Eine für (fast) alle Disziplinen: Multimodulares Pistolen-System STP Black Major 5.0, im Test im Kaliber .40  S & W

Maße des 2011-Griffstücks der STP Black Major
Die im Auslieferungsstand einzige mit Haftfolien versehene Fläche: das Schlagfeder-Gehäuse der STP Black Major. Sonst ist der Griff glatt. Grund für Alarm?

Die Ausgangslage: In Deutschland existieren vier relevante Schießsport-Verbände mit jeweils bis zu mehreren Dutzend Disziplinen für Sportpistolen ab Kaliber 9  mm Luger aufwärts. So weit, so gut an Vielfalt. Nun jedoch zu den Sportordnungen: Im DSB (Deutscher Schützenbund) schießen wohl athletischere Schützen als im BDS (Bund Deutscher Sportschützen). Das Gewichtslimit einer "25 m Zentralfeuerpistole" darf laut DSB-Sportordnung bis zu 1.500  Gramm betragen. Beim BDS ist bei 1.300  g schon Schluss. Dafür existieren, wie auch im BDMP (Bund der Militär- und Polizeischützen) einige Disziplinen für Kurzwaffen mit Reflexvisier. Die DSU (Deutsche Schützen Union) hat sogar alle Kurzwaffen-Disziplinen auch für Rotpunkt-Visiere gespiegelt, also getrennt parallel. Rotpunktvisiere sind aber im DSB verboten, sogar bei roten Fiberglasstäben im Korn sieht die DSB-Sportordnung "rot". Gut, alterssichtige Schützen müssen sich mit ihren Schießbrillen nur auf 25  Meter orientieren, Zwischendistanzen finden nicht statt. Andere Verbände führen in ihren Sportordnungen für meist dynamische Disziplinen Extra-Klassen für Pistolen mit Rotpunktvisier. Auch das Kaliber ist ein gängiges Unterscheidungsmerkmal für die Verbände. 

Bis auf die DSU, dort gibt`s wenig Limitierendes: Zentralfeuer, eine Mindest- und eine Maximallauflänge! Für den Rest gilt: Eine 45er darf nicht bei den "Neunern" Mitschießen.  So hat sich fast jeder Sportschütze, der mehrere Disziplinen mit einer Waffe abdecken möchte, wohl einmal gefragt, ob er die falsche Waffe oder den falschen Verband gewählt hat. STP hat die Lösung.

Das Baukastenprinzip der STP Black Major löst das Dilemma

Statt Mündungsbuchse direkte Führung des Laufs im Verschluss.
Der Hersteller STP führt den Black-Major-Lauf nicht durch eine Mündungsbuchse. Das übernimmt das „Kaliber“ des groß dimensionierten Laufdurchmessers.

Visierungen, ob mechanisch oder opto-elektronisch, sind also ein Thema. Hier liegt auch ein wesentlicher Ansatz des Herstellers der Black Major von Sport Target Pistol, kurz STP. Inhaber ist Büchsenmachermeister Karl Prommersberger. Seine berufliche Qualifikation erlaubt es STP, ein wesentliches Bestandteil für möglichst universell einsetzbare Großkaliber-Pistolen selbst zu fertigen: Die Optics Ready-Schnittstelle (OR) auf dem passenden Verschluss. Gibt es doch längst? Ja, aber wie? Oftmals reckt sich ein extra hohes Korn nebst Kimme in das Sichtfenster des Rotpunktvisieres, und kaum eine Lösung mit einer auf mechanisches Visier zurück gerüsteten Waffe genügt sportlichen Ansprüchen. Wie auch die meisten OR-Pistolen, die eher zur Verteidigung als zum Sportschießen hergestellt werden. Die von STP gefertigten Adapterplatten sitzen in einem massiven Formschluss im Verschluss-Ausschnitt, kraftschlüssig durch Schrauben fixiert. Die STP-Adapterplatte ist auch der eigentliche Träger. Das Rotpunkt- oder mechanische Visier bleibt, es wird gleich die ganze Einheit getauscht. Beim Wechsel erübrigt sich somit das erneute Einschießen. Dieses neue Interface kann zu jeder STP-Pistole bestellt werden. Die mechanische Visierung der Testwaffe war mit einer Mikrometerkimme ausgestattet. Das rote Fiberglaskorn ist austauschbar, damit sind die Probleme zur Waffenkontrolle Geschichte. Das Gewicht der Black Major liegt unter dem kleinsten Nenner von 1.300  g, der Abzugswiderstand dort, wo er nach allen Sportordnungen passt .

"Fünf Schuss laden" – mindestens bei der STP Black Major

STP Black Major: Adapterplatten für viele Schießdisziplinen
STP fertigt massive Adapterplatten für verschiedene Rotpunkt-Visiere oder eine Mikrometer-Kimme. Damit lässt sich die Black Major auch in diesem Punkt in jedem relevanten Schießsportverband einsetzen.

Bei der Black Major in 9 mm Luger bleibt viel Luft im Magazin, denn es fasst 17  Patronen. Womit wir bei den Kaliberklassen sind: Das Testkaliber .40  S  &  W spielt im DSB keine, bei DSU wie BDMP nur eine Statistenrolle. Es ist im BDS aber ein wichtiges "Major-Kaliber" für IPSC-Schützen. Deshalb ist sie bei STP im Angebot.

So erschließt sich der Name der Testwaffe, wie der Sinn für eine Black Major im Kaliber .45 ACP, die in diese eigens reservierte Kaliberklasse passt. Einziger Knackpunkt: Die für IPSC-Disziplinen nötige hohe Magazinkapazität schlägt sich im bekannt üppigen Umfang des (2011er) Griffstücks der Black Major nieder. Für diesen oder auch jene je nach Handgröße vielleicht ein Ausschlusskriterium, aber für viele Schützen im wahrsten Wortsinn der gut fassbare Kompromiss für ein möglichst breites Einsatzspektrum.

Auf dem Schießstand: Präzision der STP Black Major mit dem Burris Fastfire 4 im Test mit Munition von GECO und Hornady

Lange Federführungsstange bei der STP Black Major
Keine Mündungsbuchse bedeutet auch bei der STP Black Major eine lange Federführungsstange, die zur Demontage auseinandergeschraubt werden muss. 

Das als Rotpunktoption gewählte Burris Fastfire  4 liefert ein glasklares Absehen, dessen Form an ein klassisches Zweispeichenlenkrad erinnert. Wobei der Hupknopf den eigentlichen, in einem großen Kreis liegenden Dot abbildet. Der 3-MOA-Dot deckt (rechnerisch) auf 25  Meter nur rund 22  mm ab, je nach Leuchtstärke scheint es etwas mehr, reicht aber immer für ein sauberes Erfassen der Zehn. Die Handhabung der Black Major ist problemlos, alle Bedienelemente rasten leichtgängig und definiert. Der sauberen Auslösecharakteristik wegen wirken die rund 1.400 Gramm Abzugswiderstand subjektiv niedriger. Mit den wenigen gerade erhältlichen 40er Laborierungen lag die Black Major mehrfach unter 40 mm, etwa Zehn-Schuss-Gruppen von 28, 29 und 33 mm mit Hornady-Patronen und 35 mm mit der GECO 180 grs FMH FP. Die sehr engen Maschinen-Streukreise ließen sich auch aus der Hand umsetzen, Rotpunkt sei Dank!

Störungen oder Auffälligkeiten gab es keine. Unser starkes Testkaliber .40  S & W ließ Rückschlüsse zum Schussverhalten der .45 ACP zu: Die etwas stärker zum Mündungswippen neigende 45er wird ab mittlerer Handgröße durch den großen Griffumfang wohl auch in schnellen Serien sicher zu bändigen sein.

STP Black Major in .40  S & W: Technische Daten und Preis

Modell:

STP Black Major Prommersberger 

Hersteller:
STP Prommersberger
Preis:4.510,-  Euro*
Kaliber:
.40  S & W (für unseren Test, weitere Kaliber lieferbar: 9 mm Luger, .45 ACP)
Kapazität:
15 + 1 Patronen
Maße (L x B x H):
220 x 40 x 145 mm
Lauflänge:
127 mm
Visierlänge:
165 mm
Ausschnitt Kimme:
3,0 mm
Kornbreite:
2,9 mm
Abzugswiderstand:
ca. 1.370 Gramm
Gewicht:
1.276 g (mit Red Dot)

Ausstattung: * = Preis mit Mikrometer-Visier. Ersatzmagazin, Corduratasche, Öl. Auch in 9 mm Luger, .357 SIG, 9 x 21 mm und .45 ACP.

Ganzstahl, Griffmodul Alu schwarz, Extreme Engineering Abzugs-Kit, Oberfläche DLC 42 schwarz (nach Wunsch ohne Aufpreis).

Unser Test-Fazit: Was ist von der STP Black Major zu halten?

"Einsatzzwecke: BDMP 1500, BDS, DSB, DSU, IPSC". So wird die Black Major von Hersteller STP beworben, und das stimmt auch nach dem Abschluss dieses Tests. Zu den üblichen, im Preis/Leistungs-Verhältnis berücksichtigten Punkten wie Ausstattung, Verarbeitung und Schussleistung kommt hier noch die kompromisslose Modularität in fünf Kalibern für Einsätze in jedem Dachverband hinzu. So gibt es für die Black Major von uns eine glatte Kaufempfehlung. Weitere Infos nennt die STP-Website.

 Das hat uns gut gefallen: Das fanden wir weniger gut:

- Exzellente Verarbeitung

- kleinere Hände limitierender Griff

- Für den sportlichen Einsatz  bei vielen Verbänden geeignet

- Klebetape mit sehr grober Körnung
(ist aber leicht zu ändern)

Der komplette Testbericht erschien in der  September-Ausgabe von VISIER, die Sie direkt im VS Medien-Shop bestellen können. Dort finden Sie auch die komplette Schießtabelle und natürlich viele weitere Testberichte und Reportagen.