Exklusiv-Interview mit Dr. Franco Gussalli Beretta nach der Übernahme der RUAG Ammotec: Die Pläne der Beretta Holding für die Zukunft.

Franco Gussalli Beretta, Jahrgang 1964, repräsentiert die 15. Generation der ältesten Industriefamilie der Welt. Er ist derzeit Präsident und CEO der Fabbrica d'Armi Beretta (Beretta Arms Factory) sowie President of Confindustria Brescia, einer regionalen Arbeitgebervereinigung, und steht dieser mit vierjähriger Amtszeit (2021-2025) vor. Wir haben mit Dr. Beretta ein Interview geführt, bei dem der jüngste Coup des Unternehmens, sprich: die Übernahme der RUAG Ammotec, den Auftakt bildet. 

all4shooters.com: Seit Ende Juli 2022 ist die Beretta-Gruppe der neue Eigentümer der RUAG Ammotec. Herzlichen Glückwunsch! Das hört sich nach etwas ganz Besonderem an, insbesondere auch aufgrund der Größenordnung. Was sind Ihre Erwartungen, Pläne und Visionen nach der Übernahme der RUAG Ammotec?

Dr. Franco Gussalli Beretta: Wie bei all diesen Dingen gibt es etwas, das man plant, und etwas, das im Entstehen begriffen ist, denn eine Übernahme ist im Allgemeinen ein komplexes Projekt. Die Akquisition der RUAG Ammotec ist angesichts der Größe des Konzerns und der Anzahl der Produktionsstätten sehr komplex. Grundsätzlich planen wir, der Logik zu folgen, die wir bei Übernahmen immer verfolgt haben, das heißt eine gewisse Markenunabhängigkeit und -identität sowie ein gewisses Know-how zu erhalten, entweder des Unternehmens oder der übernommenen Gruppe, die daher nicht mit der Marke Beretta verbunden sein werden, sondern Teil der Beretta Holding sein werden. Das Segment Munition wird jedoch noch stärker betont werden, so dass wir im Moment darüber nachdenken, diesen Bereich Ammotec zu nennen. Jedes Produktionsunternehmen der Gruppe nimmt den Namen der Hauptmarke an, in Schweden wird Norma in der Tat Norma Precision AB bleiben. Die Gruppe wird also Ammotec heißen und in Schweden werden das Werk und das Unternehmen Norma heißen. Diese Marke hat auch eine Niederlassung in den USA, was bedeutet, dass es ein zweites Unternehmen geben wird, das nach den dortigen Rechtsvorschriften Norma Precision Inc. heißen wird. Der Grund dafür ist, dass wir davon ausgehen, dass die Marke Norma, zumindest derzeit, auf dem amerikanischen Markt führend im Vertrieb ist. 

Das Hauptwerk - RWS - befindet sich in Deutschland, in Ungarn gibt es MFS Defense ZRT, und der Schweizer Teil wird Swiss P Defense AG heißen. Wir wollen das, was wir immer gesagt und getan haben, konsequent fortsetzen, nämlich dass jedes übernommene Unternehmen seine eigene starke Identität hat, die mit den wichtigen Marken und dem Know-how, das es mit sich bringt, erhalten werden muss.

all4shooters.com: Wie passt die Marke Sako in diese Strategie?

Dr. Franco Gussalli Beretta beim Interview mit all4shooters.
Dr. Franco Gussalli Beretta während unseres Interviews am Firmenhauptsitz in Gardone Val Trompia in Norditalien

Dr. Franco Gussalli Beretta: Wir möchten deren Identität bewahren, so wie wir sie bisher bewahrt haben. Sako stellt seit seinen Anfängen sowohl Waffen als auch Munition her, und ich denke, es ist immer ein großer Vorteil, innerhalb der Gruppe eine Marke zu haben, die diese beiden Bereiche abdeckt, etwas, das Beretta, Benelli, RWS und Norma nicht haben, weil sie entweder als Waffen- oder als Munitionshersteller betrachtet werden. Sako ist unsere einzige Marke, die diesen doppelten Aspekt bietet. Oder besser gesagt, ist sie genau genommen nicht die Einzige, aber sie ist diejenige, die tatsächlich bereits Gewehre und Munition herstellt. In Wirklichkeit gibt es auch noch Holland & Holland, wobei dieses Projekt viel komplexer ist, weil wir unbedingt die starke englische Identität der Marke bewahren wollen (das ist der Grund, warum wir sie erworben haben). Was die Schusswaffen betrifft, ist es klar, dass diese zu 100 % in der Londoner Fabrik hergestellt werden und wir reinvestieren da, um die Produkte und das Geschäft zu modernisieren. Der Schießstand ist ebenfalls ein großer Pluspunkt. Was wir gerade prüfen, ist, was mit dem Erbe der berühmten Holland & Holland-Munition geschieht, und wir werden uns bald für die richtige Strategie entscheiden müssen.

Zurück zu Sako: Ich glaube an die Stärke der Kombination aus Waffe und Munition, in die ich in den letzten Jahren investiert habe. Glücklicherweise entwickeln sich sowohl der Munitions- als auch der Waffenbereich, in den wir am längsten investiert haben, sehr gut. In beiden Bereichen gibt es ein Problem mit der Produktionskapazität, sodass wir leider immer wieder in Lieferverzug geraten. Es ist also klar, dass die Investitionen in den Bereich Schusswaffen kontinuierlich und beständig weitergehen werden. Bei der Munition möchte ich diese Identität auf jeden Fall beibehalten. Es kann jedoch sein, dass es Synergien geben wird, zum Beispiel im Bereich der Zündhütchen, wobei klar ist, dass es sich dabei um unsere neuen Geschwister von RWS handeln wird, die auf diesem Gebiet führend sind. Das Zündhütchengeschäft kann also ein erster Synergiepunkt sein, aber wir wissen, dass es in der Welt der Munition auch das Thema Geschosse gibt. Sako stellt einige Geschosse selbst her, kauft aber auch welche von anderen Spezialisten hinzu. Letztendlich sind wir mit Sako sehr zufrieden, und ich bin sicher, dass dies auch in Zukunft so sein wird.

all4shooters.com: Sako hat eine interessante Markenstrategie mit Waffen und Munition unter einer Marke. Auch SIG Sauer USA verfolgt dieses Konzept, bei dem das gesamte System (Waffe, konventionelle und elektronische Optik, Munition) unter einer Marke zusammengefasst wird. Könnte dies ein Masterplan für Beretta für die Zukunft sein?

Dr. Franco Gussalli Beretta: Das ist schwer zu sagen, momentan ist so etwas nicht geplant, denn unsere Philosophie ist, glaube ich, klar, dass wir Akquisitionen tätigen, um innerhalb der Gruppe das Know-how für Optik und Munition zu haben, aber das große Kapital, die Identität dieser Unternehmen, die wir kaufen, zu behalten, indem wir nicht die Marke Beretta drüber stülpen, sondern die ursprüngliche Marke erhalten und weiterentwickeln. Das haben wir bei Burris und Steiner getan, und jetzt werden wir es mit RWS, Norma und so weiter tun.

all4shooters.com: Welches sind die wichtigsten Wachstumspotenziale nach der Übernahme von RUAG Ammotec? Wo sehen Sie die wichtigsten Märkte, im militärischen/polizeilichen oder im zivilen Bereich? In Europa oder in den USA?

Beretta-Chef Franco Gussalli Beretta im Gespräch mit Giorgio Brancaglion von all4shooters.
Dr. Franco Gussalli Beretta im Gespräch mit  Giorgio Brancaglion, dem Leiter von all4shooters.com Italien.

Dr. Franco Gussalli Beretta: Es gibt so viele Möglichkeiten, und ich bin ein Optimist. Um noch einmal auf die Munition zurückzukommen: Beretta kennt den Markt, aber den Markt für Schusswaffen, Bekleidung und Zubehör kennen wir definitiv besser. Jetzt sehen wir ein großes Potenzial in beiden Sektoren, dem zivilen und dem militärischen, weil Ammotec in beiden Bereichen über großes Know-how verfügt. Wir sind der Meinung, dass der militärische Bereich aus Sicht der Forschung und Entwicklung sehr wichtig ist, aber wir sind auch der Überzeugung, dass für ein Industrie- und Familienunternehmen wie das unsere der zivile Bereich der stabilste ist und am besten zu uns passt. Wir werden also weiterhin viel in diesen Bereich investieren, von dem wir wissen, dass die Ammotec-Gruppe in Europa bereits sehr stark ist, und dann müssen wir die Situation analysieren und entscheiden, ob wir weitere Anstrengungen unternehmen, um ihn weiter zu stärken. Wenn wir dazu noch den Umstand berücksichtigen, dass Sako in den nordischen Ländern bereits die Marktführung im Bereich der zivilen Gewehre innehat, ähnlich wie Beretta und Benelli bei den halbautomatischen Flinten, wo wir bereits gut positioniert sind, dann richten sich die Blicke in diese Richtung.

Wir sind der Meinung, dass Amerika trotz aller Schwierigkeiten, die es dort aktuell gibt, große Expansionsmöglichkeiten bietet. In den letzten Jahren hatten einige Unternehmen wie Norma Precision Inc. ein unglaubliches Wachstum in den USA, was sicherlich durch den Marktaufschwung begünstigt wurde, und sie haben eine sehr wichtige Aufgabe in puncto Marktdurchdringung erfüllt. Wir wissen jedoch, dass der nordamerikanische Markt der größte, aber auch der am stärksten umkämpfte ist, sodass wir jetzt die richtige Strategie festlegen müssen. Ich wollte, dass im Vorstand von Norma in den USA zwei sehr wichtige Persönlichkeiten aus der Munitionswelt sitzen, denn sie sind die beiden Personen, die uns zusammen mit dem Team vor Ort helfen müssen, zu verstehen, wie viel Platz ein großer europäischer Hersteller in Amerika einnehmen kann. Wir wissen, dass dieser Platz riesig ist, und wir müssen sehen, ob es richtig ist, dass ein großer europäischer Hersteller den Ehrgeiz hat, ihn zu besetzen. In Europa ist der zivile Markt auf jeden Fall wichtig, und wir werden versuchen, die Positionen zu halten oder zu verbessern und sie mit Sako zu ergänzen. Andererseits ist Amerika ein beeindruckender Markt, aber wir sind uns bewusst, dass Winchester, Federal und Hornady nicht darauf warten werden, dass wir uns einen Teil des Marktes schnappen....

Was die potenzielle Entwicklung angeht, so denke ich, dass die Vereinigten Staaten für uns interessant sind, wir müssen nur gut organisiert sein. Lassen Sie uns über die beiden Personen sprechen, die wir in den Vorstand von Norma USA berufen haben. Der erste ist Carlo Fiocchi, mit dem mich nun eine 30-jährige Freundschaft verbindet. Fiocchi war bereits unser Berater für die Sako-Munitionssparte, und jetzt wird er uns mit seiner Erfahrung dabei helfen, eine Strategie zu entwickeln und zu verbessern, indem wir eine noch vollständigere Produktpalette anbieten. Die andere Person ist Mark DeYoung, der ehemalige Leiter des Munitionsriesen ATK. Beide sind gerade erst ernannt worden, und wir haben bereits ein erstes Treffen gehabt. Jetzt überlassen wir es dem Team, das bereits großartige Ergebnisse erzielt hat. Ich verfüge über eine 360-Grad-Kenntnis des Marktes, aber Carlo und Mark sind Spezialisten und werden mit Sicherheit noch eine Menge zum Erfolg beitragen. Vielleicht werden wir in einem Jahr einen klareren Blick auf den Markt haben.

Auf der militärischen Seite gibt es das ganze heikle Thema der rechtlichen Zulässigkeit von Lieferungen, da jedes der Werke den Gesetzen und Vorschriften seines eigenen Landes unterliegt: RWS in Deutschland, Norma in Schweden und Swiss P in der Schweiz. Wir glauben, dass es sehr gute Optionen gibt, aber es ist ein Markt, den wir entwickeln müssen. Wir können sagen, dass der zivile Markt für Beretta stets wichtig ist, weil er uns Stabilität gibt, während der militärische Markt uns zu Innovationen anspornt.

all4shooters.com: Innovation bedeutet auch, neue Materialien und neue Technologien zu verwenden, und heute sprechen wir insbesondere auch über Energieeinsparung...

Das historische Beretta-Werk in Gardone Val Trompia, Brescia, Italien.
Die Luftaufnahme zeigt das historische Beretta-Werk in Gardone Val Trompia, Brescia, Italien. 

Dr. Franco Gussalli Beretta: Ich hatte bereits ein Meeting zum Thema Werkstoffe, denn bei einem Produkt wie Munition müssen rechtliche Änderungen auf der einen Seite und die Kosten für Rohstoffe und Energie auf der anderen Seite sorgfältig analysiert werden. Beim Einhalten der Vorschriften muss man wettbewerbsfähig bleiben. Das kommerzielle Potenzial wird also auch davon abhängen, welche Wege wir in Bezug auf Materialien einschlagen, die bereits untersucht wurden oder noch untersucht werden. Ich sage nicht, dass es sich um epochale Veränderungen handelt, wie zum Beispiel die Umstellung der Automobilindustrie von Verbrennungsmotoren auf elektrische oder Wasserstoffantriebe, aber wenn neue Vorschriften ins Spiel kommen, muss man vorsichtig sein, sonst läuft man Gefahr, vom Markt zu verschwinden. Wenn es um Werkstoffe geht, hat RWS bereits so viele Studien und Patente eingereicht, dass man wie üblich das Glas halb leer sieht und denkt: "Die ziehen mir den Boden unter den Füßen weg, und ich riskiere, herunterzufallen...", aber andererseits, wenn man die richtige Vision hat und die richtigen Investitionen tätigt, kann das eine große Wachstumschance sein, weil man besser als andere in der Lage ist, diese Veränderungen zu erfassen. Märkte sind bekanntermaßen auch schon aus solchen Gründen entstanden.

all4shooters.com: Die Ammotec ist nicht nur ein Munitionshersteller mit fünf Werken in fünf Ländern (Deutschland, Schweiz, Ungarn, Schweden und den USA). Die Gruppe hat auch Großhandelsunternehmen in 16 Ländern. Wie passt das in Berettas Strategie? Ist es nicht ungewöhnlich, dass Beretta Produkte von Wettbewerbern verkauft? Werden diese Aktivitäten Teil einer künftigen Strategie sein? Oder wird der Vertrieb von Beretta und Ammotec schrittweise zusammengelegt?

Dr. Franco Gussalli Beretta: Natürlich wird das Kerngeschäft von Beretta Vorrang haben, aber wir haben bereits Erfahrungen mit unseren eigenen Unternehmen, wie etwa GMK, die Produkte von Drittanbietern vertreiben, die vielleicht nicht in direktem Wettbewerb stehen, aber sich ergänzen. Bei der Analyse der Aktiva dieser großartigen Organisation werden wir die besten Möglichkeiten ausloten. Wo wir jedoch glauben, dass es in unserem gemeinsamen Interesse liegt − unserem und dem der anderen Hersteller − habe ich kein Problem damit, Produkte zu vertreiben, die vielleicht im Wettbewerb stehen und nicht von uns kommen.

all4shooters.com: Wann glauben Sie, dass das "große Ganze" einer zukünftigen Strategie abgeschlossen werden kann? Geht es nur um "schnelle Gewinne" oder gibt es eine konkrete langfristige Vision, wie wir sie von der Beretta-Gruppe schon lange kennen?

Dr. Franco Gussalli Beretta: Wir denken nie, dass alles unter dem Dach von Beretta sein muss. Wenn wir das Gefühl haben, dass es eine Chance sein könnte, wird Beretta es tun. Aber wenn wir andererseits das Gefühl haben, dass es für eine bessere Markteroberung wichtig ist, ein anderes Unternehmen zu behalten, warum nicht? Auf der Grundlage dieser Bewertungen, die wir sowohl aus der Sicht der Holdinggesellschaft − also in finanzieller Hinsicht − als auch aus der Sicht der Vertriebs- und Marketingleiter vornehmen, werden wir den richtigen Kompromiss finden. Für uns ist die Priorität nicht die Fusion, sondern die beste Marktdurchdringung.

all4shooters.com: Unser deutscher Verlag VS Medien und damit auch all4shooters.com gehören jetzt zur Beretta-Gruppe. Wie fühlt es sich an, Eigentümer eines Medienunternehmens zu sein?

Das Logo von Beretta zeigt drei Pfeile und das Motto "dare in brocca". Es wurde von Gabriele D'Annunzio entworfen.
Das Beretta-Logo mit den drei Pfeilen und dem Motto "dare in brocca" (treffe das Ziel), das von Gabriele D'Annunzio entworfen wurde.

Dr. Franco Gussalli Beretta: Wie Sie bereits wissen, war ich zu Beginn meiner Karriere zusammen mit anderen Partnern als Verleger tätig. Ich bin also geneigt zu verstehen, dass ein Teil der Marketingaktivitäten eines Unternehmens wie Beretta auch mit einer Mediengruppe verbunden sein kann und muss. Das ist auch für die Beretta-Gruppe keine brandneue Erfahrung, denn im Rahmen der Sako-Akquisition gab es die Stoeger-Gruppe, die das Shooter's Bible-Jahrbuch in den USA herausgab und dieses auch über einige Jahre lang fortführte. Dabei stand sie nicht unter meiner direkten Kontrolle, sondern es lag in der Verantwortung von Benelli USA. Dann kam die Digitalisierung, und zu diesem Zeitpunkt hatten wir das Gefühl, dass wir intern nicht in der Lage waren, die Veröffentlichung in den USA in ein neues Format zu überführen. Als Holding haben wir uns also bereits mit diesem Thema befasst. Wir betrachten es als absolut komplementär, nicht einfach, aber unser Verständnis ist auch hier: "Lasst es uns herausfinden“, mit dem Vorteil, dass es bei VS Medien den traditionellen Bereich mit gedruckten Magazinen gibt, und dass es bereits einen digitalen Bereich gibt, der noch breiter genutzt werden könnte. Auch hier stellt sich die Frage, wie man die richtige Balance findet zwischen einem Medienbereich, der eine ganze Reihe von Produkten abdeckt − aber meiner Meinung nach unbedingt seine Identität bewahren muss − und seiner Aufgabe, Gesprächspartner für so viele andere Unternehmen zu sein, die natürlich in diesem Bereich tätig sind. Das sind schwierige Gleichgewichte, die abstrakt zu planen sind, aber sie müssen gefunden werden. Ich denke, dass eine "Medienkultur" ein großer Gewinn für die Gruppe und damit für die Beretta-Produkte, aber auch für die gesamte Branche ist: Seit der Zeit meines Vaters waren wir immer der Meinung, dass es eine ganze Reihe von Aktivitäten gibt, über die man nachdenken muss, um die Aufmerksamkeit für eine Branche aufrechtzuerhalten, die nicht riesig ist und auf jeden Fall Medienaktivitäten braucht, um unsere Fans anzuspornen und mit Inhalten zu versorgen.

Meiner Meinung nach ist es gut, dass der digitale Bereich bereits gestartet wurde: Auch hier ist es wichtig zu verstehen, wie sehr er mit Blick auf eine unabhängige Kommunikation erweitert werden kann, aber auch wegen der vielen anderen Möglichkeiten, die er bietet. Deshalb planen wir in den nächsten Wochen Gespräche mit unseren Vertriebs- und Marketingdirektoren, um zu sehen, wie die Gruppe interagieren kann. Aber danach muss VS Medien ihre eigene Unabhängigkeit haben, mit ihrer eigenen Mission, ihrem Know-how und ihrer Reputation. Was den digitalen Teil betrifft, so werde nicht ich mich darum kümmern, sondern wohl mein Sohn Carlo, der natürlich mehr Neigungen in diesem Bereich hat als ich, und so wird er versuchen, einen Beitrag zu leisten, als junger Unternehmer mit seinen eigenen Ideen, wie ich es mit der Bekleidungs- und Zubehörsparte, mit dem Magnum-Magazin und so weiter getan habe. Meiner Meinung nach kann das also eine gute Gelegenheit für ein Unternehmen wie VS Medien sein, und auch eine gute Schule für Carlo, ein Nebengeschäft, das einen strategisch wichtigen digitalen Bereich enthält. Für seine Generation ist es das Brot und die Butter, während es für unsere nur ein Teil des Jobs ist. Aber hier liegt Zukunft.

all4shooters.com: Sehen Sie einen strategischen Wert darin, Medien als Eigentümer international zu unterstützen, auch um stabile und unabhängige journalistische Kanäle in Ihren Zielgruppen zu gewährleisten und einen besseren Zugang zu jungen Menschen zu haben?

Dr. Franco Gussalli Beretta: Definitiv ja, dann hängt es wie immer von den lokalen Kulturen ab, und wir müssen entscheiden, in welchen Ländern wir mit VS Medien tätig werden wollen. Denn meiner Meinung nach gibt es Kulturen, die viel stärker auf die Welt der Jagd und des Schießsports ausgerichtet sind, also muss VS Medien auch in diesem Sinne eine Strategie haben. Das ist eine Anregung, die ich vielleicht geben werde: Zu analysieren, ob die Märkte, die bisher abgedeckt werden, nur diese sind oder ob es darüberhinausgehende Möglichkeiten gibt. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist klar, dass sich die Beretta-Gruppe nicht nur auf einen oder zwei Märkte konzentriert, sondern international ist. Auch VS Medien hat bereits ein internationales Geschäft, so dass es sich voraussichtlich lohnt, den Weg der Internationalisierung weiter zu gehen.

all4shooters.com: Wie wichtig sind die digitalen Medien für die Ansprache junger Menschen?

Dr. Franco Gussalli Beretta: Das Thema junge Menschen ist sehr wichtig, vor allem in einem Land wie Amerika, in dem in den letzten Jahren die berühmten "Erst-Waffenkäufer" zugenommen haben, bei denen es sich hauptsächlich um junge Leute und Frauen handelt. Es liegt auf der Hand, dass man hier eine sehr gezielte Strategie verfolgen muss, um sie über die Welt der Waffen, der Jagd, des Schießens und der verschiedenen Sportarten aufzuklären. In Amerika werden wir gegebenenfalls mit neuen Gesetzen sehr sorgfältig umgehen müssen, denn wir wissen, dass diese Welt auch dort immer stärker reguliert wird. Es gibt Bundesstaaten wie Kalifornien, in denen bestimmte Arten von Werbung und Medienspots für Waffenhersteller von staatlicher Seite sehr stark beschränkt werden. Im Rahmen des Internationalisierungsprojekts muss man berücksichtigen, wo junge Menschen informiert werden können und wo nicht, und deshalb müssen wir diese Problematik berücksichtigen. Die Welt verändert sich jedoch ständig, dabei ist unser Ziel, mit den jungen Menschen in Kontakt zu treten.


Das Interview führte Giorgio Brancaglion am 11. Oktober 2022 im Beretta Headquarter in Gardone Val Trompia, Brescia in italienischer Sprache.

Gestern erreichte uns die Information, dass die Beretta Holding S.A. weitere 60 Millionen US-Dollar in eine neue Produktions- und Vertriebsstätte für Norma Inc. in Savannah, Giorgia investieren wird. Dr. Pietro Gussalli Beretta (President and CEO der Beretta Holding S.A.) hat am 10. November in den USA eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.


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