Test: Hornady M-1 mit Poliergranulat und das Hornady Rotary TBL 100 Ultraschallgerät mit Stahlstiften - Teil 1

Hülsenreinigung mit dem Hornady M-1 und mit dem Hornady Rotary TBL 100 Ultraschall
Die Ausgangslage der Kurzwaffenhülsen: Es zeigt sich gar nicht mal so viel Schlacke im Hülseninneren. Auch außen halten sich die Ablagerungen noch in Grenzen. Einige Wiederlader verzichten sogar auf die Reinigung.
Hülsenreinigung mit dem Hornady M-1 und mit dem Hornady Rotary TBL 100 Ultraschall
Die Ausgangslage der Langwaffenhülsen: Im Verhältnis zur Verschmutzung der Kurzwaffenhülsen wird durch die Schnitte ersichtlich, wie sehr die Rückstandsbildung von der Chemie und dem Druck während des Abbrandes abhängt.

Spiegelblanke Hülsen. Die mag der Wiederlader. Wegen des schönen Scheins und des dadurch etwas geringeren Widerstandes beim Zuführen und Auswerfen. Premium-Hersteller vernickeln deswegen die Hülsen ihrer für Jagd oder Sport bestimmten Top-Patronensorten. Auch nimmt deren blanker Hülseninnenraum weniger Rückstände an, als die im Verhältnis raue Oberfläche unbeschichteten Messings. Über Jahrzehnte war mit Poliermittel versetztes Nussschalen- oder Maisgranulat das Mittel der Wahl. Aber nahezu nur für die äußerliche Anwendung. Innen, an den festgebackenen Rückständen vom Treibladungsmittel tut sich bei Schalenresten kaum etwas. Außer dass sich je nach der Farbe des dem Granulat anhaftenden Poliermittels die Rückstände auch noch verfärben. Aus diesem Grund, und ansonsten vergleichbarer Ergebnisse mit Corncob Green, schied das rote Tuf  Nut-Granulat für die Tester schon nach dem ersten Durchgang aus. Wie viel Rückstände während der Schussentwicklung haften bleiben, hängt aber nicht nur von der Oberflächenbeschaffenheit der Hülse ab. Auch Patronenlager-Maße, Druck, das Anliderungsvermögen, der saubere Abbrand des Treibladungsmittels sowie die Chemie des Zündsatzes sind Faktoren für den Grad der Verschmutzung.

Hornady-Hülsenreinigungsgeräte: Reinigung mit Poliergranulat und Stahlstifte 

Hülsenreinigung mit dem Hornady M-1 und mit dem Hornady Rotary TBL 100 Ultraschall
Hornady M-1 Hülsentumbler: Bei den Kurzwaffenhülsen zeigt sich nach ebenfalls vier Stunden Tumbeln ähnliches wie bei den Langwaffenhülsen: Innen nun rot gefärbte Ablagerungen, außen dagegen sichtbarere Reinigungseffekte als bei den Langwaffenhülsen.
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Hornady M-1 Hülsentumbler: Der Klassiker: Reinigung mit Granulat. Doch die Schnitte offenbaren, dass sich eher außen etwas getan hat. Innen hingegen scheint es sich besonders bei der .45/70 um eine Verschlimmbesserung zu handeln, die Rückstände sind nun rot.

Kurze, zylindrische Hülsen nehmen bei Festkörper-Reinigungsmitteln diese innen besser an als Flaschenhals-Hülsen. Nicht, dass Granulate schlecht in diese Hülsen gelangen. Doch die Reinigung findet durch Reibung statt, und diese benötigt Fläche, auf der die Körner in Bewegung bleiben. Flaschenhalshülsen neigen zum Festsetzen des Granulats. Innen fehlt den Körnern dann ihr Bewegungsraum. Aus diesem Grund sollten auch Tumbler nicht vollgestopft werden. Je besser deren Füllung sich dreht oder vibriert, umso stärker ist der Reinigungseffekt. Vor dem Tumbeln entzündern viele Wiederlader die Hülsen. Das Granulat steckt dann oft im Zündloch, oder verstopft die Glocke. Auch Stahlstifte können sich dort verblocken. Als Gegenmittel zum Festsetzen sollte die Länge der Stifte etwas über dem Durchmesser der jeweiligen Zündglocke liegen. Vorab: "Weiches" Poliergranulat reinigt genügend bis Spiegelglanz  -  je nach Dauer. In Zündglocken bleiben aber die Rückstände, wie auch in der Hülse, durch Granulat meist unbeeindruckt. Als Vertreter für Kurzwaffenhülsen wählte all4shooters die 9  mm  Luger und .45  ACP, die Langwaffe wurde mit .308  Winchester und .45/70 abgebildet.

Das Hornady M-1 und das Hornady Rotary TBL 100 Ultraschall Hülsenreinigungsgerät im Vergleich

Hülsenreinigung mit dem Hornady M-1 und mit dem Hornady Rotary TBL 100 Ultraschall
Hornady Rotary TBL 100: Bei den Kurzwaffenhülsen zeigt sich nach ebenfalls vier Stunden Tumbeln ähnliches wie bei den Langwaffenhülsen: Innen nun rot gefärbte Ablagerungen, außen dagegen sichtbarere Reinigungseffekte als bei den Langwaffenhülsen.
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Erfahrungen von Chris Hocke: Er benötigte einige Zeit und eine Spitzzange, um die völlig verblockten Stifte (aus vielen Hülsen) zu ziehen. Deren Länge muss über oder unter dem Zündglocken-Durchmesser liegen.

Kleine Edelstahlstifte in Rotations-Tumblern sollen außen wie auch innen reinigen. Dies scheint glaubwürdig, zumal der an sich weiche Stainless  Steel nicht nur härter als die Rückstände, sondern auch härter als Messing ist. Die Polier- oder besser Schleiffähigkeit der Stifte beruht auf den nicht entgrateten Kanten an deren Abschnitten. Das Masse- und Volumenverhältnis von Granulat zu Stahlstiften ist eklatant. Die im Lieferumfang enthaltene, rund 2300  g schwere Charge Stahlstifte bedeckt gerade den Boden des Test-Tumblers, dem Hornady Rotary  TBL  100. Bei rund 7,5  Kilo ist sein maximales Ladegewicht erreicht. Dazu zählen neben den Stiften bis zu drei  Liter Wasser, also etwa drei Kilogramm. Bleibt eine Nutzlast von rund 2400  Gramm, ein Äquivalent von gut 400  Hülsen .45  ACP oder rund 200  Hülsen .308  Winchester. Der Vibrations-Tumbler, ein Hornady M-1, unterliegt nutzlastseitig dem nassen Pendant. Rund 1.000  Gramm Granulat (Corncob Green oder Tuf  Nut Red) füllt den Vibrationstumbler schon zu gut einem Drittel. Doch das maximale Ladegewicht des kleinen Vibrators liegt bei rund 2300  Gramm (5  lbs, englische Pfund zu 454  Gramm). Bleiben also nicht ganz 250  Hülsen .45 ACP, oder gut 100  Hülsen .308  Winchester.

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Hornady Rotary TBL 100: Die Schnitte durch die mit Stahlstiften gereinigten Kurzwaffenhülsen überzeugen. Zurück geblieben sind nach vier Stunden Trockenreinigung eher Verfärbungen als Rückstände.
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Hornady Rotary TBL 100: Nicht sehr blank, aber sauber. Bei den Schnitten durch die Langwaffenhülsen zeigt sich, dass die gasdruckschwache .45/70 wesentlich stärker verschmutzt, als die .308 Win.

Warum, so fragten sich die Tester, sollten die Stahlstifte ihr Reinigungsvermögen im Rotations-Tumbler nicht auch trocken beweisen? Immerhin entfällt so das lästige Trocknen. Im Rotations-Tumbler schliffen die Stahlstifte vier  Stunden, wie auch das Granulat im Vibrations-Tumbler auf die verschiedenen Testhülsen wirkte. Wie sehr der schöne Schein der Granulat-getumbelten Hülsen täuscht, zeigen die Schnittbilder. Die eher matt wirkenden, durch Stifte gereinigten Hülsen weisen dagegen sogar relativ saubere Zündglocken auf. Eine substantielle Innenreinigung kann also nur mit den harten Polierstiften erwartet werden, und dauert genauso lange. Ausnahme: Hülsen, deren Inneres durch die Verwendung "sauber" abbrennenden Treibladungsmittels und darauf abgestimmter Zündhütchen kaum noch verdreckt. Diese Vorbedingung findet sich jedoch nicht oft, und ein (wie abgebildet) fast blankes Inneres ist nach dem ersten Wiederladen sowieso dahin. Ein Trick, Hülsen auch innen mittels Granulat passabel zu säubern, funktioniert, nur nicht lange, mit altem Granulat. Dieses wird, statt es zu entsorgen, mit Chrompolitur (Elsterglanz oder Autosol) versetzt. Ein Esslöffel  Politur muss vorher im Granulat fein verrieben werden, sonst verpfropfen die Hülsen. Bevor in dermaßen "getunten" Granulat Hülsen beigegeben werden, empfiehlt sich ein etwa zehnminütiges Leertumbeln, um Verklumpungen aufzuspüren. Die Stifte haben die Tester nach Gebrauch nur in einem alten Küchensieb ab- und die Trommel ausgespült.

Preise zu den Hornady-Hülsenreinigungsgeräte und deren Zubehör

Hülsenreinigung mit dem Hornady M-1 und mit dem Hornady Rotary TBL 100 Ultraschall
Hornady Rotary TBL 100: Die Zündglocken der PPU-Hülsen in .308 Winchester sind durch den Kontakt mit den Schnittkanten der Stahlstifte nahezu vollständig gesäubert. Mit Granulat unmöglich. 
Hülsenreinigung mit dem Hornady M-1 und mit dem Hornady Rotary TBL 100 Ultraschall
Hornady Rotary TBL 100: Bis auf einige Verfärbungen um die Füße des Ambosses ist die Reinigungsleistung der Stifte in den Zündglocken der .45 ACP ebenfalls sehr gut. 

Der M-1 kostet rund 100,-  Euro. Ein Sieb zum Trennen von Granulat und Poliergut liegt bei. Granulat wie Corncob fehlt, es kostet rund 35,-  Euro. Dem Rotations-Tumbler TBL  100 (etwa 320,-  Euro) liegt ein 2,7  Kilogramm schwerer Beutel mit Edelstahlstiften bei. Dafür fehlt ein Sieb, wegen des komplexen Aufbaus kostet es um die 45,-  Euro. Betriebsbereit liegt der M-1 also bei etwa 135,-  Euro, der TBL  100 um 365,- Euro. Die Unterhaltsfrage: 60,- bis 70,-  Euro werden für 2,7  Kilogramm Stahlstifte fällig, nur dürften die wesentlich länger halten als das halb so teure Granulat. Für dessen Haltbarkeit gilt eine Faustregel: Bei frischem Granulat die Zeit messen, bis der gewünschte Reinigungseffekt eintritt. Braucht es dafür irgendwann mehr als doppelt so lang, sind die Granulate verrundet und sollten ausgetauscht werden. Der M-1 zieht 26  Watt/h, der TBL 100 braucht 90  Watt/h. Eine Reinigung kostet im M-1 etwa 4  Cent, im TBL  100 rund 14  Cent an Strom. Aber: Der M-1 fasst deutlich weniger Hülsen, und das Granulat bedarf sicher früher eines Wechsels als die Stahlstifte.

Unser Test-Fazit zu Hornady-Hülsenpoliergeräten 

Stifte: sauber, aber nicht blank. Granulat: blank, aber (innen) kaum sauberer. Die Reinigungsleistung der Stifte ist viel höher, aber die Polierleistung geht gegen Null. Sollen es saubere wie glänzende Hülsen sein, könnten durch Stifte gereinigte Hülsen noch mit Granulat  auf Hochglanz gebracht werden. Oder es zeigt sich im Folgetest in Teil 2, ob "nasse Reinigungs-Methoden" gleich beides können. Vertrieben werden beide Geräte von der H. Hofmann GmbH in Mellrichstadt.


Dieser Artikel steht auch in der Visier, Ausgabe 11/2022. Das Heft ist im VS Medien-Onlineshop erhältlich. Dort ist es auch als digitale Ausgabe verfügbar.

Hier geht es zum zweiten Teil unseres Tests: Nassreinigungsmethoden mit dem Hornady TBL-Tumbler und Lyman Turbo Sonic  2500 Ultraschall von STROBL.CZ

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