschichtliche Meilensteine wie dem deutschen Sturmgewehr G3 in 7,62x51 und der Maschinenpistole MP5 in 9x19. Heute kann HECKLER & KOCH mit einem Produktprogramm glänzen, das seines Gleichen sucht. 

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Das im Handhabungskomfort nochmals deutlich verbesserte HK 416 A5 in 5,56x45.
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HECKLER & KOCH: Das G36 kann optional mit zwei neuen Schulterstützen ausgestattet werden.

Neben modernen Dienstpistolen mit Polymerrahmen der Baureihen USP und P30 offeriert man die Maschinenpistolen MP5, UMP und MP7 in allen gängigen Kalibern wie 9 mm Luger, .40 S&W und .45 ACP, wobei die leichte, extrem kompakte MP7 im flotten Mikrokaliber 4,6x30 eingerichtet ist. Ebenso gut aufgestellt ist HECKLER & KOCH im Marktsegment der Sturmgewehre mit dem G36 sowie den Modellserien HK 416 und HK 417 auf Basis des amerikanischen AR-15/AR-10 Systems in den Kalibern 5,56x45 und 7,62x51. Präzisions- und Scharfschützen können sich nach wie vor auf den Klassiker in Gestalt des PSG1 A1 oder MSG90 A2 oder auf das junge G28, alle drei in 7,62x51, verlassen. Darüber hinaus produziert man bei HECKLER & KOCH die Maschinengewehre MG4 in 5,56x45 und HK 121 in 7,62x51, das durch die Übernahme von einigen Testmustern durch die Bundeswehr nun offiziell die Bezeichnung MG 5 erhält. Im Reich der 40-mm-Waffensysteme kann HECKLER & KOCH neben den Anbaugranatwerfern AG36 (für G36) und GLM (Für HK416/417 und zukünftig auch G36) und der Granatpistole HK 169 mit der imposanten Granatmaschinenwaffe (GRAMAWA) in 40x53 mm aufwarten.


Fakten und Zahlen zu HECKLER & KOCH 

Zum Weltruf des Unternehmens hat sicherlich beigetragen, dass die Ingenieure und Konstrukteure des Hauses immer sehr eigenständige Technikwege verfolgt haben, wovon aufwendige Erfindungen zeugen, wie z.B. die Unterwasserpistole P11 oder das für hülsenlose Munition eingerichtete Bullpup-Sturmgewehr G11. 2014 feiert HECKLER & KOCH das 65-jährige Firmenbestehen. Das Unternehmen erwirtschaftete 2013 mit 675 Mitarbeitern rund 235 Millionen Euro Jahresumsatz. Etwa 60 Armeen und über 200 polizeiliche Institutionen rund um den Globus vertrauen auf Waffen mit dem Zeichen der zwei roten Buchstaben. 


Schwäbische Wertarbeit als Erfolgsfaktor

Von den Fertigungsprozessen des Unternehmens konnten wir uns bei dem Firmenbesuch Ende Januar 2014 selbst ein Bild machen. Neben modernsten mehrachsigen Fräs- und Drehautomaten aus deutscher Fertigung, die zum Beispiel einen HK 416 Verschlussträger in einer Aufspannung aus dem Vollen herausarbeiten können, setzt man auch auf Maschinen oder Vorrichtungen, die auf hauseigenen Ideen basieren. So zum Beispiel eine Eigenentwicklung zur Laufrichtung der G36-Sturmgewehrläufe, bei der die innere Laufkontur mittels Laserstahl ausgemessen wird. Übrigens gibt es auch heute noch in einem anderen, eigenständigen Geschäftsbereich Werkzeugmaschinen von HECKLER & KOCH. Das ständige Qualitätsmanagement wird durch die vielen Prüfstellen im Werk offenbart und man stellt höchste Sicherheitsansprüche an die hergestellten Geräte. So werden alle seit den 1990er konstruierten Waffen einer „Geschossvorlagen-Prüfung“ unterzogen.

Bei diesem Test nach NATO-Vorschrift steckt ein Geschoss bei insgesamt drei verschiedenen Prüfungen jeweils an unterschiedlichen Positionen im Waffenrohr und ein darauf abgefeuertes Geschoss darf das Waffensystem nicht zum Bersten bringen. 

AR-10/AR-15 von HECKLER & KOCH: Wie die Jungfrau zum Kind …

… ist HECKLER & KOCH zum AR-10/AR-15 Waffensystem gekommen. Nachdem bis Ende der 1990er Jahre fast 25 Jahre Entwicklungszeit und 88 Millionen DM in die Fertigstellung des mit hülsenloser Munition arbeitenden G11 geflossen waren, sorgte der Fall der Mauer und die Auflösung des Warschauer Paktes dafür, dass die ihrer Zeit weit vorauseilende Zukunftswaffe nicht eingeführt wurde und als teures Studienobjekt in der Waffenkammer verschwand. Die Strategie, „Alles auf eine Karte“ zu setzen, hätte fast zur Insolvenz geführt. Doch mit der Übernahme durch Royal Ordnance fanden sich 1991 wieder Geldgeber, so dass die Entwicklung und Fertigung weiterlief. 

Drei Ausführungen des Heckler & Koch MR223
Drei Ausführungen des HECKLER & KOCH MR223

Zu jener Zeit waren die Absatzmärkte in Europa und der westlichen Hemisphäre durch den Wegfall des Feindbildes aus dem Osten eher gering. Durch die Zugehörigkeit zum britischen Royal Ordnance Konzern bekam HECKLER & KOCH den Auftrag, das nicht gerade durch Zuverlässigkeit glänzende Enfield SA 80 Bullpup-Sturmgewehr technisch zu überarbeiten. Das sogenannte „Midlife Improvement“ brachte dem Unternehmen ein Auftragsvolumen von 300 Millionen DM und sicherte über Jahre Arbeitsplätze am Standort Oberndorf. 


„Schwarzwald-Spezialitäten“ von HECKLER & KOCH

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Das HK 416 in 5,56x45 hat sich zum echten Exportschlager entwickelt. Hier eine 10“-Variante mit B&T Schalldämpfer, der sowohl den Schussknall als auch die Signatur (Mündungsfeuer) erheblich unterdrückt.
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Das HK 417 ist nun auch mit 13“/330 Millimeter Lauflänge erhältlich. Einige Spezialkräfte interessieren sich für handliche Gewehre im leistungsstärkeren Kaliber 7,62x51.
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Bei dem HK 121 alias MG 5 in 7,62x51 kann die Feuerkadenz von 640 auf 720 oder 800 Schuss pro Minute verstellt werden.

Bei unserem Hausbesuch erhielten wir nicht nur die Möglichkeit, die Fertigung zu besichtigen, sondern es wurden uns unterschiedliche HK Waffentypen teilweise direkt durch die jeweiligen Konstrukteure mit vielen Hintergrundinformationen präsentiert.

Im Gegensatz zum MG 4 in 5,56x45 setzt das HK 121/MG 5 wieder auf die leistungsfähigere 7,62x51 Patrone. Die Bedienung ähnelt der des kleineren Bruders, allerdings erfolgt das Durchladen nicht mit einem klappbaren Durchladehebel sondern mit einem Spannschieber. Die Schulterstütze lässt sich durch das Drehen des Bajonettverschlusses um 90 Grad abnehmen und gegen eine feste, klappbare oder voll verstellbare Schulterstütze tauschen. Beibehalten wurde die bereits bei der Bundeswehr eingeführte Lafetten-Schnittstelle des bekannten MG 3. Die Kadenz lässt sich von außen mittels Patronenhülse in den Abstufungen 640, 720 und 800 Schuss pro Minute verstellen. Wie das MG 4 lässt sich auch das 7,62er Maschinengewehr aus der gesicherten Position durchladen. Der Gasdrucklader verfügt über eine Rohrlänge von 550 Millimeter und bringt als Universalvariante ein Gewicht von rund 11,6 Kilogramm auf die Waage. Das brachte der Waffe auch etwas Kritik ein, denn sie wiegt fast genau so viel wie das MG 3 und zerstörte damit so manchen Traum von einem leichteren Maschinengewehr. 

Allerdings ist das hohe Gewicht ein Resultat der extremen Stabil-Bauweise und man kann es nicht dem Hersteller anlasten, weil die Ausschreibung der Bundeswehr eine erhöhte Haltbarkeit von 50.000 Schuss für das Gehäuse sowie 10.000 Schuss für das Rohr forderte. Dass die Schwaben auch anders können, beweisen die speziellen HK 121 Muster, die für die Ausschreibung der dänischen Armee gefertigt wurden. Hier lag das Hauptaugenmerk bei einem Gewicht von unter 10 Kilogramm und wurde mit 9,9 Kilogramm auch genau eingehalten. Den Dänen sind das geringe Gewicht und die damit verbundene Mobilität wichtiger als die höhere Standzeit der Waffe. Man sieht, es geht also mehr um Prioritäten und Wünsche der Auftraggeber als um Eigenwilligkeiten des Herstellers. 

Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Truppenanforderungen an Robustheit und Präzision (45 mm bei 10 Schuss auf 100 m mit Präzisionsmunition, sowie minimalster Treffpunktablage beim Einsatz eines Schalldämpfers über mindestens 5.000 Schuss), kam hier nur ein Systemgehäuse („upper receiver“) aus Stahl in Frage, das im Vergleich zum Alugehäuse des HK 417/G 27 rund 600 Gramm mehr auf die Waage bringt. Erst recht, wenn man bedenkt, welche Kräfte entstehen, wenn an dem konstruktionsbedingt nur 25 Millimeter tief eingesetzten Lauf auch noch ein Schalldämpfer am äußeren Ende des Hebels ansetzt. Bei der Modellserie HK 417 A2 gibt es einen Zuwachs zu verzeichnen. 

Neben den bereits vorhanden Lauflängen mit 20“/508mm, 16,5“/419mm und 13“/330mm, wobei die letzte Version die bereits bestehende 12“/305mm Ausführung ablösen soll. Da die teilweise zu geringe Leistungsfähigkeit der 5,56x45 nicht zur Einführung einer alternativen Mittelpatrone wie zum Beispiel 6,8x43 SPC geführt hat, zeigen dem Vernehmen nach einige spezialisiert Kräfte Interesse an Waffen in 7,62x51 mit kurzen Lauflängen, insbesondere auch wegen der Austauschbarkeit von Magazinen und Munition mit den DMR- und MG-Schützen. 

Das HK 416 in 5,56x45 hat mit der A5-Version seine vorläufig letzte Evolutionsstufe erreicht. Besonderheiten sind beispielsweise das Gehäuseunterteil mit beidseitigen Bedienelementen, erhöhte Kompatibilität mit M16/M4 Magazinen sowie die verbesserte, werkzeuglose Gasverstellung für den Schalldämpfereinsatz. Für das HK G36 gibt es nun zwei neue Schulterstützen, eine für die Verwendung eines ballistischen Helmes mit Sichtschutz, die andere mit ausziehbarer und abklappbarer Schulterstütze mit höhenverstellbarer Wangenauflage wie sie u. a. beim KSK oder beim IdZ (Infanterie der Zukunft)-Programm Verwendung findet. 

Für das G36 Standard und G36 K ist jetzt auch ein Aluminium-Handschutz mit fest integrierten Picatinny-Schienen auf 12:00 und 06:00 Uhr erhältlich, bei dem sich auf 03:00 und 09:00 Uhr zusätzliche Schienen über die Schlüssellöcher anbringen lassen. Der Magazinschachtadapter ermöglicht die Verwendung von M16/AR-15 Magazinen im G36, die von HK schon länger als „HRM“ Metallvariante und neuerdings auch als Version aus hochfestem, transparentem Kunststoff angeboten werden. Die MP 7 A2 ist nun auch mit „Triple-Rail“-Handschutz für das Anbringen von Zusatzausrüstung wie Licht-Laser-Modulen zu haben. Die legendäre MP 5 dagegen wurde im Rahmen des MLI (Mid-Life-Improvement) aufgewertet und vereint einen „Triple-Rail“-Handschutz, passend für alle Modelle außer den Kurzversionen und schallgedämpften Versionen, mit einer Quick-Release-Top-Rail auf der Oberseite zur Aufnahme von Zielgeräten. Ergänzt wird die MP5 MLI noch durch eine neue Drei-Positionen-Schulterstütze. Erhältlich ist der Klassiker von HECKLER & KOCH natürlich in Schwarz und in der neuen Bundeswehr-Standardfarbe RAL8000 (grünbraun).


Auf dem Schießstand mit den neuen Modellen von HECKLER & KOCH:

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HECKLER & KOCH: Der Anbaugranat-werfer für „Low-Velocity“-Munition im Kaliber 40 mmx46 konnte von uns auf 200 Meter getestet werden.

Gegen Ende unseres Besuchs konnten wir auf dem rund 13 Hektar großen HECKLER & KOCH Outdoor-Schießstand in Aixheim nahezu alle aktuellen Waffen aus dem Produktportfolio im Feuer erproben und uns somit selbst ein Bild von der Leistungsfähigkeit machen. Reichlich Munition stand zur Verfügung, um Maschinenpistolen und Sturmgewehre auf üblichen Kurzdistanzen oder das G28 auf 600 Meter zum Leben zu erwecken. Hierbei blieb uns die Granatmaschinenwaffe GMW mit Gurtzuführung im Kaliber 40x53 mm besonders in Erinnerung, die mit 350 Schuss pro Minute und sattem Sound einen mächtigen Eindruck hinterließ.


Den kompletten ungekürzten Artikel lesen Sie in Caliber 3/2014.


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