Auf Stippvisite bei Huglu in der Türkei: Einblick in Historie, Portfolio und Fertigung des aufsteigenden Herstellers von Flinten sowie Repetierbüchsen und noch einigem mehr…

In der Lounge des Showrooms gibt es auch  Waffen aus den frühen Jahren von Huglu zu sehen.

Im Bereich des Büchsenmacherhandwerks blickt Huglu auf eine über hundertjährige Tradition zurück, die nach dem Ersten Weltkrieg in dem zentralanatolischen Bergort ihren Anfang nahm, von dem das heutige global agierenden Unternehmen seinen Namen hat. Huglu, ist ein idyllisches Örtchen im Bezirk Beysehir und liegt in einem landwirtschaftlich kaum nutzbaren, kargen Gebiet in 1.410 m Höhe im Taurusgebirge. Huglu ist 32 km von der Kreisstadt Beysehir entfernt und liegt rund 130 km westlich der Provinzhauptstadt Konya. Laut der Firmenhistorie gründete ein nach dem Ende des Ersten Weltkrieges heimkehrender Soldat namens Mustafa eine Waffenwerkstatt in Huglu. Mustafa hatte die nötigen Kenntnisse zur Reparatur von Waffen während seiner Dienstzeit erworben und reparierte zunächst die Waffen seiner Verwandten und später dann auch die von anderen Jägern aus der Region. Schließlich begann er wohl auch damit, selbst Waffen für die Jagd zu fertigen. Sein Beispiel machte Schule, und auch andere handwerklich versierte Bewohner von Huglu verlegten sich auf das Herstellen von Waffen. Es anstanden zahlreiche kleine Werkstätten auf diesem Sektor. Wobei hier die in der Region als Jagdflinten verbreiteten einläufigen Kipplaufwaffen im Vordergrund standen.

Gründung der Jagd- und Feuerwaffen-Kooperative Huglu

Bis heute dient der Doppeladler als  Markenzeichen und Symbol des Zusammenhalts der Kooperative Huglu. Hier begrüßt er die Besucher und Mitarbeiter über dem Eingang der Firmenzentrale in Huglu.

Nach dem Motto „gemeinsam erreichen wir mehr“, schlossen sich dann im Jahr 1962 insgesamt 165 Mitglieder zur Huglu-Jagdwaffen-Kooperative zusammen. Als Markenzeichen wählten sie den seldschukischen Doppeladler, der auch im Wappen der Provinz Konya zu finden ist und als Symbol für den Zusammenhalt und Traditionsbewusstsein der Kooperative stehen soll. Mit der Kooperative kam dann auch die erste Produktlinienerweiterung und in Huglu entstanden jetzt auch Quer- sprich Doppelflinten für den Jäger. Der kooperative Zusammenschluss führte aber auch zu einer strukturierten und kontrollierten Arbeitsweise. Und auch gegenüber der Regierung konnte man aufgrund des stetig wachsenden Geschäftserfolgs seine Interessen besser vertreten. So erfolgte 1972 schließlich die lange ersehnte Elektrifizierung von Huglu, was sich selbstredend auf die maschinelle Waffenfertigung auswirkte. Wobei die traditionsbewussten Handwerker nie ihre kunsthandwerkliche Tradition aus den Augen verloren haben und parallel zur maschinellen Serienproduktion immer auch die Fertigung in Handarbeit hochgehalten haben – und das bis heute. Aber zurück zur Historie:

In 1980er Jahren stießen die ersten Bockflinten zum Portfolio hinzu. Aber der Fokus lag immer noch auf dem Konstruktionsprinzip „Kipplaufwaffe“, bis in den 1990ern schließlich auch Selbstladeflinten und Vorderschaft-Repetierflinten ins Programm aufgenommen wurden. 2018 produzierte Huglu sein erstes Repetiergewehr im Kaliber .308 Winchester. Bis heute beschränkt sich der türkische Hersteller allerdings auf dieses auch von der NATO als Kaliber 7,62 mm x 51 standardisierte Kaliber bei seinen inzwischen an Jäger und Sportschützen adressierten Langwaffen für Zentralfeuermunition.

Expansion und neue Geschäftsfelder bei Huglu

2019 und 2020 könnte man als Jahre der Expansionen bei Huglu bezeichnen. So schuf man 2019 mit der auf Pressluftgewehre spezialisierten Marke Effecto nicht nur einen Ort, an dem man das ebenfalls seit über 100 Jahren im Unternehmen vorhandene Wissen auf dem Gebiet der Druckluftwaffenherstellung einfließen lassen konnte, sondern erweiterte zugleich auch das Know-how und Fertigungskapazitäten im Bereich der Kunststoffspritzguss-Technik. Die Effecto PCP Air Guns werden in einem Zweit-Werk von Huglu mit rund 2.000 Quadratmetern Produktionsfläche in der Kreisstadt Beysehir gefertigt.

2020 fielen die nächsten Entscheidungen, um den Geschäftsbereich der Kooperative zu vergrößern: Zunächst beschloss der Vorstand von Huglu in einem Gebäude in der Innenstadt eine Textilfabrik auf einer Fläche von 800 m² zu gründen, wobei auch 45 neue Arbeitsplätze für weibliche Beschäftigte geschaffen wurden. Bei den Textilien, die dort gefertigt werden, handelt es sich unter anderem um moderne Funktionskleidung, die zusammen mit weiteren Ausrüstungsartikeln für Jäger, Sportschützen und Naturliebhaber unter der Marke Huglu Outdoor vertrieben wird.

Im Hauptwerk entstehen auch die für das Schwesterunternehmen Huglu Savunma A.S.  gefertigten Mohac-Maschinenpistolen.

Und Ende 2020 beschloss der Vorstand dann auch noch, ein Schwesterunternehmen namens Huglu Savunma A.S. zu gründen. Savunma ist das türkische Wort für Verteidigung und damit ist auch die Ausrichtung des neuen Unternehmens gleich klar: Hier will man sich auf Waffen für den militärischen und behördlichen Bereich konzentrieren. Ein erste Produkt für diese Kategorie hat Huglu mit der Maschinenpistolen-Reihe Mohac im Kaliber 9 mm Luger auch bereits am Start.

Diese entstehen wie aller Feuerwaffen von Huglu dann im 20.000 Quadratmetergroßen Hauptwerk, das am östlichen Rand des zentralanatolischen Bergdorfs liegt.

Blick in die Waffenfertigung bei Huglu

Sonderbestellung: Huglu-Außenhandelsmanager Ömer Sari präsentiert hier eine auf Kundenwunsch angefertigte, besonders edel gearbeitete und aufwendig  gravierte Bockflinte im Kaliber .410 mit exklusivem Schaftholz.

Dank einer durch den deutschen Importeur HUNTEX vermittelten Einladung, hatten wir die Gelegenheit uns selbst ein Bild von der Fertigung bei Huglu zu verschaffen. Dort erfolgt sowohl die Herstellung nahezu aller Waffenteile und insbesondere auch die Büchsen- wie auch der Flintenlauffertigung unter stetiger Qualitätskontrolle auf dem hauseigenen Maschinenpark, der inzwischen aus mehr als 100 modernen CNC-Maschinen besteht, ergänzt von einem High-Tech Labor, hauseigenen Wärmebehandlungsanlagen sowie einer Beschichtungsabteilung. Lediglich einige Kleinteile wie etwa Schrauben und Federn kauft man – wie andere große Waffenhersteller auch – zu. Neben den modernen Fertigungsanlagen setzt Huglu aber auch weiterhin auf traditionelle Handarbeit, so verdienen etwa oft mehrere Generationen einer Familie ihren Lebensunterhalt bei der Schaftherstellung und Bearbeitung, beim Garnieren von Läufen oder beim Anbringen von Gravuren auf den Metallteilen edler Jagdwaffen. Wobei hier dann noch der Vater sein Wissen auf traditionelle Art an die Söhne sowie der Großvater an die Enkel, oder der Onkel an die Neffen weitergibt…

Alles in allem kann man der 1962 gegründeten Kooperative aber guten Gewissens bescheinigen, dass sie produktionstechnisch zukunftssicher im 21. Jahrhundert angekommen sind und hier absolut „State of the Art“ liegen.

Wenn Sie sich selbst einen Eindruck von der Waffenfertigung bei Huglu machen möchten, dann sollte Sie sich unbedingt das oben verlinkte Video mit einem Blick in die heiligen Hallen des Stammwerks in Huglu anschauen. 

Im Rohmateriallager von Huglu warten unter anderem Stahlrohre und -stangen darauf, dass sie zu Flinten respektive Büchsenläufen weiterverarbeitet werden.
Im Hauptwerk von Huglu gibt es mehr als 100 moderne CNC-Maschinen, die für die Waffenherstellung eingesetzt werden könnnen.
Seit 2018 entstehen bei Huglu neben Flinten auch Repetierbüchsen. Hier sieht man neben zwei fertigen Waffen auch noch einige Zylinderverschlusssysteme samt Lauf.
Ein Ständer mit mehr oder weniger bearbeiteten Stahlbaskülen, die später einmal bei Huglu die Herzstücke von Bockflinten werden sollen.
In der CNC-Maschine gefräste Systemgehäuse für Selbstladeflinten wurden von diesem Huglu-Mitarbeiter von Hand nachbearbeitet.
Huglu verfügt im Hauptwerk über ein immenses Holzlager mit Blöcken aus türkischem Nusssbaumholz in unterschiedlichen Klassen.
Hier erhält der Hinterschaft einer Huglu-Flinte sprichwörtlich seinen "letzten Schliff" von einem erfahrenen Mitarbeiter in der Holzbearbeitung. 
Huglu verfügt über eine eigene Abteilung, die sich um die Wärmebehandlung von unterschiedlich großen Metallteilen kümmert. 
Währen der Produktion werden bei Huglu die Teile laufend per Hand auf die Einhaltung der vorgegeben Toleranzen kontrolliert.
Der Graveur versieht hier den Toplever einer Flinte mit dem doppelköpfigen Adler, der Huglu seit 1962 als Markenzeichen dient.

Aktuelle Jagd- und Sportwaffen von Huglu im Überblick

Huglu Premium Guns: Hier jeweils drei Flinten aus den Premium-Linien SLX (oben) und drei aus der CLX -Reihe.

Die aktuelle Produktpalette der Huglu-Waffen umfasst, wie bereits aus der Firmenhistorie ersichtlich wurde, eine ganze Reihe an verschiedenen Jagd- und Sportwaffen. Wenn inzwischen auch die seit 2018 unter der Modellbezeichnung Ovis ins Fertigungsprogramm aufgenommen Repetierbüchsen vermehrt nachgefragt werden, ist das Gros der produzierten Waffen immer noch im Bereich der Flinten zu finden ist. Hierzu zählen neben  den Premium-Doppelflintenmodellen der Serie CLX und den Premium-Bockflinten der Reihe SLX auch die jagdlichen Bockflinten der Serien 103, 104 und Ventus auch die diversen Ausführungen der 200er-Reihe sowie die primär für den Sportschützen konzipierten Bockflintenmodelle HT-14 sowie TRP und speziell für Trap- oder Skeetschützen konzipierte Ableger davon. Hinzu kommen die auf dem unter Ausnutzung des Rückstoßes ladenden Inertia-System basierten Selbstladeflinten der eher jagdlich ausgerichteten Baureihe Renova, die eben wie die mittels Gasdrucklader-System operierenden auch sportlich und taktisch einsetzbaren Veron-Modelle über ein Röhrenmagazin verfügen. Insbesondere für den dynamischen Sportschützen sind dann aber auch noch die ebenfalls halbautomatischen Gasdrucklader der Baureihe XR-8 mit Kastenmagazin im AR-Style im Programm von Huglu zu finden. Wer Repetierflinten mit Pump Action, zu Deutsch: Vorderschaftrepetierflinten, bevorzugt, der wird bei der Modellreihe aTROX ebenso fündig, wie derjenige der eine preisgünstige Einlaufflinte sucht, beim Modell 301, das sowohl jagdlich wie auch beim American Trap zum Zuge kommen kann. Damit sind wir schon bei der internationalen Ausrichtung der einst auf die eigene Region beschränkte Kooperative angelangt, die heute ihre Waffen weltweit in rund 50 Länder exportiert und sich nicht nur einen Platz unter den führenden Waffenherstellern ihres Landes erobert hat. Neben dem Einblick in die Fertigung liefert unser oben verlinktes Video auch einige actionreiche Schießszenen mit Waffen von Huglu.

Der Autor konnte nach der Werksbesichtigung bei Huglu noch ein paar Waffen auf dem nahe dem Werk gelegenen Schießstand abgeben. Hier schießt er gerade mit einer Repetierbüchse Modell Ovis G2 aL Black im Kaliber .308 Winchester.

Einige der von Importeur HUNTEX nach Deutschland importierten Huglu-Waffen haben wir hier auf all4shooters.com oder all4hunters.com bereits ausführlich vorgestellt und getestet:

Testbericht Huglu Repetierbüchse Ovis G2 Long Range im Kaliber .308 Winchester

Testbericht Huglu Selbstladeflinte XR-8 Pro im Kaliber 12/76

Testbericht Huglu Bockflinte HT-14 Sporting im Kaliber 12/76

Testbericht Vorderschaft-Repetierflinte Victor P Tac Tactical und Victor P Tac Home Defence (by Huntex) im Kaliber 12/76


Auf dieser englischsprachigen Firmen-Webseite finden Sie weitere Informationen zum Waffenhersteller Huglu.

Hier erfahren Sie mehr über den deutschen Importeur Huntex GmbH und weiteren Marken aus dessen Lieferprogramm.