Kaufberatung Kurzwaffe: Worauf man unbedingt achten sollte und auf welche Fragen man die passenden Antworten braucht, bevor man eine Waffe kauft

Beginnen wir mit den Sportschützen und unserem Interview-Partner Karl Prommersberger – Inhaber und Geschäftsführer der Waffenschmiede STP  – Sport Target Pistol Prommersberger. Es lohnt sich in jedem Fall, sich das komplette Video anzusehen!

Wichtige Kriterien bei der Auswahl von Kurzwaffen mit Karl Prommersberger: Was müssen Sportschützen beachten, wenn es um Gewicht, Lauflänge und Abzugsgewicht geht?

ELSA 5.0 Erhältlich in Kaliber 9x19 oder .38 SA · Einsatzzwecke: BDMP 1500, BDS, IPSC
Eine Kurzwaffe für den Profi. Die Elsa ist erhältlich im Kaliber 9x19 oder .38 SA. Für Anfänger ist diese Kurzwaffe wohl etwas zu ambitioniert. Der Lauf ist ein 5.0 Polygonlauf mit Kompensator (MonoComp). Einsatzzweck:  BDMP 1500, BDS, IPSC

"Jeder Sportschütze ist Mitglied in einem Schützenverband und schießt dort in bestimmten Disziplinen, welche in einem Sporthandbuch beschrieben sind", sagte uns dort Karl Prommersberger, Büchsenmachermeister und Chef von STP Prommersberger. Und natürlich macht sich eine Auswahl der sportlich genutzten Kurzwaffe an den dort definierte Parametern fest. In diesen Handbüchern der Verbände sind Limits festgelegt, die das Regelwerk bei der Auswahl des Sportgeräts vorgibt. Diese Limits beziehen sich beispielsweise auf das Gewicht der Waffe: Beim DSB liegt das Gewichtslimit für eine Großkaliberpistole bei 1.500 g, beim BDS bei 1.400 g für Kaliber .45 und 1.300 g für 9x19 mm. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Waffenlänge, meist begrenzt auf 6 Zoll. Die Vorteile einer längeren Lauflänge sind minimal, jedoch trägt sie zur Kopflastigkeit bei und minimiert den Hochschlag, was zu einer weicheren Schussabgabe führt. Ein hohes Waffengewicht bietet ein größeres Beharrungsvermögen, welches die Pendelbewegung beim Schießen verlangsamt und dem Schützen mehr Zeit gibt, den Schuss präzise abzugeben. Die Abzugsgewichte sind ebenfalls limitiert, meist auf 1.000 g. Der BDMP sieht ein Limit von 1.360 g vor. Eine der größten Herausforderungen beim Schießen ist es, beim Abziehen nicht zu "verreißen". Moderne Sportwaffen ermöglichen es, ohne Probleme die Zehner-Ringe zu treffen, vorausgesetzt, man hat eine brauchbare Munitionsauswahl getroffen. Wichtig ist ein kurzer, trockener Abzug, der schnell auslöst und somit weniger Zeit für Fehler lässt.

Welche Fehler macht der Anfänger häufig mit der Kurzwaffe?

Kurzwaffentrainer Tino Schmidt auf der Schießanlage in Phillipsburg
Als erfahrener Wettkampfschütze und Kurzwaffentrainer weiß Tino Schmidt, worauf es ankommt, wenn es um das Handling der Kurzwaffe geht.

"Bei Anfängern ist oft zu beobachten, dass Rechtsschützen links tief schießen, was auf ein Verreißen des Abzugs zurückzuführen ist." Das sagt uns all4shooters-, caliber-Redakteur und Kurzwaffentrainer Tino Schmidt, der bei dem Termin bei STP Prommersberger ebenfalls dabei war. Bei Kurzwaffen ist man im Gegensatz zum Gewehrschießen freischwingend und hält die Waffe nur mit wenigen Berührungspunkten. Eine verstellbare Visierung ist vorteilhaft, da sie individuell anpassbar ist und Fehler beim Zielen kompensieren kann. Ein großes Kimmenblatt erleichtert das Zielen. Als Anfänger sollte man sich einen erfahrenen Trainer zur Hand nehmen. Der Vorteil eines solchen Trainers ist, dass er sehr schnell die Fehler erkennt, die vor und während der Schussabgabe mit der Kurzwaffe passieren. Daneben achtet der Trainer auch auf die Bewegungsabläufe, die der Schütze anwendet. Gerade hier ist bei vielen Anfängern jede Menge an Potential, das man ohne die richtige Anleitung nicht nutzen kann.

5 Tipps zur Auswahl der Waffe von Kurzwaffentrainer Tino Schmidt:
Was will ich? Wofür brauche ich die Waffe? Wieviel darf sie kosten?

Tino Schmidt haben wir ja bereits im Video-Interview mit Karl Prommesberger gesehen und geben nun auch das Wort an ihn: "Es ist natürlich sehr schwer, allgemeingültige Empfehlungen für den Kauf einer Kurzwaffe abzugeben. Zu unterschiedlich sind die Anforderungen, die an die Waffe gestellt werden und zu unterschiedlich sind ihre Benutzer und die Einsatzzwecke. Eine individuelle Beratung vom Experten beugt Fehlkäufen in jedem Fall vor. Aber dennoch will ich die wichtigsten Punkte aus meiner Sicht kurz skizzieren und dabei auch den Aspekt der Kurzwaffe für den Jäger ansprechen":

Hier kommen die Tipps von Tino Schmidt anhand von 5 Fragen, die jeder für sich beantworten muss:

1. Sportliche Disziplin(en) und Budget: Wer die sportliche Verwendung anpeilt, sollte sich zuerst einmal Gedanken machen, welche Disziplin man bestreiten möchte und wie hoch das maximale Budget für die Waffe ist. Soll eine Kurzwaffe viele unterschiedliche Disziplinen abdecken, muss man mehr oder weniger starke Kompromisse eingehen. Strebt man sportliche Höchstleistungen an, kommt man kaum darum herum, sich für jede Disziplin eine entsprechende Wettkampfwaffe anzuschaffen. Ist das nicht der Fall kann man auch mit einem Allrounder glücklich werden. Die Sporthandbücher der Verbände sind in der Regel alle Online zu finden. Dort kann man sehr einfach nachlesen, welche Anforderungen an die Waffe bezüglich Größe, Lauflänge, Gewicht etc. gestellt werden. Die Lauflänge sollte sich für sportliche Anwendungen zwischen 4,5“ und 6“ bewegen, um eine ausreichend lange Visierlänge zu erhalten. Essenzielle Bedienelemente wie Sicherungen oder Magazinauslöser sollten gut bedienbar sein, ohne den Griff der Schusshand lösen zu müssen. Am besten viel Probeschießen und sich seine eigene Meinung bilden.

SPARTA 5.0 ist erhältlich in den Kaliber 9x19 oder .45 ACP · Einsatzzwecke: BDS, IPSC, DSB, BDMP 1500
Für Einsteiger sicherlich eine Alternative, auch wenn der Preis bei 1590,- Euro losgeht.  Die SPARTA 6.0 ist erhältlich in Kaliber 9x19 oder .45 ACP. Einsatzzwecke: BDS, IPSC, DSB, BDMP 1500.

2. Stahl-  oder Polymerpistolen? Waffen aus Stahl sind für Sportschützen in der Regel die erste Wahl. Sie weisen weniger Rückstoß und Hochschlag auf. In meinen Kursen sehe ich leider recht häufig Schützen, die mehr Schussangst haben, als sie sich eingestehen wollen. Das hängt oft mit dem Rückstoß zusammen. Ganzmetallwaffen weisen oftmals die besseren Abzugsqualitäten als Polymerpistolen auf, die fast ausnahmslos als Dienstpistolen konstruiert wurden. Ihre Gene als Dienstpistolen mit der Maxime auf sichere Funktion und rationelle Fertigung sorgen auch dafür, dass die Toleranzen der Hauptbestandteile größer ausfallen, was der machbaren Präzision abträglich ist. Zudem gilt, je leichter eine Waffe ist und je höher der Abzugswiderstand ausfällt, umso stärker wird die Abzugsbetätigung eine Bewegung in die Waffe einbringen. Ein Beispiel: Eine 1.300 Gramm schwere Pistole mit 1.300 Gramm Abzugsgewicht hat ein Verhältnis von 1:1. Bei einer Polymerpistole mit etwa 800 Gramm Gewicht und rund 1.600 Gramm Abzugsgewicht fällt das Verhältnis schon auf 1:2 ab. Polymerwaffen sind nicht gänzlich ungeeignet für den Schießsport aber oftmals schwieriger zu schießen als Ganzstahlwaffen − und das sollte man wissen.

3. Mechanische oder optische Visierung? In den meisten sportlichen Schießsportdiziplinen ist eine verstellbare Mikrometervisierung unabdingbar. Eine feste Visierung lässt sich praktisch kaum auf unterschiedliche Laborierungen oder Lichtverhältnisse abstimmen. Mehrpostionenvisiere braucht man eigentlich nur, wenn man unterschiedliche Distanzen bzw. verschieden große Zielmedien beschießt, um den Haltepunkt schnell ändern zu können. Eine Optik-Schnittstelle am Verschluss sollte in jedem Fall in Betracht gezogen werden. Im Fachjargon werden solche Waffen als "Optics Ready", oder kurz OR, bezeichnet. Die Zielaufnahme mittels Rotpunkt gestaltet sich einfacher, erst recht in fortgeschrittenem Alter oder bei Brillenträgern. Zudem lässt sich das Ziel mit einem Red Dot schneller erfassen und es ermüdet das Auge weniger. Auch für den Jäger ist ein solches Leuchtpunktvisier ideal, da schlechte Lichtverhältnisse vorherrschen können. Zudem verbleibt der Fokus des Auges da, wo die „Musik“ spielt - nämlich auf dem Wild. Bei der Verwendung von Leuchtpunktvisieren spielt die Visierlänge keine Rolle mehr. So lassen sich oft recht erstaunliche Präzisions-Ergebnisse bei Verwendung eines Leuchtpunktvisiers auch aus einer kurzläufigen Waffe herausholen.

4. Pistole oder Revolver? Der Revolver ist in den letzten Jahren aufgrund der gestiegenen Munitionspreise etwas ins Hintertreffen geraten. Zudem sind brauchbare Pistolen in der unterhaltsgünstigen 9 mm Luger auch schon für kleines Geld zu bekommen. Es gab und gibt nach wie vor Schützen, die mit dem Revolver die besseren Ergebnisse frei Hand erzielen. Vielleicht hat das mit der druckpunktlosen Charakteristik des Single Action-Abzugs zu tun und dem Vorteil, sehr weiche Laborierung verschießen zu können. Beim Griff sollte man aufpassen, dass er – analog zur Pistole  – nicht zu groß ausfällt und das erste Glied des Zeigefingers in jedem Fall mittig Kontakt am Abzug findet. Das gilt besonders, wenn ein Double-Action-Abzug zum Einsatz kommen soll.

LODUR 6.0 1500 · 6" Matchrevolver
Hat immer eine Chance verdient: Der Revolver. Was viele nicht wissen, Anfänger kommen mit dem Revolver meistens besser klar, als mit einer Pistole. Mehr dazu erfahren Sie im oben verlinkten Video.

5. Welche Kurzwaffe ist jagdlich geeignet und welches Kaliber sollte es sein? Beim Führen der Waffe sollte die Wahl auf eine leichtgewichtige Waffe fallen, idealerweise mit Leuchtpunktvisier wegen den weiter oben schon beschriebenen Vorteilen. Auch wenn die Verlockung nach einer kleinen Subkompaktpistole verlockend ist, sollte der Griff nicht zu klein sein. Finden nicht alle Finger am Griffstück Platz, wird die Kontrolle im Schuss schwerer fallen. Wie mit jeder anderen Waffe für das Waidwerk, sollte aber auch mit der Kurzwaffe regelmäßig trainiert werden. Ob man hier der Pistole oder Revolver den Vortritt gibt, bleibt letztendlich Geschmacksache. Am besten wählt man die Waffe, mit der man auch am besten trifft und somit das größte Selbstvertrauen hat. Für den Fangschuss hat sich die 9 mm Luger mit qualitativ hochwertiger Defensivmunition als absolut ausreichend bewährt. Wer etwas mehr Wirkung will, kann auch zur .45 Auto greifen. Wer kein Wiederlader ist, sollte von Exotenkalibern wie 10 mm Auto, .357 SIG und der immer mehr rückläufigen .40 S&W die Finger lassen. Soll ein Revolver in Kaliber .357 Magnum zu Einsatz kommen, sollten es schon mindestens 4 Zoll Lauflänge sein, um die Leistung der potenten Patrone nicht zu stark zu reduzieren.

Hundeführer benutzen Glock Kurzwaffen
Hundeführer wie Gert Mürmann aus Wittenberg nutzen GLOCK-Kurzwaffen bei der Nachsuche.

Was kaufen Sportschützen und welche Kurzwaffe kaufen Jäger?

Beim Kauf einer Kurzwaffe sollte man darauf achten, dass diese den jeweiligen Zweck erfüllt. Für Jäger sind Waffen mit höherem Abzugsgewicht und Sicherheitsvorrichtungen geeignet, während Sportschützen vom Gewichtsvorteil profitieren können. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Wiederverkaufswert: Hochwertige Waffen renommierter Hersteller behalten ihren Wert länger und sind leichter weiterzuverkaufen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beim Kauf einer Kurzwaffe sowohl der Verwendungszweck als auch die jeweilige Sportordnung des Verbandes, in dem man mit der Waffe antreten möchte" berücksichtigt werden sollten, um das passende Modell zu finden.