Der US Hersteller Live Q or Die bringt mit "The Fix" eine innovative Repetierbüchse in .308 Win. Hier ist der Test!

Der eine oder andere Leser wird sich sicherlich daran erinnern können, dass wir die innovative CROSS-Repetierbüchse vom US-Riesen an der Ostküste bereits ausführlich  vorgestellt haben. Das in Kleinserien produzierte Modell "The Fix" des 2017 gegründeten US-Herstellers Live Q or Die, LLC aus Dover, New Hampshire, geht hinsichtlich der technischen Detailinnovation,  des  Leichtgewichts und Minimalismus aber noch einen Schritt weiter. Der ungewöhnliche Firmenname könnte eine Kombination aus einer Reminiszenz an den Leiter namens "Q" der erfinderischen Abteilung für Geheimagentenausrüstung in den James Bond-Streifen und des Mottos des US-Bundesstaates New Hampshire "Live Free or Die" sein.

Hinter "Q", wie das Unternehmen auch äußerst kurz und bündig genannt wird, steckt mit Firmengründer Kevin Brittingham übrigens kein Unbekannter in der internationalen Waffenwelt. Er gilt als ausgewiesener Schalldämpferexperte und gründete 1994 die Advanced Armament Corporation (AAC), wobei er zuvor schon Gemtech-Schalldämpfer vertrieben hatte. Bekannt ist AAC beispielsweise auch für das kompakte, schallgedämpfte AR-15 PDW "Honey Badger" (Honigdachs) in .300 AAC Blackout für militärische US-Spezialeinheiten, das die altgedienten HK MP5 in 9x19 ersetzte. Unter seiner Führung entwickelte sich AAC zu einem der größten US-Schalldämpferhersteller und 2009 verkaufte er das Unternehmen an Remington Arms. Anschließend war Brittingham Leiter der Schalldämpferabteilung von  SIG Sauer. Neben dem hier vorgestellten Gewehr "The Fix" in 6,5 Creedmoor, .308 Winchester und 8,6 mm BLK, als "Mini Fix" in .223 Remington und .300 BLK erhältlich, produziert Q auch AR-15-Gewehre, die auf klangvolle Namen wie "Honey Badger" (als Weiterentwicklung des AAC-Konzepts) oder "Sugar Weasel" hören. Zudem offeriert man Schalldämpfer, die ebenfalls durch ihre humorvollen Modellbezeichnungen wie "Porq Shop", "Jumbo Shrimp", "Trash Panda", "Thunder Chicken" oder "Erector" auffallen.

Live Q or Die "The Fix" in der Seitenansicht.
Das ohne Zusatzausrüstung im Leerzustand lediglich 2,86 kg schwere und 91 cm lange Live Q or Die "The Fix" in der Seitenansicht.

Die Live Q or Die-Repetierbüchse "The Fix" im Detail 

Systemkastener der Live Q or Die The Fix.
Blick auf den von Live Q or Die aufwendig gefertigten, monolithischen Systemkasten der The Fix.

Trotz der im Erscheinungsbild vorhandenen AR-Verwandtschaft besitzt der äußerst führige Repetierer kein zweiteiliges Systemgehäuse mit über Steckbolzen verbundenem, getrenntem Griffstück ("Lower Receiver") und oberem Systemkasten ("Upper Receiver"). Vielmehr ist das Herzstück ein einteiliges, monolithisches "Short Action"-Systemgehäuse aus oberflächenveredeltem Aluminium, mit dem alle weiteren wesentlichen Bauteile (Lauf,  Schulterstütze,  Handschutz) verbunden  sind.

Einzigartig wird "The Fix" aber vor allem durch den  45-Grad-Öffnungswinkel und die Hülsenauszugsmechanik des Zylinderverschlusses.  Üblicherweise wird bei einem als Öffnungsspanner konstruierten Repetierer nach dem Schuss der Verschluss manuell mit dem Kammerstängel nach oben geöffnet. Hierdurch wird der Schlagbolzen über eine Steuerkurve wieder gespannt. Doch bevor der Kammerstängel seine obere Endposition erreicht, wird er in der Regel über eine Schrägfläche 2 bis 3 mm nach hinten gedrückt. Hiermit verhindert man, dass der Schütze die feuergeformte Hülse, die fest im Patronenlager angelidert hat, mit hohem Kraftaufwand herausziehen muss. Bei der schrägen Fläche handelt es sich im Prinzip also um eine Öffnungshilfe. Bei "The Fix" fehlt diese Schrägfläche; wenn man den Kammerstängel öffnet, wird durch eine aufwendige Mechanik lediglich der Schlagbolzen wieder gespannt. Der im Verschluss beweglich gelagerte Kammerstängel wird in seiner oberen Endposition zwischen 15 bis 20 Grad nach hinten gezogen, wodurch der Verschluss seinen Rückwärtsmarsch antritt. Durch diese nun vollkommen anderen Hebelübersetzungsverhältnisse ist der Repetier- und Hülsenausziehvorgang  butterweich. Ein weiterer, vorteilhafter Nebeneffekt ist, dass keine große Entriegelungsschräge an den Verriegelungswarzen notwendig ist und so mehr Verriegelungsfläche vorhanden ist. Allerdings erfordert diese ungewöhnliche Konstruktion, dass der Schlagbolzen durch einen Auslöser im Verschluss freigegeben werden muss, nachdem er gespannt ist. Die simple Abzugsmechanik erfüllt nur die Aufgabe, den Auslöser in der Verschlussunterseite nach oben zu befördern. Der Schütze nimmt den Weg des Abzuges bis zum Kontakt mit dem Auslöser im Verschluss als Vorzug wahr. Und sobald die Mechanik nach oben gedrückt wird, spürt er das als Druckpunkt. Diesen Vorgang kann man von außen erkennen, weil sich der Verschluss bei der Abzugsbetätigung ein wenig bewegt. Das Abzugsgewicht haben wir mit 1.760 Gramm gemessen.

Demontierte Live Q or Die "The Fix".
Das in seine Hauptbaukomponenten demontierte Repetierbüchse Live Q or Die "The Fix".

Live Q or Die The Fix: Verlängerter Handschutz, wechselbarer Lauf

Live Q or Die The Fix Lauffixierung im Detail.
Der Zylinderverschluss mit ungewöhnlich kurzem 45-Grad-Öffnungswinkel sowie die Lauffixierung im Systemkasten der Live Q or Die The Fix.

Weil der Systemkasten sehr kompakt und kurz ausfällt, wurde die Hinterpartie des blitzsauber gefertigten Leichtmetallhandschutzes so verlängert, dass er mit der Systemkastenoberseite verbunden ist und als Fundament für die Optikmontage dient. Der Lauf ist mit einem Index-Pin in dem Systemkasten zentriert und an der Verlängerung des Laufes ("Barrel Extens on") befindet sich eine Haltemutter ("Barrel Nut"), ein artverwandtes System, wie man es von AR-Halbautomaten kennt. Ein entsprechender Montageschlüssel für den Laufwechsel wird von "Q" optional angeboten. Die auch in klappbarer Ausführung erhältliche, skelettierte Schulterstütze lässt sich mit Werkzeug (Torxschlüssel) hinsichtlich der Höhe der Wangenauflage und der Schaftlänge stufenlos verstellen. Zudem kann die Schaftkappenhöhe werkzeuglos durch Betätigung zweier Drucktasten justiert werden. Die Bedienelemente mit beidseitiger Zwei-Positionen-Drehhebelsicherung und rechtsseitiger Magazinauslösetaste am Gehäuse erinnern wiederum an die AR-Waffenplattform. Gefüttert wird "The Fix" mit Magpul SR-25-Kastenmagazinen aus Kunststoff mit einer Kapazität für 10 Patronen.

Test: Mit dem "The Fix" Repetierer von Live Q or Die sowie dem Leupold VX-6 HD 4-24x52 Zielfernrohr auf dem Schießstand

Schulterstütze der The Fix von Live or Die.
Die skelettierte, minimalistische Schulterstütze der The Fix von Live or Die mit seinen Justiermöglichkeiten. 

Ausgerüstet mit einem Leupold VX-6 HD-Zielfernrohr 4-24x52 und einem Fortmeier-Zweibein, zogen wir mit "The Fix" auf den 100-m-Indoor-Stand, um es mit neun verschiedenen .308 Winchester-Fabrikmunitionssorten mit Geschossgewichten von 150 bis 180 Grains auf Präzision zu überprüfen. Der Handschutz ist übrigens nicht KeyMod- oder M-LOK-kompatibel, sondern besitzt ein hauseigenes Schnittstellensystem mit sehr sauber eingelassenen, stählernen Gewindebuchsen, für das "Q" entsprechende Montageschienen/Adapter für die Anbringung von Zusatzausrüstung im Zubehörprogramm offeriert. Trotz der erläuterten Konstruktionsbesonderheiten des Verschlusses und Druckpunktabzuges konnten wir mit dem Abzugssystem durchaus ordentliche Streukreise produzieren. In der Praxis war vor allem der butterweiche Repetiervorgang bei nur 45 Grad Öffnungswinkel ein wahres Erlebnis. Das Gewehr ist sehr leicht, was das Produzieren von Minigruppen im Vergleich zu überschweren Matchgewehren etwas schwieriger gestaltet. Man muss den Rücklaufweg der Waffe im Schuss gut kontrollieren, um bei Folgeschüssen sauber platzierte Treffer anbringen zu können. Aufgrund des kurzen 406-mm-Laufes fielen die gemessenen Geschossgeschwindigkeitswerte eher gering aus. Die Schussleistung konnte sich aber sehen lassen: 8 mm (Sako 168 Grains HPBT), 10 mm (RWS 168 Grains Scorion) sowie 13 mm (GECO 165 Grains Express) maßen die besten drei Streukreise.

Alle technischen Daten und der Preis der Live Q or Die "The Fix"

Modell:Live Q or Die "The Fix" in .308 Winchester
System:Zylinderverschluss mit 45-Grad-Öffnungswinkel und fünf Verriegelungswarzen, die im Lauf verriegeln
Lauf:406 mm langer Stainless-Steel-Lauf mit sich nach vorne verjüngender Kontur, 1-10“-Drall, ⅝“x24 UNEF Mündungsgewinde und Mündungsbremse
Schaft:vielseitig verstellbare Schulterstütze, freistehender Pistolengriff, Leichtmetallhandschutz mit hauseigenem „Q“-Schnittstellensystem
Magazin:Magpull PMAG SR-25 Kastenmagazin mit einer Kapazität für 10 Patronen
Abzug:Druckpunktabzug mit einem eingestellten Abzugsgewicht von 1.760 Gramm
Sicherung:beidseitige Sicherung im AR-Stil am Gehäuse, die auf den Abzug wirkt
Länge:91 cm
Gewicht:2.860 Gramm
Preis:5.079,- Euro
Live Q or Die the Fix von hinten links.
Live Q or Die the Fix mit Fortmeier-Zweibein und Leupold VX-6 HD-Zielfernrohr 4-24x52.

Das Testfazit zum Live Q or Die "The Fix" in .308 Winchester

"The Fix" von Live Q or Die, LLC ist ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnliches, leichtes Repetiergewehr mit Minimaßen. Zu den konstruktiven Highlights zählen sicherlich der 45 Grad Öffnungswinkel und der sehr geschmeidige Repetiervorgang. Das moderne Gewehr ist innen wie außen bestens verarbeitet, was man bei einem Preis von 5.079 Euro aber auch erwarten darf. Wer das Besondere sucht, hat es hier gefunden:
Optisch ziemlich auffällig, technisch ausgereift und präzise und mit Sicherheit ein Eyecatcher mit Seltenheitswert auf dem heimischen Schießstand.


Text: Stefan Perey und Michael Fischer

Dieser Test des Live Q or Die The Fix wurde auch in der caliber 4/2023 veröffentlicht. Darin enthalten ist auch die Schussleistungstabelle mit neun Laborierungen im Geschossgewichtsbereich von  150 bis 180 grs. Das Heft ist im VS Medien-Onlineshop auch als Digitalausgabe erhältlich.

Mehr Informationen zu den Waffen von Live Q or Die gibt es auf der Website des US-Herstellers.

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