Hornady: 6 mm ARC-Patrone für lange Distanzen aus AR-15-Systemen - weniger Rückstoß, mehr Präzision!

Eine typische Plattformwaffe und Munition – von einer Plattform. Wer beim AR -15 Alternativen zur .223  Remington oder beim M 4 anderes als die 5,56 x  45  mm NATO sucht, der hört seit 2011 oft Martialisches, etwa: .300  AAC  Blackout. Deren 7,62-mm-Geschoss sitzt auf der Basis einer Hülse .223 Remington  –  fertig. Was einfach scheint, hat wie viele simple Lösungen einige Überlegungen gefordert: Denn Magazine des M 4 respektive des AR-15 und der Verschluss(kopf) lassen sich weiternutzen. Getauscht wird nur das Rohr. Je nach Lauflänge feuert ein so umgerüsteter Schütze um 1.800 Joule ab. Damit erreicht er in etwa die Leistung einer 5,56 mm  x  45  NATO. Damit stellt sich auch die Frage: Was das soll? Die Antwort liegt in der Vergangenheit. Um 1960 war allen militärischen Verantwortlichen klar, dass durch die Ausrüstung mit Schnellfeuergewehren der Munitionsbedarf im Gefecht stark steigt. Die moderne 5,56  mm sollte weniger wiegen als alte WK-II-Patronen, eine möglichst gestreckte Flugbahn für gut 300  Meter Reichweite, durch geringere Leistung kontrollierbare Feuerstöße, und niedrige Produktionskosten haben. Das Konzept funktionierte, bis Konflikte mit großen Truppenaufgeboten immer weiter ab- und asymmetrische Auseinandersetzungen immer mehr zunahmen. 

Innovative Munition: Der Weg zur 6 mm ARC von Hornady 

Statt dass nach heftigen Feuerschlägen Massen mittelmäßig am Gewehr ausgebildeter Panzergrenadiere ausbooten und unter Abgabe von Feuerstößen durch feindliche Linien stürmen, kamen kleinere Spezialverbände auf. Nicht nur in Afghanistan waren aus Hinterhalten operierende Kämpfer mit WK-II-Repetierern auf lange Distanz im Vorteil, wenn sie Gegner beschossen, deren Gewehr in 5,56  x  45  mm NATO nur dem Ausbildungsstand eines unwilligen Wehrpflichtigen genügen sollte. Weder Reichweite noch Präzision genügte jenseits 400  Meter. Scharfschützen wurden wichtiger und die Querschnittsbewaffnung rückte in den Fokus. Bald war klar:  So sinnig, gerade im Hinblick auf urbane Einsätze, leichte, kurze und schnellfeuernde Infanteriewaffen mit leistungsreduzierter Munition sind, so unsinnig sind Truppen damit ausgerüstet, sollten sie im offenen Gelände auf motivierte Kämpfer stoßen, die große Entfernungen treffsicher nutzen, und sollte ihnen Unterstützung durch Mittelkaliber oder Drohnen fehlen. Die Suche nach neuen Kalibern begann. Diese sollten nur nach Modifikation bereits eingeführter Gewehre daraus schießen, eine größere Reichweite und bessere Terminalballistik haben.

Die Testwaffe CMMG AR-15 MK 4 in Kaliber 6 mm ARC

Hornady: 6 mm ARC-Patrone für lange Distanzen aus AR-15-Systemen
Optisch liegt die Hornady Patrone 6  mm ARC näher an .308 Winchester als an .223 Remington. Die CMMG-SL-Büchse bleibt dem AR-15-Stil völlig treu. Montagefreundlich: die lange Pica-Schiene.
Modell:CMMG AR-15 MK 4
Preis:1.749,- Euro
Kaliber:6  mm ARC
Kapazität:10 + 1 Patronen
L x B x H:900* x 63 x 180** mm
Lauflänge:450  mm
Dralllänge190  mm (7,5“) rechts
Abzugsgewicht:ca. 3.000 g
Gewicht:2.975 g
Links-/Rechts-Ausführung:Rechtsausführung

Ausstattung: . *= Austeleskopiert, **= ohne Visierung, Handschutz volle Länge, Picatinny-Schiene durchgängig über Handschutz und Upper Receiver.

7,62  x  51  mm NATO? Das G  36 war, platt ausgedrückt, etwas für Einsätze zwischen Rhein und Neiße. Durchschnittliche Kampfentfernung: unter 100 Meter. In Händen großer Massen von Wehrpflichtigen und Reservisten ist es bis heute eine hervorragende Waffe. Die mittlere bessere Trefferlage bei Durchschnittsschützen im Vergleich zum G  3 ist Fakt. Desert-Warfare-Szenarien standen beim G  36 nicht Pate. Selbst wenn mehr Mühe und Geld darauf verwandt worden wären, die gegebene Patrone erreicht lange nicht die Leistung der 7,62  x  51  mm  NATO. Restbestände zusammengeklaubter G  3 haben in Afghanistan die Langstrecken-Überlegenheit dieser doppelt so starken Patrone bewiesen. Nur lassen sich "mal eben" alte G  3 oder neue AR-10 nicht flächendeckend in der NATO einführen.

Hornady: 6 mm ARC-Patrone für lange Distanzen aus AR-15-Systemen
Auch ein Blick auf das Ende der CMMG offenbart nichts vom neuen, im Vergleich zur .223 deutlich für die Langstrecke optimierten Kaliber.

Was ist mit Kaliber 6,5  mm Grendel? Immerhin, bis 2.600  Joule liefert diese um 2003 vorgestellte Patrone, die sich aus AR- oder M4-Plattformen verschießen lässt. Das US SOCOM setzte  etwa zeitgleich auf die 6,8  mm  Special Purpose Cartridge (SPC), bis zu 2.400  Joule stark. Deren Einsatz fordert neben dem Rohr einen neuen Verschluss und ein anderes Magazin, bei vier Patronen weniger Kapazität. Alle diese Entwicklungen trieben die wirksame Reichweite je nach Lauflänge und Laborierung um reelle 100 bis 200  Meter weiter, doch Präzision, Terminalballistik und Durchschlagskraft reichen längst nicht an die 7,62  x  51  mm  NATO. Noch etwas bremst Neuentwicklungen: die Zahlen. Nachdem die .300  AAC Blackout als Normal-, Subsonic- wie Frangible-Variante abgenommen war, wurde es Dezember 2016, bis jemand siegelte. Die Niederlande orderten SIG  MXC-Karabiner im Kaliber .300  AAC  Blackout. Die Netherlands Maritime Special Operations Forces (NLMARSOF) bekamen ganze 195 Stück. Kleine Kontrakte mit Spezialeinheiten nennen Insider "Applausgeschäft". Dies freut den Verkäufer. Doch dessen Controller sehen die hohe Reputation im krassen Gegensatz zu Entwicklungskosten und Zertifizierungsaufwendungen.

Querschnittslösung 6 mm ARC? Die Werte der 6 mm ARC überzeugen. Im Vergleich zur 7,62  x  51  mm  NATO wird der Schütze mit halb so viel Rückschlag belastet. Das M4 wiegt etwa ein Drittel weniger als ein AR-10. Und in ein AR-10-Magazin passen nur 20  Patronen statt 25  der 6 mm ARC. Wird diese mit dem 105 Grains-HPBT-Geschoss auf 200  Yards (also rund 180  Meter) Fleck eingeschossen, liegt auf 100 Yards der Hochschuss bei rund vier Zentimeter. Von 200 zu 300  Yards fällt das Geschoss nur um 20  Zentimeter. Diese dürften zwischen 50 bis 300  Yards kaum stören. Der Geschossfall auf 400  Yards misst gute 50  Zentimeter. Erst bei 500  Yards (rund 460  Meter) erzwingen rund 115  Zentimeter Abweichung vom Fleckschuss eine gehörige Korrektur des Haltepunktes. Nur stammen diese Angaben aus 24“-Testläufen. Das Durchschnitts-M4- respektive 

AR-15-Rohr mit etwa 15 Zoll (knapp 40  Zentimeter) verringert die Mündungsgeschwindigkeit wie die Energie des Geschosses. Trotzdem lässt, im Vergleich zu den 6,5- und 6,8-mm-Konkurrenten, der viel geringere Luftwiderstand das Projektil der 6  mm  ARC "länger schnell fliegen", es trägt auf weite Distanzen etwas mehr Energie ins Ziel. Das sind Vorteile für den militärischen Gebrauch. Aber: Die im Zuge des Vorhabens "Next Generation Squad Weapon" (NGSW) entwickelten Laborierungen mit dem durch die US Army vorgegebenen 6,8-mm-Geschoss gehen eher in Richtung 7,62  NATO. Ob es zu Lösungen kommt, wie einige besser ausgebildete Schützen mit einer AR-10 in die Züge der 5,6- mm-Schützen einzureihen? Russland mit seiner Mischung aus Kalaschnikow- und Dragunow-Schützen hat es ja vorexerziert  –  und Hülsenplattform für die 6 mm ARC war die 7,62  x 39 mm.

Auf dem Schießstand mit der Hornady 6 mm ARC-Patrone

Hornady: 6 mm ARC-Patrone für lange Distanzen aus AR-15-Systemen
Bis auf das Kaliber solider AR-15 Standard. Am CMMG bleibt alles beim Alten. Ein Umdenken ist des neuen Kalibers wegen nicht erforderlich, nur Weiterdenken.

Auf der sportlichen Schießbahn interessieren militärische Überlegungen kaum. Doch daraus resultierende Vorteile  –  geringer Rückstoß, höhere Reichweite und vor allem bessere Präzision auf lange Distanz  –  werden dankend angenommen. Schon die ersten Schüsse ließen ein einhelliges Urteil zu: Der Rückschlag liegt nahe an dem der .223 Remington, bei etwas leiserem Knall. Die CMMG-AR funktionierte mit der neuen Patrone einwandfrei, wie bei ausgereiften Waffen-Systemen nicht anders erwartet. Lediglich der relativ hohe Abzugswiderstand trübte die Freude, auch die Charakteristik überzeugte des langen Kriechweges wegen nicht ganz. Nichts, was aus dem Fundus von Nachrüstteilen nicht verbessert werden könnte. Die erste Fühlungnahme mit dem neuen Kaliber litt auch unter der noch geringen Munitionsauswahl. Legt man die Latte an unverwackelte Vier- Schuss - Gruppen, lässt sich jedoch das hohe Präzisionspotential der 6 mm  ARC erkennen. Dieses spannende Thema werden wir schon bald in einem folgenden Artikel mit wiedergeladener Munition aus einem Repetierer ausführlicher testen.

Schießtest mit der Hornady CMMG Mk 4, Kaliber 6 mm ARC

Fabrikpatronen Geschossgewicht, Hersteller, Typ: Kaliber 6 mm ARC

SK 100 (mm)
v0 (m/s)
E0 (J)
Hornady 103 gr ELD-X Precision Hunter
52 (36)
762
1938
Hornady 105 gr BTHP Black
42 (32)
758
1955
Hornady 108 gr  ELD Match
55 (29)
748
1958

Fazit zu den 6 mm ARC Hornady Munition aus den AR-15-Systemen

Die ballistische Gratwanderung mit schweren 5,6-mm-Geschossen für lange Distanzen scheint erfolgreich zu Ende zu gehen. Bleibt abzuwarten, welche zum sehr hohen Anspruch der Patrone passenden Waffen in Deutschland künftig verfügbar sein werden. Aber man sieht an diesem Test das enorme Potenzial. Wir halten Sie auf dem Laufenden.


Die Produkte von Hornady und CMMG kommen über den Importeur Helmut Hofmann GmbH nach Deutschland. Weitere Informationen zu Produkten und aktuellen Angeboten von Helmut Hofmann finden Sie hier auf der Webseite des Unternehmens. Der Verkauf erfolgt aber ausschließlich über den Fachhandel.

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