6,5 Creedmoor von Hornady gegen .308 Winchester im Beschusstest. Wir simulieren Schüsse auf der Drückjagd

Zu Gast bei Waffen Albert in Schweinfurt, führten wir unseren Drückjagd Kaliber-Vergleich mit zwei verschiedenen Laborierungen durch: Im Kaliber .308 Win. ging die Hornady Superformance International 150 gr/9,7 g GMX (bleifrei) an den Start und in 6,5 Creedmoor die Hornady Superformance mit 120 gr/7,8 g GMX (ebenso bleifrei). Dabei ging es auf die typische Entfernung von Bewegungsjagden von 50 Metern.

Packung der Hornady Superperformance International.
Die erste Testlaborierung: die Hornady Superperformance International mit 150 grain-GMX-Geschoss.

Die bleifreien Testlaborierungen: Hornady GMX Superformance International in .308 Winchester und GMX Superformance in 6,5 Creedmoor im Detail

Packung der Hornady Superperformance.
In 6,5 Creedmoor ging die Hornady Superperformance mit 120 gr-GMX-Geschoss an den Start.

Was muss man über die .308 Win. 150 gr GMX Superformance International wissen? Eine der stärksten bleifreien .308 Win.-Laborierungen am Markt, tritt mit einer v0 von 872 m/s aus dem 61 cm-Messlauf für den Schusstest an. Beim all4hunters.com-Test schossen wir mit der Savage Impulse. Mit einer v0 von 869 m/s aus dem 46 cm-Savage Impulse Lauf, verliert die 308 Win. 150 gr./9,7 g GMX Superformance International nur 3 m/s gegenüber dem Messlauf. Das spricht für die Superperformance-Pulvertechnologie. Bis ins Ziel auf 50 Meter verliert das stromlinienförmige Geschoß (G1 BC .415) nur 37 m/s. Bei 200 Meter wären das dann 148 m/s.

Im Gegensatz dazu startet die 6,5 Creedmoor 120 gr GMX Superformance mit 930 m/s aus dem 61 cm Messlauf und 898 m/s aus dem 50 cm-Lauf der Savage Impulse. Trotz des geringeren Gewichts verliert sie wegen der besseren Stromlinienförmigkeit (G1 BC .480) nur 32 m/s bis in ihr Ziel auf 50 Meter. Auf 200 Meter liegt der v-Verlust nur bei 98 m/s. Was einen der Vorteile des 6,5mm Kalibers verdeutlicht. Obwohl die Creedmoor wie erwartet durch die höhere Auftreffgeschwindigkeit eine bessere Augenblickwirkung gegenüber der .308 hat, hat sie dennoch auch die bessere Tiefenwirkung, was unter anderem der günstigeren Querschnittsbelastung des 6,5er Geschosses liegt. Doch noch einmal von vorne:

Kaliberdiskussion: .308 Winchester gegen 6,5 Creedmoor im jagdlichen Kontext

Warum ist das wichtig zu wissen? Viele Jäger trauen den kleineren, schnellen Kalibern nicht viel zu, wenn es um Augenblicks- und vor allem Tiefenwirkung geht. Das liegt vor allem an den Erfahrungen/Erzählungen in Kombination mit eher weichen traditionellen Teilmantelgeschossen, die Ihre Wirkung zu schnell abgeben. Moderne Geschoßkonstruktionen wie unter anderem die bleifreien Deformationsgeschosse, die auch bei hoher Auftreffgeschwindigkeit eine kontrollierte Energieumsetzung mit Tiefenwirkung erreichen, konnten erst die Vorteile der rückstoßärmeren, mit flacherer Flugbahn und höherer Zielgeschwindigkeit arbeitenden kleineren, schnelleren Kaliber ohne Nachteile umsetzen.

Kavernenvergleich im Beschusstest.
Kavernen in ballistischer Seife im Vergleich: Links die .308 Winchester (Hornady 150 gr GMX Superformance International), rechts die 6,5 Creedmoor (Hornady 120 gr GMX Superformance)

Wie bei jedem Geschoss, dass jagdlich zum Einsatz kommen soll, geht es letztendlich um die Wirkung im Wildkörper. Wir wollen eine möglichst schnelle Energieabgabe, mit effektiver Gewebezerstörung bei optimaler Tiefenwirkung. Berücksichtigt man dann noch den Wildkörper als Widerstand mit unterschiedlicher Größe (Rehwild ist nun mal schmaler als ein Stück Rotwild), könnte man sicherlich noch Stunden diese Kaliberdiskussion weiterführen ohne auch nur ansatzweise zum Ergebnis zu kommen. Die .308 Win. ist spätestens seit den 70er-Jahren aus "Jägers Kopf" nicht mehr herauszubekommen. Das Kaliber überzeugt und wird auch weiterhin geführt werden, da es viele Vorteile in sich vereint. Ein neues Kaliber hat es da logischerweise schwer. Insbesondere in Europa ist die 6,5 Creedmoor sicher nicht angetreten um die .308 Winchester abzulösen, aber die Werte die wir bei unserem Test erzielt haben, zeigen durchaus Ihre Stärken auf, die sie zu einer guten Alternative machen. In unserem Video sehen Sie, dass es durchaus möglich ist, mit einem leichteren und schnelleren Geschoss viel Augenblicks- aber eben auch Tiefenwirkung zu erzielen, als mit mehr Geschossgewicht. Die richtige Geschoßkonstruktion vorausgesetzt. Die 6,5 Creedmoor von Hornady bietet mehr Effektivität und Leistung bei weniger Pulvereinsatz. Das Geheimnis der Creedmoor-Laborierung ist die kompakte Bauweise und daraus resultierende höhere Geschwindigkeit, die sie aufgrund der besseren ballistischen Koeffizienten auch auf Distanz besser behält, was zu augenscheinlich mehr Wirkung im Wildkörper führt. Schauen Sie sich das Foto vom Schusstest auf ballistische Seife einfach mal an. Die maximale Ausdehnung der Kaverne wird bei der 6,5 Creedmoor schon früher erreicht als bei der .308 und auch die Länge der Kaverne ist bei der Creedmoor etwas länger als bei der .308 und das obwohl die 6,5 Creedmoor rund 20 % leichter ist.

Die Aussage, dass mehr Gewicht mehr Wirkung erzielt, muss man anhand dieses Tests also möglicherweise in Frage stellen.

Restgewicht der 6,5 Creedmoor.
Restgewichte: Die ursprünglich 120 Grain schwere Hornady Superperformance in 6,5 Creedmoor wiegt nach dem Test noch 117,0 Grain ...
Restgewicht der .308 Winchester.
... während die Hornady Superperformance International in .308 Winchester noch 148,5 Grain wiegt (ursprünglich 150 Grain).

Exkurs: Der Schuss auf weite Distanzen und die Kaliberwahl

Für viele Jäger in Deutschland und Europa sind Schussentfernungen von 30-70 Meter auf der Drückjagd oder 100-150 Meter auf Ansitz und Pirsch die Normalität. Kommt man in den Genuss die Bergjagd zu erleben oder hinterlässt in Afrika seine jagdlichen Spuren, sind ganz andere Schussentfernungen zu meistern. Das liegt nicht daran, dass man weiter schießen "will", sondern "weiter schießen muss" um die sich bietenden Chancen zu nutzen. Jeder, der weite Schüsse antragen will, muss sich mit dem Thema "Schießtraining auf weite Distanzen" und "Kaliberwahl" auseinandersetzen.  Auch der Springbock oder die Gams kann sich auf 250 Meter Schussentfernung in 0,25 Sekunden gut einen Meter weiter fortbewegen. Ein vermeintlich gut platzierter Schuss sitzt dann in so einem Fall schon so weit hinter dem Blatt, so dass eine Nachsuche programmiert ist. Wie man sich vorstellen kann, sind Nachsuchen in der Bergen oder auch in Kalahari mit bis zu 40 Grad im Schatten keine leichte Aufgabe. In den Bergen die körperliche Belastung für Mensch und Hund, in der heißen Mittagssonne von Afrika sind es die klimatischen Bedingungen die den Schweiß so schnell trocknen lassen, dass es selbst für Schweißhunde eine echte Herausforderung ist, auf der ausgetrockneten Schweißfährte erfolgreich zu suchen. Wie auch immer Sie sich entscheiden: mit beiden Laborierungen macht man nichts verkehrt - jedoch ist die Rasanz der 6,5 Creedmoor gerade auf weite Entfernungen ein kleiner Vorteil.