Bericht und Videos: Drückjagd in Südafrika – Welche Waffen, Munition und Optiken kommen zum Einsatz?

Wir haben im Vorfeld der Jagdreise mit Herstellern über das Thema Drückjagd in Afrika gesprochen. Die Skepsis war groß, da man Afrika und die Jagd immer noch mit der klassischen Einzeljagd verbindet. Wir haben es uns trotzdem nicht nehmen lassen und hatten hier mehrere Waffen (Krieghoff Doppelbüchsdrilling Optima, Krieghoff Semprio, Blaser R93, Merkel Helix), verschiedene Zieloptiken (Zeiss, Leica, Kahles) sowie unterschiedliche Munitionstypen im Einsatz (Norma Bondstrike .300 WinMag, RWS Evo Green 9,3x74R, Norma Oryx 9,3x62 18,5g/285 gr, Winchester Power Point in .30-06 Springfield, Federal Ammunition Power-Shok .375 H&H Magnum 300 Grain Soft Point.

Munitionstests mit Norma Bondstrike und Federal Power Shok:

Die Norma Bondstrike hätten wir gerne im Long-Range-Test in der Kalahari getestet, was wegen Covid-19 nicht ging. Bei der Drückjagd machte sie eine gute Figur.

Die Norma Bondstrike, die in diesem Jahr auf den Markt gekommen ist, wollten wir vorrangig in Namibia testen. Aus den im 1. Teil "Wie beeinflusst das Coronavirus die Jagd in Afrika?" geschilderten Gründen − Einreiseverbot für Deutsche nach Namibia − kam es nun nicht dazu, dass wir das Geschoss auf lange Distanzen in der Kalahari testen konnten. Norma bewirbt den BC-Wert, die gestreckte Flugbahn und die Eigenpräzision − denn das Geschoss ist vor allem für lange Distanzen entwickelt worden.

Die Tötungswirkung der Bondstrike konnten wir deshalb nur auf kurze Entfernung auf einer Drückjagd testen. Die zielballistische Wirkung war bei den beschossenen Stücken sehr gut. Die Schussentfernungen betrugen im Mittel 50 m und alle Stücke lagen nahezu im Feuer − bis auf ein starkes Gnu, welches eine Fluchtstrecke von 200 m hatte und dann verendete. Hier lag der Treffer aber auch kurz hinter dem Zwerchfell. Die Tötungswirkung bei mittelschwerem Wild auf kurze Distanzen ist enorm.

Am ersten Tag hatten wir die Möglichkeit einen Jäger zu begleiten, der die Federal Ammunition Power-Shok in .375 H&H Magnum 300 Grain Soft Point benutze und damit eine Elandantilope streckte. Die Wirkung auf das Stück war trotz des guten Schusses hinter das Blatt so, dass das Stück noch gut 100 m ging, bevor es verendete. Anschusszeichen lieferte die Munition bei diesem Stück ausreichend. Vor dem Hintergrund, dass der Schweiß hier sehr schnell trocknet, sind die 30 Minuten zwischen Schussabgabe und dem Finden der Anschusszeichen durch den PH (Professional Hunter = Berufsjäger) bemerkenswert. Mehr Knock-Down Power der Munition hätte in  diesem Fall sicher nicht geschadet...

Nachsuchen und Gefahren bei der Jagd in Südafrika:

Die Nachsuchen auf der Drückjagd in Südafrika werden von 2 einheimischen Trackern und einem Berufsjäger mit jungen Bayerischen Gebirgsschweißhunden (BGS) durchgeführt. Die Herausforderung für Hund und Hundeführer ist das Klima, bzw. die Trockenheit. Frische Schweißspuren trocknen bei Temperaturen von über 30°C so schnell, dass es für jede Art von Schweißhund eine Höchstleistung ist, einer Fährte zu folgen und den Hundeführer zum angeschweißten Stück zu bringen. Zudem muss die Nase des Hundes regelmäßig befeuchtet werden, damit die Rezeptoren bestmöglich die Witterung halten können. Der Einsatz des jungen Gebirgsschweißhundes erfolgte dann auch so, dass am Ende der Suche in der Regel Erfolg verkündet werden konnte. Damit der 11 Monate alte BGS den Schweißriemen und die Nachsuche mit einem Erfolgserlebnis verknüpft, haben wir Totsuchen durchführen lassen. Das Nachsuchenwesen steht in Südafrika noch am Anfang. Wegen der Trockenheit beginnen wir die Nachsuchen auch sofort nach Beendigung des Treibens und lassen das Stück nicht − wie in Deutschland − erst einmal "krank" werden und ins Wundbett gehen.  

Diese Blaser R93 ist im Kaliber 9,3x62. Das ist zwar nicht die schnellste Patrone, dafür war  die Munition von RWS  sehr wirkungsvoll.

Der überwiegende Teil der Nachsuchen wurde von den beiden Spurenlesern erledigt. Beide kennen die Region wie ihre Westentasche und auch die Gefahren die im Busch lauern. Es ist keine Seltenheit, dass man Löwen, Büffeln und auch Schwarzen Mambas begegnet. Deshalb gilt für den Jagdgast auch die strikte Anweisung, sich an die Vorgaben der Jagdleitung zu halten und dem Tracker nur dann zu folgen, wenn der sein Okay gibt und keine Gefahr droht.

Wird man von einer Schlange gebissen, sollte man Ruhe bewahren und das Handy griffbereit haben. Warum das Handy? Man muss wissen, dass wir hier mitten im Busch sind und vom nächsten Dorf mindestens 30 Minuten entfernt waidwerken. Es gibt hier ca. 20 verschiedene Giftschlangen – unter anderem Speikobras, Puffottern und Schwarze Mambas – ein Biss hat in der Regel tödliche Folgen, da oftmals nicht klar ist, von welcher Schlange der Biss stammt. Deshalb gilt nach dem Biss einer Schlange: Ruhe bewahren und Foto von der Schlange machen, damit man weiß was einen gebissen hat und das richtige Gegengift verabreichen kann.

In der Regel kommt es jedoch eher selten zu Begegnungen mit Löwen, Leoparden oder Schlangen, da diese den Menschen schon viel früher wahrnehmen und dem Konflikt aus dem Wege gehen. Gefährlich wird es, wenn Schlange, Büffel  oder Löwe keine Fluchtmöglichkeit mehr haben und zum Angriff übergehen. Vor allem die Schwarze Mamba sollte man nicht unterschätzen, sie gilt als eine der schnellsten Schlangen der Welt und ist extrem aggressiv, wenn sie sich bedroht fühlt.

Vor diesem Hintergrund ist die Arbeit der Treiber auf so einer Drückjagd zu bewundern. Der größte Unterschied zum typischen Treiber in der Heimat ist, dass der südafrikanische "Beater" extrem laut ist. Das ist ein Spektakel, wenn knapp 100 Menschen durch den Busch laufen und mit Gesängen das Wild auf die Läufe bringen – haben wir erwähnt das der Frauenanteil sehr hoch ist?  So etwas wird man in Europa wohl nicht erleben. Hunde werden während der Treibjagd nicht eingesetzt.

Welche Waffen, Optiken und Munition von Krieghoff, KAHLES, RWS und Norma kamen bei unserer Drückjagd in Südafrika zum Einsatz?

Auf dem Krieghoff Optima in 9,3x74R und mit 20er-Schortlauf kam das Rotpunktvisier Leica Tempus zum Einsatz. Eine sehr gute Drückjagdkombination für Afrika

Produkte dieser Marken standen bei unserer Jagd und den damit verbundenen Praxistests ist Fokus. Aber unsere Gäste hatten auch andere Ausrüstung am Start, die wir Ihnen hier nicht vorenthalten möchten.

Der Schuss auf das Wild erfolgt hier nach strengen Regeln, die verhindern sollen, dass es keine Paketschüsse gibt. Es wird wie in Deutschland gejagt. Erst das Kalb oder der Frischling, danach das adulte Stück. Oftmals wechselt das Wild so schnell an, dass man sich gezielt ein jagdbares Stück aus dem Rudel picken muss. Mit 2 Schüssen kommt man in der Regel gut klar, weswegen auch ein Doppelbüchsdrilling – in diesem Falle ein Krieghoff Optima mit Leica Tempus Rotpunktvisier – auf so einer Drückjagd seine Berechtigung hat. Denn oft wechseln Schakale oder Kleinantilopen, wie Duiker oder Steinböckchen, auf kurze Entfernung an, so dass diese mit Schrot erlegt werden können. Geschossen wird nur aus dem Treiben heraus mit mindestens 45 Grad zum Nachbarschützen, Kugelfang ist der gewachsene Boden, alles so, wie man es aus Deutschland kennt.

Mehr als überzeugen konnte auf jeden Fall das Rotpunktvisier Leica Tempus. In Kombination mit dem Krieghoff Optima Doppelbüchsdrilling ist es eine sehr gut geeignete Optik für diese Drückjagd. Kurz zur Munition: Die RWS Evo Green im Kaliber 9,3x74R ließ zielballistisch keine Wünsche offen und brachte auch bei größeren Wildarten wie Eland oder Oryx genügend Anschusszeichen und Ausschüsse. So ausgerüstet kann der Jäger sicher sein, dass die zielballistische Wirkung seiner Munition im Ziel mehr als ausreichend ist.

Als Geheimtipp entwickelt sich immer mehr das KAHLES Helia 1-5x24 Drückjagdglas, das wir schon auf der Drückjagd in Frankreich im Dezember 2019 im Einsatz hatten. Auch hier machte das Glas seinem Namen alle Ehre. Wir denken nach wie vor, dass man in dieser Preisklasse schwer etwas Besseres findet als das KAHLES. Kompliment an den Hersteller aus Österreich.

Diese Kombination konnte uns schon bei früheren Drückjagden überzeugen: Merkel Helix mit dem KAHLES Helia 1-5x24.

Kommen wir zurück zur Munition, speziell Norma hat in Afrika einen sehr guten Ruf. Wir möchten unsere Erfahrungen mit der 9,3x62 18,5 g/285 gr nicht unterschlagen, die einer der Jagdgäste mehrfach erfolgreich im Einsatz hatte. Die Stoppwirkung dieser Munition ist enorm, auch wenn es nicht die schnellste Kugel auf dem Planeten ist. Alle Stücke lagen entweder im Knall oder hatten extrem kurze Fluchtstrecken von maximal 50 m.

Der Schütze verwendete eine Blaser R93, montiert mit einem Zeiss Drückjagdglas Victory V8 1.1-8x30. ZEISS bewirbt das Glas ja mit den markigen Worten: "Das vielseitigste Zielfernrohr von ZEISS." Wir wollten natürlich vom Schützen wissen, was er von ZEISS hält und fragten nach. Heraus kam dabei wenig Erstaunliches, denn in der Familie des Jägers ist ZEISS seit Jahren eine feste Größe und schwer wegzudenken. Qualität setzt sich eben auf Dauer durch, egal ob die Marke ZEISS, Leica oder KAHLES heißt. Nur soviel sei verraten: Beim Preis-/Leistungsvergleich hat KAHLES unserer Meinung nach die Nase deutlich vorne.

Erstaunlich war für uns, die Wirkung der Winchester Power Point in .30-06 Springfield. Kein Ausschuss bei starkem Wild (Gnu, Oryx, Wasserbock), zielballistisch trotzdem sehr gut, denn das Wild verendete nach kurzer Fluchtdistanz. Wir hatten ja bereits in Rumänien die Erfahrung gemacht, dass unterschiedliche bleifreie Geschosstypen bei starkem Wild schnell an ihre Grenzen geraten und keinen Ausschuss produzierten. Auf Afrika bezogen bedeutet das, dass man einen guten Spurenleser benötigt wenn man mit der Winchester Power Point in .30-06 Springfield waidwerken möchte. Zumindest sollte man das im Blick behalten, wenn Südafrika die Grenzen wieder öffnet und man als Jagdgast mit der Winchester Power Point jagen will.

Unser Fazit zu diesem spannenden Ausflug zur Drückjagd in die südafrikanischen Grenz-Region:

Auf der ersten und wahrscheinlich letzten Drückjagd in 2020, bedingt durch die weltweite Corona-Pandemie, lagen am Ende der Jagd 188 Stück auf der Strecke. 19 unterschiedliche Wildarten, darunter die Klassiker wie Streifengnu oder Warzenschwein, aber auch Elandantilope und Kudu machten die Strecke bunt.

Neben diesen Warzenschweinen bestand die Strecke aus 18 weiteren Wildarten.

An dieser Stelle für den geneigten Leser der Hinweis, dass die Jagd in der südafrikanischen Grenzregion eine Fleischjagd ist, auf der aber auch Trophäenträger frei sind. Das Bejagungskonzept kommt den umliegenden Dörfern zu Gute. In Summe werden 150 Menschen während der Jagdsaison in Lohn und Brot gehalten. Sämtliche Einnahmen aus Jagdlizenzen und Wildbretverkauf kommen den Gemeinden der Region zu Gute und werden für den Bau von Schulen und sanitären Einrichtungen verwendet. Das Drückjagdkonzept ist von der regionalen Umweltbehörde zertifiziert und als eine der nachhaltigsten Lösungen bewertet worden.

Wir alle leben in der Hoffnung, dass die Corona-Pandemie schnellstmöglich ein Ende findet und ein Teil der von K&K Premium Jagd geplanten Drückjagden zumindest im 3. Quartal 2020 stattfindet, falls Gäste diese wunderschöne Region in Südafrika wieder besuchen dürfen. Denn diese Jagd bietet auch einen hohen Erlebnisfaktor für den Teilnehmer. Der Artenreichtum ist beeindruckend und beschränkt sich nicht nur auf 3-5 Schalenwildarten wie in der Heimat.

"Lets fight this crisis as a Family, together we are strong", gab Kai-Uwe Kühl dem Landrat der Region und dem Sekretär für Umweltfragen zum Abschied mit auf den Weg.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: