Test: SG 751 SAPR im Kaliber .308 Winchester

Vorab: die halbautomatische Selbstladebüchse SG 751 SAPR von SAN Swiss Arms wird in Deutschland auch als SIG 751 SAPR von SIG Sauer vertrieben. Wir haben uns im Artikel für die originale Schreibweise entschieden.

Die Resonanz auf den Test der SG 751 SAPR in VISIER 1/2015 war ungewohnt hoch. Das lag sicher vor allem am beliebten Kaliber .308 Winchester. Zudem sprechen die Ausstattung mit einer Gasdüsenverstellung und einem Mündungsfeuerdämpfer sowie die Möglichkeit des werkzeuglosen Zerlegens für den Gasdrucklader. Wie auch immer: Nach Erscheinen des Artikels hatten Leser im VISIER-Forum bei Waffen-Online noch einige Fragen. Der VISIER-Tester Christopher Hocke ließ sich die SG 751 SAPR in der Short- und Long-Barrel-Version noch einmal kommen, besuchte den Schießstand und interviewte den Hersteller. Hier die Antworten auf die wichtigsten Leserfragen:

Frage: Nach welchem Herstellungsverfahren werden die Läufe gefertigt? Unterscheiden sich die in Deutschland erhältlichen Läufe nur in der Länge oder haben diese je nach Länge gegebenenfalls verschiedene Dralllängen?

Die Laufrohlinge werden zunächst tiefgebohrt. Anschließend wird die Bohrung gehont, um eine sehr glatte Oberfläche beziehungsweise geringe Rauigkeitstiefe einzustellen. Nach diesem Arbeitsschritt werden die Läufe kalt gehämmert. Dabei wird das Werkstück bei Temperaturen weit unterhalb der Rekristallisationstemperatur verformt. Der große Vorteil ist, dass bei diesem Herstellungsverfahren eine Kaltverfestigung eintritt. Diese bewirkt im Vergleich zu einer Warmformgebung eine hohe Oberflächenfestigkeit und hohe Maßhaltigkeit, so dass hier auch dünne Querschnitte mit hohen Festigkeiten möglich sind. Zudem entstehen beim Kaltverfestigen auch keine störende Oxidation oder Zunderschichten, das Werkstück bleibt also blank.

SIG 751 SAPR Läufe
Die SG 751 SAPR Ausführungen unterscheiden sich in der Anbringung des Mündungsfeuerdämpfers

Zur Steigerung der Oberflächenhärte werden die Läufe plasmanitriert. Dabei wird allerdings verfahrenstechnisch nicht das Laufinnere, sondern bloß das Äußere nitriert. Im Mündungsbereich erstreckt sich diese Behandlung zudem auch auf die ersten zirka 10 bis 15 mm des Laufinneren. Nach dem Nitrieren werden die Läufe 360° mit Korund gestrahlt und anschließend manganphosphatiert. Das Laufinnere erhält somit keine Beschichtung. Durch das Kalthämmern ergeben sich jedoch sehr hohe Festigkeiten. Die verfügbaren Läufe der SG 751 SAPR unterscheiden sich nur in Form und Länge. Herstellverfahren und Dralllängen von 11 Zoll oder 280 mm sind bei allen Ausführungen identisch.

Frage: Ist der Mündungsfeuerdämpfer auf ein Laufgewinde geschraubt (wenn ja: welches?) oder anders befestigt, sprich: abnehmbar/austauschbar?

Die SG 751 SAPR gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. So ist der Mündungsfeuerdämpfer bei der "Short-Barrel-Ausführung" (Lauflänge 365 mm) mit der Mündung verschraubt. Der Mündungsfeuerdämpfer ist jedoch mit einem sehr hohen Drehmoment auf dem 5/8 x 24-UNEF-Gewinde montiert. Daher sollte man diesen zur Demontage vorher erhitzen, um das Lösemoment zu reduzieren. Bei anderen Ausführungen ist der Mündungsfeuerdämpfer in einem Stück mit dem Lauf verbunden, so dass eine Demontage nicht möglich ist. Laut SIG sind auch Läufe ohne Mündungsfeuerdämpfer erhältlich. 

Frage: Ist die Nitrierung ein Oberflächenschutz nur für das Äußere des Laufs oder wird damit auch die Innenseite geschützt? Und wie verhält es sich im Vergleich zu den anderen Verfahren nach Art des HK MR308 (unverchromt, im Unterschied zum HK417, verchromt) und SIG 716 (zumindest in den USA verchromt). Macht der Verzicht auf den Chrom den Lauf zwar wengier haltbar, aber dafür präziser?

Die Läufe werden nitriert, wie weiter vorn beschrieben. Fertigungstechnisch wird jedoch nicht die Laufbohrung dadurch gehärtet. Der Hersteller wählt dieses Verfahren schon seit langer Zeit und wendet es ebenfalls auch bei den Modellen der SIG 550er Familie im Kaliber .223 Remington an. Innen nitrierte Läufe haben eigentlich keinen Sinn. Die Nitritschicht ist sehr porös und hart. Im Schuss dehnt sich der Lauf ungefähr auf den ersten 20 cm im elastischen Bereich auf und geht nach dem Druckabfall wieder in die Ursprungsgröße zurück. Damit wirkt eine mechanische Dehnarbeit auf die Nitritschicht, welche dadurch Risse bekommt und sich schnell Abplatzungen der Schicht einstellen. Innen hartverchromte Läufe bieten hingegen zwei wesentliche Vorteile. Die Chromschicht ist sehr glatt und verfügt daher über hervorragende Gleiteigenschaften, der Ein- und Durchpresswiderstand des Geschosses wird herabgesetzt, die mechanische Belastung auf den Lauf reduziert. Auch ist die Chromschicht in der Lage, die durch den Gasdruck bedingte Dehnung elastisch mitzugehen, ohne dass sich Abplatzungen bilden.

Frage: In welchem Zustand befinden sich die Hülsen nach dem Schuss?

SIG 751 SAPR Hülsenauswurf
SG 751 SAPR: Beim Auswurf der abgeschossenen Hülsen schlagen diese am Blechsystemgehäuse an.

Die abgeschossenen Hülsen zeigen im Wesentlichen drei Beschädigungen vom Auswurf. Der Hülsenmund ist einfach, teilweise auch zweifach nach innen eingedrückt. Beim Wiederladen lässt sich diese Verformung durch den Innenkalibrierer beheben. Die anderen Beschädigungen werden durch den Ausstoßer sowie beim Auswurf hervorgerufen. Die Beschädigung am Patronenboden zeigt sich in Form eines Dreieckes am Hülsenrand. Bei einigen Hülsen ist dieser Eindruck so tief, dass die Auszieherrille verformt wird. Beim Wiederladen kann es daher sein, dass die Hülse gedreht werden muss, damit der Hülsenhalter in die Auszieherrille eingreifen kann und nicht an der verformten Stelle klemmt. Die dritte Beschädigung an der Hülse findet beim Auswurf statt, wenn die Hülse am Systemgehäuse anschlägt. Die Delle befindet sich meist 10 bis 15 mm oberhalb des Hülsenbodens im zylindrischen Teil der Hülse und wird durch einen diagonal verlaufenden Eindruck gekennzeichnet. Zwar würde der Gasdruck beim erneuten Verschuss die Delle wieder nach außen drücken, dennoch entsteht durch die Kaltverfestigung des Messings eine lokale Versprödung und Verhärtung. Unterm Strich geht die SG 751 SAPR wie auch die Modelle der 550er Reihe nicht zimperlich mit dem Hülsenmaterial um und schränkt deren Wiederladezyklen ein. Abhilfe – zumindest in gewissen Umfang – können entsprechend am Systemgehäuse aufgebrachter Gummi oder eine getunte Gasdüse mit geringeren Lochdurchmesserabstufungen schaffen. Zumindest werden mit größerer Bohrungseinstellung der Gasdüse die Schäden an der Hülse zunehmen.

Weitere Fragen und Antworten zur SIG 751 SAPR im Kaliber .308 Winchester finden Sie auf Seite 2.

Frage: Taugt die Gasdüsenverstellung nur für Schalldämpferbetrieb und extremen Dreck? Oder ergeben sich für den Wiederlader hier eventuell auch noch gute Möglichkeiten, zum Beispiel für typische Scheibenladungen?

Laut dem Benutzerhandbuch der SG 751 SAPR dient die Gasdüsenverstellung dazu, um die Gasmechanik dem Verschmutzungsgrad anzupassen. Auch wirkt sie auf die äußeren Bedingungen. Also auf Dreck oder Eis sowie den Betrieb der Waffe mit Schalldämpfer. Sowohl die SG 751 SAPR in der Short- als auch Long-Barrel-Ausführung verfügen über eine vierfach verstellbare Gasdüse. Die Einstellungen bei der Short Barrel sind 1,7 mm, 1,9 mm, 1,2 mm und in der Stellung vier verschließt die Düse den Gasen den Weg zur Gasmechanik. Bei der Long Barrel fallen die Bohrungen mit 1,4 mm, 1,6 mm und 1,0 mm etwas kleiner aus. Da die Gasabnahme im Lauf bei beiden Modellen an derselben Stelle stattfindet, wirkt beim längeren Lauf der Gasdruck minimal länger auf den Gaskolben, so dass die Long-Barrel-Version mit kleineren Bohrungen auskommt. Für den Betrieb mit Dämpfer empfiehlt der Hersteller die Einstellung drei mit 1,0 mm respektive 1,2 mm oder Stellung vier, damit wird die Waffe zum Repetierer. Das liegt an der durch die Schalldämpfer-Konstruktion bedingten Gasspeicherung, welche den Gaskolben der SG 751 SAPR bei größeren Bohrungen extrem belasten würde.

SIG 751 SAPR Gasdüsen im Vergleich
Die SG 751 SAPR Gasdüsen Long Barrel (l.) und Short Barrel (r.) haben je vier Stellungen.

Ob sich die verstellbare Gasdüse auch für schwach geladene Laborierungen eignet, probierten die Tester mit zwei gängigen Treibladungspulvern, zwei unterschiedlichen Geschossgewichten und der Gasdüseneinstellung drei und eins auf dem Schießstand aus. Die Patronen wurden mit den Vihtavuori-Pulvern N140 und N540 geladen. An Geschossen benutzten die Tester Vollmantel-Projektile von 147 Grains Gewicht sowie 168 Grains schwere MatchKing-Geschosse der Marke Sierra. Als Laborierung wurde nach dem Ladebuch jeweils die Minimalmenge des jeweiligen Pulvers in Verbindung mit dem Geschossgewicht gewählt. Dies waren beim N140-Pulver 42,5 Grains beim leichten und 36,5 Grains beim schweren Geschoss respektive 43,0 Grains und 38,0 Grains beim N540-Pulver. In der Gasdüseneinstellung drei mit 1,2 mm bei der Short-Barrel-Version und 1,0 mm bei der Long-Barrel-Version traten bei der LB-Version mit allen vier Laborierungen Auswurf- und Zuführstörungen auf. Hingegen hatte die SB-Version nur mit einer Laborierung Zuführprobleme – derjenigen mit dem Sierra-MatchKing-Geschoss und der Ladung von 36,5 Grains N140. In der nächstgrößeren Einstellung eins mit 1,4 mm (LB-Version) und 1,7 mm (SB-Version) funktionierten die Waffen mit den Testlaborierungen tadellos. Die Düseneinstellung eins ist auch die Einstellung für den normalen Schießbetrieb. Insofern kommt die SG 751 SAPR auch mit schwach geladenen Sportladungen zurecht.

Frage: Welche Tuningmöglichkeiten gibt es beim Abzug? Die riesengroße Auswahl an AR-Teilen passt nicht, soweit klar – aber welche Möglichkeiten gibt es, falls jemand Bedarf verspürt?

Laut Auskunft von SG Sauer in Eckernförde befindet sich hier etwas in Planung, nähere Informationen ließen sich jedoch zum Zeitpunkt der Tests nicht ermitteln. Frage: Welche Abhilfe gibt es für den wohl nicht ganz zur restlichen Qualität passenden Handschutz? Gibt es Angebote für Picatinny-Quadrails ähnlich wie beim 551 von B&T? Dieselben werden wohl nicht passen. Das leichte axiale Spiel im Handschutz ist bei der ansonsten tadellos verarbeiteten SG 751 SAPR ärgerlich. Allerdings behindert dieses Spiel weder beim Liegendanschlag noch beim wohl selten vorkommenden Stehendanschlag. Das Spiel ließe sich durch Anpassen eines Distanzbleches unterbinden, wobei hierfür keine Notwendigkeit besteht. Es gibt jedoch für die SG 751 SAPR auch einen Vier-Schienen-Handschutz aus Aluminium, kurz 4-Rail oder Quadrail. Dieser ist bis auf den Arretierhaken am Kolben mit dem der SIG 551 identisch.

Frage: Passen die anders gewinkelten Durchladehebel, die für das SIG 551 angeboten werden, auch beim SG 751 SAPR?

Manche Leute haben dicke Finger und sind bei ausladenden Montagen mit einem anders gekröpften Hebel besser bedient. Seitens SIG sind keine anderen Durchladehebel erhältlich. Aber auch hier war die Aussage von SIG Sauer in Eckernförde, dass man da etwas in Vorbereitung habe.

Worin liegt der Zweck des Innengewindes, das sich am Mündungsfeuerdämpfer findet?

Das Innengewinde dient der Aufnahme eines sogenannten Blindschießgerätes, also eines Manöverpatronengeräts. Der Mündungsfeuerdämpfer ist so gestaltet, dass an ihm direkt ein B&T-Schalldämpfer vom Typ Rotex befestigt werden kann. Daher befindet sich auch ein radialer Einstich an der Mündungsfeuerdämpfer-Wurzel. Bei der Short-Barrel-Variante und bei abgenommenem Mündungsfeuerdämpfer lassen sich nur direkt auf die Mündung aufschraubbare Dämpfer montieren, wie die Modelle SL5 bis SL7 und Jet-Z compact von Ase Utra, A-Tec CMM-4, B&T Tiger. Overbarrel-Dämpfer ragen zu weit nach hinten über den Lauf und kollidieren daher mit dem Gasblock.


Weitere Informationen zum Test der SG 751 SAPR erhalten Sie in der VISIER-Ausgabe 12/2015. Das Heft können Sie HIER im Online-Shop von VS-Medien bestellen.

Hier finden Sie den Kompakttest von VISIER der SG 751 SAPR bei all4shooters.com zum Nachlesen.