Test: SIG Sauer M1 und M3 − wie gut sind die neuen Einsatz- und Outdoor-Messer?

SIG Sauer steht für viele für Selbstladepistolen, von der legendären SIG P210 über die behördlich wie sportlich genutzten, vielfach untergliederten Reihen SIG Sauer P220 und P226 bis hin zum aktuellen Scoop des Werks, der P320, jüngst eingeführt als neue Dienstwaffe der US-Armee. Aber das seit 2000 zur L&O Holding zählende Unternehmen mit Stammsitz im norddeutschen Eckernförde hat mehr als nur eine Sparte zu bieten. So fertigt man auch Langwaffen, als da wären SIG M400, SIG 516, SIG 716, MCX Virtus Sport, SSG 3000 und STR 200. Über die US-Dependance vermarktet SIG Sauer unter eigenem Namen auch optische und optronische Geräte sowie Munition. Ja, und dann gibt es Messer mit dem klassischen dreizeiligen Schriftzug "SIG SAUER when it counts". Wenn‘s gilt – dafür sind auch die neuen Messer M1 und M3 ausgelegt.

M1 Heavy Duty Folder und M3 Fixed Blade von SIG Sauer

Oben das SIG Sauer M3 Fixed Blade, darunter 2 Versionen des M1 Heavy Duty Folder.
Oben das SIG Sauer M3 Fixed Blade, darunter 2 Versionen des M1 Heavy Duty Folder.

Was hinter den SIG Sauer-Messern steckt, zeigen Logos und Schriftzüge, in dem Fall auf den Schachteln: Über dem stilisierten Kopf eines Fuches steht da "Fox Bastinelli". Das verrät: Diese Messer entstanden in Zusammenarbeit mit Fox Cutlery, zu finden im Nordosten Italiens, genauer: in der Messerstadt Maniago. Fox gehört zu den bekannten italienischen Herstellern, erstellt ein qualitativ hochwertiges Messer-Vollsortiment und arbeitet mit Messerfachleuten in aller Welt zusammen. So auch mit Bastinelli Creations aus Pibrac in der französischen Region Okzitanien. Dem italienischen Familiennamen zum Trotz steckt dahinter der französische Designer Bastien Coves, bekannt für Messer jedweden Designs in taktisch-ausgefallenem Outfit ebenso wie mit Karambit-Anleihen. Bastinelli kam auch schon zu Hollywood-Ehren: Im Film "Lucy" von 2014 führt Hauptdarstellerin Scarlett Johannson 2 Bastinelli-Messer. 

Die SIG-Sauer-Messer zeigen die Bastinelli-Handschrift: Kühne, klare Linien, die dennoch in ein unverwechselbares, gefälliges Design münden. Beim feststehenden M3 mit einer vom japanischen Tanto beeinflussten Klinge, bei den 2 Klappmessern mit rundgeschwungenen Klingen, mal mit Plain Edge, mal mit einseitigem und partiellem Wellenschliff. Und kommt die Klinge bei einem der Folder mit geradem Rücken, so hat sie bei dem anderen eine Bowie-Knife-artige Form. Trotz dieser technisch-konstruktiven Unterschiede sieht man die Ähnlichkeiten in der Linienführung, schon wegen der auch als Nagelhau dienenden Rille oben hinten in den Klingen. Dazu passend wirken die grundsätzlichen Griffkonturen des Trios identisch. Es gibt stets die zum Ende hin gebogene Form mit leichter Schräge, während vorn im Rücken ein markanter Absatz das Anlegen des Daumens erleichtert. Auch die Bauchseite fällt mit ihrem angedeuteten, beim Hantieren zwischen Mittel- und Ringfinger liegenden Steg im Aufbau stets gleich aus. 

Kydex-Scheide des SIG Sauer M3 Fixed Blade
Die Gurthalterung an der Kydex-Scheide des SIG Sauer M3 lässt sich aufklappen und versetzen.

Guckt man näher hin, zeigen sich doch einige Unterschiede: Beim Fixed Blade halten 3 mittig platzierte Torx-Schrauben die Schalen auf der durchgehenden Angel. Bei den Klappmessern sitzen die Halteschrauben nahe zusammen hinten oben im Griffrücken, während vorn die Achsschraube Klinge und Griffelemente verbindet. Auch zeigt das Übereinanderlegen der Griffe, dass Kanten und Schrägen zwar generell gleich anmuten, es aber in Maßen und Winkeln leichte Abweichungen zwischen Feststehend und Klappbar gibt. Einigkeit herrscht wieder beim Material: Der Stahl kommt von Böhler-Uddeholm, heißt N690Co und soll in seiner Komposition ähnlich dem bekannten 440 C sein, jedoch noch mit Anteilen an Vanadium und Kobalt aufwarten. Diversen befragten Messerfans zufolge bietet dieser Stahl die Option auf einen sehr fein ausgeführten Schliff mit hoher Schnitthaltigkeit. Das Griffmaterial (Nylon mit Fiberglas) zeigt sich in Schwarz und in einer von SIG Sauer als "Tan" bezeichneten sandfarbenen Tönung. Nimmt man jetzt das Angebot für Wellenschliff ja / nein hinzu, ergeben sich beim M3 Fixed Blade theoretisch 4 mögliche Versionen – laut Werk sind es 2: Griff schwarz, Klinge mit Plain Edge und Griff Tan, Klinge mit Wellenschliff. Bei den Taschenmessern hat man ebenfalls dann den Wellenschliff, wenn der Griff in heller Farbe kommt. Zudem sorgen der gerade respektive der angeschrägte Klingenrücken noch für die Unterschiede der hier möglichen vier Varianten.

Die technische Daten der neuen Messer von SIG Sauer:

Modell:SIG Sauer M3 Fixed BladeSIG Sauer M1 Heavy Duty Folder
Preis:119,- Euro99,- Euro
Länge:205 mm205 mm
Grifflänge:117 mm117 mm
Klingenlänge:88 mm88 mm
Klingenstahlsorte:N690CoN690Co
Gewicht:180 g106 / 107 g
Ausführung:Feststehendes Messer, Klingen schwarz beschichtet. Griffschalen Nylon mit Glasfaser, Trageclip, Fangriemenbohrung. Kydex-Steckscheide mit umsetzbarer Halterung. In 2 Versionen lieferbar.
Klappmesser, Klingen schwarz beschichtet und mit FlipperÖffnungshilfe. Griffe Nylon mit Glasfaser, Trageclip, Fangriemenbohrung. In 4 Ausführungen lieferbar.

Test-Fazit zu SIG Sauer M1 Heavy Duty Folder und SIG Sauer M3 Fixed Blade:

SIG Sauer M1 Heavy Duty Folder teilweise aufgeklappt
Die SIG Sauer  M1-Versionen kommen als Linerlock- Einhandmesser, zu öffnen mit der Flipper-Öffnungshilfe.

Und, wie sind sie? Haptik: Prima. Gleichgültig, wie man den Griff von jedem der 3 Messer dreht, stets liegt er so, dass man ohne Nachgreifen und sonstige Korrekturen der Handhaltung werkeln kann. 106 respektive 107 g zeigte die Waage bei den 2 M1 Heavy Duty Folder. Das ergab leichte, wendige und gut tragbare Messer. Sehr gut: die sauber geriffelte Handhabe an der Stützplatine des Linerlocks. Der hielt übrigens bei beiden Messern den üblichen Belastungstests stand. Sehr gut auch: Der Flipper-Öffnungsteil der Klinge, der nach getaner Arbeit zum Handschutz mutiert. Womit man leben muss: Der Trage-Clip ist spürbar und lässt sich nicht umsetzen. Und wie bei allen Einhandmessern gelten hier die einschlägigen Aufagen des §42 WaffG zum Mitführen.

Das M3 Fixed Blade wiederum kommt mit anständiger Kydex-Scheide samt aufklapp- und versetzbarem Gurthalter. Ohne Hülle wiegt es solide 180 g. Für den Griff gilt, was für die Klappis gesagt wurde. Plus: Im vorderen Bereich stehen die Kanten der Angel oben und unten über, was das Wenden des Messers in der Hand erleichtert. Diese Kanten sind sauber verrundet, so dass sie nicht zum Handquäler mutieren. Kurz: In Sachen Handhabung bei allen Dreien ein so gelungenes Design wie in optischer Hinsicht, dazu ordentlich gearbeitet.

Fehlt das Wichtigste – das Schneiden. Das taten die Messer bei allen Arbeiten, die im Alltag anfallen, vom Papierzertrennen über Bleistiftspitzen, Salami-, Tomaten- und Möhrenschneiden, Paketgurtkappen bis hin zum Rasieren des Unterarms.


Weitere Infos zu M1 Heavy Duty Folder und M3 Fixed Blade erhalten Sie auf der Homepage von SIG Sauer.

Der Klassiker von SIG Sauer, die P210 hier aus dem Mastershop.

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