Die superleichte SAKO 85 Carbonlight in .300 Winchester Magnum für Sie getestet

SAKO 85 Carbonlight − Repetierer im handgefertigten Carbonschaft

Die superleichte SAKO 85 Carbonlight in .300 Winchester Magnum für Sie getestet
Der Schaft wurde in Handarbeit hergestellt. Der Rückstoßstollen des Systems stützt sich in einem Stahlblock ab, der wiederum sein Widerlager im Schaft findet.

Dieses junge, elegante SAKO 85 Carbonlight in Leichtbauweise wiegt nackt 2,9 kg und bringt bestückt mit SAKO "Optilock"-Montage und Steiner Ranger 4-16x56 einsatzbereite 3,9 kg auf die Waage. Der auf den ersten Blick markante Schaft aus carbonfaserverstärktem Kunststoff ist in erster Linie für dieses Fliegengewicht verantwortlich. Der Verbundwerkstoff besteht aus einer synthetisch geschaffenen Kohlenstofffaser, die in einer Kunststoffmatrix (in der Regel Epoxidharz) eingebettet ist. Der Vorteil dieser Faser: sehr geringes Gewicht, extreme Temperaturbeständigkeit, hoch belastbar und sehr steif. Kohlefaser ist teuer und aufwendig in der Verarbeitung. Häufig wird die Herstellung eines CFK-Teils mit Spritzgusstechnik verwechselt. Doch das Herstellungsverfahren bei SAKO läuft anders ab.

Die Backform heißt im Fachjargon Laminierwerkzeug. Damit ist die Form gemeint, die durch intensive Bearbeitungsschritte einer Aluminium-Knetlegierung die nötige Negativform der Schafthälften liefert. Eine polierte Oberfläche erleichtert das Entformen der Teile. Robotergesteuert wurden vorher die nötigen Zuschnitte aus einer Stoffbahn aus Kohlenstofffasern, eingebettet in Epoxidharz, exakt herausgeschnitten und beschriftet. Diese Zuschnitte werden "Prepregs" genannt.

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Das System wird mit Schrauben im Schaft arretiert. Sie fixieren auch die Abzugsbügel-/ Magazinschacht-Einheit.

Eine Software platziert die Teile so, dass der Verschnitt des teuren Materials möglichst gering ausfällt. Da Kohlenstofffasern in Faserrichtung eine wesentliche höhere extreme Festigkeit aufweisen als quer dazu, wird vorher am Rechner exakt durch Simulation berechnet, welchen Belastungen der Schaft ausgesetzt ist. Als Ergebnis daraus ergibt sich ein sogenannter "Verlegeplan". Dieser gibt vor, an welcher Position und in welcher Ausrichtung die jeweilige Lage durch den Werker platziert werden muss. Nur so können die gestellten Eigenschaften erreicht werden. Die Positionierung der Lagen entscheidet letztendlich über die Festigkeit des Schaftes. Da die Hauptbelastungsrichtung im Schaft gerichtet und definiert ist, kann durch die Wahl der Lagen die Steifigkeit gegenüber Stahl um bis 200% erhöht werden, ohne dabei merklich an Gewicht zuzulegen. Jeder Carbonschaft ist somit eine arbeitsintensive Handarbeit. Beim Laminieren ist streng darauf zu achten, dass keine Luftblasen eingeschlossen werden. Sie würden die Bindung der Matrix an die Faser enorm stören und somit die Steifigkeit stark reduzieren. Zudem kann sich Luftfeuchtigkeit in den Blasen bilden, die bei niedrigen Temperaturen gefrieren kann. Dies hat Risse zur Folge. Schlussendlich wird dann die Form samt den getränkten Lagen in einem Ofen, dem Autoklaven, bei Unterdruck und Wärme gebacken. Nach dem Abkühlen werden die Trennnähte verputzt. Weiterhin wird nur per Hand an den Schafthälften gearbeitet. Kanten werden egalisiert, Oberflächen feinstgeschliffen und die Schaftkappe angebracht. Der für Rechts- und Linkshänder geeignete SAKO 85 Carbonlight-Schaft wiegt gerade einmal 592 g. An der Unterseite des Hinter- als auch des Vorderschaftes wurden die Riemenbügelbasen eingeschraubt. Der Rückstoßstollen des Systems greift in einen Stahlblock, der sich wiederum mit einem Block im Schaft abstützt. Die Struktur des Carbons fügt sich harmonisch in den Gesamteindruck der rostträgen Büchse ein. Egal ob Hitze oder Kälte, die Haptik des Schaftes begeistert. Der Handballen wurde beidseitig ergonomisch ausgeformt und füllt die Hand gut aus. Der Pistolengriff ist sehr lang ausgeführt, bleibt aber im Winkel einem Standardgriff treu. Auch größere Hände finden daran ausreichend Platz. Die Schaftlänge misst 365 mm und ist somit für Personen von 1,65 bis 1,85 m Körpergröße geeignet. 

Das sollten Sie zum System der SAKO 85 Carbonlight wissen:

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Die Leistungsausbeute des 620 mm langen, freischwingenden Laufes war mit verschiedenen .300 WM-Munitionssorten beachtlich.

Der einteilige Verschluss mit kontrollierter Patronenzuführung, der die Patrone aus dem Magazin ins Patronenlager schiebt, wobei erst dann der Auszieher über den Rand der Patrone rutscht, verriegelt mit drei Warzen im Lauf. Ein feststehender Ausstoßer befördert beim vollständigen Zurückziehen des Verschlusses die Hülsen nach außen. Deswegen befindet sich auch die kleine Nut auf der Unterseite des Verschlusses. Die Auszieherkralle ist zwischen der oberen und rechten Verriegelungswarze platziert und verrichtete ihren Dienst zuverlässig. Der Kammerstängel ist ergonomisch ausgeführt und ermöglicht ein sicheres, schnelles Repetieren. Er schließt mit in einer 19 mm starken Kugel ab, die glatt belassen wurde. Die Führungsbahnen erlauben einen sehr flüssigen Repetiervorgang bei einem Öffnungswinkel von 60 Grad. Der Kammerfang sitzt als Wippe auf der linken Systemseite und verfügt über eine strukturierte Oberfläche, die dem Finger Halt bietet. Für diese Büchse wurde ein System der Größe L verwendet. 

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Um Gewicht zu sparen wurde der Lauf kanneliert und auf eine offene Visierung ganz verzichtet. Das Gewinde wird mit einer Abdeckung gut geschützt.

In die Hülse war ein auf seiner kompletten Länge frei schwingender Lauf aus rostträgem Stahl eingeschraubt. Dieser durchlief bei SAKO folgende Bearbeitungsstufen: tieflochbohren, honen, hämmern und anschließend kehlen. Der kannelierte Lauf misst 62 cm in der Länge und ist mit einem 11"-Drall mit 4 Zügen und Feldern ausgestattet. Neben der größeren Oberfläche im Vergleich zu einem runden Lauf erhöht die Kannelierung die Steifigkeit und trägt somit auch zur Schusspräzision bei. Zudem verringert sich durch diese Maßnahme auch das Gewicht des Laufes im Vergleich zu einem dicken Matchlauf. Der Laufdurchmesser wurde an der Mündung mit lediglich 16,9 mm festgestellt. Die Länge von 62 cm ist ein gutes Maß um die hohe Pulversäule einer .300 WM auch umsetzen zu können. Sämtliche Metallteile bis auf den Verschluss, waren aus rostträgem Stahl hergestellt und trotzen somit ärgsten Wetterkapriolen. Vor dem Kammerstängel liegt die Schiebesicherung. In der hinteren Position werden Abzug und Verschluss blockiert. In der vorderen Stellung ist die Büchse feuerbereit. Ein nun sichtbarer roter Punkt zeigt dies an. Ist das System gespannt, ragt die Verlängerung der Schlagbolzenmutter, ebenfalls mit einer roten Markierung versehen, unter dem formschön gestalteten Schlösschen fühl- und sichtbar hervor. Eine kleine Taste vor der Sicherung ermöglicht das Entladen der Büchse im gesicherten Zustand. Ein trocken eingestellter Flintenabzug löste ohne jeglichen Vorweg bei 1.535 g aus. Bei 5 Messungen mit der digitalen Abzugswaage war die Streuung mit ±20 g erfreulich niedrig. Der Abzug kann beliebig innerhalb der Bandbreite von 1,0 bis 2,0 kg eingestellt werden. Dazu muss das System aus dem Schaft genommen werden.

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Im gespannten Zustand tritt eine Verlängerung sicht- und spürbar unter dem Metallschlösschen hervor.

Die beiden Systemschrauben halten zudem das Bodenblech von Magazinkasten und Abzugsbügel aus Aluminium. Das 2-reihige Magazin mit einer Innenlänge von 94,4 mm verhindert mittels Schulterstopp, dass die Geschossspitzen beschädigt werden. Es wurde aus rostträgem Stahlblech hergestellt und nimmt 4 Patronen auf. Zum Laden/ Entladen kann das Magazin über eine Wippe vor dem Magazin entriegelt werden. Wenn es schnell gehen muss, kann das Magazin auch über die breite Systemöffnung von oben bestückt werden. Die Passungen zwischen Carbon und Metall sind exakt gefertigt und auf beiden Seiten mit konstantem Abstand gehalten. Die Riemenbügelbase ist im Abstand von 40 cm viel zu weit von der Mündung für eine bequeme Riemenbefestigung entfernt. Vielmehr kommt SAKO hier dem Bergjäger entgegen, der gerne ein Zweibein daran montiert. 

Die technischen Daten der SAKO 85 Carbonlight:

Modell:SAKO 85 Carbonlight
Preis:3.985,- Euro
Kaliber:.300 Winchester Magnum
Magazinkapazität:4+1
Mündungsdurchmesser:16,6 mm
Lauflänge:620 mm
Schaftlänge:365 mm
Gesamtlänge:116 cm / 121,5 cm (mit Mündungsbremse)
Gewicht (ohne ZF, ohne Mündungsbremse):2.966 g

Wie präzise ist die SAKO 85 Carbonlight auf dem Schießstand:

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Die Hornady Superformance 180 Grains SST-Fabrikmunition lieferte mit über 5.000 Joule Energie die meiste Leistung in der Erprobung ab.

Mit gemischten Gefühlen zogen wir mit der leichten Büchse im leistungsstarken Kaliber auf den Schießstand. Wir waren beim Testschießen über das Schussverhalten mehr als erstaunt. Anstatt auf die Schulter zu klopfen, schob die Büchse mehr als zu treten. Die Schaftkontur leitete den Rückstoß kerzengerade in die Schulter. Die dicke, geschlossene Gummikappe leistet massiv einen Beitrag in der Aufzehrung der Rückstoßenergie und dämpft sehr gut. Wem die Rückstoßkräfte zu hoch erscheinen, kann eine beiliegende Mündungsbremse aufschrauben. Die Bremse verlängert die Büchse allerdings um 55 mm. Alternativ kann auf dem Gewinde M15x1, das von einer Abdeckkappe zuverlässig geschützt wird, auch ein Schalldämpfer montiert werden. In Anbetracht der dünnen Laufwandung reduzierten wir die sonst üblichen 5-Schuss- Gruppen auf nur 3-Schuss-Gruppen. Um weiteres Gewicht zu sparen, wurde auf eine offene Visierung ersatzlos verzichtet. SAKO kalkuliert anscheinend mit jedem Gramm. Denn auch das SAKO Pistolengriffkäppchen fiel dem Rotstift zum Opfer. Erfreulich, dass der 62-cm-Lauf die Leistung der Patrone gut umsetzen kann. Mit einer Energie von über 5.000 Joule konnte hier die Hornady Superformance 180 Grains SST-Munition auftrumpfen. Das für seine gute Wirkung bekannte NORMA Oryx Projektil wurde in allen 3 verfügbaren Gewichtsklassen verschossen. Abhängig von Schussdistanz und Schwere des Wildes kann somit die optimale Laborierung gewählt werden. Die RWS HIT lieferte mit 15 mm zwar den kleinsten Streukreis, bildete aber bei der kinetischen Energie das Schlusslicht. Der Durchschnitt aller Laborierungen beträgt im Mittel 37,25 mm und liegt somit unter dem jagdlichen Sollwert von 40 mm.

Unser Testurteil zum Repetierer SAKO 85 Carbonlight:

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Die Mündungsbremse bietet an 30 Öffnungen ausreichend Prallflächen für die dem Geschoss folgenden Pulvergase und reduziert damit den Rückstoß.

Die SAKO 85 Cabonlight ist eine sehr robuste, allwettertaugliche Waffe, die mit einem Gesamtgewicht von lediglich 3,90 kg die Messlatte hoch hängt. Jagen im bergigen Gelände lässt erfinderisch werden. Es soll Jäger geben, die sägen sogar die Zahnbürste zur Gewichtsreduzierung mittig durch. SAKO hat mit der Carbonlight eine Büchse im Portfolio, die "nackt" mit nur 2.966 g einen Meilenstein darstellt. Mit montierter Mündungsbremse bricht sie mit 3.015 g die 3-kg-Grenze ganz knapp. Egal, ob auf Maralhirsch, Steinbock oder auch Oryx und Kudu im südlichen Afrika. Mit der Leistung der .300 WM, dem robusten, widerstandsfähigen Schaft und dem zuverlässigen System ist man gut ausgerüstet. Ein Tester meinte: "Mit dem Schaft kannst du auch notfalls im Yukon paddeln". Die Büchse wird noch in 3 weiteren Systemgrößen und 14 weiteren Kalibern angeboten. Auch echte Linkssysteme sind in der Carbonlight-Ausführung erhältlich. Die Testwaffe kostet 3.985,- Euro.


Wichtig zur Gebirgsjagd: Die theoretischen Grundlagen für Long Range im jagdlichen Umfeld.

Der Testbericht zur SAKO 85 Carbonlight in .300 Winchester Magnum wurde in caliber 2/2019 veröffentlicht. Diese und weitere Ausgaben können Sie ganz bequem im VS Medien Online-Shop bestellen.

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