Urteil Sturmgewehr HK G36: Heckler & Koch gewinnt Prozess gegen Bundesrepublik

Rückblick: Die Affäre um das Sturmgewehr HK G36 hat bereits vor rund fünf Jahren begonnen, als Indizien für etwaige Präzisionsprobleme auf den Tisch kamen. Tests hatten wohl Probleme bei Erhitzung der Waffen ergeben und Zweifel an der Treffsicherheit im heiß geschossenen Zustand aufkommen lassen. Ein konkretes Ergebnis konnten die daraufhin durchgeführten Untersuchungen jedoch nicht bringen.

Soldaten mit HK G36
Die Affäre um angebliche Präzisionsmängel des HK G36: Auch wenn Heckler & Koch den Zivilprozess um Gewährleistungsforderungen nun gewonnen hat, läuft die Zeit des Sturmgewehrs G36 bei der Bundeswehr ab.

Dennoch hielt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eine mangelnde Treffsicherheit des HK G36 bei großer Erhitzung des Sturmgewehrs für erwiesen. Am 8. September 2015 verkündete sie offiziell das Dienstende des Heckler & Koch G36 bei der deutschen Bundeswehr. Von 2019 an sollen 167.000 Gewehre ausgemustert und die nächste Generation an Sturmgewehren gesucht werden. Und das obwohl der Waffenhersteller das G36 von Beginn an wie bestellt und gemäß den vereinbarten Spezifikationen geliefert hatte.

Heckler & Koch muss keinen Schadenersatz zahlen!

HK G36 Seitenansicht
Ein Heckler & Koch G36 K mit EOTech EXPS Leuchtpunktvisier, dreifachem Vergrößerungs-Booster, Licht-Laser-Modul und Granatwerfer AG36 in 40x36 mm.

In dem Koblenzer Zivilprozess ging es Heckler & Koch nicht nur um die Gewährleistungsforderungen der Bundeswehr, sondern auch um den guten Ruf. Der langatmige Rechtsstreit um die Wärmeproblematik des G36 hat zweifelsohne seine Kratzer am Image des renommierten Waffenherstellers hinterlassen. So ist das Urteil der Richter genau das richtige Signal.

Bereits im Juni 2016 hatte der Vorsitzende Richter Ralph Volckmann die Bundeswehr auf ganzer Länge kritisiert. Er legte dar, dass die Streitkräfte es versäumt hatten, die gestiegenen Anforderungen an das G36 bei Folgeverträgen anzuzeigen. Schon im April 2016 musste das Verteidigungsministerium einräumen, dass die bei der Auftragsvergabe in den 1990er Jahren vereinbarten Anforderungen nach wie vor erfüllt wurden. 

Weitere Entlastung kommt direkt von der Truppe, denn die lobt das Sturmgewehr G36 von Heckler & Koch. Bei einer Befragung von 200 Soldaten durch eine vom Ministerium beauftragte Expertenkommission gaben die Soldaten an, dass im Einsatz nie Präzisionsmängel wahrgenommen werden konnten. Sie beschrieben die Waffe als rundum solide und sehr zuverlässig. Zugleich sei sie funktional und leicht, was im Gefecht von großer Bedeutung ist. Fazit der Kommission: "Die einsatzerfahrenen Soldaten haben die Qualifizierung des G36 als Pannengewehr widerlegt."

Soldaten mit HK G36
Die Bundeswehr mustert nach langen Jahren Dienstzeit das Heckler & Koch G36-Sturmgewehr aus. Und das obwohl einsatzerfahrene Soldaten die Anschuldigungen des Beschaffungsamtes der Bundeswehr und die Qualifizierung des HK G36 als Pannengewehr konsequent widerlegen.

Im internationalen Vergleich genießt das HK G36 einen guten Ruf

Trotz dieser eindeutigen Aussagen, die auf Expertise beruhen, wird die Bundeswehr in den nächsten Jahren neu ausgestattet. Die Zeit des G36 bei den deutschen Streitkräften läuft im Jahr 2019 ab. Die europaweite Ausschreibung der nächsten Generation an Sturmgewehren für die deutschen Soldaten soll noch in im Jahr 2016 erfolgen!

In anderen Ländern genießt das G36 ein hohes Ansehen, die Streitigkeiten um angebliche Präzisionsmängel sind ein rein deutsches Phänomen. Erst vor wenigen Tagen hat Litauen bei Heckler & Koch einen Folgeauftrag für das G36 platziert. Das Sturmgewehr aus der deutschen Waffenschmiede wird insgesamt in rund 55 Ländern geführt, darunter sind viele NATO oder NATO-alliierte Staaten.