Vierläufige Handwerkskunst vom Meister: Der Prinz Vierling in den Kalibern 8x57 IRS, .22 Hornet und 20/76

Wer heute dem Waidwerk nachgeht, hat eine fast unendliche Auswahl, mit welchem Gerät er tätig wird. Das reicht von der Wahl des Systems, des Kalibers, der Schaftform und des Materials bis hin zu Extras wie etwa verschiedenen Finishes. 

Vierläufige Handwerkskunst vom Meister: Der Prinz Vierling in den Kalibern 8x57 IRS, .22 Hornet und 20/76
Büchsenmachermeister Oswald Prinz und sein Sohn Alexander Prinz. Der Chef baut am liebsten Vierlinge.

Das Angebot der Büchsenmacherei Prinz aus dem schwäbischen Maierhöfen in Bayern geht jedoch weit über die Angebote der meisten "Waffen von der Stange" im Jagdbereich hinaus: Der Kunde kann seine Waffe hier individuell in persönlicher Absprache gestalten. Prinz realisiert diese Wünsche dann in Handarbeit

Dazu unterscheidet sich die in diesem Artikel vorgestellte Waffe stark von allem, was man auf Jagden regelmäßig antrifft: Ein Schrotlauf, zwei große Kugelläufe und ein Lauf für die kleine Kugel – es handelt sich um einen Vierling. Die vier Läufe und drei verschiedenen Kaliber machen ihn nicht nur zu einem universellen Jagdbegleiter, sondern auch zu einem Stück individueller Handwerkskunst, die sich der Käufer einer solchen Waffe in seinen Schrank holen kann. 

Ein Vierling der Büchsenmacherei Prinz – einzigartige Handwerkskunst in der Waffenproduktion aus Meisterhand

Da eine Jagdwaffe, und insbesondere eine solch besondere, ihre Tage nicht in einem dunklen Waffenschrank fristen sollte, bekommt der glückliche Waidmann natürlich auch einen Ausrüstungsgegenstand, der ihm auf der Jagd ein Stück Individualität gibt – kann er doch maßgeblich auf die Gestaltung und Ausstattung seiner Waffe Einfluss nehmen. 

Vierläufige Handwerkskunst vom Meister: Der Prinz Vierling in den Kalibern 8x57 IRS, .22 Hornet und 20/76
Auch der mit einem universellen Zielfernrohr bestückten Vierling aus der Büchsenmacherei Prinz bleibt eine führige und gut zu handhabende Waffe. Die Optik wird mit einer Schwenkmontage auf der kombinierten Waffe fixiert.

Am Anschaulichsten beschreibt Prinz das auf seiner Internetpräsenz selbst: "Unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet ist die Jagd etwas Schreckliches. Alle tragen Grün, alle tragen Gummistiefel, alle tragen labberige Hüte. Das könnte zumindest der erste Eindruck sein, wenn man es nicht zu genau nimmt. Schaut man genauer hin, tragen vereinzelte Jäger besondere Waffen. Und unter denen gibt es welche, deren Waffen noch ein ganz kleines bisschen besonderer sind. Möglicherweise sind das welche aus meiner Meisterwerkstatt." Und dabei geht es nicht um den Preis einer solchen Waffe. Dass dieser oberhalb einer Jagdwaffe "von der Stange" liegt, versteht sich von selbst. Sondern es geht um ein Statement: die Liebe zu Handwerk, Details und dem Besonderen.

Prinz Vierling: Unser erster Eindruck der besonderen Jagdbüchse

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Ungewohntes Bild: Eine mit vier Patronen bestückte Kipplaufwaffe wie den Prinz Vierling sieht man nicht alle Tage. Darüber sind beide Elemente der Optikmontage sichtbar.

Dementsprechend groß war der Andrang in der Waffenkammer der Redaktion, als sich über den "Flurfunk" verbreitet hatte, dass ein Vorführmodell des Vierlings der Büchsenmacherei Prinz im Hause eingetroffen ist. Einhellig kam man beim ersten Beäugen sofort auf eine Besonderheit der Waffe zu sprechen: Gewicht und Form. 

Mit einem Vierling geht namensgebend selbstverständlich auch immer ein recht mächtiges Laufbündel einher. Deshalb wäre der einfachen Logik nach auch ein schweres und gedrungenes Jagdgerät zu erwarten. Vielleicht sogar eines, bei dem die Proportionen von Laufbündel und System zum Schaft nicht zu stimmen scheinen. Aber beim Prinz Vierling – nichts dergleichen. Die Waffe bringt mit ihren 3.612 Gramm unerwartet wenig Gewicht auf die Waage. Die Erscheinung ist elegant, führig und die Proportionen harmonisch. Würde man die vierläufige Jagdwaffe einem Unwissenden blind in den Anschlag geben, er würde vermutlich denken, es handle sich maximal um eine Doppelbüchse.

Außergewöhnliche Jagdwaffe: Der Vierling von Prinz im Detail

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Bedienelemente: Unterhalb des Verschlusshebels befindet sich die Handspannung. Im Bild ist der Vierling entspannt.

In dieser Ausführung findet man einen Vierling ausschließlich bei Prinz. Ihm einen spezifischen Namen zu geben, fällt deshalb schwer. Am ehesten handelt es sich vermutlich um einen Doppelbüchs-Vierling, wegen der Anordnung der beiden großen Läufe. Die lässt sich deshalb wie folgt beschreiben: Mittig hat der Schütze eine Doppelbüchse in der Hand, die von einem Schrotlauf unterhalb und oberhalb von einem kleinen Kugellauf umgeben ist. 

Die Testwaffe kam in den Kugelkalibern 8 x 57 IRS sowie .22 Hornet in die Redaktion. Das Schrotkaliber ist 20/76. Natürlich sind jedoch auch andere Kaliber nach Absprache möglich. Etwa die 7 x 57R für die großen Kugelläufe sowie das kürzere Schrotkaliber 20/70.

Vierläufige Handwerkskunst vom Meister: Der Prinz Vierling in den Kalibern 8x57 IRS, .22 Hornet und 20/76
Alle äußeren Metallteile des Vierlings hat Prinz durch Gravuren veredelt. Im Vordergrund ein Satz Patronen in den Kalibern 8 x 57 IRS, .22 Hornet und 20/76.

Beim Betrachten der Mündung springt sofort die Verstellbarkeit des kleinen Kugellaufes ins Auge. Somit kann die Hornet durch den Jäger zielsicher in den Trefferbereich der beiden großen Büchsenläufe verstellt werden, auf welche der Waidmann den Vierling auch einschießen sollte. Mit diesen sollen nach Auskunft von Prinz übrigens drei Doubletten ohne Treffpunktverlagerung möglich sein. 

Vierläufige Handwerkskunst vom Meister: Der Prinz Vierling in den Kalibern 8x57 IRS, .22 Hornet und 20/76
Die Mündung des Vierlings. Der kleine Kugellauf ist verstellbar.

Oberhalb des kleinen Hornet-Laufes sitzt die Schiene, auf welcher auch das Korn der Testwaffe seinen Platz findet. Etwa auf der Hälfte des 560 Millimeter langen, brünierten Laufbündels hat Prinz die dazu korrespondierende Kimme angebracht. In den Anschlägen zeigt sich die offene Visierung gut aufnehmbar. Dennoch tut sie vermutlich ihren Dienst eher als Teil der Ästhetik des Vierlings, denn realistischerweise wird der Großteil der Waidleute ein Zielfernrohr auf ihrem Exemplar montieren lassen. 

Vierläufige Handwerkskunst vom Meister: Der Prinz Vierling in den Kalibern 8x57 IRS, .22 Hornet und 20/76
Der Vierling in seine drei Hauptgruppen verlegt (v.o.): Basküle mit Schaft, Laufbündel sowie Vorderschaft.

Die reich mit Gravuren verzierte Basküle wird in Maierhöfen aus Aluminium gefertigt und vernickelt. Die ebenso edel gestalteten Seitenplatten bestehen aus nitriertem Stahl. Trotz des bereits anmutigen Äußeren zeigt sich dieser Vierling noch als verhältnismäßig schlicht. Schweift der Blick über andere Vierlinge aus dem Hause Prinz, kann der Betrachter erahnen, was hier noch möglich ist: von anderen Motiven der Gravur bis hin zu Goldeinlagen an Basküle, Seitenplatten und Laufbündel. Ebenso verhält es sich beim Schaft:

Vierläufige Handwerkskunst vom Meister: Der Prinz Vierling in den Kalibern 8x57 IRS, .22 Hornet und 20/76
Mit Blick fürs Detail: Montiert fügen sich die filigran gravierten Montagen für das Zielfernrohr perfekt in das optische Gesamtbild des Prinz Vierlings ein.

Auch hier hat der Kunde die Wahl. Am Vorführ-Vierling fand die Redaktion einen Schaft mit feiner Maserung vor, deren Eleganz durch ein besonders Finish unterstrichen wird. Das sieht auf den ersten Blick dabei aus, als wäre der Schaft in Maierhöfen lackiert worden. In Wahrheit handelt es sich aber um ein reines Öl-Finish. 

Wie das Gesamtbild der Waffe ist der Schaft zierlich und elegant. Dabei jedoch gut greifbar und schmeichelt dem Gesamteindruck des Vierlings sehr. Abgeschlossen wird er nach hinten mit einer angenehm liegenden Schaftkappe und am Ende des Griffs mit einem gravierten Pistolengriffkäppchen. Ein weiteres, schönes Detail konnten die Tester an der Optikmontage entdecken: Prinz hatte ein Zielfernrohr von Schmidt & Bender mitgeliefert, das 3-12x42 Klassik. Das war in ebenfalls fein gravierten Montagen eingefasst. Montiert fügten sie sich nahtlos in das Gesamtbild der Waffe ein. Ein weiterer Ausdruck der bayerischen Büchsenmacherei für die Liebe zum Detail.

Die Bedienung des (Doppelbüchs-)Vierlings von Prinz

Vierläufige Handwerkskunst vom Meister: Der Prinz Vierling in den Kalibern 8x57 IRS, .22 Hornet und 20/76
Der Hinterschaft des Vierlings von Prinz. Natürlich kann dieser – wie auch alles andere – frei nach den Wünschen des Kunden gestaltet werden. Jener der Testwaffe verfügt über ein geöltes Finish.

Bei kombinierten Waffen immer eine große Frage, steht sie natürlich gerade auch bei einem Vierling im Fokus: Wie ist die Bedienbarkeit? Sie braucht etwas Übung, erlaubt dem Schützen dann aber eine sichere Handhabung. Ohne die Betätigung des Handspanners auf dem Kolbenhals ist der Vierling entspannt. Wird der nach vorne geschoben, löst der vordere Abzug den rechten Kugellauf aus, der hintere entsprechend den linken. Ergo: Der Schütze hat ohne weitere Manipulation eine Doppelbüchse in den Händen. 

Möchte er nun eines der "Spezialkaliber" – also Schrot oder die kleine Kugel – nutzen, betätigt er hierfür den kleinen Umsteller neben dem Abzug. Dann löst das vordere Züngel den Kugellauf aus und das hintere den Schrotlauf. Aus Sicht der Tester ist das System einfach zu verinnerlichen. Wenn der Jäger den Vierling in gespanntem Zustand öffnet, entspannt er sich automatisch. Fürs Zerlegen geht man wie üblich vor. Denn hierfür wird einfach der Vorderschaft mit Hilfe des kleinen Hebels entnommen. Dann kann man die Läufe vom System mit Schaft trennen.

Technische Daten der kombinierten Jagdwaffe Prinz Vierling

Modell:
Prinz Vierling
Preis:
Auf Anfrage
Kaliber:
8 x 57 IRS, .22 Hornet, 20/76
Kapazität:
4 Patronen
Länge:
1.000 mm
Lauflänge:
560 mm
Dralllänge:240 mm
Abzugsgewicht:
1.000 g (vorn), 1.200 g (hinten)
Gewicht:
3.612 g
Links-/Rechts-Ausführung:Rechts
Ausstattung:Vierling mit drei Kugelläufen und einem Schrotlauf.
Doppelschlosssystem mit Handspanner. Verriegelung über Laufhakenverschluss.
Vierläufige Handwerkskunst vom Meister: Der Prinz Vierling in den Kalibern 8x57 IRS, .22 Hornet und 20/76
Schlanke Linie: Die Tester rechneten bei einem Vierling mit einer gedrungenen Waffe. Der Prinz-Vierling präsentierte sich als das genaue Gegenteil: elegant und ausgewogen.

Die Büchsenmacherei Prinz - Manufaktur und Familienunternehmen

Im Gesamt- wie auch im Detaileindruck präsentierte sich der Vierling den Testern als sehr fein gearbeitet. Die Passion, den Jäger mit feinsten Waffen auszurüsten, merkt man der Waffe an. "Wo man mit einem Laser-Messgerät nicht mehr weiterkommt, helfen mein Auge und mein Fingerspitzengefühl etwas nach", sagt Inhaber Oswald Prinz dazu. Neben dem Vierling entstehen so etwa auch die Kipplaufbüchse No. 1 oder der Bockdrilling. Außerdem baut man vorhandene B95 und B97 von Blaser um. 

Das Team der Büchsenmacherei Prinz besteht aus dem Chef Oswald, seinen Söhnen Alexander und Maximilian Prinz sowie sechs weiteren Mitarbeitern. Es handelt sich also um eine kleine, familiäre Manufaktur. So beträgt die Lieferzeit für eine sehr ausgefeilte Waffe wie der hier vorgestellten auch etwa zwölf Monate. Wie der Vierling sich aber präsentiert hat, ist er diese Wartezeit in jedem Fall wert.

Für den Bericht kam der Vierling leihweise direkt von der Büchsenmacherei Prinz, dafür vielen Dank! Schauen Sie doch selbst einmal auf die Webseite der Manufaktur (www.prinz-waffen.de). Obwohl der Büchsenmachermeister Oswald Prinz dort mit der Bitte um persönlichen Kontakt selbst schreibt: "So neumodischer Kram wie eine Website kann ein Gespräch nicht ersetzen – so viel ist sicher." 


Dieser Artikel erschien zuerst in der VISIER, Ausgabe 01/2021. Das gedruckte Heft können Sie über den VS Medien-Onlineshop jederzeit noch bestellen. Es ist außerdem in einer digitalen Version verfügbar.