Die jagdliche Repetierbüchse Sauer 505 im Test – Variante Synchro XTC in .308 Win.

Pünktlich zum Aufgang der Bockjagd 2024 war es so weit: Ein riesiges Paket der J.P. Sauer & Sohn GmbH traf ein. Endlich. Der Inhalt: „die wohl schönste Repetierbüchse der Welt“. Und damit nicht genug: Die Sauer 505 soll auch noch „Liebe auf den ersten Blick“ versprechen. Schwere Geschütze, die aufgefahren werden. Ob die Jungs (und Mädels) des Marketings von Sauer nicht vielleicht etwas dick aufgetragen haben? J.P. Sauer & Sohn hat mehr als 270 Jahre „Berufserfahrung“ auf dem Buckel, da darf geklotzt und nicht nur gekleckert werden. 

Qual der Wahl: Diese Varianten und Kaliber der Sauer 505 gibt es – ab 3.230,- Euro geht es los

Sauer 505 Synchro XTC auf Schießstock im Revier.
Die Testversion der Sauer S 505 Synchro XTC zeichnet sich durch Carbon-Lochschaft und den kannelierten Lauf aus. Bei der 505er-Modellausstattung bietet Sauer viel Auswahl.

19 Kaliber sind bei der neuen Sauer S 505 im Angebot. Die Minis werden mit .222 und .223 Remington bedient, die Mediumklasse besteht unter anderem aus .243 und .308 Winchester, 6,5 Creedmoor, .30-06 Springfield, 8 x 57 mm IS und der 9,3 x 62 mm. Die Short Magnums sind .270 WSM, 6,5 PRC und 8,5 x 55 mm Blaser, als reine Magnumkaliber gibt es 7 mm Remington Magnum, .300 Winchester Magnum oder die .375 H & H Magnum. 

Auch bei den Schaftvarianten macht Sauer keine halben Sachen bei der S 505. Neben den üblichen Schönheiten aus Holz und auch in der extra für Damen konzipierten Artemis-Schäftung, gibt es den „klassischen“ Polymerschaft und die hier getestete Ausführung aus Kohlefaser. Die Holz-/Artemisfraktion (in den Holzklassen 2 bis 10) kann man wahlweise mit oder ohne in der Höhe verstellbarem Schaftrücken bekommen. Die Lochschäfte bieten dieses Feature serienmäßig. Insgesamt bietet Sauer so acht verschiedene Schaftvarianten an. Es werden nachfolgende Grund-Schaftvarianten angeboten:

  • ErgoMax Black, UVP: 3.230,- Euro
  • Synchro XT Black, UVP: 3.630,- Euro
  • ErgoLux UVP: 4.031,- Euro
  • Artemis/ ErgoCompact, UVP: 4.031,- Euro
  • Synchro XTC, UVP: 6.181,- Euro

Wem das mit der Qual der Wahl noch zu wenig ist, aufgemerkt: Es gibt noch drei unterschiedliche Ausstattungspakete, zwischen denen man wählen kann: Das Hauptaugenmerk dieser Pakete liegt auf den Oberflächen von Lauf, Verschluss und Gehäuse. Im Elegance-Paket (733,- Euro) werden Lauf und Gehäuse mit einer DLC-Beschichtung (Diamond Like Carbon) verfeinert. Der Verschluss hat einen Sonnenschliff. Zum Highland-Paket (931,- Euro) gehört ein kannelierter Lauf und die DLC-Beschichtung von Lauf, Gehäuse und Verschluss. Das günstigste Paket bekommt man mit der Outback-Ausstattung (328,- Euro). Hier gibt es die Beschichtung auf Lauf und Gehäuse, dazu eine Kammergriffkugel aus eloxiertem Aluminium und einen polierten Verschluss. Viele Ausstattungsdetails sind zudem einzeln als Option zu kaufen, etwa eine Heavy-Laufkontur oder eine Kannelierung. Die Übersicht der verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten und Kosten können Sie der aktuellen Sauer-Preisliste entnehmen (für DE/ pdf).

Unser Testmodell Sauer 505 Synchro XTC im technischen Detail 

Beginnen wir die „Liebe, die nie zu Ende geht“ mal beim ersten Eindruck von unserer Testwaffe. Die Sauer 505 war mit dem Synchro XTC-Schaft ausgestattet. Das „C“ steht für die Ausführung mit Carbon (Kohlefaser). Die Waffe hat ein Gesamtgewicht von ca. 3.230 g, inklusive der Sattelmontage und dem Zielfernrohr sind es 4.330 g. Die Lauflänge beträgt 51 cm. Wer ein Jünger von kurzen Läufen ist, kann den Repetierer auch mit einem 42 oder 47 cm „kurzem“ Lauf konfigurieren. Für die, die gern mehr von allem haben, auch mit einer Lauflänge von 56 cm. In den Magnumkalibern wird der Repetierer mit einem 62 cm langen Lauf ausgeliefert, optional mit 56 cm. Der kannelierte Lauf mit 17 mm Durchmesser an der Mündung bietet ein M15x1-Mündungsgewinde. Zur Auswahl steht weiterhin eine Laufkontur von 19 mm und einem entsprechenden M17x1-Gewinde.

Das skelettierte Sauer 505er Stahlgehäuse.
Das skelettierte Sauer 505er Stahlgehäuse ähnelt einer Brückenkonstruktion. Auf der Seite sieht man die zu lösenden Schrauben, die die Laufklemmung halten.

Das Herzstück der neuen Sauer S 505 bildet das Stahlgehäuse. Die Bauweise erinnert etwas an eine Brückenkonstruktion mit Streben zur Stabilisation. Es erscheint kompakt und trotz der kräftigen Skelettierung immer noch massiv. Die Konstrukteure haben ebenfalls viel Wert auf den Schlossgang gelegt. Dieser wird mit dem Attribut „seidenweich“ beworben und kann auch kaum besser beschrieben werden. Der Repetiervorgang flutscht nur so dahin.

Spannschieber der Sauer 505.
Der Spannschieber der Sauer 505 lässt sich geräuschlos und ergonomisch griff-günstig bedienen. Das rote „Tee“ verrät fühl- und sichtbar, ob die 505 gespannt ist.

Sauer setzt bei der S 505 auf eine Handspannung. Der Widerstand ist auch mit wenig Kraft gut zu überwinden, macht dabei aber nicht den Eindruck, als wäre er viel zu leicht. Der Druckknopf der Handspannung ist ergonomisch günstig geformt. Schiebt man den Spanner in Richtung Lauf, erscheint ein roter Pin ähnlich dem Tee beim Golf. Der Pin ist nicht zu übersehen und auch bei Dunkelheit sehr gut fühlbar. Zum Entspannen einfach noch etwas weiter in Richtung Lauf schieben, das Tee eindrücken und nach hinten kommen lassen. Der sogenannte „Quattro“-Abzug lässt sich auf vier unterschiedliche Gewichte einstellen und so der jeweiligen jagdlichen Situation beziehungsweise den persönlichen Vorlieben anpassen. Hat man den Vorderschaft entfernt, sieht man auf der linken Seite oberhalb des Abzuges die vier vormarkierten Stellungen für die voreingestellten Abzugsgewichte. Diese betragen 350, 750, 1.000 und 1.250 g. Wohldurchdacht auch die Magazinsicherung „Maglock“. Das Oberteil des Druckknopfes lässt sich verschieben. Sitzt es nicht genau über dem Knopf, ist das Magazin im Schacht verriegelt. Modularität ist vielen Anwendern heutzutage wichtig. Auch diesem Wunsch kann die Büchse entsprechen. Der Kaliberwechsel kann ohne weiteres zu Hause durchgeführt werden. Falls sich die Stoßbodenmaße der Kaliber unterscheiden, benötigt man allerdings einen neuen Verschluss, bei der Sauer 404 hätte es allein der preisgünstigere Wechsel des Verschlusskopfes getan. Die Läufe werden kalt gehämmert, die Oberfläche ist plasmanitriert. Sauer setzt auf die (Blaser-)Sattelmontage und erreicht damit wiederholgenaue Präzision.

Schaftjustierung der Sauer 505.
Von der Schaftjustierung bis zum Laufwechsel lassen sich alle wichtigen Anpassungsarbeiten mittels des in den Riemenbügel der Sauer S 505 integrierten Schlüssels bewerkstelligen.

Soll aus der ersten Verliebtheit was Ernstes werden, muss man sich das Objekt der Begierde genauer ansehen. Der Hinterschaft schließt mit einer Gummischaftkappe ab und vermittelt im Anschlag ein gutes Gefühl. Im Gummi befinden sich zwei Löcher. Grundsätzlich nichts Ungewöhnliches, möchte man vielleicht doch mal eine Kappe tauschen. Bei Sauer gehört das obere Loch jedoch zu der sechs Zentimeter in der Höhe verstellbaren Wangenauflage. Diese kann mittels verstecktem Innensechskant an den jeweiligen Benutzer angepasst werden. Der passende Inbusschlüssel ist in die Riemenbügelöse des Hinterschaftes integriert. Der Schaftrücken ist schnurgerade, die Öffnung für den Daumen im Schaft ist ausreichend dimensioniert. Umfasst man an den Pistolengriff, fühlt man sich sofort wohl. Scheint er zunächst doch ziemlich klobig und steil, ist er an den richtigen Stellen etwas schmaler und an anderen etwas üppiger gehalten. Der Kolbenhals ist sehr knapp bemessen. Aber es muss ja auch nichts darauf Platz haben, da die Waffe mittels Handspannung arbeitet. Auf der linken Seite steht neben dem Abzugsbügel ein kleiner Flügel heraus. Dieser kann in Richtung Schaft gedrückt werden und gibt damit die Verriegelung für den Verschluss frei und diesen aus dem Gehäuse zu entnehmen. Für kleine Finger ist dieses Ausstattungsmerkmal wunderbar, etwas breitere Fingern tun sich schwer und werden den Flügel wohl eher mit dem Fingernagel drücken.

Sauer 505-Verschluss mit sechs Verriegelungswarzen.
Zu den Markenzeichen der Baureihe Sauer 505 gehört der seidenweich in der Hülse gleitende Verschluss mit sechs Verriegelungswarzen.

Beim Bedienen des Verschlusses muss man lächeln. Er gleitet einfach so dahin, es gibt kein Kratzen, Hakeln oder Schnurren. Kein extra Geräusch stört das Ohr, einfach nur ein samtiges Schweben. Seine sechs Verschlusswarzen verriegeln direkt im Lauf. Das einreihige Kunststoff-Einsteckmagazin kann mit drei Patronen geladen werden. Das Befüllen klappt problemlos und auch das Repetieren der Patronen ins System funktioniert störungsfrei und ohne Hakeln. Eine Fischhaut sucht man sowohl am Pistolengriff als auch am Vorderschaft vergeblich. Aufgrund der Kohlefaseroberfläche ist der gesamte Schaft glatt. Der Vorderschaft schließt mit einer Tropfnase ab. Dort ist auch die zweite Riemenbügelöse untergebracht.

Die Optik im Test: Das Blaser Zielfernrohr B1 4-20 x 58 IC

Sauer 505 komplett von links, liegend auf Futteral im Revier.
Die Baureihe Sauer 505 ist ab Werk mit Aufnahmen für die Blaser-Sattelmontageausgestattet. Als Test-Zielfernrohr diente eine Blaser-Optik in Form eines 4 bis 20-fachvergrößernden Modells mit 58-mm-Objektiv und Absehen in der 1. Bildebene.

Für die Aufnahme einer Optik setzt Sauer auf eine (Blaser-) Sattelmontage – bewährt, präzise, klassisch. Für diesen Test wurde das Blaser-Zielfernrohrmodell B1 4-20 x 58 IC ausgewählt. „B1“ steht dabei für die erste Bildebene, in der sich das Absehen befindet. Die Abkürzung „IC“ bezieht sich auf die Illumination Control, wobei passend konfigurierte R8-Modelle von Blaser mit dem Zielfernrohr korrespondieren und die Beleuchtung beim Spannen der R8 eingeschaltet wird. Diese Optik bringt 885 g auf die Waage und hat eine Gesamtlänge von 365 mm. Der Turm links ist mit der Seitenverstellung belegt. Am Turm rechts kann die Parallaxe eingestellt werden. Dafür muss der hintere Verstellring angehoben und in die entsprechende Richtung verdreht werden. Bei 100 m rastet der Ring ein, er kann aber nach Anheben weiter verdreht werden. Am vorderen Ring lässt sich die Beleuchtung des Punktes verstellen. Der Trick ist, den Ring ebenfalls anzuheben und dann nach vorne oder hinten bis zum Anschlag zu bewegen. Ist die gewünschte Helligkeit erreicht, einfach loslassen. Um die Batterie zu wechseln, muss mit etwas Kraft das braune Argali-Plättchen abgeschraubt werden. Der Turm auf dem Mittelrohr fungiert als Absehenschnellverstellung (QDC: Quick Distance Control). Um einer ungewollten Verstellung vorzubeugen, muss auch hier der Ring zunächst angehoben werden, um drehen zu können. Wünscht man die Verstellung von Fleck auf GEE vorzunehmen, wurde bei vier Klicks schon ein kleiner Punkt gesetzt. Die Absehenverstellung pro Klick liegt entsprechend bei 1 cm auf 100 Meter. Der Preis für die Optik beträgt ca. 3.000,- €

Praxis-Test Die Sauer S 505 auf dem Schießstand und im Revier - sehr gute Präzision mit bleifreier Munition von GECO und RWS

Sauer 505 auf dem Schießstand.
Mit der Sauer S 505 auf dem Schießstand. Ein beeindruckendes Erlebnis, das nicht zuletzt dem weichen Schlossgang und dem tollen Abzug geschuldet ist.

Auf dem Schießstand wurde die Sauer S 505 mit sechs unterschiedlichen Laborierungen getestet. Als Sieger gingen daraus die bleifreien Laborierungen EVO GREEN von RWS und die GECO STAR mit jeweils Streukreisen von 14 mm hervor. 

Mit einer gut funktionierenden Testwaffe jagen gehen zu können, ist immer eine große Freude. Zeigt sich doch in der Praxis, ob es nicht doch irgendwelche Schwächen gibt. Noch in der Dämmerung am frühen Morgen konnte ich meinen Sitz beziehen. Einen Tag zuvor hatten wir an dieser Stelle einen Jährling und ein Schmalreh bestätigt. Mit dem Wärmebildgerät konnte ich alsbald eine Signatur ausmachen, jedoch im Stangenwald nicht ansprechen. Weitere zehn Minuten später war klar, dass es sich um ein Schmalreh handelte. Eine Lücke hatte ich mir schon ausgesucht, da tauchte wie aus dem Nichts plötzlich ein weiteres Stück auf und jagte das Schmalreh einen kleinen Buckel hinunter. Schade. Lautlos entspannte ich die S 505 wieder. Dann kam plötzlich wieder Bewegung in den Wald. Beide Rehe rannten auf den Sitz zu und verhofften etwa 20 Meter vor der Waldkante. Das Schmalreh brach im Schuss zusammen und das andere Stück sprang auf die angrenzende Wiese ab. Waidmannsheil und Waidmannsdank.


Testwaffe Sauer S 505 Synchro XTC: Technische Daten und Preis

Modell:Sauer 505 Synchro XTC
Kaliber:.308 Winchester
Kapazität:3 + 1 Patronen
Länge:1.015 mm
Lauflänge:510 mm (20“)
Dralllänge:1:11“
Abzugsgewicht:350  - 1.250 g
Gewicht:3.160 g
Links-/Rechts-Ausführung:Rechtsausführung
Preis:7.112,- Euro
Ausstattung:Handspannung, Carbon-Lochschaft, verstellbare Wangenauflage, Lauf-/Kaliberwechseloption, kannelierter Lauf, , gerändelte Alu-Kammergriffkugel, DLC-Beschichtung auf Lauf, Gehäuse und Verschluss.

Liebe auf den ersten Blick? Test-Fazit zur Sauer 505 Synchro XTC

Musste ich anfänglich noch sehr über die leicht anmaßende Arroganz der Werbeslogans schmunzeln, verging mir das Lachen recht schnell, denn alles bewahrheitete sich. Was bei der Sauer 404 an Extras zu extra war, wurde konsequent bei der 505 weggelassen. Wer bereits eine 404 sein Eigen nennt, jedoch auf das System der 505 wechseln möchte, kann dies ohne weiteres tun, denn die Läufe und Schäfte der 404 passen dazu, lediglich die Magazine nicht. Aber zurück zu der neuen Liebe: Die Verarbeitung des Carbon-Schaftes ist makellos. Gibt es sonst mal den einen oder anderen Grat oder stimmen die Spaltmaße vielleicht nicht, kann man bei der Sauer S 505 gern ein Haar in der Suppe suchen, man findet keines. Selbstverständlich bieten auch andere Hersteller verstellbare Wangenauflagen an, jedoch sind an den meisten Schäften dann irgendwelche Schrauben oder Druckknöpfe, die das Gesamtbild stören. Sauer hält alles clean und legt einfach ein kleines Werkzeug bei, mit dem alles sehr einfach und kommod verstellt wird. Und dieses eine Werkzeug funktioniert für alles an dieser Waffe. Der Vorderschaft kann damit gelöst werden, der Quattro-Abzug damit verstellt und sogar die Laufklemmung könnte man damit zur Not öffnen, wobei ein großer Innensechskant wohl in diesem Fall die erste Wahl wäre. Die Handspannung funktioniert tadellos und der Schlossgang extrem geschmeidig. Der Kalibertausch ist kinderleicht. Die zu lösenden Schrauben sind nummeriert und die einzelnen Arbeitsschritte fast selbsterklärend.

Dürfte ich nur ein einziges Wort benutzen, um die Sauer S 505 zu beschreiben, wäre es „Perfekt“. Vielen Dank für dieses unfassbar schöne Gewehr, bei dem man wirklich nicht anders kann, als sich zu verlieben.


Dieser Test erschien auch in der VISIER 6/2024. Dort ist auch die komplette Schießtabelle mit den Ergebnissen der sechs Testlaborierungen enthalten. Sie können die Ausgabe – auch als ePaper – im VS Medien-Onlineshop kaufen.

Weitere Informationen und einen Überblick über alle Modellvarianten erhalten Sie auf der Webseite von Sauer.

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