Wie wirken Slugs auf kurze Entfernungen wie beim Fangschuss? Teil 2: 4 Flintenlaufgeschosse von Brenneke im Test

Super Magnum Patrone
Eines der vier Flintenlaufgeschosse im Test: Das Brennecke Super Magnum.

Slugs benutzt man generell auf kürzere Distanzen. Zum Beispiel bei einer klassischen Treibjagd auf Niederwild in Revieren mit sporadischen Sauenvorkommen. Gerade wenn es in die "Schilfpartie" des Treibens geht, muss mit Schwarzwild gerechnet werden. Aus diesem Grund haben erfahrene Niederwildjäger immer mindestens zwei dieser Flintenlaufgeschosse in der Tasche. Auch bei Wildunfällen mit Autos werden Slugs gerne eingesetzt. Damit wird dann der Fangschuss am Unfallort, auf das angefahrene Stück angetragen.  Auf Grund seiner extrem guten Tötungswirkung, ist ein Flintenlaufgeschoss für solche Situationen prädestiniert. Wenn ein Fangschuss auf starkes Schalenwild angetragen werden muss, ist das Flintenlaufgeschoss also erste Wahl.  Auch auf der Drückjagd sieht man Slugs hin und wieder. Freunde von klassischen Jagdwaffen, wie dem Drilling oder der Bockbüchsflinte, schätzen die Möglichkeit des „zweiten schnellen Schusses“ auf kurze Distanz. 

Die unterschiedlichen und hoch spezisierten Brennecke Slugs werden heute auch auf der Drückjagd häufig als Fangschussoption eingesetzt. Gerne gesehen ist das Flintenlaufgeschoss auf Drückjagden aber aufgrund des problematischen Abprallverhaltens eher weniger. In anderen Ländern dagegen, wie zum Beispiel in der Türkei, wird heute noch häufiger als bei uns mit Slugs  gejagt.   

Im Praxistest: 4 Slugs von Brenneke aus 4 Flinten von FABARM

Brenneke Classic Patrone
Das Brennecke Classic Flintenlaufgeschoss in der Magnum-Version.

1895 in Leipzig als "Wilhelm Brenneke Gewehr- und Geschossfabrik" gegründet, kam schon 3 Jahre später das weltweit erste Flintenlaufgeschoss auf den Markt. Es verwundert deshalb nicht, dass wenn heute jemand umgangssprachlich von "Brennecke" spricht, in der Regel ein "Flintenlaufgeschoss" gemeint ist. Wir wollten wissen, wie die Wirkung von 4 unterschiedlichen Flinten und Flintenlaufgeschossen auf kurze Distanz ist. Im Test haben wir folgende Varianten verwendet: Die Brenneke Classic, die Super Magnum, das Rubin Sabot Nature und das Topas Sabot Geschoss.  

Rubin Sabot Nature 
Ebenfalls mit von der Partie in unserem Test von Flintenlaufgeschossen: Das Brennecke Rubin Sabot Nature. Auch damit haben wir den Fangschuss aus 5 Metern auf einen Seifenblock simuliert

Wir sind wieder in Bayern zu Gast auf dem Schießstand des JSSV Jagd- und Sportschützenverein Herrieden-Wieseth e. V.. Organisiert hat den Test Hubert Bodächtel von der Firma Waimex. Die Seifenblöcke stellte Büchsenmachermeister Heinrich Schiller zur Verfügung.

Im zweiten Teil unseres Praxistests zeigen wir hier die Wirkung von der oben genannten Flintenlaufgeschossen. Geschossen wurde mit 4 unterschiedlichen Flinten des Herstellers FABARM aus Italien. Um es vorwegzunehmen: Die Art der Flinte – Selbstladeflinte oder Vorderschaftrepetierflinte – spielte bei der Wirkung der Geschosse auf diese kurze Distanz keine Rolle. Kurze Flinten sind natürlich führiger und der Jäger kann sich in einer Dickung deutlich einfacher bewegen.

Das Modell „Fabarm Martial“ stellten wir ja bereits im Reinhardswald vor. Auch heute war sie wieder dabei. Als erstes Geschoss kam die Brenneke Classic in 12/70: 31,5 Gramm / 490 Grain zum Einsatz. Ein Geschoss, das sich bewährt hat und auf Entfernungen bis zu 60 Metern zum Einsatz kommt.

Video: 4 Brenneke Flintenlaufgeschosse und ihre Wirkung beim Fangschuss auf 5 Meter


Wachsblock mit zwei Patronen
Die Kaverne des Brennecke Super Magnum. Hier deutlich stärker ausgeprägt als bei den anderen Flintenlaufgeschossen von Brenneke

Das waren unsere Ergebnisse im Video, auf die wir hier nochmal textlich im Detail eingehen möchten: Beim Schuss auf den Seifenblock durchschlug die Brenneke Classic den ca. 50 Zentimeter starken Seifenblock. Die Kaverne stellte sich gleichmäßig und großvolumig dar, mit wuchtiger Geschosswirkung am Anfang. Die Splitterwirkung des Slugs war gering bis mäßig. Die Stoppwirkung wäre mit Sicherheit bei starkem Wild vollkommen ausreichend gewesen. Die Hintergrundgefährdung des Geschosses ist vorhanden. Das sollte man bitte im Blick behalten, wenn man dieses Geschoss auf kurze Entfernung einsetzt. Eine ähnliche Wirkung erzielten wir mit der Brenneke Super Magnum und dem Brenneke Rubin Sabot Nature Geschoss. Die mächtige Kaverne der "Super Magnum" erzielte am Anfang eine noch stärkere Wirkung im Vergleich zur Classic. Sie wirkte gleichmäßig und großvolumig über den gesamten Schusskanal. Beide Geschosse durchschlugen den Seifenblock. Die Hintergrundgefährdung der Super Magnum“ war im Test noch etwas höher als die des Rubin Sabot Nature. Dessen Splitterwirkung war am Anfang der Kaverne jedoch stärker ausgeprägt.

Einen deutlichen Unterschied zu den vorgenannten Varianten zeigte das Brenneke Topas Sabot. Das vermeintlich schwächste Flintenlaufgeschoss (Einsatz bis maximal 35 Meter Entfernung empfohlen) zeigte ebenfalls eine starke Wirkung - am Beginn der Kaverne mit einer großen Splitterwirkung. Die Stoppwirkung des Geschosses ist daher als sehr hoch einzustufen. Die Hintergrundgefährdung allerdings auch. Wir hatten im Beschusstest einen Querschläger. Dieser änderte seine Richtung im Seifenblock um ca. 45 Grad. Er verließ den Seifenblock nach hinten und quer nach oben in eine gefährliche Richtung.

Topas Sabot Patronen
Starke Wirkung: Das Brennecke Topas Flintenlaufgeschoss im Kaliber 12.
Beschusstest im Wachsblock  
Querschläger beim Beschuss durch das Brennecke Topas Sabot. Man beachte den markierten Bereich am Ende des Blocks.

Fazit: Alle von uns getesteten Brenneke Slugs verfügen über eine enorme Stoppwirkung. Der Einsatz auf kurze Entfernung wird jedes stärkere Stück Wild binden und gibt so dem Jäger auf wehrhaftes Wild ein echtes Plus an Eigensicherung. Man sollte aber den Sicherheitsaspekt auf gar keinen Fall außer Acht lassen. Alle Geschosse durchschlugen die Seifenblöcke mit ca. 50 Zentimetern Länge. Die Hintergrundgefährdung war bei allen Geschossen gegeben. Der Querschläger aus dem Topas Sabot sollte jedem vor Auge führen, wie gefährlich Slugs, aber auch alle anderen Geschosse, auf kurze Distanzen wirken können. Beim Einsatz von Flintenlaufgeschossen muss also zwingend auf einen Kugelfang geachtet werden und man sollte sich bitte auch über die Bodenbeschaffenheit im Klaren sein. Steinige oder auch gefrorene Böden, können in einer Nachsuchesituation schnell zum Sicherheitsrisiko für den Jäger werden. Die Tötungs- und Stoppwirkung aller getesteten Slugs von Brenneke ist dagegen sehr gut und erlöst das Wild beim Fangschuss schnell und verlässlich. Dies mit einem Maximum an Eigensicherheit für den Jäger, gerade wenn wehrhaftes Wild angreifen sollte. 

Wie geht's im 3. Teil weiter?
Den Beschusstest mit der Pistole SFP 9 von Heckler & Koch in 9 mm Luger sowie dem 3-Zöller Revolver 686 von Smith & Wesson in Kaliber .357 Magnum stellen wir am kommenden Samstag im 3. Teil der Serie vor. 

Alle getesteten Produkte gibt es im Vertrieb von Waimex