Video-Interview mit der Deutschen Wildtier Stiftung: Wärmebildtechnik und Nachtzieltechnik – unter welchen Voraussetzungen ist das waidgerecht?

Als Ergänzung zu dem im Interview gemachten Aussagen möchten wir Ihnen folgenden Informationen und Gedanken mit auf den Weg geben − wohl wissend, wie die aktuelle − und nicht sehr transparente − Gesetzgebung aussieht, wo die Interessen der Industrie und mancher Jagdpächter liegen und warum Ihnen als Jäger niemand Ihre persönliche Verantwortung abnehmen kann und möchte:

In §1 des Bundesjagdgesetzes heißt es in den ersten 3 Absätzen: 

"(1) Das Jagdrecht ist die ausschließliche Befugnis, auf einem bestimmten Gebiet wildlebende Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen, (Wild) zu hegen, auf sie die Jagd auszuüben und sie sich anzueignen. Mit dem Jagdrecht ist die Pflicht zur Hege verbunden.

(2) Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen; auf Grund anderer Vorschriften bestehende gleichartige Verpflichtungen bleiben unberührt. Die Hege muß so durchgeführt werden, daß Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere Wildschäden, möglichst vermieden werden.

(3) Bei der Ausübung der Jagd sind die allgemein anerkannten Grundsätze deutscher Weidgerechtigkeit zu beachten.
"

Die markierten Stellen zeigen: Natürlich geht mit dem Jagdrecht auch eine Reihe von Pflichten einher. Die gelten natürlich auch unter der Anwendung von Nachtsicht- und Wärmebildzieltechnik. Das kann teilweise zu einem Problem werden. Warum?

Nachtzielgeräte, Restlichtverstärker und Wärmebildkameras, sind im Augenblick der Verkaufsschlager schlechthin, wenn es um die Nachtjagd geht. Laut Bundesjagdgesetz ist es verboten, Schalenwild in der Nacht zu erlegen. Eine Ausnahme bildet das Schwarzwild. Ausnahmeregelungen für das Nachtjagdverbot gibt es beispielsweise in den Landesjagdgesetzen von Baden-Württemberg, Sachsen sowie Hessen und Mecklenburg-Vorpommern. In anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Niedersachsen, Rheinland-Pfalz oder Bayern kann das Nachtjagdverbot von den jeweiligen Unteren Jagdbehörden auf Antrag aufgehoben werden. Im Nachbarland Schweden lehnen viele Jäger aus nachvollziehbaren Gründen, die Jagd in der Nacht ab, weil für sie die Waidgerechtigkeit auf der Strecke bleibt. 

Es geht primär um Themen wie die Vermeidung von Wildschäden und die Verhinderung weiteren Ausbreitung der ASP (Afrikanische Schweinepest) – bei beiden Themen spielt die Jagd bei Nacht und damit der Einsatz von Nachtsichttechnik eine wichtige Rolle. Aber wo sind die Grenzen?

Nachtsichtzieltechnik und die Verantwortung

Auch in Deutschland werden immer mehr Stimmen laut, die nach mehr Verantwortung im Umgang mit Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräten rufen. Bei vielen Jagdpächtern und Jägern steigt auf der anderen Seite der Druck Wildschäden zu verhüten. Das kann zu einem Interessenkonflikt führen. Die Nachtjagd auf Schwarzwild mit Nachtzielgeräten, Restlichtverstärkern und Wärmebildkameras ist auf den ersten Blick ein effektives Mittel, die Wildschäden unter Kontrolle zu bekommen. Hört man sich in den Hegeringen um, dann stellt man fest, dass es manchem Grünrock mit der neuen Technik doch ein Stück zu weit geht. So sind einige Jägerinnen und Jäger über mangelndes Verantwortungsbewusstsein in Verbindung mit der Technologie besorgt. Sie fürchten, zu laxer Umgang mit den neuen Möglichkeiten könne gar zum Verlust des Jagdscheins führen.

Veränderungen der Jagd durch Nachtsichttechnik

Festzuhalten bleibt, dass der Einzug von Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräten die Jagd nachhaltig verändert hat und weiter verändern wird. Jäger sind dem Selbstverständnis nach in aller erster Linie Naturschützer. Bei aller Freude, über die Möglichkeiten durch Wärmebildkamera und Nachtsichtgerät, sollten wir das Thema Waidgerechtigkeit und die Erhaltung eines gesunden Wildbestandes nicht aus den Augen verlieren. Und immer an eines denken – vor dem Schuss kommt die Verantwortung. 


Mehr Informationen zur Deutschen Wildtier Stiftung finden Sie auf deren Internetseite.

Sie sind Befürworter von Nachtsichttechnologie? Dann finden Sie hier die 10 wichtigsten Kaufkriterien für Wärmebildkameras.