Vergleich: SIG Sauer 1911 Match Elite und Colt Government M 1911

Viele der heute produzierten 1911er Modelle sind nicht fürs Militär gedacht, sondern für den Zivilmarkt und in Deutschland somit meist für Sportschützen. Eines dieser Sportgeräte ist die SIG Sauer 1911 Match Elite im Kaliber 9 mm Luger.

1911er Pistole
Das Modell 1911 Traditional Match Elite Stainless

Die SIG Sauer kommt zwar in der heute weit verbreiteten Stainless-Steel-Ausführung, aber an der grundlegenden Technik des Waffentyps hat sich auch hier nicht viel geändert. Die Match Elite hat das klassische Barrel Bushing und verriegelt ebenfalls mit zwei Kämmen. 

Doch verbauen die meisten Werksdesigner an ihren neuen 1911ern viele Elemente vor allem aus Nostalgiegründen. Ein Grund, die SIG Sauer Match Elite mal einfach mit einer originalen 1911er zu vergleichen. 

Beim Original handelt es sich um eine Colt Government M 1911 von 1918. Bei Sammlern auch aufgrund ihres matt-schwarzen Finishs unter der Bezeichnung "Black Army" bekannt:

Der linke Magazinknopf und die Linienführung des SIG-Sauer-Griffstücks sind noch nahe am Original. Beim Verschluss versucht SIG Sauer den Spagat zwischen firmeneigener Tradition und klassischem Design. Dabei erfreut der Schlitten mit einer an das Original angelehnten Formgebung, indem er gerade Flanken mit der halbgerundeten Linienführung vor dem Dust Cover kombiniert. 

Weitere traditionelle Elemente präsentiert die SIG Sauer am Griffstück: Einfach gehaltenes Schlagfedergehäuse und Holzgriffschalen im Double-Diamond-Stil. Vor 104 Jahren montierte man noch mit Schlitzschrauben – heute dagegen nimmt man Innensechskant-Versionen. Das Schlagfedergehäuse verwendet die geradlinige Konstruktion der Ur-1911er und nicht die gewölbte Variante der späteren M 1911 A 1. Durch ihr Kreuzcheckering in diesem Bereich ist die SIG Sauer spürbar griffig. Die Liste der funktionalen Änderungen streckt sich weit.

Test: SIG Sauer 1911 Match Elite in 9 mm Luger
Die SIG Sauer 1911 Match Elite im Vergleich zur Colt Government M 1911 (oben) in .45 ACP.

An Ausstattungsdetails rüsten die heutigen Hersteller kräftig nach. Die SIG Sauer lässt sich durch einen ergonomisch verbesserten, beidseitigen Sicherungs-Flügel schussbereit machen. Colts Government hat nur einen Sicherungsflügel auf der linken Seite. Auch bei der Handballensicherung zog die Nachrüstung ein: Der Hahn der Match Elite fällt beim Spannen in die Mulde eines sogenannten Beaver Tail High Grips. Das Memory Groove der SIG Sauer verbessert auch noch das automatisierte An-den-Griff-Finden. Neuerungen, welche die Colt M 1911 nicht kennt. Ebensowenig wie den Commander-Hammer und den skelettierten Trigger der Match Elite. Die Visierung und die Querschraffuren der Greifrillen bei der SIG Sauer weichen ebenfalls vom klassischen Bild ab. Sie zählen zu den funktionalen Neuerungen.

Test: SIG Sauer 1911 Match Elite in 9 mm Luger
SIG Sauer 1911 Match Elite vs. Colt Government: verstellbare Match-Kimme gegen feste Visierung

Fertigungstoleranzen: Eine klassische Colt klappert. Das ist sozusagen schon ein Markenzeichen. Es ist militärischen Standards geschuldet, sie musste auch noch funktionieren, wenn Sandkörner zwischen Verschluss und Griffstück gerieten. Heute, unter qualitativen und sportlichen Gesichtspunkten, bemüht man sich um engere Fertigungstoleranzen. Bei der Match Elite klappert nichts. Die Passungen sind sehr eng und genau gearbeitet. Insgesamt eine gelungene Pistole mit traditioneller Anlehnung und sportlicher Ausstattung.

Die SIG Sauer 1911 Match Elite im Detail


SIG Sauer liefert seine 1911er Modelle in einem schwarzen, abschließbaren Kunststoffkoffer und mit einem Reservemagazin aus. Die 9-mm-Magazine sind denen der 45er Versionen sehr ähnlich. Rahmen, Feder und Zubringer bestehen aus Metall, der Magazinboden aus Kunststoff. Die Magazine können bis zu zehn Patronen aufnehmen, wobei man die „Zehnte“ nachdrücklich zwingen muss. Die Verarbeitung der Magazine ist trotzdem hochwertig. 

In dieser Ausführung bietet die Match Elite eine in Höhe und Seiten justierbare Match-Kimme, ein seitlich driftbares Korn, einen skelettierten Abzug und zusätzliche Griffrillen vorn am Schlitten. Die Match Elite verfügt im aktuellen Programm als einziges 1911er Modell von SIG Sauer über diese Ausstattungspunkte. Das SIG Sauer 1911er Programm ist hier im Vergleich zum US-Angebot überschaubar. Die im amerikanischen Exeter gebauten Pistolen werden in den USA nicht nur in einer weitaus größeren Modellvielfalt offeriert, sondern auch in mehreren Kalibern. Die SIG Sauer 1911 Match Elite ist dort auch in .40 S & W und .38 Super erhältlich.

Test: SIG Sauer 1911 Match Elite in 9 mm Luger
Die SIG Sauer zeigt hier deutlich den Memory Groove ihres Beaver Tails und das Checkering des Hauptfedergehäuses. Allesamt Details, welche es bei der Government noch nicht gegeben hat.
Verschluss und Lauf der 1911er Pistolen
Bei der SIG Sauer 1911er kommt die Buchse der Vorholfederführung ohne Checkering aus. Dafür hat die SIG Sauer auch die vorn am Schlitten heute üblichen Durchladehilfen.

Die Unterschiede zu den anderen 1911ern aus dem SIG-Sauer-Programm liegen nicht nur im Detail. An erster Stelle ist hier der Schlitten zu nennen. Denn bei der Match Elite berührt der Schütze einen Schlitten mit einer traditionelleren Formgebung und ohne die bei SIG Sauer typische Kante am vorderen Bereich des Verschlusses. Außerdem lässt sich die Pistole zusätzlich mittels Griffmulden vor dem Dust Cover repetieren. Dank der einstellbaren Match-Visierung mit Kontrastpunkten kann sie sich von den Standard-Visierungen ihrer Familienmitglieder deutlich absetzen. Der skelettierte Trigger spart auch noch ein paar Gramm Gewicht und ist – mit Ausnahme des Modells 1911 Ultra Compact – nur bei der Match Elite verbaut.

Auf der zweiten Seite finden Sie den Test der SIG Sauer 1911 Match Elite auf dem Schießstand und das Fazit.

Test: SIG Sauer 1911 Match Elite in 9 mm Luger
Die SIG Sauer 1911 Match Elite zeigt hier ihre einstellbare Sportkimme und den längeren Hebel ihrer beidseitigen Sicherung.
Test: SIG Sauer 1911 Match Elite in 9 mm Luger
Die einreihigen Magazine: Links das Edelstahl-Magazin der SIG Sauer mit Kunststoffboden, rechts das der Colt.

SIG Sauer 1911 Match Elite auf dem Schießstand


Die Match Elite verdaute bis auf die UMC-Patrone (115 Grains) alle Ladungen problemlos. Die UMC verursachte mehrfach Zuführungsstörungen bei der Testwaffe. Dies ist vermutlich auf die Geschossform zurückzuführen, da es sich bei der UMC um flache Mantel-Hohlspitz-Geschosse (Jacketed Hollow Point) gehandelt hat und dieser Geschosstyp als einziger nicht jedes Mal ins Patronenlager wollte. Da alle anderen Test-Laborierungen, sowohl die schweren als auch die leichten, anstandslos durchliefen, ist wohl die UMC-Munition der Grund der Störungen und nicht die Waffe selber. 

Die Fünf-Schuss-Gruppen auf 25 Meter Entfernung lagen mit 38 bis 60 mm alle recht nah beieinander. Nennenswerte Ausreißer gab es keine. Die Prvi-Partizan-Munition lieferte mit Abstand das beste Trefferbild. Die 123 Grains schwere Fiocchi gelangte mit knapp 50 mm auf Platz zwei. Obwohl die UMC-Munition den Repetierablauf mehrmals störte, erreichte sie mit einem Streukreis von 52 mm immer noch ein ansehnliches Ergebnis. Die ermittelten Streukreise lagen bei einem Durchschnittswert von 50,2 mm. Letztgenannter bescheinigt der Match Elite ein wirklich gutes Schussbild im Segment der Großkaliber-Pistolen. Im Vergleich zu einer Colt M 1911 im Kaliber .45 ACP fällt der Rückschlag der SIG Sauer 1911 Match Elite in 9 x 19 mm naturgemäß spürbar schwächer aus. Ein Punkt zur Nachbesserung sei dem Hersteller empfohlen: Beim Repetieren schnitt das scharfkantige Blatt der Kimme etwas in die repetierende Hand.

Test: SIG Sauer 1911 Match Elite in 9 mm Luger
Die SIG Sauer zeigt hier ihre einstellbare Sportkimme und den längeren Hebel ihrer beidseitigen Sicherung.

Lob erhält wiederum der Abzug. Der skelettierte Aluminiumabzug kriecht nur minimal bis zum klaren Druckpunkt und fällt dann wenige Millimeter durch. Das ermittelte Abzugsgewicht von zirka 2.400 Gramm machte sich im Schusstest nicht negativ bemerkbar. Balance und Handlage der Waffe waren ebenfalls stimmig, wie man es von einer 1911er Pistole erwartet. Das Kreuzrillen-Checkering des Griffstücks in Verbund mit den Holzgriffschalen sorgte für eine jederzeit sichere Haptik, auch mit verschwitzten Händen.

SIG Sauer 1911 Match Elite - Fazit und Preis


Wer eine wertige Sportpistole im Design der klassischen Colt M 1911 sucht, sollte sich die SIG Sauer 1911 Match Elite einmal selbst ansehen. Dank der nun erhältlichen Version in 9 mm Para muss man nicht mehr nur zur teureren Munition der bisher angebotenen 45er Modelle greifen. Übrigens hält SIG Sauer auch noch ein Wechselsystem im Kaliber .22 l.r. bereit. Bis auf einige Störungen mit den Mantelhohlspitz-Geschossen von UMC gab es im Test der SIG Sauer nichts Negatives zu berichten. Die Streukreise der Schussgruppen liegen im vorderen Bereich der 9-mm-Pistolen und Abzugverhalten sowie Visierung harmonierten gut mit der Testwaffe. 

Die Verarbeitungsqualität dieser Pistole muss als sehr gut bezeichnet werden. Sehr enge Passungen, wertiges Material und sauberes Finish zeugen von einem gehoben Fertigungskönnen der Erzeuger. Auf der Ausstattungsseite hebt sich die Match Elite von ihren in Deutschland angeboten Geschwistern stark ab. Für etwa 200 Euro mehr erhält der Interessent neben den klassischen Stilelementen auch die sportlichen Baugruppen. Die SIG Sauer Match Elite ist mit 1.599,- Euro kein Schnäppchen. Aber der Betrag ist der Waffe angemessen und Qualität hat nun einmal ihren Preis.


Test: SIG Sauer 1911 Match Elite in 9 mm Luger
Rein technisch folgt die SIG Sauer eindeutig dem Vorbild der Colt M 1911.

Weiter Informationen zur SIG Sauer 1911 finden Sie direkt auf der Webseite von SIG Sauer.

Hier finden Sie einen Test der SIG Sauer 1911 Traditional Match Elite in 9 mm Luger von Caliber.

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