Die Sako 100 kommt bald! Wie die Finnen Russlands Waffen besser machten - die Geschichte vom "Weißen Tod"

Viel wurde schon darüber geschrieben und auch all4hunters/all4shooters kann es kaum erwarten, dass dieses Schmuckstück nun endlich nach Deutschland kommt. Im November des Jahres 2022 wurden wir von der Manfred Alberts GmbH nach Finnland eingeladen. Zu einem Presseevent, der große Neuigkeiten versprach. Wie immer, wenn so ein Aufwand betrieben wird, gibt es natürlich vieles, über das man berichten kann und es gibt auch einige Sachen die bis auf weiteres unter Verschluss stehen. Bevor wir also das Geheimnis hier bei all4hunters/all4shooters lüften, werfen wir zuerst einen Blick auf die Geschichte von Sako. Dann werden Sie auch verstehen, was sich hinter unserer Geschichte "Der weiße Tod" verbirgt.

Die Geschichte von Sako beginnt im 19. Jahrhundert - und zwar in Russland

Seit dem Jahre 1883 überlegte man in Russland, welches Gewehr die kaiserlich russische Armee in Zukunft führen sollte. Zwei Modelle standen zur Auswahl. Den Zuschlag erhielt das Modell des russischen Konstrukteurs Sergei Mossin, dessen Modell M91 "Dragoner" nach dem Vorbild der belgischen Waffenschmiede der Brüder Nagant entwickelt wurde. Finnland gehörte zu der damaligen Zeit als Großfürstentum Finnland zum russischen Zarenreich.

Die Gründung von Sako im Jahre 1921

Sako Werkstatt im Jahr 1921. 
Werkstatt in der frühen Zeit von Sako. Das Unternehmen wurde im Jahre 1921 gegründet.

Die Gründung von Sako fand nach dem Abspaltungsprozess Finnlands von Russland im Jahre 1921 statt. Seit der Einführung der Mosin Nagant in der kaiserlich russischen Armee im Jahre 1891, fanden diese Waffen auch ihren Weg nach Finnland. So kamen unter anderem Waffen aus Japan nach Finnland, was dem Umstand geschuldet war, dass Russland im Jahre 1904-1905 im russisch-japanischen Krieg tausende von japanischen Waffen (die ihren Ursprung auch in Russland hatten) beschlagnahmte und nach Finnland verschiffte. Die "japanischen" und "russischen" Waffen wurden in einer kleinen Werkstatt in Helsinki repariert und kamen in den Unruhen des Winters/Frühjahr 1918 zum Einsatz. Hier kämpften die "Roten" gegen die "Weißen". Die Roten benutzen das "Original aus Russland" und die "Weißen" kämpften mit dem japanischen Pendant. Die Weißen behielten schließlich die Oberhand. Eine sozialistische Revolution wurde verhindert. Mit Sowjetrussland wurde im Jahre 1920 ein Friedensvertrag geschlossen. Ein Jahr später, im Jahre 1921, war es dann so weit: Sako wurde gegründet. Aus der kleinen Werkstatt wurde eine Firma, die eigene Waffen produzierte.

Die ersten Jahre von Sako als Waffenhersteller– Turbulenzen und das Geschäft mit der Regierung

Munition vom Sako.
Auch Munition: Eine Übersicht der heutigen Patronenauswahl bei Sako.

Das erste Modell, das Sako auf den Markt brachte, war die M24, die Lotta. Bis es so weit war, musste jedoch auch Sako Lehrgeld bezahlen. Denn einer der wichtigsten Kunden von Sako war die Zivilgarde von Finnland. Diese verlangte höchste Präzision und da man keinerlei Erfahrung in der Massenproduktion von Waffen hatte, musste man in den Anfangsjahren ins Leere schauen. Die Zivilgarde bestellte die Läufe also in der Schweiz und Deutschland. So waren die Läufe deutlich dicker als beim Original aus Russland. Der Präzision war das zuträglich. Es wurde investiert, ein Umzug in neue Räumlichkeiten mit mehr Platz, neuen Maschinen und mehr Kapazitäten in der Produktion fand schließlich im Jahre 1927 seinen Abschluss, als man nach Riihimäki umzog. Sorge bereitete Sako in dieser Zeit jedoch der Deal der Regierung mit Lapua, der zur Existenz Frage für Sako wurde. Zwei Produzenten von Munition auf einem begrenzten Markt, dass war für Sako einfach zu viel Risiko. Dem Geschick der Geschäftsführung war es zu verdanken, dass Lapua als Produzent für den zivilen Markt mehr oder weniger ausgeschaltet wurde und Sako mit etwas mehr Planungssicherheit in die Zukunft schauen konnte. 

Mathias Haack mit der Sako M39
Lange Historie: Der Autor Mathias Haack vor Ort im Museum bei Sako.

Die 30 Jahre Winterkrieg mit Russland und der "weiße Tod". Doch wer war Simo Häyhä?

Waren die ersten Jahre noch von der Hoffnung auf Frieden und Entwicklung für die junge finnische Nation geprägt, zeichnete sich am Horizont jedoch schon die nächste Bewährungsprobe für Finnland ab. International machte sich Finnland sportlich einen Namen. 1937 fand in Helsinki die Schießweltmeisterschaft mit dem Gewehr statt. Alle Teilnehmer schossen mit dem "M28", der Weiterentwicklung des M24 aus dem Hause Sako. Das "M28" wurde auch unter dem Namen Spitzhund bekannt, was daran lag, dass die Kimme die Silhouette eines "Spitzes" hatte. 


Das M28 wurde auf Grund seiner Präzision zum Schrecken der roten Armee. Finnland befand sich seit dem Ende des Jahres 1939 im Krieg mit Russland. Im kurzen Winterkrieg machten die russischen Soldaten dann Bekanntschaft mit dem Weißen Tod. Simo Häyhä war Bauer und Jäger. Er schoss das M28 ohne Zielfernrohr. Seine Waffe, der Spitzhund, war auf 150 Meter eingeschossen. Der weiße Sniper tötete am Tag bis zu 25 Soldaten der roten Armee und das auf kürzeste Entfernung zwischen 100-150 Meter. Am 6 März, eine Woche vor dem Ende des Winterkrieges wurde Simo durch einen russischen Scharfschützen verwundet.

Traditioneller Hintergrund: Finnland und die Rolle der Jagd

Jäger mit einer Sako auf der Jagd.
In Finnland hat die Jagd eine bedeutende Rolle und lange Tradition.

Bei unserem Besuch in Finnland stellten wir fest, dass Russland in den Köpfen der Finnen noch sehr präsent ist. Ein Finnland ohne die russische Vergangenheit ist undenkbar. Finnland hat ein anderes Verhältnis zum Schutz der Heimat und zum Thema Waffen insgesamt. Wenn Finnland will, sind über Nacht ca. 20% der Bevölkerung zur Verteidigung des Landes bereit. Zu Verteidigen hat Finnland viel. Vor allem aber seine natürliche Ressource Holz, stellt mit über 26 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr einen Großteil der Bioökonomie dar. Das entspricht etwa 13% der Volkswirtschaft von Finnland. Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Natur spielen in Finnland eine sehr große Rolle, weswegen es auch nicht verwundert das das Jagen und Fischen in Finnland einen großen Stellenwert hat. Die Jagd war auch für Sako und das Schwesterunternehmen Tikka die Chance nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges neue Geschäftsfelder zu erschließen. 

Patronenproduktion bei Sako.
DIe historische Patronenproduktion im Hause Sako.

Wie entwickelt sich Sako nach dem Zweiten Weltkrieg weiter?

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Finnland in einer schwierigen Lage. Auf der einen Seite ein Nachbar, der immer wieder über den Zaun schielte. Auf der anderen Seite stand eine Nation, die sich wieder neu aufstellen musste, um ihren Platz in der Welt zu finden. Für Sako bedeutete das erst mal "leere Auftragsbücher". Hatte man durch den Fortsetzungskrieg bis zum Jahr 1944 noch Vollbeschäftigung, war mit dem Waffenstillstand von Moskau am 19. September 1944 damit Schluss.
Sako war von einer sowjetischen Übernahme gefährdet. Im Waffenstillstand von Moskau nutzen die Finne eine Lücke im Vertrag, um den Besitz von Sako für das Land Finnland zu sichern. Das finnische Rote Kreuz wurde neuer Eigentümer. Mal abgesehen vom Eigentümerwechsel, musste man, bis die ersten Jagdwaffen die Welt eroberten, auch Produkte für den Frieden herstellen. So kam es, dass man von Sako auch Feuerzeuge, Lippenstifte und Holzschuhe kaufen konnte. Eine der ersten Verkaufsausstellungen für Waffen fand im Jahre 1948 in Helsinki statt. Kurze Zeit später, wurden die ersten Schritte auf dem amerikanischen Markt unternommen. 

Modellhistorie von Sako – von der L46 bis zur Sako M85

Modellpalette von Sako.
Das Geschäft bei Sako entwickelte sich prächtig und damit auch die Modellpalette.

Das erste eigenständige Gewehr nach dem Krieg war das Model L46. Dieses basierte auf dem Vorgängermodell L42 und verfügte über ein Wechselmagazin. Verfügbar in acht unterschiedlichen Kalibern, waren darunter auch solche Exoten wie die .218 Bee oder die .25-20 Win. Im Kleinkalibersegment stellte man im Kaliber .22lfB die P54/P54T bis zum Jahre 1972 her. 1957 kam das Modell L57 auf den Markt. Hier hatte man jedoch nur drei Kaliber zur Auswahl (.243 Win, .244 Rem, .308 Win). Die L57 verfügte über ein Kastenmagazin. 1961 wurde das Modell L61R Finnbaer vorgestellt. Ebenfalls in drei Kalibern verfügbar (.264 Win, .270 Win, 30-06) erfolgte bei diesem Modell die Verriegelung über 3 Warzen, zwei in der Kammer und eine am Systemende. Der nächste Meilenstein war 1974 die Sako M74 Super, die gleich in 14 Kalibern auf den Markt kam und vor allem für den amerikanischen Markt gedacht war. Im Kleinkaliberbereich ging es in den Siebzigern weiter mit der P75 und der M78 Finnscout, die in den Kalibern .22 Hornet, .22lfB, .22 WMR verfügbar waren. Nach dem ersten Unterhebelrepetierer im Jahre 1963, dem VL63 Finnwolf, kam im Jahre 1982 das Modell "VL63 Finnwolf Sako Collectors Association" in zwei Kalibern auf den Markt. Das interessante ist, dass diese Unterhebelrepetierer von Sako auch nach Jahren immer noch Spitzenpreise erzielen. Der nächste Meilenstein in der Geschichte von Sako war die Modellreihe M75, die in den neunziger Jahren weltweilt verkauft wurde und Basis für das Modell M85 war, dass seit dem Jahr 2006 auf den Markt kam. Der aufmerksame Leser wird feststellen, dass wir in diesem kurzen Auszug natürlich nicht alle Modelle unterbringen konnten. An dieser Stelle sei nur die TRG-Reihe erwähnt, die sich bei vielen Sportschützen einen Namen gemacht hat und in Teilen auch im neuen Modell, der Sako 100 wiederzufinden ist. Die Sako 100 ist das erste Multikalibergwehr aus Finnland.

Premiere noch in 2023: Hier kommen die ersten technischen Details zur brandneuen Repetierbüchse Sako 100...

Mit der Sako 100 auf die Jagd.
Vor Ort in Finnland konnten wir die neue Sako 100 schon mit auf die Jagd nehmen.

Auszug aus der Presseveröffentlichung von Sako: "Das Hauptmerkmal des Mehrzweckdesigns des Sako 100-Gewehrs ist die Möglichkeit, zwischen den Kalibern zu wechseln, was das Gewehr zu einem vielseitigen Werkzeug für verschiedene Wildarten und Bedingungen macht."

Verfügbar ist die Sako 100 in zwei Ausführungen. Die Variante "Explorer Wood" richtet sich an den Jäger, der eine klassische Ausführung bevorzugt. Die zweite Variante "Explorer Carbon" richtet sich an den modernen und aktiven Jäger, der auf Ergonomie und optimiertes Waffengewicht Wert legt. Optisch sind beide Varianten ein echter Hingucker. Neu bei der Sako 100 ist, dass erstmals ein Handspannungssystem verbaut wurde. Der Kaliberwechsel basiert auf dem bewährten Know-how aus der TRG – Serie und der Sako Quad Rimfire Linie. Rahmen und Lauf sind mit Cerakote Elite beschichtet, was ultimativen Schutz vor den Elementen garantiert. Die Sako 100 wurde an unterschiedliche Körperformen, Schießpositionen und Jagdstile angepasst. Das Abzugsgewicht kann in sechs Stufen eingestellt werden (750 Gramm bis 1.750 Gramm). Die Sako 100 wird in elf verschiedenen Kalibern erhältlich sein. Weitere Infos findet man auch hier bei all4hunters/all4shooters.

Wie steht es mit der Verfügbarkeit der Sako 100 in Deutschland?

Neben der interessanten Geschichte von Sako, die wir hier bei all4hunters/all4shooters präsentiert haben, stellt sich natürlich die zentrale Frage: Wann das neue Model auf dem deutschen Markt verfügbar sein wird? Wir hatten die Möglichkeit beim Importeur für Deutschland nachzufragen und hier kommt die Antwort:  Wenn alles klappt wird die Sako 100 im 3 Quartal 2023 in Deutschland verfügbar sein. Wir sind gespannt!


Mehr Informationen finden Sie auch auf der Seite der Manfred Alberts GmbH.

Das sind die offiziellen Hersteller-Informationen zu den neuen Sako 100 Modellen auf der brandneuen Website von "Sako global" in englischer Sprache. Dort gibt es weitere Video-Previews.