Das kann die Sauer S100 "Drückjagd" in .308 Winchester. Sondermodell von B&H Waffenhandel im Test

Bekanntermaßen fertigt der 1751 gegründete, traditionsreiche Waffenhersteller J.P. Sauer & Sohn neben den hochpreisigen Zylinderverschlussbüchsen-Baureihen S404 und S101 der Premium- und Mittelklasse seit rund fünf Jahren mit der S100 einen erschwinglichen Repetierer in der Einstiegsklasse. Die standardmäßige, einfache Basisausführung S100 Classic XT mit Kunststoffschaft wird aktuell für rund 1.300 Euro angeboten. Zu den technischen Eckdaten der Sauer S100 gehören in Stichworten: geschmiedete, stählerne Systemhülse, Zylinderverschluss mit drei Verriegelungswarzen und 60-Grad-Öffnungswinkel, ergonomische, neutrale Schaftgeometrie für Rechts- und Linksanschlag, kaltgehämmerter Lauf, justierbarer Direktabzug mit von 1.000 bis 2.000 Gramm einstellbarem Abzugsgewicht, Drei-Positionen-Sicherung, doppelreihiges Kastenmagazin mit einer Kapazität für 5+1 Patronen (Standardkaliber) beziehungsweise 4+1 Patronen (Magnum-Kaliber). Der Repetierer ist praxisgerecht für die hauseigene Sauer Hexalock- sowie alle gängigen Remington 700-Montagen vorbereitet.

Ein Kaliber für alles: Die Sonderedition der Sauer S100 von B&H Waffenhandel kommt in .308 Winchester mit kurzem Lauf

Jägerin mit der S100 Drückjagd auf dem Rücken.
Durch den nur 46 Zentimeter langen Lauf erwies sich das B&H-Sondermodell der S100 als besonders führig.

Die Kaliberpalette der S100 umfasst ab Werk die zehn Standardkaliber .223 Rem., .243 Win., 6,5x55, 6,5 Creedmoor, .270 Win., .308 Win., .30-06, 8x57 IS und 9,3x62 sowie die beiden Magnum-Kaliber 7 mm Rem. Mag. und .300 Win. Mag. Der norddeutsche Händler B&H bietet seine kompakte Drückjagd-Sonderausführung der S100 aber ausschließlich im bewährten Standardkaliber .308 Winchester an, was durchaus zu verschmerzen ist, weil es in Sachen Zielballistik und Jagdethik für alles heimische Wild vollkommen ausreicht. Üblicherweise wird die S100 vom Hersteller in den Lauflängen 56 Zentimeter (Standard) und 62 Zentimeter (Magnum) gefertigt. Der Lauf der B&H-Sonderedition wurde aus Gründen der verbesserten Führigkeit und weiteren Gewichtsreduktion um nochmals 10 Zentimeter auf 46 Zentimeter gekürzt. Heutzutage versteht es sich von selbst, dass die Mündung nach B&H-Spezifikationen direkt mit einem M15x1-Gewinde versehen wurde, was die Anbringung eines Schalldämpfers "out of the box" ermöglicht. Der Kornsattel ist zudem geschraubt und abnehmbar, dadurch ist auch die Verwendung eines Over-Barrel Schalldämpfer möglich. Zusätzlich wurde eine drückjagdtaugliche Fluchtvisierung auf den Lauf montiert, die im Fall des Falles ein Schießen auch ohne montierte Optik zulässt, zumal es durchaus Waidmänner gibt, die das flüchtige Schießen ausschließlich mit der mechanischen Visierung bevorzugen. Abgerundet wird der exklusive Leckerbissen durch eine sauber ausgeführte, olivgrüne Cerakote-Oberflächenbeschichtung aller wesentlichen Metallteile (abgesehen von der Verschlusskammer) sowie durch den in Signalorange strahlenden ErgoMax-Synthetikschaft. Weitere Extras im Detail: Ebenfalls olivgrüner, kugelförmiger, griffig strukturierter Kammerstängel-Abschluss ("Revolver-Knob") sowie eine fünf Millimeter starke Kunststoff-Schaftkappe ("Speed-Cap"), die einen schnellen Anschlag auch beim Tragen von voluminöser Winterbekleidung unterstützt.

Zylinderverschluss der Sauer S100 im Detail.
Technik der S100 Drückjagd: Zylinderverschluss mit drei Riegelwarzen und 60-Grad-Öffnungswinkel, Kastenmagazin aus Kunststoff mit einer Kapazität für fünf Patronen.
Der Mündungsbereich der S100 Drückjagd von B&H im Detail.
Der Lauf ist in der B&H-Sonderversion der S100 um 10 cm gekürzt und kommt mit M15x1-Mündungsgewinde und Abdeckblende.

Sieben auf einem Streich: B&H bringt das Sondermodell der Sauer S100 Drückjagd in verschiedenen Paketen zu Preisen ab 1499.- €

Jägerin mit der S100 Drückjagd.
Das B&H-Sondermodell S100 Drückjagd kommt stets mit signalfarbenem Schaft. Der weiß seine Vorteile in dynamischen Jagdsituationen auszuspielen.

Die "nackte" Basisausführung der S100 Drückjagd in limitierter B&H-Sonderausführung geht für schlappe 1.499,- Euro über die Ladentheke, was wahrlich "viel Waffe für wenig Geld" ist. Doch darüber hinaus offeriert der norddeutsche Waffenfachhändler, der viel praxisnahes Know-how und ein gutes Marktgespür besitzt, das S100-Sondermodell in sieben ansehnlichen Ausstattungspaketen. Die Preise rangieren dann von 1.569,- bis 2.499,- Euro. 

Exemplarisch soll hier das Spitzenmodell für 2.499,- Euro kurz dargestellt werden, das zusätzlich zu der erläuterten Basismodell-Sonderausstattung in einem fix und fertig einsatzbereiten, auf 100 Meter mit montiertem Zielfernrohr eingeschossenen Komplettpaket daherkommt. Die S100 B&H Drückjagd ist dann mit einer Sauer Hexa-Lock-Schnellspannmontage in Kombination mit einem britischen Hawke Frontier 30-Zielfernrohr 1-6x24 mit L4A Dot-Leuchtpunkt-Absehen mit klappbaren Staubschutzdeckeln sowie einem norwegischen Freyr & Devik Featherweight 149-Schalldämpfer ausgerüstet. Hinzu gesellen sich weitere, nicht unwesentliche Kleinigkeiten wie Schnellverschluss-Riemenbügel, ein Niggeloh Universal Neopren-Gewehrriemen (Farbauswahl: schwarz, grün, orange oder braun) sowie ein Neopren-Schalldämpferüberzug (schwarz). Jetzt fehlt nur noch die Munition und man ist bestens ausgerüstet und bereit für den Reviergang.

B&H Sauer S100 Drückjagd: Technik im Detail

Bettung der B&H S100 Drückjagd.
Blick auf die spezielle "EverRest"-Systembettung der B&H S100 Drückjagd mit Metallblock im Schaft.

Unsere Testwaffe wurde in der Werkstatt erst einmal komplett demontiert, um sich ein besseres Bild über Konstruktionsdetails und Verarbeitungsniveau machen zu können. Interessant ist sicherlich die "EverRest"-Systembettung, die sich deutlich von konventionellen Systembettungsmethoden unterscheidet. Üblicherweise befinden sich in der Systemhülse Gewinde, die dann dazu genutzt werden, das System mit dem Schaft zu verschrauben. Das setzt allerdings auch Wandstärken voraus, die ausreichend lange Gewinde überhaupt erst möglich machen. Bei der schlanken, gewichtsreduzierten Stahlsystemhülse geht Sauer einen anderen Weg, indem die Anschraubpunkte für den Schaft einfach außerhalb der Systemhülse gesetzt wurden. Ein vorderer, seitlich abgefräster Gewindestift leitet die Torsionskräfte in den Schaft ab. Der in den Schaft eingesetzte Metallblock besitzt hierfür ein korrespondierendes Langloch mit entsprechender Breite. Anhand der Spuren in der Laufbeschichtung kann man sehen, dass der Metallblock perfekt auf die Kontur der Systemhülse und des Laufes abgestimmt wurde und somit auch sehr gut die Rückstoßund Torsionskräfte in den Schaft ableiten kann. Möglich wird dies dadurch, dass nicht eine Systemschraube dafür verantwortlich ist, den Schaft mit dem System zu verbinden, sondern eine lange Mutter, die den Gewindestift der Systemhülse mit dem Schaft verbindet. Und diese Mutter wird auch dazu benutzt, die Abzugsbügel-Magazinschacht-Einheit mit dem Schaft zu verbinden.

Zielfernrohrmontage der S100 Drückjagd.
Sauer & Sohn HexaLock-Schnellspannmontage für Zieloptiken.

Um noch mehr Gewicht einzusparen, wurde bei der S100 auf eine integrierte Montageschiene verzichtet und direkt ein eigenes Montagesystem entwickelt. Die niedrig bauende Sauer "HexaLock"-Schnellspannmontage liefert bombenfeste Stabilität und Wiederholgenauigkeit, lässt sich aber dennoch mit zwei fixen Handbewegungen von der Waffe trennen. Wer übrigens eine MIL-STD-1913-Schiene für die flexiblere Montage von Optiken und Zusatzausrüstung (Vergrößerungsmodule, Nachtsicht- und Thermaloptiken) bevorzugt, wird nicht enttäuscht, denn man offeriert als S100 B&H Drückjagd-Paket Nr.6 das Gewehr mit bereits montierter Picatinny-Schiene aus Stahl sowie weiteren Extras für 1.569,- Euro.

Mit dem B&H-Sondermodell der Sauer S100 auf dem Schießstand

Auch mit einer kompakten Drückjagdbüchse sollte man wohl in der Lage sein, einen 1 MOA (2,91 cm) großen Streukreis auf 100 Meter produzieren zu können, wobei oftmals nur drei Schüsse für die Wertung herangezogen werden. Wir blieben bei unseren gewohnten 5-Schuss-Gruppen und mit nahezu jeder der sechs Fabrikmunitionssorten mit Geschossgewichten von 155 bis 180 Grains konnten wir dieses Ergebnis realisieren. Der Beststreukreis maß 19 Millimeter, geschossen mit der Federal 180 Grains Teilmantel. Hierzu trug auch der auf 1.320 Gramm eingestellte Flintenabzug mit seiner sauberen Charakteristik bei.

Technische Daten und Preis: Sauer S100 B&H Drückjagd

Modell:Sauer S100 B&H Drückjagd
System:Zylinderverschluss mit drei Verriegelungswarzen, die vorne in der Systemhülse verriegeln
Lauf:460 mm langer, kaltgehämmerter Lauf mit 1-11"-Drall und M15x1-Mündungsgewinde
Schaft:ErgoMax-Synthetikschaft in Sonderfarbe Orange
Sicherung:Drei-Positionen-Sicherung am Kolben-hals, die auf den Abzugsstollen wirkt
Magazin:Kastenmagazin mit einer Kapazität für 5 Patronen
Abzug:Justierbarer Direktabzug, gemessenes Abzugsgewicht: 1.320 Gramm
Länge:97 cm
Gewicht:2.950 Gramm
Preis:ab 1.499,- Euro

Fazit: Das kann das Drückjagd-Sondermodell der Sauer S100 von B&H Waffenhandel

Die Sauer S100 B&H Drückjagd für den Einstiegspreis von 1.499,- Euro ist jeden Cent wert und ein fairer Deal. Man erhält eine sehr führige, spezialisierte Jagdbüchse "Made in Germany" mit praxisnahen Ausstattungsdetails, die hinsichtlich Verarbeitung, Funktion und Schussleistung überzeugt und auch für andere Jagdarten (Ansitz, Pirsch) geeignet ist.

 Das hat uns gefallen:

 Das fanden wir weniger gut:

Sehr gutes Preis-/ Leistungsverhältnis

Solide Ausstattung - unterschiedliche Kombinationen bei B&H wählbar

Gute Präzision

Universell einsetzbar - dank kurzem Lauf perfekt für Schalldämpfer geeignet


Text: Michael Fischer und Stefan Perey

Diesen Testbericht finden Sie auch in der caliber, Ausgabe 10/21. Dort sind die Präzisionstests von sechs Laborierungen im Detail in der übersichtlichen Tabelle enthalten. Sie können das Heft im VS Medien-Onlineshop bestellen. Es steht auch als e-Paper bereit.

Weitere Informationen zur Sauer & Sohn S100 Drückjagd bekommen Sie beim exklusiven Vertrieb, der B&H Waffenhandelsgesellschaft oHG