Test: WALTHER PPQ M2, 5 Zoll in 9 mm Luger

Extralange Pistolenvarianten mit mehr oder weniger sportlicher Ausstattung bilden einen Marktbereich, den heute nur noch wenige Hersteller von Polymerpistolen ignorieren. Die Waffen werden zwar nur selten als Dienstpistolen oder für das verdeckte Tragen gewählt. Aber sie eignen sich prächtig für Sportarten wie IPSC oder das in den USA sehr beliebte IDPA. Die CARL WALTHER GMBH bietet jetzt - fast 20 Jahre nach Einführung der WALTHER P99 - eine Fünf-Zoll-Version der PPQ M 2 an.


Die Basis der Pistole WALTHER PPQ M 2

Im Wesentlichen basiert auch WALTHERs neuestes PPQ-Modell auf der bewährten Technik der P99. Das Griffstück besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit eingegossenen Führungsschienen für den Schlitten. Darüber finden sich ein aus dem Vollen gefräster Schlitten und ein konventionell gezogener, einteiliger Lauf. Auch beim Verriegelungssystem gibt es keine technischen Extratouren: P99 und PPQ verriegeln nach einem verbesserten Browning-System über einen abkippenden Lauf, der vorne ohne Mündungsbuchse und hinten direkt im Auswurffenster gelagert wird.

Der entscheidende Unterschied liegt im Abzugssystem. Aktuell offeriert WALTHER die P99 üblicherweise als DA/SA-System mit Entspanntaste. Es existieren aber auch DAO-Varianten und die stets teilvorgespannte Behördenvariante P99 Q. Das Abzugssystem der PPQ simuliert dagegen in Abzugsweg, -gewicht und -charakteristik eine extrem kultivierte, teilvorgespannte Mechanik. Rein technisch handelt es sich um einen Single-Action-Abzug.

Test: WALTHER PPQ M2, 5 Zoll in 9 mm Luger
Auch die neue PPQ M2 5 Zoll erbte von der WALTHER P 99 die auswechselbaren Griffrücke zur individuellen Anpassung des Griffstücks an die Hand des Schützen.

Für die Sicherheit haben die Konstrukteure dennoch gesorgt. Neben dem Abzugsweg schützen hier eine automatische Schlagbolzen-sicherung sowie eine Abzugssicherung im Züngel. Das PPQ-Griffstück mit seinen ergonomischen Mulden für die Fingerwurzelknochen und dem (nicht zu scharfen) Oberflächenmuster entspricht allerdings der modernen Behördenvariante P99 Q. Die heute allgemein üblichen, auswechselbaren Griffrücken zur individuellen Verbesserung der Handlage gehören nach wie vor zum Standard - WALTHER führte dieses Designelement im Jahr 1996 mit der P99 als erster Hersteller bei Polymerpistolen ein.


Ausstattung der WALTHER PPQ M2

Test: WALTHER PPQ M2, 5 Zoll in 9 mm Luger
Das „M“ in der Modellbezeichnung der WALTHER-Selbstladepistole PPQ M2 5 Zoll steht für den umsteckbaren Magazindruckknopf.
Test: WALTHER PPQ M2, 5 Zoll in 9 mm Luger
WALTHER PPQ M2 5 Zoll: Neben verlängertem Lauf und Schlitten unterscheidet sich das Fünf-Zoll-Modell von der Vier-Zoll-Standardversion auch kosmetisch - durch die sechs Einfräsungen in der Schlittenoberseite.
Test: WALTHER PPQ M2, 5 Zoll in 9 mm Luger
Üblicherweise wird die WALTHER PPQ mit einer nicht verstellbaren Stahlvisierung ausgeliefert. Die Fünf-Zoll-Variante kommt dagegen mit einer seitlich justierbaren Plastikkimme.

Bis auf den verlängerten Schlitten unterscheidet sich die fünfzöllige PPQ M2 nur geringfügig von einer normalen Vier-Zoll-PPQ - die sechs ovalen Öffnungen in der Oberseite des Schlittens dienen wohl eher der Kosmetik als der Gewichtsreduzierung. Die Bedienhebel des neuen Modells sind wie bei WALTHER üblich, beidseitig angelegt. Das „M2“ in der Modellbezeichnung bezieht sich dabei auf einen seitlichen Magazinlöseknopf, der ganz klassisch zum Entfernen des Magazins eingedrückt wird und sich bei Bedarf auf die rechte Seite des Griffstücks umstecken lässt. Es ist reine Geschmackssache, ob man nun die ursprüngliche PPQ-/P99-Variante bevorzugt oder den neuen M2-Drücker. Tatsache aber bleibt, dass der M2-Druckknopf relativ groß ausfällt, bereits nach recht geringem Druck sicher auslöst und durch eine (beidseitige) Wulst hinter dem Abzugsbügel zuverlässig davor geschützt wird, unbeabsichtigt betätigt zu werden.

Test: WALTHER PPQ M2, 5 Zoll in 9 mm Luger
WALTHER PPQ M2 5 Zoll: Die Picatinny-Montageschiene sowie die zusätzlichen Spannrillen vorn im Schlitten fehlen natürlich auch bei dem neuen Modell nicht.

Im Gegensatz zu einer Standard-PPQ kommt das Fünf-Zoll-Modell mit Walthers seitlich verstellbarer Polymer-visierung. Gegenüber der bei einer PPQ üblichen, nur seitlich durch Klopfen verstellbaren Stahlvisierung mit phosphoreszierenden Leuchtpunkten bietet die Kunststoffkimme natürlich den Vorteil, dass sie sich einfach per Schraubendreher passend zu Munition, Entfernung oder dem individuell bevorzugten Haltepunkt einstellen lässt. Allerdings geht das nur seitlich. Für eine Höhenkorrektur braucht es eine Feile oder ein neues Korn in einer anderen Höhe. Um eine Match-Visierung handelt es sich also eher nicht. Die Lichthöfe fallen erheblich breiter und flacher aus als bei einem Wettkampfvisier üblich, und die drei weißen Dämmerungsmarken wären für eine sportliche Lösung eher störend. Für ein Combat-Visier dagegen erweisen sie sich als zu klein, um wirklich bei einer schnellen Zielauffassung unter ungünstigen Lichtverhältnissen zu helfen.

Die Magazine entsprechen weitestgehend dem P 99/PPQ-Magazin aus aktueller Fertigung, sind aber mit diesen aufgrund der unterschiedlichen Magazinauslöser nicht austauschbar. WALTHER hat sie passend als „M Series“ beschriftet. So können keine Verwechslungen auftreten. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Mit 15 Patronen (zwölf in .40 S & W) ist die Kapazität in Relation zur Waffenhöhe der PPQ eher mittelmäßig. Dafür lassen sich die Behälter von der ersten bis zur letzten Patrone leicht von Hand aufmunitionieren, die Kontroll-Bohrungen auf der Rückseite zeigen den Munitionsvorrat exakt an und der Blechkorpus ist korrosionshemmend beschichtet. Die mitgelieferte Magazinladehilfe funktioniert zwar einwandfrei, wird aber bei normal starkem Daumen wohl nie benötigt.


Verarbeitung und Finish der WALTHER PPQ M2:

Die Testwaffe entsprach qualitativ dem von der CARL WALTHER GMBH gewohnten hohen Standard. Außen wie auch im Inneren der neuen Fünf-Zoll-Pistole zeigt sich alles sorgfältig überarbeitet, störende Werkzeugspuren sucht man hier vergebens. Die mattschwarze Tenifer-Oberflächenvergütung entspricht bei Dienstpistolen in puncto Korrosionsschutz modernem Standard. Was nicht so recht gefiel: Selbst moderates Schütteln quittierte die Pistole mit einem deutlich hörbaren Rappeln des Schlittens auf dem Rahmen. Das ist aber für Waffen der Baureihen P99/PPQ durchaus nicht ungewöhnlich und scheint sich üblicherweise nicht negativ auf die Schussleistung auszuwirken. Im Gegenteil: WALTHER-Pistolen gelten als präzise Waffen. Der Lauf saß dann auch in verriegeltem Zustand fest im Schlitten und darauf kommt es an.

Test: WALTHER PPQ M2, 5 Zoll in 9 mm Luger
WALTHER PPQ M2 5 Zoll: Das Zerlegen erfolgt ähnlich wie bei einer GLOCK über das Betätigen des Abzugs und das Herunterziehen des Demontageriegels oberhalb des Abzugszüngels.

Am Abzugskonzept hat sich nichts geändert. Genau wie das kürzere Basismodell verfügt auch die Longslide-PPQ aus sportlicher Sicht über den besten Abzug, den man direkt ab Werk in einer Polymerpistole mit Schlagbolzenschloss bekommen kann. Der mittellange Abzugsweg und rund 2,5 Kilogramm Auslösegewicht erinnern dabei an typische Abzüge für teilvorgespannte Systeme. Das gilt nicht für den angenehm trockenen Druckpunkt der WALTHER PPQ, dieses Markenzeichen der PPQ ist für Werksabzüge in Polymerpistolen mit Schlagbolzenschloss leider durchaus nicht üblich. Ebenfalls bei modernen Pistolenkonstruktionen nicht gängig, aber bei Sportschützen sehr beliebt: der extrem kurze Reset (Rückstellweg) des PPQ-Abzugszüngels von etwa drei Millimetern

Manche Modelle anderer Hersteller lassen sich zwar durch Tuningteile mit ähnlich guten Abzügen nachrüsten. Das klappt aber längst nicht bei allen Herstellern. Und selbst wenn die entsprechenden Custom-Teile lieferbar sind, kann das Tunen ganz schön ins Geld gehen: Mit dem simplen Wechseln von ein oder zwei Federn ist es hier nämlich nicht getan.


Auf dem Schießstand mit der WALTHER PPQ M2

Böse Überraschungen beim Schießen wurden nicht erwartet. Und die langläufige PPQ enttäuschte auch nicht. Im Test schleuderte die Pistole den Testern zweimal eine ausgeworfene Patronenhülse an den Kopf. Ansonsten flogen die meisten Hülsen gleichmäßig nach rechts aus der Waffe. Auch durch absichtlich lockeres, einhändiges Halten mit extraschwacher Munition für den IPSC-Minor-Faktor ließ sich die Pistole nicht zu Funktionsstörungen motivieren - die fünfzöllige PPQ M2 verträgt auch die Kombination von schlappen Laborierungen und einem labbrigen Zugriff sehr gut. Im Bereich Präzision gab es ebenfalls nichts Negatives zu berichten. Das beste Fünf-Schuss-Trefferbild mit aufgestützter Waffe maß 45 mm (SELLIER & BELLOT 115 grs JHP), nach Abzug eines Ausreißers wären es nur 22 mm gewesen. 

Das Schussverhalten des neuen Modells ähnelt dem einer gewöhnlichen PPQ stark. Rein subjektiv präsentierte sich die neue Version minimal vorderlastiger und dadurch besser ausbalanciert, der Hochschlag minimal geringer. Die verlängerte Visierlinie bringt ebenfalls Vorteile, die sich aber durch das dem Stahlvisier des Standardmodells leicht unterlegenen Visierbild der Plastikkimme wieder aufheben. Freilich schadet ein längerer Lauf nie, wenn man ein paar Metersekunden extra aus seiner Munition herauskitzeln möchte.


Schießtest der WALTHER PPQ M2 5 Zoll-Variante in 9 mm Para

Laborierung
SK (mm)
v0 (m/s)
E0 (J)
1. 93 grs Fiocchi EMB
103 (43)
389
456
2. 115 grs Sellier & Bellot JHP
45 (22)
359
478
3. 115 grs PMC FMJ
71 (38)
352
462
4. 115 grs Prvi Partizan FMJ
82 (43)
325
394
5. 115 grs Magtech FMJ
72 (54)
362
488
6. 123 grs Fiocchi FMJ-TC
66
340
461
7. 124 grs Sellier & Bellot FMJ
75 (47)
327
430
8. 124 grs GECO Hexagon JHP
49 (30)
336
454
9. 124 grs Magtech FMJ
67 (36)
352
498
10. 139 grs GECO FMJ
78
293
400

Anmerkungen/Abkürzungen:

  • SK (mm) = Streukreisangaben in Millimeter, Schussentfernung 25 Meter, gefeuert wurde mit aufgestützter Waffe. Bei den Angaben handelt es sich um Fünf-Schuss-Trefferbilder, die Werte in Klammern sind Angaben nach Abzug eines Ausreißers. 
  • v0 (m/s) = Geschossgeschwindigkeit, direkt vor der Mündung ermittelt. Messgerät: Mehl BMC 18. 
  • E0 (J) = anhand von v0 und Geschossgewicht errechneter Geschossenergiewert, in Joule. Auf der Website www.helgepeters.de lässt sich dieser Wert online ermitteln.

Geschoss-Abkürzungen: FMJ= Full Metal Jacket (Vollmantel), JHP = Jacketed Hollow Point (Mantel-Hohlspitz), JSP = Jacketed Soft Point (Teilmantel), TC = Truncated Cone (Kegelstumpf).

Die brandneue Munition GECO Hexagon war auch schon mit im Testfeld.  Das Ergebnis auf Platz 2 in der Präzision kann sich sehen lassen und ist deutlich besser als das der herkömmlichen GECO 9 mm FMJ Variante.

Mehr Infos dazu gibt es hier.


Test-Fazit WALTHER PPQ M2 mit 5 Zoll Lauf:

Die neue WALTHER PPQ M 2 mit 5 Zoll Lauf macht eine sehr gute Figur. Der Hersteller sollte vielleicht das Visierkonzept noch einmal überdenken - Material, Einstellbarkeit und Visierbild lassen keine rechte Begeisterung aufkommen. Wer eine leichte Pistole mit Schlagbolzenschloss bevorzugt, der findet hier eine fein verarbeitete, zuverlässige Waffe mit exzellentem Abzug, guter Präzision und ebenso angenehmen Schusseigenschaften zu einem konkurrenzfähigen Preis von 1.049 Euro.

Weitere Informationen zur PPQ M2 mit 5 Zoll Lauf unter:

CARL WALTHER GmbH

 

WALTHER PPQ M2, 5 Zoll Variante
Technische Daten 

Test: WALTHER PPQ M2, 5 Zoll in 9 mm LugerMichael Schippers

€ 1.049,-
Kaliber

9 mm Luger

Kapazität  

15 + 1 Patronen

Maße (L x B x H)

206 x 34 x 135 mm

Lauflänge

127 mm

Visierlänge

183 mm

Kimme4,5 mm, Plastik
Korn3,6 mm, Plastik
Abzugsgewicht2.550 g
Gewicht745 g (mit Magazin)
WALTHER PPQ M2, 5 Zoll Variante
Technische Daten 

Test: WALTHER PPQ M2, 5 Zoll in 9 mm LugerMichael Schippers

€ 1.049,-
Kaliber

9 mm Luger

Kapazität  

15 + 1 Patronen

Maße (L x B x H)

206 x 34 x 135 mm

Lauflänge

127 mm

Visierlänge

183 mm

Kimme4,5 mm, Plastik
Korn3,6 mm, Plastik
Abzugsgewicht2.550 g
Gewicht745 g (mit Magazin)