Testbericht: SIG M400 SDPC in .223 Remington

Die Modellreihe SIG Sauer M400 steht für konventionelle und mit anderen Herstellern voll kompatible AR-15-Halbautomaten mit direkter Gasübertragung auf den Verschlussträger (Direct Impingement). Hergestellt werden alle M400 in Exeter. Als Standardkaliber findet sich die .223 Remington, aber in den USA werden mehrere Modelle auch in .300 BLK produziert.

SIG Modell 400 - Bestandteile

SIG M 400 SDPC in .223 Remington zerlegt in ihre Einzelteile
Technisch unterscheidet sich die SIG Sauer M400 nicht grundsätzlich von anderen AR-15 - bis auf die beidseitige Bedienbarkeit von Sicherung und Magazindrücker.

Grundsätzlich unterscheidet sich SIG Sauers Serie M400 in Technik und Maßen nicht von anderen AR-15. Der Drehwarzenverschluss erhält seinen Schwung direkt über ein Gasrohr über dem Lauf, das zweiteilige Gehäuse besteht aus Aluminium.

Mehr zum SIG Modell 400 Magazin

SIG M 400 SDPC in .223 Remington mit Magazin
Zu den Besonderheiten der M400 zählen der Magazinauslöser auf der linken Gehäuseseite und die Riemenbügelaufnahme oberhalb des Pistolengriffs.

Einige Eigenheiten weist das M400 aber dann doch auf. Da wäre etwa die beidseitige Bedienbarkeit von Sicherung und Magazinauslöser inklusive zusätzlichem Magazindruckknopf und zusätzliche Aufnahmen für Schnellverschluss-Riemenbügelösen auf beiden Seiten der unteren Gehäusehälft. 

Damit die Gehäusehälften nicht wackeln, versieht man das Gehäuseunterteil (Lower Receiver) der M 400 hinten mit einem kleinen, unter Federdruck stehenden Bolzen, der Ober- und Unterteil des Gehäuses leicht auseinanderdrückt. Mehr oder weniger große Toleranzen zwischen den Gehäusehälften eines AR-15 haben zwar keinen Einfluss auf die Eigenpräzision der Waffe, aber das Wackeln kann den Schützen irritieren.

Die SIG M400 SDPC in .223 Remington

Die Modellbezeichnung lautet in voller Länge Super Dynamic Performance Rifle. Das "C" der Modellbezeichnung steht für Carbon. Dem Kohlefaserverbundwerkstoff, der sich am Handschutz findet. Dem Namen gemäß stimmt SIG Sauer bei dieser Variante die Ausstattung auf dynamische Sportdisziplinen wie 3Gun oder IPSC (Offene Klasse) ab.

Das Rohr aus rostträgem Stahl misst 18 Zoll, eine für dynamische Sportarten gern gewählte Lauflänge. Der im Querschnitt achteckige Vorderschaft stammt von Lancer und ermöglicht bei niedrigstem Gewicht ein freies Schwingen des Laufs.

Außer den vielen Ventilationsschlitzen bietet der mittellange Vorderschaft nur wenige Montage-Möglichkeiten. Ganz oben findet sich vorn eine kurze Picatinny-Schiene für einen Kornträger und an der Unterseite eine Standard-Riemenbügelöse. Dort ließe sich anstelle des montierten Riemenbügels auch alternativ ein Zweibein befestigen.

Viel mehr Zubehör braucht es für Wettkampfarten wie IPSC normalerweise auch nicht. Jedenfalls nicht am Handschutz, wobei einige Schützen dort gern noch einen kleinen Handstopp oder Barrikadenstopp montieren.

SIG M 400 SDPC in .223 Remington mit Handschutz
Der extraleichte Freischwinger-Handschutz von Lancer bietet eine Picatinny-Schnittstelle für einen Kornträger sowie an der Unterseite eine Standard-Riemenbügelöse.

Mit seiner Breite von 50 mm greift sich der achteckige Handschutz nicht fundamental anders als diverse Dural-Vorderschäfte mit Ausnahme von Quadrail-Designs, reduziert aber das Gesamtgewicht und vor allem die Vorderlastigkeit der Waffe.

Das SDPC wiegt nur knapp über drei Kilogramm, trotz des relativ langen und mit 18 mm Durchmesser auch nicht zu dünnen Rohres. Einige andere Modelle der M400-Serie bieten zudem noch einen Kohlefaser-Hinterschaft, aber die SDPC kommt stattdessen mit einem in sechs Positionen arretierbaren Kunststoff-Schubschaft von Magpul.

Damit der Kolben nicht auf dem hinten ins Gehäuseunterteil geschraubten Pufferrohr (Buffer Tube) wackelt und auch einen festen Zugriff der unterstützenden Hand im Liegendanschlag ermöglicht, lässt sich der CTR-Hinterschaft über die äußere Wipptaste in der gewählten Auszugslänge fixieren. Die Arretierung wird durch einen Druck auf die Wippe im Inneren des Kolbens wieder gelöst.

Auch der vergrößerte Abzugsbügel stammt aus dem Hause Magpul. Den Pistolengriff aus rutschfest angerautem Weichplastik steuert dagegen der US-Griffspezialist Hogue bei.

SIG M 400 SDPC in .223 Remington Mündung von vorne
Der 62 mm lange Comp von JP Enterprises reduziert den Hochschlag merklich. Der Durchmesser des Stainless-Kompensators beträgt 25 mm.

An der Verarbeitung des vorliegenden Musters gab es kaum etwas auszusetzen. Gehäuse, Verschlussgruppe und Lauf wirkten sauber verarbeitet. Dabei half der M 400-typische Druckbolzen, das leichte Spiel zwischen den Gehäusehälften zu kaschieren. Die beiden Halteschrauben der Gasaufnahme wurden werksseitig mit Nachdruck verstemmt, damit sich das für die Funktion wichtige Teil nicht einmal locker schießt.

Auch die Haltemutter des Buffer Tube wurde mit der Gehäuseabschlussplatte verstemmt, damit sich die Buffer Tube nicht lockern kann – diese Sorgfalt sieht man nicht bei allen auf dem deutschen Zivilmarkt angebotenen AR-15.

SIG Sauer setzt bei der M400 SDPC auf einen Druckpunktabzug von Geissele. Bei dem Testexemplar löste der Abzug nach kurzem Vorweg von etwa drei Millimetern trocken bei knapp über zwei Kilogramm Abzugsgewicht aus und fiel nur minimal durch. 

Ebenso hinterließ das zehnschüssige Magazin der Baureihe AWM von Lancer einen hochwertigen, durchdachten Eindruck. Dessen Korpus besteht größtenteils aus durchsichtigem Kunststoff, der obere Bereich inklusive der Magazinlippen wird dagegen aus Stahlblech hergestellt.

Erfahrungen: SIG M400 SDPC in .223 Remington auf dem Schießstand

SIG M 400 SDPC in .223 Remington Seitenansicht von rechts
Sowohl der Mündungsaufsatz wie auch der Kohlefaser-Vorderschaft sorgen für das unverwechselbare Äußere des SIG Sauer M 400 SDPC, hier mit Kahles 6-24 x 56.

Ausgerüstet mit einem bis zu 24-fach vergrößernden 624i von Kahles auf einer Milmont-Montage von MAK ging es auf die 100-Meter-Bahn. Im Bereich Präzision setzte sich die Matchpatrone Lapua Scenar mit 21 Millimetern an die Spitze.

Der trocken auslösende Geissele-Abzug bringt gegenüber Standardabzügen einen klaren Vorteil. Der kompakte Kompensator von JP Enterprises erwies sich im Schuss trotz seiner recht geringen Maße als sehr wirksam und dämpfte den Rückstoß und den Hochschlag erfolgreich.

Der kleine Kompensator kann den ohnehin sanften Hochschlag der .223 Remington zwar nicht völlig wegzaubern, aber die Mündung steigt vor allem beim Einsatz leichterer Geschosse nur noch minimal, viel weniger als bei einem unkompensierten AR-15.

SIG M 400 SDPC in .223 Remington Technik an der Mündung
Der kleine Druckbolzen im Lower Receiver verspannt beim SIG M400 die Gehäusehälften, damit nichts störend wackelt.

Mit der 50-Grains-Laborierung des Typs Norma Varmint wollte das Testexemplar partout nicht repetieren. Die Waffe funktionierte hier nur noch im Handbetrieb.

Dies könnte aber auch der Munitionssorte selbst oder dem konkreten Fertigungslos anzulasten sein. Denn die 50-Grains-Variante der V-Max-Patrone des schwedischen Herstellers war erstmalig im Test eines Halbautomaten mit von der Partie. Alle anderen Ladungen liefen in der M400 SDPC tadellos.

SIG M400 SDPC in .223 Remington - das Fazit

Die Selbstladebüchse SIG Sauer M400 SDPC erwies sich als sehr gefällig ausgeführtes Gerät und konnte hinsichtlich ihrer Verarbeitungsqualität und ihrer Ausstattung als Schießsportmodell durchaus überzeugen.

Auch der extraleichte Handschutz und der Kompensator hinterließen für den angedachten Einsatzbereich den Eindruck einer sehr hohen Praxistauglichkeit. Freilich wäre nach Ansicht einiger Tester eine etwas längere Version des Kohlefaser-Handschutzes wünschenswert.


Den umfangreichen Test finden Sie in der VISIER 2/2017.

Weitere Informationen zur SIG M400 SDPC in .223 Remington finden Sie direkt auf der Webseite des Herstellers.

Einen weiteren Test von SIG Sauer Selbstladebüchsen finden Sie hier: 

Test: SIG Sauer 716 Patrol Selbstladebüchse in .308 Winchester

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