Eine deutsch-deutsche Geschichte: Wie aus dem VEB Carl Zeiss Jena-Werk in Eisfeld Docter-Optic, Analytic Jena, dann NOBLEX und schließlich NOBLEX-E-Optics wurde 

So sah die Fertigung bei Carl Zeiss Jena in den Jahren zwischen den Weltkriegen aus.
Blick in die Fertigung bei Carl Zeiss Jena in den Zwischenkriegsjahren.

Die Geschichte von Noblex-E-Optics begann schon vor über 100 Jahren. Viele der heute am Standort Eisfeld in Thüringen produzierten Ferngläser, Zielfernrohre und Spektive würde es ohne die Entwicklungsarbeit fleißiger Ingenieure nicht geben. Im Jahre 1893 legte man mit dem deutschen Reichspatent Nr. 77086 den Grundstein für Ferngläser. Damals noch unter der Firmenbezeichnung Carl Zeiss Jena. Zwei Jahre zuvor wurde das erste Zielfernrohr vorgestellt. Noblex-E-Optics oder besser Carl Zeiss Jena hatte von Anfang an die Jäger im Blick. Diese waren damals schon eine interessante Zielgruppe. Dem Fortschritt nicht abgeneigt, waren Jäger auch damals schon auf der Suche nach der besten Technik für ihre Zwecke. Die ersten Zielfernrohre hinterließen einen sehr guten Eindruck beim Waidmann. Der heutige Trend zu immer kürzeren Zielfernrohren geht ein Stück weit auf die Entwicklungsarbeit der auf das Ursprungsunternehmen von Noblex-E-Optics, also die Carl Zeiss Jena, zurück. Im Jahre 1920 wurde von dieser das erste Zielfernrohr mit Linsenumkehrsystem für das jagdliche Schießen vorgestellt. Diese damals neuartige Konstruktionsweise ist bis heute der Standard bei modernen Zielfernrohren.

Hier ein paar Meilensteine aus der Firmengeschichte von Carl Zeiss Jena und damit auch von Noblex-E-Optics

  • Bis zum Jahr 1900 hatte man bereits 10.000 Prismen-Ferngläser produziert.
  • 1903 wurde das erste Aussichtsfernrohr vorgestellt.
  • Ab 1919 gab es Ferngläser mit Weitwinkelokularen (70 Grad scheinbares Sehfeld).
  • 1922 kamen Zielfernrohre mit variabler Vergrößerung.
  • Und 1936 setze man erstmalig reflexionsmindernde optische Beschichtungen ein.
Zeitweise dienten die Carl Zeiss Jena-Ferngläser als Devisenbringer für die DDR.
Die lichtstarken Fernglasmodelle 7x50 und insbesondere das 10x50 wurden im Werk Eisfeld des VEB Carl Zeiss Jena produziert. Sie dienten zu DDR-Zeiten als Devisenbringer und waren auch bei Jägern in der damaligen BRD beliebt.
Zu den Exportschlagern des VEB Carl Zeiss Jena zählten solche Feldstecher.
Eine Mitarbeiterin in Eisfeld wirfteinen Prüfenden blick auf ein Carl Zeiss Jena Fernglas 8x30 des VEB. Dieser "Feldstecher" ist bis heute auch in vielen Haushalten in Ländern, die damals diesseits des "Eisernen Vorhangs"  lagen, anzutreffen.

Die technische Entwicklung im sozialistischen Ostdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg bringt das Unternehmen auch in Zeiten der Planwirtschaft voran. „In der DDR wurde das Marketing erfunden“. Der geneigte Leser wird jetzt erst mal sagen: „Stopp mal, waren das nicht die Amerikaner?" Wir klären auf: Wie Sie sicherlich wissen, wurde Ostdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg den Russen zugeschlagen und somit wurde auch im Volkseigenen Betrieb (VEB) Carl Zeiss Jena nach dem Krieg unter der Prämisse der Planwirtschaft weitergemacht. Für diejenigen, die nicht wissen, wie Planwirtschaft funktioniert, hier ein Beispiel: In einem Mangelsystem wie dem der DDR war fast alles knapp. Doch, da man es durch dieses System schaffte, dass schon für Neugeborene für ein Auto aus Pappe, alias Trabant, von den Eltern eine Vorbestellung abgegeben wurde, kann man mit einem Augenzwinkern behaupten, dass das moderne Marketing in der DDR erfunden wurde. Konsumgüter, die Devisen einbrachten, wurden dagegen gerne auch ins westliche Ausland verkauft. Mit diesem Blick auf die wirtschaftliche Situation in der DDR entwickelte sich auch die das Ursprungsunternehmen von Noblex-E-Optics, der VEB Carl Zeiss Jena, zu einem Weltmarktführer von optischen Produkten weiter. Der Zugang zu internationalen Märkten, Verträge mit Behörden und ein sehr gutes Kostenmanagement der Produktion in Kombination mit Hochleistungen von Ingenieuren und Mitarbeitern ließen den Volkseigenen Betrieb wachsen. 

  • In den 1950er und 60er Jahren begann die Serienfertigung der „Werra“. Mit dieser Kleinbildsucherkamera, von der insgesamt über 1 Million Exemplare hergestellt wurden. Die Fertigung der Werra erfolgt in dem 1952 als Betriebsteil des VEB Carl Zeiss Jena in Eisfeld errichteten Werkes und begründet den Aufstieg des Standortes Eisfeld.
  • Mitte der 1960er Jahre wurden dort bis zu 200.000 Stück Fernglas-Modelle aus den Serien 7x50, 10x50 und 8x30 pro Jahr produziert.
  • Ab Mitte der 1970er Jahre lag der Fokus auf Neuentwicklungen wie etwa den Geradsichtferngläsern mit den Modellen 8x32 und 10x40.
  • In den 1980ern erfolgte der Einsatz von Analysenmessgeräten und die Entwicklung neuer Generationen optoelektronischer Messgeräte.

Über 1.000 Mitarbeiter produzieren bei Carl Zeiss Jena Ferngläser und Zielfernrohre – aber die Wende steht vor der Tür

Mehr als 1.000 Menschen fanden vor der Wende Arbeit bei Carl Zeiss Jena in Eisfeld.
Zu Spitzenzeiten arbeiteten im VEB Carl Zeiss Jena am Standort Eisfeld rund 1.100 Beschäftigte, überwiegend in der Fertigung von Ferngläsern und optoelktronischer Messgeräte.

Welche Dimensionen das Herstellen von optischen Geräten in der DDR hatte, kann man an der Zahl der Mitarbeiter erkennen. In den 1980er Jahren waren etwa 1.100 Mitarbeiter am Standort in Eisfeld tätig. Man war Europas größter Fernglasproduzent. Rund 300.000 Ferngläser und Zielfernrohre wurden jährlich ausgeliefert. Diese Entwicklung endete mit der Wende, als sich der VEB Carl Zeiss Jena mit dem Thema Marktwirtschaft auseinandersetzen musste. Geschütze Märkte und Verträge mit Behörden waren Makulatur, denn nun mussten sich Produkte aus Eisfeld eben auch mit Entwicklungen aus Japan, den USA und aus China messen. Zudem wuchs der Druck im eigenen Land, denn auch in den „alten Bundesländern“ wurden ja ebenfalls Spitzenprodukte in diesem Segment produziert. Zu diesem Zeitpunkt kam der Name Docter in Spiel.

Docter Optic war ein aufstrebendes Unternehmen aus Wetzlar, das in erster Linie optische Elemente als Vorlieferant insbesondere für die Automobilindustrie herstellte. Aufgrund großer Kapazitätsengpässe übernahm Konzernchef Bernhard Docter dann unter anderem auch die Produktionsstätte des VEB Carl Zeiss Jena in Eisfeld. So wurden dann aus den früheren Zeiss Jena-Ferngläsern und -Zielfernrohren damals „Docter Optiken“.

Unmittelbar nach der Wende reiht sich die Docter Optic Eisfeld GmbH und später die Analytik Jena GmbH in die Ahnenreihe von Noblex E-Optics ein


Am 1. August 1991 übernahm Bernhard Docter den Carl Zeiss Jena Standort Eisfeld und es ging es unter dem Namen „Docter-Optic-Eisfeld GmbH“ weiter. Ein wichtiger Meilenstein war das sogenannte „Rotpunkt Visier“ das seinen Ursprung in Eisfeld hatte. Viele Hundeführer schwören heute noch auf dieses kleine optische Zielgerät. „Docter Sight“ galt lange Zeit als Synonym in der Jägerschaft für jegliche Zieloptiken, die sich heute unter dem Begriff Mini Red Dot Sight subsummieren lassen. Die optische Welt wurde in Eisfeld wieder ein klein wenig gerade gerückt. Man konnte wieder im internationalen Wettbewerb mithalten. Asphärische Linsen spielten in dieser Zeit eine wichtige Rolle. Asphärische Linsen werden in der Optik verwendet, um Abbildungsfehler zu korrigieren, die bei sphärischen Linsen auftreten. Im medizinischen Bereich werden sie beispielsweise in Brillen oder Kontaktlinsen eingesetzt, um Sehprobleme wie Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) oder Astigmatismus zu korrigieren. Der Einsatz von asphärischen Linsen bietet mehrere Vorteile gegenüber sphärischen Linsen. Da sie über eine komplexe Oberfläche verfügen, können sie das einfallende Licht besser fokussieren und dadurch eine verbesserte Bildqualität erzeugen. Dies führt zu schärferen und klareren Bildern für den Betrachter.

Im Jahr 1995 verstarb Bernhard Docter nach kurzer schwerer Krankheit und in Folge geriet die gesamte Docter-Gruppe in finanzieller Schieflage. Über einen Konkurs wurde der Konzern saniert und die einzelnen Unternehmenseinheiten an verschiedene Investoren veräußert. 1997 übernahm die Analytic Jena die Produktionsstätte Eisfeld mit sämtlichen Produkten der „Consumer Optic“. Die Optimierung von Marketing und Verkauf ließen die Belegschaft auf 100 anwachsen. Die Zahlen waren gut. Im Jahre 2005 wurde ein neues Firmengebäude eingeweiht. Ein Jahr später wurden über 3 Millionen Euro in den Standort investiert. Am 12. Mai 2006 verkündete der damalige thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) in Eisfeld die Eröffnung des neuen Produktionszentrum der Analytik Jena. Die Arbeitsplätze von 100 Beschäftigten wurden zum damaligen Zeitpunkt gesichert.

NOBLEX übernimmt 2016 - aber 2020 fordert Corona sein Tribut

Endkontrolle eines NOBLEX-Zielfernohrohres am Kollimator.
Wenn heute auch nicht mehr alle Produkte in Eisfeld montiert werden, erfolgen dort die Konstruktion und die Endkontrolle, aber immer noch im Stammwerk von NOBLEX-E-Optics.

Am 1. Mai 2016 übernahm die NOBLEX GmbH den Betrieb. Mit den Bereichen „Konsumgüter“ und „Fertigung“ stellte man sich neu auf. Hinter der NOBLEX GmbH stand die Beteiligungsgesellschaft VF Capital GmbH aus Frankfurt am Main. Das Unternehmen produzierte Ferngläser, Reflexvisiere, Zielfernrohre, Lichttechnik und Wärmebildtechnik für das Premiumsegment. Überdies fungierte NOBLEX etwa auch als Fertigungsdienstleister für andere deutsche Zielfernrohr-Hersteller und liefert diesen zu. Bei NOBLEX werden beispielsweise auch Dreh- und Frästeile erstellt sowie Oberflächen durch Eloxal- oder Lackierarbeiten veredelt. Der größere Teil des Umsatzes wird jedoch mit der Herstellung von Labor und Analysegeräten erwirtschaftet. Aufgrund der Corona-Pandemie brachen die Umsätze 2020 drastisch ein. Während des Lock Downs gingen wichtige Absatzmärkte verloren. Diesen Verlust konnte die junge Firma nicht verkraften. Noblex musste saniert werden, um die Arbeitsplätze und Investitionen in Eisfeld zu retten. Ab Juni 2020 nutze man das Schutzschirmverfahren im Rahmen des deutschen Insolvenzrechts, um den Standort zu erhalten. Der Bereich Fertigungsdienstleistungen für andere Unternehmen wurde ausgegliedert und an die Firma Buchert + Feil übertragen. Seit November 2020 ist man unter dem neuen Namen NOBLEX E-Optics am Standort in Eisfeld wieder tätig und konzentriert sich auf die Kernkompetenzen, für die das Unternehmen weltweit bekannt war, sprich die Montage von optischen Geräten für die Jagd und das Sportschießen, die Ornithologie, den Wassersport und die Freizeit.

2022/2023: So geht's unter dem Namen NOBLEX E-Optics weiter

Rotpunktvisiere zählen immer noch zu den Kernkompetenzen von Noblex-E-Optics. Die Sights werden komplett in Eisfeld gefertigt.
Zu den erfolgreichsten Produkte von Noblex E-Optics zählen noch immer die auf die Entwicklung aus der Docter-Ära in den 1990er Jahren zurückgehenden Rotpunktvisiere.  Als Reminiszenz an das legendäre Docter Sight ziert bis heute eine Eule die Produkte aus dem Eisfeld.

Das Unternehmen ist nun schlanker und wieder wettbewerbsfähig geworden - das war ein harter Einschnitt. Man kann heute bei Noblex E-Optics mit gutem Gewissen von German Engineering sprechen, auch wenn die Produkte selbst heute nicht mehr alle am deutschen Standort Eisfeld produziert werden. So kann man nun auf Entwicklungen im Markt schneller reagieren und hat die Kosten unter Kontrolle. Für den Kunden zählen die Qualität und der Preis. Beides passt bei Noblex E-Optics. Die ersten positiven Ergebnisse im Markt sind bereits jetzt zu erkennen, so das Management. Neben den Klassikern wie hochwertige Ferngläser, Entfernungsmesser, Spektive ist natürlich das Rotpunktvisier immer noch der Renner am Markt und vor allem bei Hundeführen sehr beliebt. Der Name NOBLEX E-Optics steht auch heute noch für Service und Nachhaltigkeit, denn man repariert immer noch alle Geräte die unter dem Namen Carl Zeiss und Docter produziert wurden. Also können wir in unserem Leistungscheck auch beim Punkt Service einen Haken machen.

Mit dem ersten Hybriden Zielfernrohr brachte man Anfang 2023 das erste neue Produkt auf den Markt, das für Jäger und Sportschützen gleichermaßen interessant sein dürfte: Mit dem neuen Noblex Zielfernrohr NZ8 2,5-20x50 inception hatten wir die Möglichkeit in Polen bei der Premiere eines ganz besonderen Weitschuss-Events dabei zu sein und wie unser Bericht zur Longe Range Experience 2023 zeigt, kann man mit diesem primär für den jagdlichen Einsatz konzipierten Zielfernrohr auch auf 1.000 Yards treffen.


Noch mehr über die interessante Geschichte und alles über die aktuellen Produkte von NOBLEX-E-Optics erfahren Sie auf der Unternehmenswebseite.