Maschinengewehre bieten eine extreme Feuerkraft  − aber welche Rolle spielen MGs auf dem modernen Gefechtsfeld?

Allgemein bekannt, gilt Hiram Maxim als Erfinder des allerersten Maschinengewehrs, wobei die „Maxim Gun“ in Kalibern wie beispielsweise .303 British oder 7x57 Mauser tatsächlich schon 1885 das Licht der Welt erblickte. Der Rückstoßlader mit Gurtzufuhr und Wasserkühlung sowie einer theoretischen Feuerkadenz von bis zu 600 Schuss in der Minute veränderte die Weltgeschichte und die WWI/WWII-Militärtaktik nachhaltig. Alle Militärmächte führten um die Jahrhundertwende Maxim-MGs ein. Es sollten zahlreiche weitere Maschinengewehrklassiker von Legenden wie John Moses Browning, Benjamin Hotchkiss oder Andreas Wilhelm Schwarzlose folgen. 

Technische Klassifizierung von Maschinengewehren in 4 Klassen

Bei technisch unterschiedlichen Konstruktionsdetails ist ein Maschinengewehr in der Regel eine vollautomatische Waffe mit Gurtzuführung, die kleinen, abgesessenen Militäreinheiten in asymmetrischen Konflikten eine hohe Feuerkraft verschafft. Aufgrund neuester MG-Entwicklungen wie beispielsweise dem ultraleichten Evolys des belgischen Rüstungskonzerns Fabrique Nationale (FN) Herstal kann man heute das Maschinengewehr in vier Klassen unterteilen.

Klasse 1: Schwere Maschinengewehre

Schwere Maschinengewehre, wie das auf John M. Brownings Klassiker basierende, um die 38 kg wiegende FN M2 im Kaliber .50 Browning Machine Gun (12,7x99 mm), ein Rückstoßlader mit Blockverschluss, bieten das ultimative Unterdrückungsfeuer. Das für den Bodeneinsatz bestimmte FN M2HB-QCB weist eine theoretische Feuerkadenz von +/- 600 Schuss/Minute auf und die schneller feuernde FN M3-Version, die auf integrierten Luft-, See- und Landwaffensystemen eingesetzt wird, besitzt gar eine Kadenz von +/- 1.100 Schuss/Minute.

Klasse 2: Mittelschwere Maschinengewehre

MG-Mittelgewichtsklasse: Das Allzweck-Maschinengewehr FN MAG in 7,62x51 mm.

Nach WWII entwarf FN eine neue Generation mittelschwerer Universalmaschinengewehre in Gestalt des berühmten FN MAG. Das etwa 11,8 kg schwere FN MAG im Kaliber 7,62 x 51 mm, ein Gasdrucklader mit Stützriegelverschluss aus dem Jahre 1958, wurde schnell von vielen großen Armeen übernommen. In der britischen Armee ist es als L7A2 GPMG oder im Soldatenjargon als  "Gimpy" bekannt, während es in den USA als M240 geführt wird. Nachdem sich das FN MAG mit einer theoretischen Feuerkadenz von 650 Schuss pro Minute in den letzten sechzig Jahren in fast allen Konflikten mit hoher und niedriger Intensität bewährt hat, ist es heute nahezu das einzige Maschinengewehr in diesem NATO-Kaliber, das noch in Massenproduktion hergestellt wird. Es kann von zwei Soldaten in einer abgesessenen Einheit bedient oder in vielen Konfigurationen von der Besatzung in Fahrzeugen und Hubschraubern eingesetzt werden.

Klasse 3: Leichte Maschinengewehre

MG-Leichtgewichtsklasse: Das FN MINIMI in 5,56x45 oder alternativ auch in 7,62x51 wird von mehreren NATO-Staaten genutzt.

Auch hier hat der belgische Hersteller mit dem rund 8 kg schweren FN Minimi, ein Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss aus dem Jahre 1974, einen wahren Klassiker erschaffen. Das leichte Maschinengewehr mit einer Kadenz von 800 Schuss in der Minute wurde mit der Einführung der 5,56 x 45 mm-Patrone FN SS109 durch die NATO in Dienst gestellt. Damit verfügte die Infanterie über ein voll wirksames Maschinengewehr mit Gurtzufuhr, das zusammen mit mindestens 600 Schuss von einem Mann getragen werden konnte. Im Einsatz bei den meisten NATO-Streitkräften und anderen Armeen weltweit, ist das FN Minimi kampferprobt und wurde stets weiterentwickelt, um den sich ändernden Anforderungen gerecht zu werden und Erkenntnisse aus operativen Einsätzen umzusetzen. Die später eingeführte Ausführung in 7,62x51 mm NATO bringt mehr Wirkung ins Ziel.

Klasse 3: Ultraleichte Maschinengewehre wie das FN Evolys stehen auch auf der Enforce Tac 2024 vermehrt im Fokus der militärischen Beschaffer

MG-Superleichtgewichtsklasse: Das innovative, junge Maschinengewehr FN Evolys in 5,56x45 und 7,62x51.

Die in den letzten Jahrzehnten stets wachsende Gewichtbelastung des Soldaten durch zusätzliche Ausrüstung wie Nachtsicht- und Kommunikationstechnik, die zu einer Einschränkung der Mobilität führt, macht die Gewichtsreduzierung zu einem stets aktuellen Thema. So entwickelte FN Herstal 2021 das neueste Familienmitglied in Gestalt des ultraleichten Maschinengewehrs FN Evolys. Das Gewicht wurde im Vergleich zu anderen Maschinengewehren um 30 Prozent reduziert, so wiegt es in den Standardkalibern 5,56x45 mm und 7,62x51 mm NATO lediglich 5,5 kg respektive 6,2 kg. Auf dem reichen Erfahrungsschatz des Herstellers basiert das Leichtgewicht, das durch seine markante, klappbare Schulterstütze im Erscheinungsbild ein wenig an die FN SCAR-Sturmgewehrfamilie erinnert. Das neue Modell soll die Feuerkraft eines MG mit Gurtzufuhr mit der Leichtgewichtigkeit und den Handhabungsvorteilen eines Sturmgewehres kombinieren. 

Bereits auf der Enforce Tac 2023 konnten die Fachbesucher und Beschaffer sich am Stand von FN Herstal unter anderem einen Überblick über das aktuelle Angebot an leichten und ultraleichten MGs des belgischen Herstellers verschaffen.

Das zuschießende FN Evolys mit einer theoretischen Feuerkadenz von 750 Schuss in der Minute baut auf einem indirekten Gasdruckladesystem mit Kurzhub-Impulsstange („Short Stroke“) und Multiwarzen-Drehkopfverschluss auf. Das patentierte Patronenzufuhrsystem positioniert die Patronen automatisch, wenn die Ladeklappe geschlossen und der Gurt nicht korrekt auf der Zufuhrrampe platziert ist. Das verhindert das Fehlerrisiko beim Zuführen der ersten Patrone. Das letzte Glied des Munitionsgurtes wird automatisch herauskatapultiert, um den Weg für ein schnelles, zuverlässiges Nachladen frei zu machen. Selbstverständlich wurde die Schalldämpfernutzung von Beginn an bei der Entwicklung berücksichtigt und exzessiv in der Praxis erprobt. 

FN Herstal: Das jüngste MG aus Belgien fasziniert durch eine Vielzahl cleverer Konstruktionsdetails.
FN Herstal: Wir hatten das Vergnügen, alle FN-MGs schon persönlich schießen zu können. Hier  beim Probefeuern des FN Evolys.

Das FN Evolys ist konsequent auf beidseitige Bedienung ausgelegt und der Feuerwahlhebel besitzt eine Position für halbautomatisches Einzelfeuer, um gezielt einzelne Zielmedien bekämpfen zu können. Die längenverstellbare Schulterstütze mit höhenjustierbarer Wangenauflage erlaubt eine individuelle Einstellung je nach Körpergröße, Ausrüstung oder Schießposition respektive Anschlagart. Das monolithische Systemgehäuse mit Integral-Handschutz aus einem Stück Leichtmetall ist auf maximale Robustheit ausgelegt und gewährleistet die wiederholgenaue Montage von Optiken plus Zusatzausrüstung (Vergrößerungsmodule, Nachtsicht-/Thermaloptiken). Die hydraulische Puffereinheit schluckt viel Rückstoß und schafft damit beste Voraussetzungen für kontrolliertes Einzel- und Dauerfeuer. 


Mehr Informationen über die MGs des Herstellers finden Sie auf der Homepage von FN Herstal.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: