Im Praxistest: Die Leuchtpunktzielgeräte Bushnell RXS-250, RXC-200 und RXU-200 

Mit der zunehmenden Popularität von auf dem Verschluss montierten Leuchtpunktvisieren wächst auch das Angebot unaufhörlich und deckt eine große Preisspanne ab. Doch noch immer haben die Topmodelle leider eins gemeinsam – einen hohen Preis. Bisweilen kann dieser schon mal nah an den Anschaffungspreis der Waffe herankommen oder sogar übersteigen, was viele Interessenten verschreckt, beziehungsweise nach günstigeren Alternativen suchen lässt. Doch leider bewahrheitet sich dann allzu oft die Devise: "Wer billig kauft, kauft zweimal." Denn entweder enttäuschen günstigere Optiken durch mangelnde Qualität wie Abbildungsfehler, starke Tönung der Linsen, unsaubere Absehen, nicht präzise arbeitende Absehenverstellung oder sind schlichtweg nicht zuverlässig und streichen nach wenigen hundert Schuss die Segel. Dies zu ändern, ist Bushnells erklärtes Ziel mit den drei neuen Leuchtpunktvisieren RXS-250, RXC-200 und RXU-200. So sollen sie die Kluft zwischen den Qualitätsansprüchen an eine hochwertige, langlebige Optik und einem noch akzeptablen Preis schließen. Ob Bushnell mit seinem Optik-Trio diese Quadratur des Kreises tatsächlich geglückt ist?

Das größte Red Dot im Vergleich: Bushnell RXS-250 im Detail

Das große Bushnell RXS-250 auf einer Walther PDP.
Das große Bushnell RXS-250 ist in der Summe seiner Eigenschaften auch bestens fürs sportlich-dynamische Schießen geeignet.

Das größte Leuchtpunktvisier unseres Trios kann auch auf Langwaffen montiert werden und wird hierzu gleich mit einer passenden Picatinny-Montage geliefert. Darüber hinaus findet sich noch jede Menge weiteres Zubehör im Lieferumfang: Flexible Schutzabdeckung, Montage- und Verstellwerkzeug, Montageschrauben (M4 T15 Torx) sowie ein Mikrofaserreinigungstuch. Man entschied sich dankenswerterweise für den "foot print" (also die Bemaßung, Lage der Montageschrauben und Passstifte) des Leupold DeltaPoint Pro, wodurch sich unzählige weitere Montagemöglichkeiten auf Pistolen ergeben. Das aus 7075-T6 Aluminium gefertigte Gehäuse des RXS-250 ist nicht nur nach Schutzklasse IP67 wasser- und staubdicht, sondern auch dem US-Militär-Standard MIL-STD-810H entsprechend fall- und stoßgeprüft. In den Dimensionen entspricht es dem Trijicon RMR (siehe Tabelle unten). Eine eigenständige Silhouette erhält das Modell durch seinen markanten nach vorne gezogenen, die Linse umfassenden Rahmen. Getreu dem Motto "form follows function" erfüllt dieses Design aber auch einen Zweck. Der Vorsprung des Rahmens sorgt nämlich in Verbindung mit der nach hinten geneigten Linse für maximalen Schutz im Fall der Fälle. Die Linse ist mit einer "True Tone Color"-Mehrschichtvergütung versehen, welche für eine neutrale Farbwiedergabe und hohe Lichtdurchlässigkeit (86%) sorgt. Erhältlich ist das RXS-250 lediglich mit einem 4-MOA-Punktabsehen. Für die Stromversorgung kommt eine CR2032 3V-Knopfzelle zum Einsatz und erfreulicherweise ist das größte der drei Leuchtpunktvisiere als Top-Loader ausgelegt. Das Batteriefach befindet sich also auf der Gehäuseoberseite, sodass die Optik für einen Batteriewechsel nicht aufwendig demontiert werden muss. Das RXS-250 verfügt über insgesamt 10 Helligkeitsstufen, die über die beiden am Linsenrahmen befindlichen gummierten Tasten wählbar sind. Über die in Schussrichtung links angeordnete Taste lässt sich die Leuchtintensität erhöhen und die rechtsseitige Taste dimmt das Absehen. Beide Tasten sind mit entsprechenden Auf- und Ab-Pfeilsymbolen gut sichtbar gekennzeichnet. Laut Hersteller soll die Batterielaufzeit 50.000 Stunden auf Leuchtstufe 5 betragen. Um das Visier einzuschalten, genügt ein kurzer Druck auf eine der beiden Tasten. Will man die Optik wieder ausschalten, muss die Taste mit dem Ab-Pfeilsymbol (rechte Gehäuseseite) drei Sekunden lang gedrückt gehalten werden. Zur Schonung der Batterielaufzeit verfügt das Visier ferner über eine Abschaltautomatik, welche die Optik nach zwölf Stunden ausschaltet. Wer diese Funktion nicht benötigt, kann sie durch drei Sekunden langes gedrückt halten beider Tasten deaktivieren. Die niedrigste Helligkeitsstufe ist mit Restlichtverstärkern nutzbar. Die Einstellschrauben für die Treffpunktlage befinden sich im hinteren oberen, beziehungsweise rechten Gehäusebereich und verfügen beide über eine Klickverstellung. Je Klick verstellt sich die Trefferlage um 1 MOA, wobei für etwaige Korrekturen stets ein schmaler Schlitzschraubendreher benötigt wird. Sauber aufgebrachte Lasergravuren zeigen Justierrichtung und -umfang an.

Bushnell RXS-250, RXC-200 und RXU-200 mit ihrer jeweiligen Verpackung.
Die drei Sights Bushnell RXS-250, RXC-200 und RXU-200 mit ihrer jeweiligen Verpackung. Den genauen Lieferumfang finden Sie in der Tabelle unten.

Für kompakte und subkompakte Pistolen: Die Bushnell RXC-200 Compact & RXU-200 Ultra Compact Leuchtpunktvisiere

RXC-200 und RXU-200 mit geöffnetem Batteriefach.
Beim RXC-200 und RXU-200 liegt das Batteriefach auf der Unterseite der Optik und zum Wechsel derCR2032 3V-Knopfzelle muss das Visier demontiert werden. Bei den Bushnell-Modellen schützt eine umlaufende Dichtung die Elektronik vor eindringender Feuchtigkeit.

Im Gegensatz zum RX-250 sind diese Modelle für die Verwendung auf kompakten oder subkompakten Pistolen wie GLOCK G43, S&W Shield, SIG P365 oder Springfield Armory Hellcat ausgelegt. Der Unterschied zwischen den beiden RXU- 200-Varianten ist die Bauhöhe/Höhe der Linse: Compact 23,5/15 mm, Ultra Compact 19,5/11 mm. Wie das größere Modell verfügen sie über ein robustes Alugehäuse und erweisen sich dabei mit 23 bis 25 Gramm als wahre Fliegengewichte. All dies beeinflusst das Waffengewicht kaum, was natürlich dem primären Einsatz auf EDC-Waffen positiv entgegenkommt. Sie besitzen einen Shield RMSc-Footprint; Obacht also bei der Bestellung der richtigen Optik- Adapterplatte. Durch die sehr niedrige Gehäusehöhe entfällt praktischerweise die Notwendigkeit einer höheren mechanischen Visierung als Rückfallebene. Vielmehr lässt sich eine visuelle Übereinstimmung (Co-Witness) mit der werksmäßigen Visierung erreichen. Doch diese ultrakompakte Bauweise ist leider nicht ganz frei von Nachteilen. Allen voran verfügt das RXC-200 und RXU-200 über keine manuelle Helligkeitsregelung. Dies übernimmt stattdessen die automatische Steuerung der verbauten Fotozelle. Zwar hinterließ diese im Rahmen unseres Praxistests grundsätzlich keinen Anlass zur Kritik. Dennoch bevorzugen wir eine manuelle Regelung, da man flexibler ist und das Absehen an die eigenen Bedürfnisse besser anpassen kann. Zum Wechsel der CR2032- Knopfzelle müssen beide Modelle von der Waffe genommen werden, was nicht zuletzt eine zeitaufwändige Überprüfung der Treffpunktlage mit sich bringt. Schließlich verfügen die Kompaktmodelle über keine Klickverstellung für die Korrektur der Treffpunktlage.

Praxistest der Red Dots: Mit den Bushnell Modellen RXS-250, RXC-200 und RXU-200 auf dem Schießstand

Wir beschränkten uns darauf, die beiden unterschiedlichsten Modelle des Trios in Form des XS-250 und RXU-200 Ultra Compact auf eine Walther PDP 4.6“ SD Pro und 4.5“ PDP Fullsize für die praktische Erprobung mit passenden Adapterplatten zu montieren. Nach Bedienungsanleitung wurden die M4-Montageschrauben mit einem Drehmoment von 15 lbf in (1,6 Nm) angezogen. Eingangs wurden beide Leuchtpunktvisiere auf 10 Meter eingeschossen, ehe es dann ans Eingemachte ging. Denn über mehrere Wochen begleitete uns das Pärchen regelmäßig auf den Schießstand, wo neben Standardübungen wie etwa Dot Drills in allen möglichen Variationen auch unterschiedliche IPSC-Stages absolviert wurden. Die größere Linse des RXS-250 begünstigte dabei erwartungsgemäß die periphere Beobachtung des Absehens im Schuss, wohingegen bei der deutlich kleineren Linse des RXU-200 Ultra Compact hierfür schon ein sehr beherztes Zugreifen von Nöten war. Zudem wird durch die kleinere Linse jede Unsauberkeit beim in den Anschlag gehen augenblicklich bestraft. Nach etwas mehr als 2.000 Schuss haben beide Bushnell Leuchtpunktvisiere einen mehr als respektablen Eindruck auf uns hinterlassen. Natürlich kann nach dieser überschaubaren Belastung nur schwerlich eine Aussage über die Nehmerqualitäten der Optiken getroffen werden. Dafür stellt diese Schusszahl einfach keine Dauerbelastung dar.

Bushnell RXU-200, RXC-200 und RXS-250 nebeneinander aus der Schützensicht.
Aus der Schützensicht (von links): Bushnell RXU-200, RXC-200 und RXS-250. Bei den Kompaktmodellen lässt sich die werksmäßige Visierung als Rückfallebene bei Versagen der Optik nutzen. Beim RXS-250 hingegen muss eine höhere Nachrüstvisierung montiert werden.

Doch erlaubt Sie uns ein erstes Urteil über die Praxistauglichkeit der Optiken: Allen voran konnten die beiden Optiken eine tadellose Funktion auf ihrem Konto verbuchen. Weder Treffpunktverlagerungen noch sonstige elektronische oder mechanische Ausfälle waren zu verzeichnen. Darüber hinaus überzeugten beide Visiere mit sauberen Absehen sowie einer verzerrungsfreien Abbildung. Und selbst mit der automatisch geregelten Beleuchtung des 6-MOA-Punktes des kleineren Modells ließ sich sowohl bei Tageslicht als auch unter Kunstlicht gleichermaßen gut arbeiten. In beiden Fällen reagierte die Automatik zuverlässig auf unterschiedliche Lichtverhältnisse und passte die Leuchtintensität entsprechend an. 

Technische Daten und Preise: Bushnell RXS-250, RXC-200 Compact, RXU-200 Ultra Compact

Modell:Bushnell RXU-200 Ultra Compact
Bushnell RXC-200 Compact
Bushnell RXS-250

Gehäusematerial:

Aluminium

Aluminium

Aluminium

Objektivdurchmesser (HxB):

11x21 mm

15x21 mm

17x24 mm

Abmessungen (LxBxH):

42,4x24,6x19,5 mm

42,4x24,6x23,5 mm

45,7x30,8x27,1 mm

Gewicht (mit Batterie):

23 Gramm

25 Gramm

39,6 Gramm

Absehen:

6 MOA Punktabsehen

6 MOA Punktabsehen

4 MOA Punktabsehen

Helligkeitsstufe:

Automatische Helligkeitsregelung

Automatische Helligkeitsregelung

10 einstellbare Helligkeitsstufen, manuelle Helligkeitsregelung, Auto-Shut-Off Option

Batterie:

1x 3Volt CR2032, 50.000h Laufzeit

1x 3Volt CR2032, 50.000h Laufzeit

1x 3Volt CR2032, 50.000 h Laufzeit

bei mittlerer Leuchtintensität

Lieferumfang:

CR2032 Batterie, Montageschrauben (M3), Torx Winkelschlüssel, Verstellwerkzeug, Mikrofaserputztuch, Bedienungsanleitung

CR2032 Batterie, Montageschrauben (M3), Torx Winkelschlüssel, Verstellwerkzeug, Mikrofaserputztuch, Bedienungsanleitung

Picatinny-Montage, CR2032 Batterie, Montage-schrauben (M4), Torx Winkelschlüssel, Verstellwerkzeug, Mikrofaserputztuch, Bedienungsanleitung

Höhen-/Seitenverstellung:

Stufenlos

Stufenlos

Klickverstellung (1 MOA)

Montageprofil ("Footprint"):

SHIELD RMSc

SHIELD RMSc

Leupold "Delta Point Pro"

Unverbindlicher VK-Preis:

279,95 Euro

279,95 Euro

349,95 Euro

Unser Test-Fazit zu den Leuchtpunktzielgeräten Bushnell RXS-250, RXC-200 und RXU-200 

Durch das große Sichtfenster, die manuelle Helligkeitsregelung, den feineren 4-MOA-Leuchtpunkt und die "Toploader"-Funktion empfiehlt sich das RXS-250 unserer Meinung nach vor allen Dingen als eine interessante Alternative für den sportlichen Bereich. Die kompakteren Versionen RXC-200 Compact und RXU-200 Ultra Compact sehen wir indes nicht zuletzt aufgrund der extrem niedrigen Silhouette in Verbindung mit der stressresistenteren, automatischen Helligkeitsregelung eher als Visierlösung für verdeckt getragene Waffen. Die Preise belaufen sich auf 349,95 Euro für das RXS-250 und 279,95 Euro für die Kompakt-Modelle.


Dieser Test erschien auch in der caliber, Ausgabe 6/2023. Das Heft können Sie in der Print- oder Digitalausgabe im VS Medien-Onlineshop bestellen.

Weitere Informationen zu den RXS-250, RXC-200 und RXU-200 der Marke Bushnell, bekommen Sie auf den Seiten des Herstellers.

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