Schon als die Traditionswaffenschmiede J.P. Sauer & Sohn 2013 ihr Low-Budget-Modell S 101 für unter 1.500,- Euro vorstellte, fragte sich nicht nur die hiesige Jägerschaft, ob man für diesen Preis überhaupt eine Repetierbüchse in gewohnter Sauer-Qualität fertigen kann. Nun schickt Sauer mit der S 100 ein neues Modell in der Einstiegsklasse an den Start. In der Basisvariante Classic XT mit schwarzem Polymerschaft ist es für nur knapp 1.200,- Euro zu haben.
Sauer S 100 Classic XT – Neues und Bekanntes

Bei der neuen Sauer S 100 handelt es sich keineswegs um eine abgespeckte S 101. Wenngleich einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden 100er Modellen bestehen.
Der ErgoMax-Schaft der neuen Sauer S 100 besitzt keine Soft-Touch-Beschichtung mehr. Trotzdem ist die Haptik angenehm. Die schuppige Struktur an den Kontaktflächen von Pistolengriff und Handschutz fühlt sich recht griffig an. Hinten schließt die gewohnte, mittelharte Gummikappe den von Rechts- und Linksschützen gleichermaßen nutzbaren Schaft mit geradem Rücken ab.
Wie bei der S 101 ruht das System, von zwei Schrauben gehalten, auf den in den Kunststoffschaft eingelassenen Aluminiumblöcken namens EverRest.

Auf eine serienmäßige offene Visierung verzichtet Sauer bei der S 100 gänzlich. Sie ist auf besonderen Wunsch und gegen Aufpreis erhältlich. Allerdings verfügt die stählerne Systemhülse über Gewinde zum Anbringen einer Montage für Zieloptiken.
Die Konfiguration dieser Bohrungen hat der Hersteller bereits bei der S 101 benutzt. Sie erlaubt es, aus der riesigen Auswahl an Montagebasen oder –schienen zu schöpfen, die der Zubehörmarkt inzwischen für die Remington 700 mit Long-Action-System bietet. Die Bohrungen passen aber auch für die neue Hexalock-Montage für 169,- Euro.
Sauer S 100 Classic XT – die technischen Details
Im Innern des Systems sieht es bei der S 100 schließlich doch ein wenig anders aus als bei der S 101: Der Zylinderverschluss der neuen Sauer verriegelt nur noch mit drei Warzen anstatt sechs. Und das nicht unmittelbar im Lauf, sondern vielmehr in einer in die stählerne Systemhülse eingesetzten Verriegelungsbuchse. Dieser Stahlring sitzt verdrehsicher und festverstemmt an seinem Platz.
Gleich vor der Buchse schraubt Sauer das bei Mini- und Standardkalibern stets 560 Millimeter und bei Magnum-Kalibern 620 mm lange Rohr ein. Dabei handelt es sich um kaltgehämmerte Original-Sauer-Läufe. Im Gegensatz zu den Modellen S 202 und S 400 werden die Stahlteile bei der 100er Serie jedoch nicht Ilaflon-beschichtet, sondern brüniert.
Die Kaliber-Palette der S 100 umfasst die Kaliber .222 und .223 Remington, .243, .270, .308 Winchester, .30-06 Springfield, 6,5 x 55 SE, 6,5 Creedmor, 8 x 57 IS, 9,3 x 62, 7 mm Remington Magnum sowie .300 Winchester Magnum.

Anstelle des Druckknopfes auf der rechten Hülsenseite befindet sich nun linksseitig eine als Kammerfang dienende Wippe. Hinten rechts am System weisen zwei weiße und ein roter Signalpunkt die Positionen für den Hebel einer Drei-Stellungs-Sicherung aus. Hinten am Schlösschen, hat bei der S 100 der Schlagbolzen eine Lücke gefunden, um nach hinten aus dem gespannten Verschluss hervor zu treten. Damit der Schütze den Spannzustand der Waffe deutlich erkennt, markiert Sauer das Ende des Zündstifts mit einem roten Signalring.

In der Sauer S 100 ist ein von außen zwischen 1.000 und 2.000 Gramm justierbarer Trigger verbaut. Er ist als Direktabzug ausgelegt und steht ohne den geringsten Vorzug absolut trocken. Bei der Testwaffe betrug der im Werk eingestellte Widerstand übrigens im Schnitt 1.260 Gramm. Dank der guten Charakteristik des Abzuges für den Schießstand ist das akzeptabel und bietet hinreichend Sicherheit fürs Revier.

Sauer S 100 Classic XT – in der Praxis

Beim Gang durchs Revier macht sich zum ersten Mal das Fehlen der Soft-Touch-Beschichtung am Schaft bemerkbar. Kommt man mit dem hohlen Polymerkörper beim Pirschen gegen Äste oder stößt mit harten Ausrüstungsgegenständen an ihn, so klappert das natürlich lauter als beim Kontakt mit dem weichen Überzug der S 101. Im Gegenzug fällt hier die hakenförmige Schuppung an Pistolengriff und Handschutz aber auch griffiger aus als bei der gummierten Variante. Sehr gut gefällt den Testern auch der bequem im Anschlag mit dem Daumen der Schusshand zu erreichende und lautlos zu bedienende Sicherungshebel.
Ebenfalls überzeugen kann der gut erkennbare und im Dunkeln auch fühlbare Spannanzeiger. Der gut erreichbare Magazinlöseknopf sitzt mündungsseitig kurz vorm Magazinschacht in einer tiefen Mulde.

Die Sauer S 100 bedurfte zwar eine harte Hand beim Repetieren, gestattete aber relativ schnelle Schussserien beim Repetieren im Anschlag. Die Schießergebnisse beim Präzisionstest lagen voll im jagdlich brauchbaren Rahmen. Sieht man von den Ausreißern einmal ab, schoss die Büchse sogar sehr gut.
Sauer S 100 Classic XT – unser Fazit
Ob der Einstieg in die Sauerwelt mit der neuen S 100 zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1.190,- Euro oder der S 101 für 1.495,- Euro UVP stattfindet, ist eigentlich nur eine Frage des Geldbeutels. Beide Büchsen stellen durchaus brauchbare Waidwerkzeuge dar. Die nach Ansicht der Tester doch etwas besseren Ausstattungsmerkmale der S 101 sind allerdings auch jeden Cent der rund 300,- Euro wert, die sie mehr kostet.
In erster Linie eignet sich das neue Modell in der Einstiegsklasse gut für Jungjäger und hebt sich von vergleichbaren Waffen der Konkurrenz ab. Die S 100 des deutschen Premiumherstellers dringt von oben in die Spitzenregion der Einstiegsklasse bei Jagdrepetierern ein. Trotz des günstigen Preises bietet die Jagdbüchse Zuverlässigkeit, eine gute Funktionalität und brauchbare Trefferbilder. Man kann die Sauer S 100 Classic XT als durchaus solide bezeichnen.

Weitere Informationen zur Sauer S 100 Classic XT erhalten Sie direkt auf der Webseite des deutschen Premiumherstellers.
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