Test: Die progressiven Wiederladepressen Dillon XL750 und Dillon RL 550 C − das leisten die 4-Stationen- und die 5-Stationen-Presse in der Praxis

Die Fünf-Stationen-Presse Dillon XL 650 zählt noch immer zu den beliebtesten Wiederlademaschinen, auch wenn sie bereits seit einigen Jahren nicht mehr produziert wird. Ambitionierte Schießsportler mit hohem Munitionsverbrauch besitzen oftmals sogar zwei dieser Mehrstationenpressen, eine für kleine und eine für große Zünder, wodurch der Umbau der Komponente fürs Zündhütchensetzen entfällt. In Pandemiezeiten tendierte die Verfügbarkeit von Dillon-Produkten gegen Null, es war fast gar nix von dem US-Hersteller zu bekommen. Mittlerweile ist fast alles wieder verfügbar, allerdings mit dem bitteren Beigeschmack, dass sich die Preise deutlich erhöht haben. 

Die Vier-Stationen-Presse Dillon RL 550 C 

Dillon XL650 (links) und XL750 (rechts).
Die Dillon RL 550 C wirkt kompakt. Hier voll aufgerüstet mit Sonderzubehör Strong Stand, Winkelhebel, Geschossablage, Pulverwarner und Cartrige Bin Kit für die leichtere, manuelle Hülsenzuführung.

Wer es eine Nummer kleiner mag: Diese Vier-Stationen-Presse bekommt man aktuell für etwa 720,- Euro ohne Conversion-Kit. Für die 550 bietet der Hersteller Umrüstsätze (Conversion-Kits) in über 160 Kalibern von 7,65 mm Browning bis .416 Weatherby Magnum an. Für den Start benötigt man solch ein kaliberspezifisches Konvertierungsset sowie den entsprechenden Matrizensatz. Der Hersteller verspricht eine Produktionsrate von 400-600 Patronen pro Stunde. Das ist schon knackig, denn die Aluminiumrahmenpresse besitzt keinen Auto-Index, der Teller muss von Hand gedreht werden. Hier ist Sorgfalt gefragt, vergisst man einmal den Teller zu drehen, hat man eine doppelte Pulvercharge in der Hülse. Aus diesem Grund empfehlen wir, die Ladungen so auszulegen, dass man eine Ladedichte von mehr als 50% wählt, so fallen Doppelladungen auf, wenn die Hülsen voll sind oder überlaufen. Denn für einen "Powder Check"-Kontrollmechanismus ist auf der Dillon 550 kein Platz, außer man opfert die dritte Station, auf der das Geschoss gesetzt und auf der vierten Station separat gecrimpt wird. Man müsste dann auf der vierten Station das Geschoss zugleich setzen und crimpen und das dann mit einer Fremdfabrikatmatrize. 

Der Drehteller der Dillon 550.
Der Drehteller der Dillon RL 550 C, der von Hand über den Stern gedreht wird. Vergisst man das Weiterdrehen, produziert man eine risikoreiche Doppelladung.

Das wäre kein Problem, denn die Dillon-Pressen sind mit dem Standardgewinde 7/8“x14 ausgerüstet. Im Ladebetrieb müssen beide Hände vom Pressenhebel genommen werden. Denn es muss der Drehteller weitergedreht, ein Geschoss auf die Hülse aufgesetzt und eine neue Hülse eingesetzt werden, das drosselt einfach die Ladegeschwindigkeit. Realistisch sind bei sorgfältiger Arbeitsweise 250 bis 300 Patronen die Stunde. Optional wäre sogar eine Hülsenzuführung für die 550 verfügbar. Die 550 ist eine Ladepresse für mittleren Verbrauch, auf der sich aufgrund des manuellen Index auch bestens Gewehrpatronen herstellen lassen. Die Presse ist mit wenigen Handgriffen sehr schnell auf ein anderes Kaliber umgerüstet. Darum können mit der Dillon RL550 C kleine Patronenmengen in vielen Kalibern sowie präzise Ladungen für die Laborierungsentwicklung (Probeladungen) in idealer Weise produziert werden. Über die Jahre wurde der Pulverfüller mit einer Zwangssteuerung ausgestattet und die Spiralfeder, die als Rückholfeder angebracht wurde, hatte ausgedient. Die Hebelmechanik war früher mit Löchern zum Eintröpfeln von Öl ausgestattet. Heute sind die Dillon-Pressen zeitgemäß mit Schmiernippeln zum Fetten der Mechanik versehen. Diese befinden sich beim C-Modell der RL550 nur an dem unteren Scharnier und bei den größeren Lademaschinen XL650/750 an beiden Scharnieren.

Einsatzbereite Dillon XL750.
Einsatzbereite Dillon XL750 mit Sonderzubehör Strong Mount, Winkelgriff, Geschossablage und „DAA-Mr. Bulletfeeder“-Geschosszuführung.

Die junge – über strobl.cz erhältliche − Mehrstationenpresse Dillon XL 750 im Test

Ansicht der linken Dillon XL750-Seite.
Ansicht der linken Dillon XL750-Seite. Der „Index Cam Block“ wurde im Vergleich zur 650 ebenfalls modifiziert.

Die 2019 neu auf dem Markt erschienene Dillon XL 750 Ladepresse ist wie ihr Vorgänger ebenfalls mit einem blauen Aluminiumrahmen ausgestattet. Bei der Fünf-Stationen-Presse mit Auto-Index-System dreht sich der Hülsenteller bei jeder Hebelbewegung automatisch eine Station weiter – und das ab Werk geschmeidiger als bei der XL 650. Ausgestattet mit automatischer Hülsenzuführung, verheißt Dillon eine stündliche Produktionsrate von 500 bis 800 Patronen mit der XL 750. Die Lademaschine gibt es für 115 Kaliber, von 7,65 mm Browning bis hin zu .338 Lapua Magnum. Unserer Erfahrung nach kann die Dillon XL650/750 ihre Vorteile vor allem bei der Eigenfertigung von Kurzwaffenmunition ausspielen. Die XL750 ist aktuell ladefertig mit Hülsenzuführung für etwa 1.500,- Euro zu bekommen. Man benötigt dann noch einen Matrizensatz und das passende Conversion-Kit und schon kann man loslegen. Die XL750 besitzt das Zündhütchen-Zufuhrsystem der 550er-Presse; einige Benutzer hatten wohl Probleme mit dem 650er-System, was wir allerdings nicht bestätigen können. Einziges Manko war hier, dass das automatische System immer ein Zündhütchen ausgab. 

Blick auf die fünf Stationen der Dillon 650.
Blick auf die fünf Stationen der Dillon 650, die für Wartung und Pflege mittlerweile auch mit Schmiernippeln ausgestattet wurde.

Auch wenn die Lademaschine beispielsweise leergefahren war oder eine Störung auftrat, wurden Zünder ausgegeben, die dann wieder manuell ins System zurückgeführt werden mussten. Armanov hat für Dillon XL 650-Besitzer den "Primer Stop Switch" entwickelt, damit kann man das Zündersystem wie mit einem Schalter ein- und ausschalten. Wir haben dieses Tool auch im Einsatz und es ist schlichtweg ein "Must Have" für Dillon XL 650-Besitzer. Bei der XL 750 mit dem 550er-System gibt es das Thema nicht. Denn drückt man den Hebel zum Zündersetzen nicht nach unten, wird kein weiterer Zünder ausgeben und das Zündhütchen bleibt im System. Die XL 750 wird optional mit der neuen Hülsenzuführung mit größerem Fassungsvermögen und Motor geliefert. Der stufenlos regulierbare Motor arbeitet in der schnellsten Einstellung doppelt so schnell wie die alte Ausführung (0 bis 8 Umdrehungen pro Minute). Die Nocke im Hülsenbehälter lässt sich in der Höhe und die Öffnung des Auswurffensters von außen verstellen. Auf Station 3 wird in der Regel ein "Powder Check"-System installiert. Mit diesem System werden risikobehaftete Fehlladungen (klassische Doppelladung oder etwa kein Pulver in der Hülse) akustisch angezeigt.

Zahlen, Daten, Fakten: Dillon RL 550 sowie XL650/750

Fünf-Stationen-Drehteller der Dillon XL750.
Der Fünf-Stationen-Drehteller der Dillon XL750 mit Auto-Index. Wir konnten den leichteren Lauf leider nicht bestätigen und haben das Antirüttellager sofort wieder eingebaut.

Die Dillon RL 550 ist eine kompakte Progressivpresse, die ohne die optionale Hülsenzuführung auf der Werkbank eine Höhe von 75 cm einnimmt (Maß bis Oberkante Pulver, der Zünderstab steht bei vollem Rohr weiter nach oben). Die Dillon 650/750-Lademaschinen erreichen hingegen eine satte Höhe von 110 cm (Oberkante Hülsenzuführung mit Dillon Strong Mount). Da benötigt man für ein vernünftiges Arbeiten inklusive Befüllen des Hülsencontainers schon eine Zimmerhöhe von mindestens 250 cm. Ein Kaliberkonvertierungssatz für die Dillon RL 550 kostet um die 90,- Euro, ein "Quick Change Kit" für den schnelleren Kaliberwechsel schlägt wie bei der XL650/750 mit rund 210,- Euro zu Buche. Mit einem vorgerüsteten "Quick Change"-Satz lassen sich die großen Fünf-Stationen-Pressen schnell umrüsten. Auch der Autor hat zwei Maschinen in Betrieb, um den Wechsel des Zündhütchensystems zu vermeiden. So bewerkstelligt ein geübter Dillon-Eigentümer einen Kaliberwechsel mit der nötigen Reinigung der Wechselkomponenten unter zehn Minuten. Ein Conversion-Kit für die 650/750 kostet aktuell leider um die 150,- Euro. Dazu addiert sich noch ein Hartmetallmatrizensatz für Kurzwaffenkaliber für stolze 165,- Euro. Der Aufbau einer Presse ist in der englischsprachigen Bedienungsanleitung verständlich in Bild und Schrift erklärt. Bevor man die Dillon XL750 mit Zündern und Hülsen bestückt, sollte man mit einer Hülse die Matrizen und den Pulverfüller mit dem Hülsenmundaufweiter einstellen.

In der Praxis: Laden mit den Dillon 550, 650 und 750

Die beiden Hülsenzuführungen der 650 (links) und 750 (rechts) im Vergleich. 
Die beiden Hülsenzuführungen der 650 (links) und 750 (rechts) im Vergleich. Die neue 750er-Zuführung besitzt einen stufenlos regelbaren Motor und die Verkabelung ist nicht mehr fest, sondern mit einem Stecker versehen.

Wir können das Dillon-Trio 550/650/750 für die effiziente Mengenproduktion von Kurzwaffenmunition uneingeschränkt empfehlen. Wobei die 650 nur noch auf dem Gebrauchtwarenmarkt zu finden ist. Selbstverständlich kann man auf den Pressen auch Langwaffenmunition herstellen, was wir auch schon getan haben, wobei hier allerdings die Kosten nochmals signifikant ansteigen. So kostet ein Hartmetallmatrizensatz von Dillon im Gewehrkaliber .308 Winchester üppige 360,- Euro. 

Das 750er-System (oben) wurde mit einem zusätzlichenSchieber bestückt, der verhindert, dass wie beim 650er-System (unten) immer ein Zünder ausgegeben wird.
Die beiden Zündhütchen-Zufuhrsysteme im Vergleich. Das 750er-System (oben) wurde mit einem zusätzlichenSchieber bestückt, der verhindert, dass wie beim 650er-System (unten) immer ein Zünder ausgegeben wird.

Dazu benötigt man dann noch eine Patronenlehre, da man die Tiefe der Kalibriermatrize damit einstellen muss. Kurzum, der Aufwand und die Kosten sind beim Laden von Langwaffenpatronen nochmals wesentlich höher. Die Achillesfersen vieler Mehrstationenpressen sind die Genauigkeit der Pulverfüller und die Zuverlässigkeit des Zündhütchensetzsystems. Wir hatten bei keiner der Pressen im langjährigen Einsatz Probleme mit dem Zündhütchensystem. Den Dillon- Pulverfüller wissen wir zu schätzen, er ist sehr präzise, es sind zwei Pulverschieber für mittlere und große Ladungen im Lieferumfang enthalten. Ein XS-Schieber, abgestimmt für extra kleine Ladungen bis 15 Grains, ist optional erhältlich. Wir haben auf der dritten Station den "Powder Check" guten Gewissens aufgrund des sicheren Auto-Index-Systems geopfert und dafür eine "Mr. Bulletfeeder"-Geschosszuführung von Double Alpha Academy (DAA) installiert. Damit lässt sich locker auf der XL650/750 ein 100er-Zündhütchenrohr bei sorgfältiger Arbeitsweise, ohne die Hand vom Pressenhebel zu nehmen, in fünf Minuten leeren – also somit eine Menge von 100 Patronen herstellen. Bei diesem Set-Up empfindet man das Zündhütchen aufpicken schon als zeitbelastend. Da sind automatische Zündhütchen- Vorratsrohr-Füllsysteme wie die DAA Primafill-, Primer Pro Collator- und Prime Vibe Primer Tube Filler eine Investition wert (Test siehe caliber 11-12/2023 und 6/2024).

Fazit: Das kann die junge Mehrstationenpresse Dillon XL750

Der sehr präzise Dillon-Pulverfüller.
Der sehr präzise Dillon-Pulverfüller. Während des Pulverfüllens wird bei Dillon die Hülse zum Geschosssetzen aufgeweitet.

Es ist für die Konkurrenz auf dem Markt eine harte Nuss, an den Dillon-Progressivpressen vorbeizukommen. Denn sie arbeiten bei geringem Pflegeaufwand sehr zuverlässig und laufen und laufen und… Mit der jungen XL 750 und ihrem Zündhütchensetzsystem mit integriertem Schieber, das nur Zünder ausgibt, wenn man den Ladehebel nach unten bewegt, um ein Zündhütchen zu setzen, ist Dillon der Generationswechsel erfolgreich gelungen. Last but not least, gewährt Dillon Precision aus Prescott, Arizona, eine lebenslange Garantie – rundum ein fairer Deal! Dillon-Lademaschinen und -Zubehör gibt es bei spezialisierten Händlern wie dem Webshop von strobl.cz.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache:

Zum Beispiel im Shop von stobl.cz können Sie die besprochene Wiederladeausrüstung online kaufen:


Dillon Precision XL750ab 960,38 Euro

Mr. Bulletfeeder-Geschosszuführungab 534,84 Euro

Dillon XL 650/ XL750 / RL 550 B Strong Mount125,30 Euro

4-Stationen-Presse Dillon Precision RL 550 Cab 757,92 Euro

Dillon XL750/ XL650 Caliber Conversion Kitsab 158,17 Euro